Für Jugendliche ist Medienschulung ein Muss
Leider wissen die nur wenige Eltern und Lehrkräfte, wie Kinder geschützt werden können vor Cyber- Mobbing.
Ich zitiere Spiegel:
Was passiert bei Facebook mit unseren
Kindern? Anhand tragischer Beispiele diskutierte Anne Will über
Schulhofdresche im Digitalzeitalter - und verzichtete dankenswerterweise
auf jeden Alarmismus.
Der 13-jährige Joël öffnete am Computer seine Facebook-Seite, stürmte
aus der Wohnung - und brachte sich um. Vor gut einem Jahr war das;
gestern saß die Mutter Michaela Horn bei Anne Will und versuchte ein
weiteres Mal, die von Mitschülern initiierte Internetkampagne zu
rekonstruieren, die Joël in den Tod getrieben hatte. Doch so sehr sie
gegen die Tränen ankämpfte, so wacker sie die
"Schwul-Fett-Hässlich"-Schmähungen gegen ihren Sohn zitierte, die
Dynamik des Suizidprozesses konnte die Mutter nicht darstellen. Wie
auch? Das Netz und wie es die Jugend nutzt, bleibt den Erwachsenen nun
mal großteils ein Rätsel.
Vor der Anne-Will-Sendung war in der ARD der Film
"Homevideo"
gelaufen, der gerade erst mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet
worden war und anhand des fiktiven Jakob einen Cyber-Mobbing-Fall
beschreibt, der abläuft, wie der des realen Joël abgelaufen sein könnte:
Jemand hat ein kompromittierendes Video von Jakob ins Netz gestellt,
danach ist er für die Mitschüler zum Abschuss freigegeben, via Chat
kübeln die Kameraden ihre Verachtung über ihn aus. Auch der
Filmcharakter nimmt sich am Ende das Leben: digitale Schulhofdresche in
ihrer fatalsten Form.
Jakob und Joël, sie bildeten das emotionale Zentrum dieses langen
Abends zum Thema Cyber-Mobbing in der ARD. Wie zu Zeiten, als am
Mittwoch noch Frank Plasberg talkte, programmierte man Wills
Gesprächsrunde gleich hinter den großen Mittwochsfilm - und brachte
damit das gerade erst so penibel neugeordnete Programmschema mit dem
verbindlichen 22.15-Uhr-Sendeplatz für die "Tagesthemen" durcheinander.
Der Zweck heiligt die Mittel: Im Zusammenspiel von
gesellschaftskritischem Drama und gesellschaftskritischer Gesprächsrunde
hatte schließlich auch schon Plasberg immer wieder Spitzenquoten
erzielt, etwa mit seinem legendären
Scientology-Talk.
Facebook als Parallelwelt
Es gelang Anne Will, bei
den beschriebenen aufwühlenden Mobbing-Extremfällen keinen Alarmismus
aufkommen zu lassen: Versammelt hatte sich eine Runde Erwachsener, die
den neuen Kommunikationsformen der Jugend erstmal relativ ratlos
gegenüberstand - und das auch zugab, ohne gleich zu verzagen oder nach
strengerer Überwachung zu rufen. Im Zentrum stand die Frage:
Was
passiert eigentlich mit unseren Kindern, wenn sie auf Facebook oder
SchülerVZ gehen?
Einer, der das am ehesten weiß, ist der Lehrer Wolfgang Kindler, der
einige Bücher zum Thema geschrieben hat und in seiner Schule eine
Anti-Mobbing-AG leitet. In einem Einspielfilm sah man gestern bei Anne
Will, wie er mit Schülern über die neuen sozialen Netzwerke sprach. Im
Klassenzimmer fragte Kindler, ob einer der Schüler Eltern habe, die sich
besser mit Facebook und Co. auskennen als sie selbst. Keiner der
Jugendlichen hob die Hand, man grinste stattdessen siegesgewiss in sich
hinein.
In dieser Szene zeigte sich, was die Internetwelt für junge Menschen
auch bedeutet: einen Distinktionsgewinn gegenüber den Erwachsenen, eine
Abschottungsmöglichkeit vom elterlichen Zugriff, einen Raum, den sie
nach ihren eigenen Regeln gestalten. Sollen die Alten diese Welt
überhaupt komplett verstehen? Darf den Kindern dieser selbst eroberte
Raum wieder genommen werden?
Medienschulung statt Verbote
Nein, meinte bei Anne Will der Medienanwalt Christian Schertz und
beschwor die normative Kraft des Faktischen. Mit 12 oder 13 sei nun mal
jeder bei Facebook, das würden Verbote nicht verändern: "Das können wir
nicht mehr umdrehen." Wohl aber müssten die Jugendlichen geschult
werden, um mit den Gefahren umgehen zu können, die auf sie warteten,
wenn sie sich auf solchen Plattformen exponieren. Zuvor hatte er mit
drastischen Worten diese Gefahren beschrieben: "In wenigen Minuten bis
du weltweit diffamiert."
Interessanterweise relativierte gerade der Lehrer, der durch seine
Arbeit mit den Schülern vielleicht am besten deren Internet-Wirklichkeit
kennt, die vielbeschworene Zerstörungskraft des Mediums: "Dass das Netz
nicht vergisst, stimmt nicht." Es werde so viel reingestellt, dass
Kampagnen irgendwann auch verpufften - zumindest, wenn man sich mit dem
Fall richtig auseinandersetze, Täter und Opfer miteinander
konfrontierte. Er habe das schon oft erlebt.
Tun neue Gesetze also nicht not? Nein, auf keinen Fall, meinte Anke
Domscheit-Berg, Aktivistin für ein freies Netz. Allerdings müssten bei
Beleidigungskampagnen die bestehenden Gesetze konsequent ausgenutzt
werden,
Mobbing im Internet sei nichts anderes als Mobbing auf dem
Schulhof mit anderen Mitteln. Ironischerweise bekannte jedoch
ausgerechnet die ultraliberale Netzaktivistin, dass sie ihrem
11-jährigen Sohn noch nicht erlaube, sich bei Facebook anzumelden. Dafür
kontrolliere sie die Kumpels des Jungen, die sie als Freundin beim
Netzwerk angefragt haben, bei deren intermedialen Umtrieben.
Dass irgendwann all der Schmutz des Netzes auch auf ihr Kind
einwirken wird, damit hat die streitbare Internetkämpferin kein Problem;
alles eine Frage der richtigen Medienpädagogik zur richtigen Zeit. Und
wo die nicht greift, kann Mama natürlich noch nachhelfen.
Domscheit-Berg: "Ich habe etliche shit storms überlebt."
Die internettechnisch weniger versierten Eltern konnten nach der
Anne-Will-Sendung Mittwochnacht, in der der richtige Ton getroffen wurde
für die Gefährdungspotentiale des neuen Mediums, freilich nicht ganz so
lässig ins Bett gehen: Für sie bleibt nur die Hoffnung, dass bei ihren
Kindern der digitale Dreck nicht derart grausame Folgen hat wie bei
Jakob und Joël. (Ende Zitat)
LINKS:
9. Apr. 2007 ... Cyber-Bullying heisst dieser neue Trend aus Grossbritannien: Handys und das Netz machen Pädagogen zum Gespött der ganzen Welt." ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/07/04_09/index.html
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17. Aug. 2007... Artikel zum Thema: Cyber Mobbing ... Eine neue Form des Mobbing beklagt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Sie findet, die ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/07/08_17/index.html
Kommentar:
Eltern müssen die neuen Gefahren ernst nehmen. Es ist zwar richtig, die Situation nie zu dramatisieren. Doch können Erzieher zur Vorbeugung recht viel tun:
Ich würde den Kindern keinen Computer im eigenen Zimmer installieren lassen.
Der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses mit den Kindern kann dazu führen, dass auch pubertierende Jugendliche einer Bezugsperson allfällige Mobbing Attacken erzählen.
Die Kinder müssen wissen, dass alles, was im Internet publiziert wird, kaum mehr zurückgenommen werden kann.
Vorsicht mit Publikationen aus der Privatsphäre macht sich bezahlt.
usw.
Was heute erwiesen ist:
Kinder aus ärmlichen Verhältnissen haben mehr eigene Computer, die sie unbeaufsichtigt nutzen.
Jedes vierte Kind der ersten Klasse hat bereits einen eigenen Computer. Oft ohne Kontrolle der Eltern!
Viel mehr sind suchtgefährdet als angenommen wurde.
LEITFADEN für ELTERN:
- Kein Compter im eigenen Zimmer
- Zeitlimiten festlegen, kontrollieren und durchsetzen
- Ab und zu mit dem Kind mitspielen und surfen
- Facebook erst ab 13 Jahren erlauben
- Bewusst machen, weshalb keine persönlichen Daten - wie Handy Nummer, Adresse oder persönliche Bilder aus dem Privatleben - ins Netz gestellt werden sollten
- Auf Gefahren in Foren und Chats aufmerksam machen
- Sich nicht allein auf Filtersoftware verlassen. Zusätzlich mit dem Kind altersgerecht über Themen wie Gewalt und Sexualität reden
- Ueber Sucht sprechen und Anzeichen des Suchtverhaltens beachten
HEUTE NACHT GAB ES DEN ERSTEN FROST:
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Am Boden gingen die Werte schon mal unter Null (Foto: imago) |
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Kommentar: Ich hoffe, dass nach den Wahlen das politische Klima weniger frostig sein wird. | |
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