STEUERSTREIT DEUTSCHLAND-SCHWEIZ:
Heiligt jedes Mittel (auch ein illegales) den Zweck?
Ist es nicht sonderbar, wenn Datendiebstahl geschützt wird und Deutschland Fahnder beauftragen, Gesetze zu missachten? Unsere Nachbarn drehen den Spiess um und beschuldigen die Bestohlenen.
Eine verkehrte Welt!
Haftbefehl gegen deutsche Steuerbeamte
Die Schweiz erlässt einen Haftbefehl gegen drei
deutsche Steuerfahnder, wegen Verdachts auf «nachrichtliche
Wirtschaftsspionage». Die Aktion sei nicht politisch motiviert, sagt der
Bundesanwalt.
Die «Financial Times Deutschland» von heute.
Die Schweiz hat Haftbefehl gegen drei deutsche Finanzbeamte erlassen.
Sie sollen 2010 den Ankauf einer Steuersünder-CD an das Bundesland
Nordrhein-Westfalen (NRW) mit ausgehandelt haben. Bundesanwalt Michael
Lauber sagte im Schweizer Radio DRS, es bestehe der konkrete Verdacht,
dass in Deutschland «klare Aufträge zum Ausspionieren von Informationen
der Credit Suisse» gegeben wurden.
Die Bundesanwaltschaft hat die
deutschen Behörden in diesem Fall um Rechtshilfe ersucht, wie Jeannette
Balmer, Mediensprecherin der Bundesanwaltschaft, gegenüber
baz.ch/Newsnet bestätigt. Einzelheiten zum Rechtshilfersuchen oder zum
laufenden Verfahren könnten im jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt gegeben
werden.
Steuer-CD für 2,5 Millionen Euro
Zuvor hatte
bereits das Finanzministerium von Nordrhein-Westfalen einen vorab
veröffentlichten Bericht in der Zeitung «Bild am Sonntag» bestätigt.
Demnach wird den Steuerfahndern «nachrichtliche Wirtschaftsspionage»
vorgeworfen.
Das Land Nordrhein-Westfalen hatte 2010 die CD mit Daten
deutscher Kunden der Credit Suisse
für 2,5 Millionen Euro von einem Informanten gekauft. Die drei
beschuldigten Steuerfahnder sollen in den Augen der Schweizer Justiz bei
den Verhandlungen beteiligt gewesen sein. Bei einer Einreise in die
Schweiz riskieren sie eine Verhaftung.
Der in diesen Fall
verwickelte ehemalige CS-Mitarbeiter S.L. wurde im Dezember 2011 mit
einer Geldstrafe für den Diebstahl und die Weitergabe von
Bankkundendaten bestraft. Laut der damaligen Klageschrift blieben jedoch
«verschiedene Rechtshilfeersuchen der Bundesanwaltschaft an die
deutschen Behörden (...) unbeantwortet», wie
baz.ch/Newsnet berichtete.
Schäubles verständnisvolle Reaktion
Bundesfinanzminister
Wolfgang Schäuble hält die Ausstellung von Haftbefehlen der Schweiz
gegen drei Steuerfahnder aus Nordrhein-Westfalen für nachvollziehbar.
«Die Schweiz hat ihr Strafrecht und in der Schweiz ist die Verletzung
des Bankgeheimnisses mit Strafe bedroht», sagte er nach einem Treffen
mit EU-Ressortkollegen in Kopenhagen.
«Nur Pflicht getan»
Der
ehemalige deutsche Finanzminister Peer Steinbrück hat sich an einem
Sonderpartei der SPD in Nordrhein-Westfalen gegenüber DRS zum Fall
geäussert:
«Die Schweiz verwechselt Ursache und Wirkung. Was die
nordrhein-westfälischen Finanzbeamte machen, ist die Wirkung davon, dass
die Schweiz beziehungsweise die Schweizer Bankinstitute vorsätzliche
deutsche Steuerbürger zum Steuerbetrug einladen. Das ist der Skandal.»
Auch
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft von der sozialdemokratischen
SPD reagierte empört.
«Für mich ist das ein ungeheuerlicher Vorgang»,
sagte sie zur Zeitung «Bild». «Wir verwahren uns als Land
Nordrhein-Westfalen davor, dass unsere Mitarbeiter in ein kriminelles
Licht gerückt werden.»
Kraft stellte sich ausdrücklich hinter ihre
Beamten: «Die NRW- Steuerfahnder haben nur ihre Pflicht getan, deutsche
Steuerbetrüger zu jagen, die ihr Schwarzgeld auf Schweizer Bankkonten
geschafft haben.» Nordrhein-Westfalen empfinde das Vorgehen der Schweiz
«als schwere Belastung der Situation».
NRW-Ministerpraesidentin Hannelore Kraft bezeichnet das Vorgehen der Schweiz als «ungeheuerlich». (Bild: Imago)
Kommentar: Wenn sich Peter Steinbrück hinter die Datendiebe stellt und das Hehlerverhalten deckt, ist dies im Grunde genommen ein Skandal. Wenn Hannelore Kraft den Diebstahl als Erfüllung der Pflicht hinstellt, sagt sie damit: Der Staat hat die Fahnder verpflichtet, die Gesetze zu brechen. Die Aussagen von Steinbrück und Kraft sind ungeheuerlich! Ein Musterbeispiel, wie Unrecht zurechtgebogen wird.
Wirtschaftsspiaonage ist keine Pflichterfüllung. Tatsache ist:
Die Steuerbehörden aus Wuppertal im Bundesland Nordrhein-Westfalen haben
nicht nur eine Daten-CD eines kriminellen CS-Mitarbeiters aus der
Filiale Bülach angenommen und dafür 2,5 Millionen Euro bezahlt, sondern
sie benützten den Lieferanten auch dazu, die zweitgrösste Schweizer Bank
regelrecht auszuspionieren. Auf Anregung der deutschen Steuerfahndung
betätigte sich der CS-Angestellte als «Maulwurf» und kopierte
massenweise geheime interne Unterlagen, die den Deutschen Hinweise auf
die Strategie der Bank sowie über den Umfang von unversteuertem Geld
lieferten.
Es lohnt sich Begriffe ernst zu nehmen. Wenn in der deutschen Presse steht:
Schweiz kriminalisiert Steuerfahnder
so müsste es eigentlich heissen:
Die Schweiz kriminalisiert Kriminelle
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Nachtrag NZZ
Deutsches Bundesverfassungsgericht untersagt die aktive Anschaffung von Steuerdaten
LINKS:
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15. März 2009 ... Ein schlitzohriger Peer Steinbrück meinte am 14. ... An der Pressekonferenz von Steinbrück sei ernüchternd gewesen zu hören, mit wieviel ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/09/03_15/index.html
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12. Mai 2009 ...
Die folgende Analyse ist in der Zeitschrift Persönlich
(www.persoenlich.com), dem online Portal der Schweizer
Kommunikationswirtschaft im ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/09/05_12/index.html
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25. Okt. 2008 ... Der Deutsche Finanzminister Peer Steinbrück hat an einem Ministertreffen ... Steinbrück ging weiter und von einer "Schwarzen Liste" geredet.
www.rhetorik.ch/Aktuell/08/10_25/index.html
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12. Mai 2009 ... Steinbrück stiess hernach ins gleiche Horn, ... Peer Steinbrück hat an einem Ministertreffen ... Land hinstellte, ging nun Steinbrück noch ei- ...
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10 Mai 2010
Die Machtoptionen der Hannelore Kraft – Erinnerungen an Andrea Ypsilanti werden wach. ... SPD in NRW: Kraft kämpft gegen den Hessen-Fluch ... Kommentar: Kraft hatte sich zu früh als absolute Siegerin gesehen. Nach der ...