Unprofessionelles Kommunikationsverhalten der UBS in der jüngsten Krise
Jede Bank weiss: Vertrauen ist die wichtigste Währung einer Bank. Die UBS musste nach der letzten Reputationskrise mit einer teuren PR Kampagne versuchen, beim verlorenen Vertrauen wieder Boden wett zu machen. vor Tagen brachte es nun ein Mitarbeiter der Grossbank fertig, die UBS erneut in eine Krise zu stürzen, indem es ihm gelang, sage und schreibe 2 Milliarden Franken in den Sand zu setzen. Keine Bagatelle. Nicht nur die Medien interessieren sich umgehend, wie so etwas überhaupt möglich sein konnte, nachdem die Kontrolle angeblich verbessert worden sein soll. Alle Fachleute waren sich einig: so etwas darf nicht passieren. Vor allem nicht in dieser Höhe
Ein Musterbeispiel, wie man in Krisen nicht kommunizieren darf! Wenn die internen Sparübung durch ein Fehlverhlaten eines einzelnen Mitarbeiter zu Nichte gemacht werden kann, so darf die Oeffentlichkeit erwarten, dass sich die UBS Spitze persönlich zu Wort meldet. Bundesrat Villiger wollte zuerst auch schweigen. Er musste dann zwangsläufig an einer Veranstaltung doch noch kurz das gravierende Vorkommnis ansprechen. Die Aussage, es gebe keine absolute Kontrolle. Betrug sei in jedem System möglich, kam einer Selbstschutzbehauptung gleich. Selbst wenn Fakten geklärt werden müssen, will man von Chef persönlich hören, dass das Vorkommnis keine Bagatelle ist und die Führungsspitze muss zudem sagen, was geklärt wird und welche Sofortmassnahmen vorgekehrt werden, damit der Schaden eingegrenzt werden kann. Villiger habe ich sonst nicht als Schönredner erlebt.
Medienechos (Aus 20 Min):
Milliarden verzockt und keiner hats gemerkt: Die Schweizer Medien gehen mit der Führungsriege der UBS hart ins Gericht. Aber auch die Politiker kriegen ihren Anteil.
Bildstrecken Spektakuläre Betrugs- und Zockerfälle der Finanzbranche UBS plant offenbar massive Kürzungen im Investmentbanking
Die Großbank UBS will offenbar mehrere Tausend Stellen im Investmentbanking streichen. Wie der schweizerische «Tagesanzeiger» am Freitag unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtete, sollen die genauen Pläne auf einem Investorentag am 17. November vorgestellt werden.
Bereits im August hatte die Bank angekündigt, bis 2013 insgesamt rund 3.500 Stellen zu streichen, um die jährlichen Kosten um etwa zwei Milliarden Franken (1,7 Milliarden Euro) zu senken.
Am Donnerstag war bekannt geworden, dass ein Händler der Investmentabteilung mit nicht autorisierten Geschäften zwei Milliarden Dollar (1,45 Milliarden Euro) Schaden verursacht hat. (sda)
Die UBS-Personalverantwortlichen hätten um die Problematik von A.s Profil gewusst, so der «Blick». Wie andere Finanzbetrüger arbeitete der Händler früher im Backoffice und hatte das Know-how, das ihm bei der Kaschierung von Geschäften nützte. Doch schwerwiegender als falsche Personalentscheide sei das Geschäftsmodell des Investment Banking: Aggressivität zahlt sich aus, sprich: Damit können hohe Boni verdient werden. «Der frühere Händler Oswald Grübel hat diese Zockerkultur goutiert und gefördert. Dass die umstrittene Sparte vornehmlich Verluste schrieb, schien er bewusst in Kauf zu nehmen,» so der «Blick» weiter. Schlimmer als der finanzielle Verlust sei der Vertrauensverlust der Bank.
Effekt ist verheerend
Der Kommentar in der «Neuen Zürcher Zeitung» stösst ins gleiche Horn, geht aber noch einen Schritt weiter. Nicht nur sei das Vertrauen in die UBS angeschlagen, sondern in den Schweizer Finanzplatz. Das Imageproblem sei gravierend. «Die Frage sei erlaubt, warum es trotz verschärften internen Vorschriften und straffer geführten Linienkompetenzen immer noch möglich ist, solche Summen unkontrolliert in den Sand zu setzen. Wer immer hier welche Schlampigkeit begangen hat – der Effekt ist verheerend und schadet just dem, was die Banken fordern: einem ‹sauberen› Finanzplatz (...).»
Und weiter an einer anderen Stelle in der NZZ: «Ernüchtert muss jetzt zur Kenntnis genommen werden, dass Oswald Grübel seiner Forderung nach Nulltoleranz in der UBS nicht die nötige Nachachtung verschafft hat.» Der nach der Subprime-Krise versprochene Kulturwandel sei nicht eingetreten. Ein Köpferollen in der Teppichetage der UBS zu fordern, sei aber noch zu früh. Zuerst müssten die Hintergründe, die zum enormen Verlust führten, geklärt werden. Bis dann könnten die Führungsverantwortlichen der UBS nicht ruhen.
Luft wird dünner
Der «Tages-Anzeiger» folgert aus dem Zockerfall aus London, dass die Luft für Oswald Grübel und Verwaltungsrat Villiger dünner geworden ist, da sie sich bis heute gegenüber der Kritik an der Einheitsbank mit dem integrierten Investmentbanking immun zeigten. Die Zeitung spekuliert, dass ein baldiger Abgang von Grübel und der Rücktritt des Chefs des Investmentbankings, Carsten Kengeter, wahrscheinlich sei.
Für die welsche Tageszeitung «Le Temps» ist ein Rücktritt von Grübel eine «Frage der Moral». Der Milliardenverlust sei «ein Unfall zu viel». Nichts gelernt, so auch das harte Urteil des Kommentars in der «Zürichsee-Zeitung»: «Wenn der UBS noch irgendetwas an ihrer Reputation und Selbstachtung gelegen ist, dann bleibt ihr nur ein Ausweg: sich so schnell wie möglich vom Konzernchef zu trennen,» so das Fazit der Zeitung.
Nach der Finanzkrise von 2008 versprach die UBS, die Investmentbanker an die kürzere Leine zu nehmen. Sollten sich diese Versprechen nun bei der Aufarbeitung der jüngsten Affäre als Luftblasen erweisen, müssen Köpfe rollen, so das «St. Galler Tagblatt». Wer als gebranntes Kind im Risikomanagment wiederholt versagt, hat an der Spitze eines globalen Finanzkonzerns nichts zu suchen. «Zur Tagesordnung übergehen kann die UBS keineswegs.»
Auch Politiker in der Kritik
Im «10vor10» von Donnerstagabend zeigte sich Bankenexperte Hans Geiger schockiert. Er glaubt, dass es im UBS-Skandal Mitwisser gibt. Ein Rücktritt von CEO Grübel sei aber noch zu früh: «Ich denke, man muss in die Zukunft schauen und fragen: Was ist das beste für die Bank, für ihre Kunden, für das Personal und für die Aktionäre. Eine Zukunft mit Oswald Grübel oder ohne ihn: Wir wissen im Moment noch zu wenig.»
Die «Berner Zeitung» kritisiert vor allem die Schweizer Politiker und moniert, dass der neue Skandal im Nationalratssaal (Debatte zur Grossbankregulierung «Too big to fail», Anm. d. Red.) kaum zu einem Umdenken geführt hat. Nationalräte lasen von ihren Manuskripten, als wäre in London nichts passiert. «Die Meinungen sind gemacht. Man will die Grossbanken nicht dazu zwingen, das riskante Investmentbanking abzustossen.»