Wie prognostisiert, bestätigt nun auch die Publikumsumfrage von 20 Min:
Blatters Glaubwürdigkeit ist im Keller
aus 20 Min:
«Blatters Zeit ist eindeutig abgelaufen»
von Olaf Kunz - Die überwiegende Mehrheit hält
Sepp Blatter für korrupt, wie eine aktuelle Umfrage von 20 Minuten
Online zeigt. Doch die Fifa hat ein noch weitaus grösseres Problem.
Glauben Sie, dass Sepp Blatter korrupt ist?Ja, davon bin ich überzeugt.: 85.9 %Ja, aber nur ein wenig.: 6.6 %Keine Ahnung.: 4.2 %Nein, das glaube ich nicht.: 3.3 %Ja, davon bin ich überzeugt.: 85.9 %
Trotz Persilschein
durch die Ethikkommission: Sechs von sieben Befragten glauben dem
Urteil nicht und wittern auch hinter Blatters Geschäftsgebahren krumme
Machenschaften.
Quelle: 20 Minuten Online
Derzeit überschlagen sich die Ereignisse bei der Fifa -
Korruptionsvorwürfe hier, Rücktritt da und Blatter selbst im Fadenkreuz
der Kritik. 20 Minuten Online wollte daher von seinen Lesern wissen, wie
sie über die Fifa denken. Die Ergebnisse zeigen ein überaus
erstaunliches Bild. So stimmt die Mehrheit der Teilnehmer an der nicht
repräsentativen Erhebung der Kommission im Fall Bin Hammam bei. 55
Prozent sind überzeugt, das der Blatter-Herausforderer korrupt ist. Was
hingegen die weisse Weste von Sepp Blatter betrifft, so hat diese in in
den Augen der Öffentlichkeit ganz offensichtlich grosse, hässliche
Flecken: Erschreckende 85 Prozent der rund 10 000
Umfrageteilnehmer sind sich sicher: Der Verbandschef hat sich ebenfalls
der Korruption schuldig gemacht. Das ist mehr als eine blosse
Verwarnung. Lediglich klägliche 3,3 Prozent teilen die Auffassung, dass
sein Geschäftsgebahren ein ehrliches ist, so das Ergebnis einer nicht
repräsentativen Umfrage von 20 Minuten Online. Doch das
Glaubwürdigkeitsproblem hat noch deutlich gravierendere Dimensionen.
Die grosse Fifa-Umfrage
Insgesamt haben sich an der nicht repräsentativen Umfrage auf 20 Minuten Online 11 151
Internetnutzer beteiligt. Davon 9980 Männer und 1164 Frauen. Unter
allen Teilnehmern sind 17,3 Prozent aktive Fussballer. Die Umfrage wurde
am Montag, 30. Mai, um 17 Uhr aufgeschaltet. Bis Dienstag, 13.15 Uhr,
konnten die Leser teilnehmen.
Alle Ergebnisse der grossen Umfrage gibt es hier >>
«Ein grober Fehler»
In einem Kommentar zu den Vorgängen
der vergangenen Tagen rund um die Fifa spricht Leserin Gisi Vogt aus,
was viele denken: «Ich persönlich traue niemandem vom Executive
Committee. Der Eine zeigt auf den Anderen und sagt, er sei korrupt.
Wirkt wenig vertrauenseinflössend.» Das belegen die Umfrageergebnisse
eindeutig. So sollten die Teilnehmer auf einer Skala von 0 (überhaupt
nicht) bis 10 (vollkommen) festlegen, für wie korrupt sie die Fifa
insgesamt halten. Das erschütternde Ergebnis: Der Durchschnitt des
gefühlten Korruptionslevels liegt bei 8,9. Und 54 Prozent der Befragten
haben gar eine 10 vergeben. Die Fifa hat ein offensichtliches
Glaubwürdigkeitsproblem. Allein: Sepp Blatter will davon nichts wissen.
Bei der Medienkonferenz am Montagabend fragte er provokativ zurück:
«Krise? Was ist eine Krise?» Diese Haltung kommt einem böswilligen
Nachtreten gleich.
Dieser Meinung sind auch
Krisen-Kommunikationsexperten: «Aus kommunikativer Sicht ist das Leugnen
des offensichtlichen Problems ein grober Fehler. Die Strategie stärkt
eher das öffentliche Misstrauen gegen die Fifa. Somit tut Sepp Blatter
sich und dem Verband damit alles andere als einen Gefallen», ist Hanning
Kempe, Geschäftsführer der PR-Agentur Gryling in Zürich, überzeugt. Für
ihn hat die Fifa ein massives Transparenzproblem. Deshalb finde eine
Vorverurteilung durch Aussenstehende statt. «Im Zweifelsfall urteilen
die Leute nicht pro sondern contra.»
«Der Fisch stinkt vom Kopf her»
Da
nützt auch die eingesetzte Ethikkommission nicht. Ganz im Gegenteil:
«Es ist eine Farce – der Fisch stinkt vom Kopf her». Dieser Aussage zur
Glaubwürdigkeit dieses Untersuchungsgremiums stimmen knapp 70 Prozent
zu. Davon zeugen auch viele Leser-Kommentare: «Ich glaube nicht, dass
die Ethikkommission, welche von Blatter selbst ins Leben gerufen wurde,
über ihren Napoleon richtet», schreibt zum Beispiel Stefan Glattbach.
Und «Der Philosoph» setzt zur verbalen Blutgrätsche an: «Wie, die
Ethikkommission gehört zur Fifa selbst? Also ein blosses
Marketinginstrument, um zu demonstrieren, dass man intern doch noch
etwas für die guten Werte tue.»
Der einzig mögliche Ausweg aus
diesem Dilemma für den Kommunikationsprofi Kempe: «Der Verband müsste
zunächst externe Personen ohne Glaubwürdigkeitskonflikte mit dieser
Arbeit betrauen. Und diese Personen müssten alle Ecken beleuchten und
anschliessend ein entsprechendes Regelwerk aufstellen dürfen. Das ist
keinesfalls ungewöhnlich, sondern in Unternehmen und Regierungen sogar
Usus.» Offenbar gibt es aber keine Pläne in diese Richtung. Zumindest
gab es in der jüngsten Pressekonferenz keinerlei Anzeichen für eine
solche Offensiv-Massnahme.
Schweizer würden Blatter nicht mehr wählen
Dennoch
ist das Glaubwürdigkeitsproblem des Weltfussballverbands ganz
offensichtlich auch ein persönliches des Fifa-Präsidenten: «Nach einem
Auftritt wie gestern bei der Medienkonferenz müsste Blatter eine
180-Grad-Kehre hinlegen und sehr viele umfassende Massnahmen einleiten.
Erfahrungsgemäss fällt das Personen in grossen Organisationen und
Unternehmen, die ein System so lange geprägt haben, eher schwer», so
Kempe. «Ich glaube nicht, dass der Fifa dies mit Sepp Blatter als
Präsidenten gelingen wird.»
Finden Sie Blatters Kandidatur richtig?Nein, er solltedas Feldanderen überlasen: 82.4 %Ja, er istein fähigerMann: 8.9 %Weiss nicht: 8.7 %Nein, er solltedas Feldanderen überlasen: 82.4 %
Genug Blatter - finden die Leser. Sie sind der Meinung, jemand anderes sollte das Ruder übernehmen.
Quelle: 20 Minuten Online
Diese Meinung scheint auch in der Öffentlichkeit weit verbreitet.
«Blatters Zeit ist eindeutig abgelaufen», ist der Tenor in den
Leser-Kommentare – auch wenn einzelne das anders sehen und ein Loblied
auf den Präsidenten anstimmen. Doch die nackten Zahlen sprechen eine
klare Sprache: 75 Prozent der Befragten würden Sepp Blatter bei der für
Mittwoch anstehenden Wahl ihre Stimme gänzlich verweigern. Weitere 19,6
Prozent würden lediglich dann für ihn als Präsidenten votieren, wenn es
keinen Gegenkandidaten gibt – was seit dem Rückzug von bin Hammam der
Fall ist. Dennoch haben Beobachter keinen Zweifel daran, dass der
Walliser morgen wieder gewählt wird. Die Frage ist lediglich, mit wie
vielen Stimmen.
Kommentar: Blatter wird gewählt werden. Doch seine Glaubwürdigkeit ist weg. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Blatter dieser Imageverlust in der Oeffentlichkeit nichts ausmacht. Dies wäre nur bei einer Person mit einer Wahrnehmungsverzerrung denkbar.