(Quelle SRF) Nach den Novemberrekorden letzten Samstag im Flachland, kam es nun in den Bergen zu vielen neuen Höchstwerten.
Nach den Novemberrekorden im Flachland - Wynau (18.8 °C) und
Fahy (20.7 °C) - purzelten am Sonntag die Temperaturrekorde in den
Bergen reihenweise. Grund dafür war einerseits die Lage des Hochs und
das Wärmereservoir bei Marokko. Das Hoch lag mit seinem Zentrum am
Sonntag über dem Zentralen Mittelmeer und konnte im Uhrzeigersinn
drehend die Warmluftblase von Marokko über Spanien bis hin zu den Alpen
führen. Da die Luft im Hoch sehr trocken ist, konnte die
Sonneneinstrahlung die herangeführte Warmluft noch etwas aufheizen.
Diese Kombination führte zu einigen neuen Novemberrekorden.
SRF-Direktor Ruedi Matter stand dem Publikum Rede und
Antwort: Fragen, Kritik, Wünsche und Anliegen der Zuhörerinnen und
Zuschauer standen im Zentrum des Live-Talks. Durch die Sendung führte
«Arena»-Moderator Jonas Projer. Zu den Fragen aus dem Publikum und den Antworttechniken von Ruedi Matter:
Co-Kommentatoren bei Sportanlässen sind überflüssig.
Matter nutzt bei dieser Frage die Sowohl-als Auch Argumentation: Es gibt jene, die möglichst viel von den
Kommentatoren hören möchten, und solche, die lieber wenig hören möchten,
um sich auf das Geschehen am Bildschirm zu konzentrieren. Eine
Gratwanderung also, die unsere Redaktionen laufend diskutieren.
Weshalb bringt SRF nicht mehr Schweizer Folklore/Volkstümliches?
Matter zählt alle Sendungen auf, die volkstümliches und Folklore beiinhalten und beweist damit, dass der Genre genügend abgedeckt ist.
Die Musikauswahl auf den Radiosendern ist eintönig.
Matter: Musik ist selbstverständlich auch Geschmacks- und Interessenssache –
die verschiedenen SRF-Radioprogramme versuchen, dem mit je ganz
unterschiedlichen Musikprofilen gerecht zu werden. Bei Radio SRF stellen
Musikredaktoren die Musikprogramme zusammen. Sie überprüfen laufend den
Musikmix und bauen das Musikarchiv aus. Bei der Titelauswahl achten sie
auf eine ausgewogene Mischung zwischen weiblichen und männlichen
Interpreten, langsamen und schnelleren Stücken sowie Musiktiteln in
verschiedenen Sprachen.
Wiederum eine "Sowohl als auch" Argumentation: wir müssen diese und jene Wünsche berücksichtigen!
Warum bringt SRF statt Unterhaltung nicht mehr Information?
Matter: Die Information ist also ein wichtiger
Pfeiler unseres Programms. Aber: Unterhaltung ist Teil unserer
Gesellschaft. Unterhaltung schafft Lebensqualität. Deshalb gehört auch
Unterhaltung dezidiert zu unserem im Radio- und TV-Gesetz definierten
Auftrag.
Die Taktik: Es braucht beides: sowohl die Information als auch die Unterhaltung. Heisst: Wir machen es schon richtig.
Warum sendet SRF so viele Trailer/Eigenwerbung?
Matter: Vor zwei Jahren hat SRF die Anzahl der Trailer massiv reduziert und
den Fokus stärker auf ausserordentliche Sendungen gelegt. Das Ziel von
Trailern und Einblendern ist es, das Publikum auf kommende Sendungen
aufmerksam zu machen oder darüber zu informieren.
Hier hätte Matter sagen können, dass man die Dosierung nochmals überprüfen und untersuchen werde (wie viele Konsumenten die Trailer als störend empfinden). Die Antwort überzeugt nicht.
Weshalb wechselt am Fernsehen die Lautstärke so oft, besonders bei der Werbung?
Matter: Seit dem 29. Februar 2012 strahlt die SRG ihre TV-Programme gemäss dem
«Loudness Standard R128» der European Broadcast Union aus. Auch die
Werbeblöcke unserer TV-Programme sind seit diesem Zeitpunkt
«normalisiert». Das heisst, die Lautheitspegelung ist gleichmässig. Trotz der neuen Norm kann es bei bestimmten Programminhalten zu
Lautheitsunterschieden gegenüber der Werbung kommen. Diese werden vom
Publikum vor allem bei Spielfimen (z.B. Hollywood-Actionfilme) mit
grosser Kino-Lautheitsdynamik wahrgenommen. In diesen Filmen werden
Dialoge gegenüber den Actionszenen manchmal sehr leise gemischt. Wenn
nun die Zuschauer die Lautstärke ihres TV-Geräts den Dialogen anpassen,
scheint die Werbung gegenüber den Dialogszenen des Films als viel zu
laut. Zu korrigieren wäre dies nur mit einer dynamischen
Nachbearbeitung: ein erheblicher zusätzlicher Aufwand. An Verbesserungen
in Form von automatisierten, kostengünstigen Nachbearbeitungen wird
weltweit gearbeitet. Allerdings dürfte es noch einige Zeit beanspruchen,
bis eine solche Lösung für das Publikum wirksam umgesetzt ist.
Die Begündung leuchtet ein - dank den technischen Details.
Gewisse Personen/Sendungen auf SRF sind überflüssig.
Matter: Die Geschmäcker und Vorlieben des Publikums sind höchst
unterschiedlich. Die Meinungen, was ein «gutes Fernsehprogramm» ist,
gehen weit auseinander. Dieser Tatsache täglich aufs Neue gerecht zu
werden, ist unsere grosse Herausforderung. Das heisst aber auch: SRF
kann nicht immer und zu jeder Zeit dem gesamten Publikum gerecht werden.
Das heisst: Wir können es nicht allen recht machen.
Warum gibt es am Samstagabend nicht mehr Sendungen für ältere Leute – wie früher «Benissimo»?
Matter: SRF zeigt am Samstagabend ein breites Spektrum an Sendungen, die
auch ein älteres Publikum ansprechen. Dazu gehören, um nur einige
Beispiele zu nennen, «Happy Day», «Hello Again!», «Viva Volksmusik»,
Spezialausgaben der Quizsendungen, «SRF bi de Lüt – Hüttengeschichten
Spezial», «SRF bi de Lüt – Landfrauenküche» Finale, Koproduktionen wie
«Beatrice Egli – Die grosse Show der Träume», «Spiel für dein Land» oder
die «Stadlshow».
Mit der Aufzählung von Sendungen "für Aeltere?" sieht der SRF Direktor den Tatbeweis: Wir machen genug für die Senioren.
Weshalb werden am Sonntagabend immer Krimis gesendet?
Matter: Der Sonntagabend ist traditionell «Tatort»-Zeit. Seit 2010 steuert
SRF dem «Tatort»-Verbund mit ARD und ORF jährlich zwei Schweizer
«Tatort»-Folgen bei. Wenn der «Tatort» pausiert, zeigt SRF auf diesem
Sendeplatz Schweizer Filme: darunter die Premieren von jährlich vier
eigenproduzierten Fernsehfilmen, die ganz unterschiedliche Themen
aufgreifen, zuletzt etwa die Beziehung eines behinderten Jugendlichen zu
seinem Vater oder die Geschichte einer Midlife Crisis.
Die Antwort ist einfach: Weil es immer so war. Weil es Tradition ist.
Es gibt Anregungen, die Ruedi Matter als Anregung hätte ernster nehmen müssen, zum Beispiel: Der Wunsch auf Verzicht von Unterbrecherwerbung. Matters Antwort überzeugte nicht. Die Werbung könnte problemlos auf die anderen Blöcke verteilt werden
Es fehlten nach meinem Dafürhalten Formulierungen, wie: "Vielen Dank für die Anregung. Wir werden das überprüfen" "Wir schätzen diese Kritik und werden untersuchen, ob...." "Ihre Anregung leite ich gerne weiter" usw.
KOMMENTAR: Aussagen in den nachfolgenden Kritiken, welche ich teile, markiere ich GRUEN
DIE KRITISCHEN STIMMEN (NACHLESE):
Watson kritisiert:
Fazit: Ein weiteres Kommunikations-Eigengoal der SRG Highlight«Hallo
SRF», die Sendung, die es nur gibt, weil die SRG bei der
RTVG-Abstimmung im Juni komplett abgestraft worden ist, hat sich
spätestens nach der vierten Zuschauerfrage als bemühend-volksnahe
PR-Aktion in eigener Sache erwiesen. Moderator Jonas Projer hat zu
Protokoll gegeben, er und sein Team hätten im Vorfeld über 6000 Fragen
und Reklamationen zur Tätigkeit von SRF erhalten. In der Sendung sind
dann hauptsächlich Beschwerden über Pünktlichkeit, technische Fragen zu
DAB+ und die Redefrequenz von Fussballkommentatoren behandelt worden.
Die Fragen, deretwegen die SRG unter anderem an der Urne abgestraft
worden ist, fallen unter den Tisch. SRF-Direktor Ruedi Matter will über
die Gebührenverwendung und politische Ausrichtung der Redaktionen nicht
sprechen. Er gibt Standard-PR-Antworten, Projer hakt nicht nach und
Zuschauer, die hätten nachhaken können, sind nicht eingeladen worden. Es
wäre verwunderlich, wenn sich nach dieser Sendung viele kritische
SRF-Zuschauer und -hörer ernster genommen fühlten, als vor dieser
Sendung.
20 min kritisiert die Sendung:
«Nur warme Luft», ärgert sich zum Beispiel Leser Schämu. «Was
nützten tausende Fragen von Radio- und Fernsehen-Konsumenten, wenn keine
zwanzig beantwortet werden?», schreibt er im Kommentar. Herbert
vermutet hinter der Sendung gar Kalkül: «Hauptsache, die Macher konnten
ihr schlechtes Gewissen etwas beruhigen.» «Matter elegant wie am Opernball in Wien»
Es
gab aber auch positive Stimmen. Peter Müller ist mit «Hallo SRF»
ziemlich zufrieden. «Recht kann man es sowieso nicht allen machen»,
analysiert er. Das SRF könne sowieso nichts dafür, «der wahre Feind ist
die Billag!» Etwas mehr Interaktion hätte sich Leser Freiheit gewünscht,
stellt der Sendung aber ein gutes Zeugnis aus: «SRF bot den Nutzern
Gelegenheit, sich offen zu äussern, das finde ich toll.»
Ob die
brennenden Fragen der Zuschauer beantwortet wurden, war 20-Minuten-Leser
Kari Lager ziemlich egal. Ihm stach nur das Outfit des SRF-Direktors
ins Auge. «Herr Matter hatte ein elegantes Outfit wie am Opernball in
Wien», kommentierte er mit einem Augenzwinkern.
Echo von Bluewin.ch:
Hallo SRF! Hallo Alibiübung!
TV-Direktor Ruedi Matter (62) stellte sich den Fragen der Zuschauer.
Bild: SRF
Mit «Hallo SRF!» suchte TV-Boss Ruedi Matter den
Dialog mit den Zuschauern. Eine Diskussion zu den dringendsten Themen
fand nicht statt.
Eines vorweg: Wenn das Schweizer Fernsehen aus offenbar 6000
Einsendungen jene 250 Zuschauerinnen und Zuschauer selbst auswählt, die
in der gestrigen Live-Sendung SRF-Boss Ruedi Matter kritische Fragen
stellen sollen, wird schnell klar, wie es mit der Glaubwürdigkeit
aussieht. Vielleicht nicht ganz zu vergleichen mit einer Wahl in
Pjöngjang , aber ein wenig geht’s in diese Richtung. Dennoch erklärte
der sichtlich motivierte Moderator Jonas Projer gleich zu Beginn, man
solle seinen Chef mit unangenehmen Fragen «ruhig grillen». Schliesslich
stünde er auf der Seite der Zuschauer. Auch bereits bekannt sei Matter
nicht eine einzige Frage.
Angriffige Moderation
Tatsächlich gab sich Projer in der Folge bemüht angriffig, und er
sorgte für ein flottes Tempo. Ein ums andere Mal fuhr er seinem Chef
übers Maul, oder er ergriff Partei für die Zuschauer. Gut auch: Der
«Arena»-Mann hakte nach, wenn sich Matter auf Allgemeinplätze begab oder
unangenehme Fragen mit einem Themenwechsel zu umgehen versuchte. So
richtig ins Schwimmen geriet der TV-Boss trotzdem nicht. Zu geübt ist
Matter im Umgang mit den ewig gleichen Vorwürfen ans Schweizer
Fernsehen; nicht umsonst begann er jede Antwort mit einem Satz im Stil
von: «Dieses Thema ist bei uns schon lange bekannt.» Trotzdem wirkte
Matter, der zuletzt öfters die Nähe zum Publikum suchte, weder arrogant
noch besserwisserisch. Trotz seiner eher trockenen Ausstrahlung konnte
er mit sachlichen Argumenten und feinem Humor überzeugen.
Das Problem war das Konzept. Wenn jeder der 250 Zuschauer über das
referieren darf, was ihn gerade beschäftigt, kommt ein sinnloses Jekami
heraus. Dem einen passt der Tennis-Experte nicht, dem anderen die
Synchronisation von Interviews. Hier will einer andere Musik für SFR 3,
dort moniert einer die Lautstärke; und die Teenagerin möchte, dass die
«Rundschau» beginnt, bevor sie ins Bett muss. So kann keine Diskussion
über das Schweizer Fernsehen entstehen. Das ist schade, denn gerade in
diesen Tagen wäre sie nötiger denn je: Die Frage, was zum Service public
gehört (und was nicht), ist von zentraler Bedeutung und nicht damit
abgetan, dass – wie Matter beschwichtige – «jeder etwas anderes sehen
will». Gerade die jüngste Abstimmung hat gezeigt: Was und für wie viel
Geld die SRG künftig produzieren soll, muss diskutiert werden.
Tabuthema Billag
Allerdings nicht in einer Sendung wie «Hallo SRF!». Denn auch ein
Thema wie die Billag, respektive ihre Existenzberechtigung sowie die
Höhe der TV-Gebühren wurde nur oberflächlich behandelt. Nicht umsonst
meinte die Fragestellerin resigniert, dass sie Matters Antwort «nicht
wirklich zufrieden gestellt» habe. So wirkte «Hallo SRF!» letztlich wie
die vermeintliche Offenlegung der Sendungskosten vor ein paar Wochen –
eine Alibiübung, der eine vertiefte Diskussion erst noch folgen muss.
BLICK findet:
«Hallo SRF»
Matter gehts kaum
Der TV-Direktor Ruedi Matter stellte sich gestern den Fragen der
Zuschauer zum SRF. Es kam jedoch keine Kritik auf, die Matter aus der
Ruhe hätte bringen können.
Brave Fragen, gelassener TV-Chef: Ruedi Matter in der ersten Ausgabe von «Hallo SRF».
Weder Showdown noch Schulterklopfen: «Hallo SRF»
plätscherte gestern als weitgehend emotionslose Fragerunde über den
Sender. Gelassen beantwortete TV-Direktor Ruedi Matter (62) die Fragen
eines vorwiegend älteren Publikums, das sich am meisten darüber ärgerte,
dass im Hintergrund SRF-Stars Telefonate von Gebührenzahlern
entgegennahmen.«Ruedi Matter ist zwar mein Chef, aber
ich stehe heute auf Ihrer Seite», begrüsste «Arena»-Moderator Jonas
Projer (33) die Gäste. Nach zögerlichem Start ging es aber nicht um die
brennenden Frage, welche Sendungen künftig noch zum Service public
gehören, oder die teuren Sportrechte. Das Publikum beschäftigte vor
allem laute Hintergrundmusik, Unterbrecherwerbung und Unpünktlichkeit.
Schliesslich
enervierte sich eine Zuschauerin doch noch über die hohen Gebühren.
«Wenn wir einzelne Sendungen streichen, sparen wir nicht viel», erklärte
Matter freundlich. Nach knapp 60 Minuten brach Projer die Sendung
abrupt ab und verwies auf das dringlichste Problem der Zuschauer – die
geforderte Pünktlichkeit.
Mit «Hallo SRF» hat uns das Schweizer TV zwar nicht für blöd verkauft, aber fürs Hauptabendprogramm ist die Sendung zu seicht.
ECHO PERSOENLICH.COM:
Ruedi Matters "Sowohl-als-auch-Strategie" bei "Hallo SRF!"
Medienkritik
im eigenen Haus und sogar live: Am Mittwochabend fand der grosse
Showdown bei SRF statt. In einer 45-minütigen Sendung löcherte
"Arena"-Moderator Jonas Projer seinen Chef. Bei welchen Fragen hat
SRF-Direktor Ruedi Matter alt ausgesehen? Und ist es ihm gelungen, sich
diplomatisch und nahbar zu zeigen? Ein Augenschein hinter den Kulissen
von "Hallo SRF" im Leutschenbach.
1. Wie angespannt war die Stimmung beim SRF?
Mindestens
9 auf einer Skala von 10. "Hallo SRF!" scheint schon seit Wochen
Gesprächsthema Nummer Eins im Leutschenbach gewesen zu sein. Wie wird
der nicht unbedingt für volksnahe Kommunikation bekannte SRF-Chef Ruedi
Matter seine Aufgabe meistern? Welches sind die giftigsten Fragen aus
dem Publikum? Wird es Sendungen oder einzelne Moderatoren geben, die
besonders unter die Räder kommen? Auch bei den rund 250 Gästen im eigens
aufgebauten Studio und im "Greenroom", wo Journalisten die Sendung live
mitverfolgen konnten, ist die Anspannung vor Sendestart deutlich
spürbar.
Um 20.06 Uhr geht es los. Und Projer stellt die erste der
eingegangenen rund 6'000 Zuschauer-Fragen. Es geht um Werbung: "Warum
hat SRF Unterbrecherwerbung zwischen Tagesschau und Meteo, anders als in
Deutschland oder Österreich?".
2. Welche Kommunikationsstrategie hatte sich Ruedi Matter zurecht gelegt und wie gut konnte er diese umsetzen?
Gross
vorbereiten konnte sich Ruedi Matter nicht. Einzig: Er trainierte die
Live-Situation zusammen mit dem Kommunikationsteam von SRF. Zudem
ackerte er sich durch Dossiers zu Reizthemen wie Sendungskosten,
Gebühren oder Service-Public. Schon bei der ersten Antwort wird
deutlich, was sich Matter für die Sendung vorgenommen hatte: Die
"Sowohl-als-auch-Strategie", sprich Verständnis für die Anliegen des
Publikums zeigen und das Verhalten von SRF schlüssig erklären. Dies zeigte sich an Sätzen wie "diese Frage betrifft sehr viele Leute
in diesem Land …", "klar haben Landeskirchen grösseres Gewicht, aber
freidenkende kommen etwa in der Sternstunde zu Wort" oder "ich sehe das
Problem, aber Werbung ist vertraglich vereinbart …". Zudem gibt er sich
demütig, zum Beispiel als er zugibt: "Es passieren in unserem Haus auch
Fehler, nämlich dann, wenn ein 'Tatort'-Trailer vor dem
'Guet-Nachtgeschichtli' läuft".
Matter gelingt es locker zu bleiben, zumindest bis zum Zeitpunkt, als
ein Zuschauer im Studio Kritik am Setting der laufenden Sendung
äussert. Er wirkte insgesamt verständnisvoller und publikumsnaher als
erwartet und konnte den Grossteil der Fragen zufriedenstellend
beantworten.
3. Hat Jonas Projer die wirklich harten Fragen ausgesucht?
Projer stand nicht wie etwa von blick.ch befürchtet
auf der Seite Matters. Der "Arena"-Moderator formulierte
Zuschauerfragen um oder forderte konkrete Antworten ein. Er schaffte es
jedoch nicht, die interessantesten, konstruktivsten Inputs während der
Sendung anzusprechen, sondern sie kamen erst im anschliessenden
Livestream auf srf.ch zur Sprache: die Sparmassnahmen, das Musik-Konzept
bei den Radiosendern, die Unterhaltung als Service-Public und das zu
karge Kinderprogramm.
Zur Auswahl der Fragen sagt Projer: "Ein Grossteil, resp. über 80
Prozent der rund 6‘000 eingegangenen Zuschauerfragen behandeln die
Themen Verständlichkeit/Sprache, Werbung, Sport und Gewaltszenen im TV.
Erstaunlich wenige hingegen betreffen die Billag oder die
Service-Public-Diskussion. Weil wir diese öffentlich sehr kontrovers
diskutierten Themen in 'Hallo SRF!' auch ansprechen wollten,
berücksichtigten wir sie weit überproportional“, so der Moderator im
Anschluss an die Sendung im Gespräch mit persoenlich.com.
4. Was taugt dieses Konzept?
Loben wollen wir an
dieser Stelle, dass Ruedi Matter tatsächlich spontan antwortete, weil
er die Fragen im Vorfeld nicht kannte. Dies im Gegensatz zum
vergleichbaren deutschen Format "ARD-check Die Sendung",
bei dem die beiden ARD-Intendanten vorher informiert wurden. "Hallo
SRF!" ist kein weichgespültes PR-Interview. Und die Tatsache, dass sich
das öffentlich-rechtliche Unternehmen jetzt wieder ein selbstkritisches
Format leistet, zeigt, dass das knappe Ja zum RTVG das Kader im
Leutschenbach wachgerüttelt hat. In der bevorstehenden Debatte um den
künftigen Service Public will man sich publikumsnäher geben und das
Image offensiv verbessern.
Seine Ziele erreicht "Hallo SRF!" aber nicht dann, wenn der Radio-
und TV-Chef während der Livesendung alle Fragen souverän beantwortet.
Wichtig ist vielmehr, dass die Interaktion mit dem Publikum interne
Diskussionen über Selektionskriterien, Handwerk, massvollen
Ressourcen-Einsatz, Junge als Zielgruppe oder Staats- und
Wirtschaftsnähe anregt. Nun braucht SRF nur noch eine Strategie dafür, wie diese
selbstkritische Auseinandersetzung in einem ständigen Format nachhaltig
weitergeführt werden kann. Und wie daraus Konsequenzen gezogen werden.
TAGI sieht sieben Probleme:
Das neue Format «Hallo SRF» hat sieben Probleme. Und weil wir konstruktiv sind, servieren wir auch sieben Lösungsvorschläge.
Problem I: Inhaltliches Durcheinander – Mehr Struktur, bitte!
Das Schweizer Fernsehen hat im Vorfeld über 6000 Fragen und
Reklamationen zur Tätigkeit von SRF erhalten. 6000! Man muss sich das
mal vorstellen! Während der Sondersendung wurde allerdings nicht einmal
ein Hundertstel davon berücksichtigt. Für den Zuschauer war die Fragerei
gar eine Zumutung. Man redete über alles und eigentlich über nichts
richtig. Man zappte von Thema zu Thema. Sollte das Format fortgesetzt
werden, muss Moderator Jonas Projer unbedingt Themenblöcke einführen.
Freestylen können nur die von Joiz. (Wertvoller Vorschlag)
Problem II: Hetzerei – Weniger ist mehr!
Wie soll eigentlich eine Debatte entstehen, wenn der Moderator aus
Zeitdruck Diskussionen nach wenigen Minuten jeweils abklemmen muss?
Weniger ist eindeutig mehr. Es braucht Raum für ein verbales Pingpong.
Die Billag-Diskussion wurde beispielsweise abgebrochen, als es richtig
konfrontativ wurde. Also liebes Schweizer Fernsehen: Gebt den Debatten
Luft!
Problem III: Wo sind die wahren Probleme?
«Gehen Sie fadengrad drauf, was SRF besser machen soll», forderte
Moderator Jonas Projer das Publikum auf. Man hätte also die Chance
gehabt, über die wahren Baustellen zu reden. Über einzelne Formate, über
die Verwendung der Gebühren, die politische Ausrichtung der
Redaktionen, über die RTVG-Abstimmung. Stattdessen beanstandete das
Publikum die Pünktlichkeit. Man ärgerte sich über Fussballkommentatoren.
Die Sprachwechsel während der Übertragung eines Velorennens wurden
kritisiert. Hand aufs Herz: Inhaltlich waren die Fragen aus dem Publikum
eine Zumutung. Sie waren grösstenteils kleinlich. Das Publikum nörgelte
herum. Es jammerte auf hohem Niveau. Auch hier: Themen vorgeben. (Themen dürfen bei einer offenen Fragerunde vom Publikum kommen)
Problem IV: Ruedi Matter – Ersetzen!
Nach der gestrigen Sendung fragt sich der Autor dieser Zeilen: Ist
SRF-Direktor Ruedi Matter der Richtige für eine solche Übung? Nein. Über
heikle Themen konnte oder wollte Matter nicht reden. Er gab
grösstenteils eingeübte PR-Antworten. Die Konfrontation suchte er nicht,
er hatte im Gegenteil für alles Verständnis. Deshalb unser Vorschlag:
auswechseln. Schickt SRG-Chef Roger de Weck ins Studio. Oder den ganzen
Verwaltungsrat. Oder wie wärs mit der Chefredaktion oder mit den
Programmverantwortlichen? (Nicht einverstanden: Der Chef gehört auf Deck)
Problem V: Weniger Publikum – Reduktion auf 100!
250 Gäste sassen im eigens aufgebauten Studio. 250 sind 150 zu viel.
Das Schweizer Fernsehen kann die Gästezahl getrost reduzieren. Die
Vorteile liegen auf der Hand: Der Lärmpegel im Studio – das wurde
tatsächlich beanstandet – nimmt ab, die Nähe zum Publikum fördert die
Debattenqualität, der Anteil der Diskussionsteilnehmer nimmt zu. Die
Regel ist simpel: Qualität kommt vor Quantität. Nebenbei: Wie wärs
eigentlich, wenn Ruedi Matter sich im Fernsehen live den Fragen von 10
Medienjournalisten stellen würde? (NEIN! Das ist das Wertvolle, dass die Konsumenten das Sagen haben und nicht die Journalisten)
Problem VI: Baustelle Social Media – Es lebe der Second Screen!
Es ist uns ein Rätsel, warum man im Jahr 2015 nach wie vor Tweets im
Fernsehen vorliest. Wo liegt eigentlich der Mehrwert? Ist die Sendung
interaktiver? Dieses Konzept, Voten aus Twitter und Facebook
einzubetten, ist zu streichen. Sofort. Berücksichtigt werden ja so oder
so nur banale Wortmeldungen. Oder man klopft sich mit anonymen Voten auf
die Schulter. Die wertvolle Sendezeit soll für die Debatte im Studio
genutzt werden. Tweets kann jeder auf dem Smartphone selber lesen. Und
das ist in der Regel viel unterhaltsamer als im Fernsehen. (Dieser Vorschlag entspricht der Angst einiger Journalisten vor den Tweeds des Volkes)
Problem VII: Falsche Sendezeit – Macht eine Samstagabendkiste!
Wer die kritische Auseinandersetzung mit dem Publikum sucht, soll das
zur besten Sendezeit tun. Wie wärs, wenn das Schweizer Fernsehen
künftig viermal jährlich jeweils samstags mit dem Publikum live
diskutiert? Immerhin ist der Aufwand und das Personalaufgebot – alle
Aushängeschilder waren anwesend – immens. Der richtige Sendeplatz liegt
auf der Hand: der Samstag. Dann liegen ohne weiteres dreistündige
Livesendungen drin. Samstags können die Gäste auch länger im Studio
bleiben. Und sonntags haben sowohl der Kritisierte als auch der
Kritiker Zeit für die Reflexion. (Sendezeit ist kein Problem. Könnte es jedoch mit dem Samstagabend versuchen)
FAZIT:
Der Dialog darf nicht abgebrochen werden! Das Konzept ist gut - kann jedoch noch optimiert werden, beispielsweise mit direkten Tf anrufen (wie bei Tele Züri). Konsequenzen und Auswirkungen müssen später kommuniziert werden, sonst ist das Ganze eine Alibiübung. Journalist Projer hat seine Sache gut gemacht. "Hallo SRF" hat gezeigt, dass das Publikum andere Interessen hat als die Journalisten. Es ist deshalb gut, wenn die Fernsehmacher sich laufend mit Problemen auseinandersetzen, die der Bevölkerung unter den Nägeln brennt.
Verbreitet sei etwa die Wahrnehmung, dass in Sport-Livesendungen zu
viel geredet werde. «Wir werden die Punkte berücksichtigen», so Matter.
«Das Feedback fliesst zurück in die entsprechenden Redaktionen.»
Besonders
berührt habe ihn ein Kommentar eines jungen Mädchens, so Matter: «Sie
sagte, die ‹Rundschau› sei eine tolle Sendung, aber sie wünsche sich
einen besseren Ausstrahlungstermin für die Wiederholung. 21 Uhr sei für
sie einfach zu spät.» Es sei gut vorstellbar, dass man die Sendung in
Zukunft zwischen 16 und 19 Uhr wiederholen könne.
Ob es die Sendung wiedergeben werde, liess SRF-Direktor Ruedi
Matter am Tag nach der Sendung noch offen: «Wir werden sicher vesuchen,
den direkten Kontakt mit dem Publikum zu intensivieren.» In welcher Form
dies geschehe, müsse man nun diskutieren.
Helmut Schmidt ohne Kippe? Nie. Rauchend wurde der Altkanzler zum
beliebtesten Staatsmann außer Dienst. Die Zigarette blieb sein
Markenzeichen, als Rauchen in Deutschland längst geächtet war. Von Johanna Lutterothmehr...