Donnerstag, 2. August 2012

Wir können uns kaum vorstellen, was für Folgen ein grosser Stromausfall bei uns hätte.

Der Stromausfall in Indien veranschaulicht uns, was auf uns zukommen kann, wenn wir keine sichere Stromversorgung haben. Bei der Energieversorgung müssen wir bedacht handeln.

Das grösste Blackout aller Zeiten

Der Stromausfall in Indien war der bisher folgenreichste überhaupt, wenn man als Mass dafür die Anzahl Menschen nimmt, die ohne Strom waren. Gross ist wie bei früheren Stromausfällen der wirtschaftliche Schaden.

 Der bisher folgenreichste Stromausfall schnitt die Hälfte der indischen Bevölkerung vom Strom ab: Frauen in Kashmir kaufen bei Kerzenlicht Kleider auf dem Markt im indischen Srinagar. (1. August 2012)
  
Indien atmet auf: Nach dem grössten Blackout in der Geschichte des Landes ist die Elektrizitätsversorgung für mehr als 600 Millionen Menschen wieder hergestellt worden. Das teilte die staatliche Netzbetreibergesellschaft mit. Am Dienstag hatten Stromausfälle halb Indien, darunter auch die Grossstädte Neu Delhi und Kolkata, lahmgelegt, als die Netze im Norden, Osten und Nordosten des Landes zusammenbrachen. In der betroffenen Region leben mehr als die Hälfte der 1,2 Milliarden Inder.

Die Stromausfälle hatten hunderttausende Reisende in Zügen gestoppt. In der Hauptstadt Neu Delhi wurde der U-Bahn-Verkehr unterbrochen. In Städten fielen Ampeln aus, Polizisten mussten den chaotischen Verkehr regeln. Spitäler schalteten Notgeneratoren an. In den östlichen Bundesstaaten West Bengalen und Jharkhand waren hunderte Minenarbeiter über Stunden eingeschlossen. Der internationale Flughafen in Neu Delhi wurde ebenfalls von Generatoren versorgt. Der Flugverkehr selbst war nicht betroffen.


Neue Strategie


Der neue Energieminister Verappa Moily kündigte eine neue Strategie an, um die Stromnetze zu stabilisieren. «Der Energiebedarf in Indien ist gewaltig, und wir müssen versuchen, mit der Entwicklung Schritt zu halten», sagte er.

«Sie sollten uns bewundern», sagte der für die Pannen verantwortliche scheidende Energieminister Sushilkumar Shinde. Selbst die USA hätten bei einem Blackout im Jahr 2003 länger gebraucht, um ihr Netz zu reparieren als die Inder, die das in «einigen Stunden» geschafft hätten, behauptete Shinde. Shinde war inmitten der Krise am Dienstag zum Innenminister berufen worden. Die Neuordnung des Kabinetts war aber bereits vor den Stromausfällen geplant gewesen.

Grosser Schaden


Der Generaldirektor des Indischen Industrieverbandes CII, Chandrajit Banerjee, warnte, wiederkehrende Stromausfälle schadeten dem Ruf des Landes in einer Zeit, in der die ökonomische Lage schwieriger werde.
Umgerechnet dutzende Millionen Euro dürften allein den kleinen und mittleren Betrieben durch den Ausfall entgangen sein, wie der indische Industrieverband ICC schätzte. Die Tageszeitung «Times of India» titelte , die Regierung sei «stromlos und ahnungslos», die «Economic Times» beerdigte auf ihrem Titelblatt die «Supermacht Indien».

Eine Übersicht schwerer Stromausfälle auf der ganzen Welt:


Der Stromausfall in Indien, der am Dienstag etwa 620 Millionen Menschen vorübergehend von der Energieversorgung abgeschnitten hat, ist das wohl grösste Blackout aller Zeiten. Nachfolgend eine Chronologie schwerer Stromausfälle in der Vergangenheit:


30. Juli 2012: In Indiens Norden bricht das Stromnetz zusammen, 370 Millionen Menschen sind stundenlang ohne Elektrizität.


1. Juli 2012: Schwere Sommerstürme legen in Teilen des Ostens der USA die Energieversorgung lahm. Rund drei Millionen Menschen sind zeitweise ohne Strom.


10. November 2009: Stürme an der Grenze zwischen Brasilien und Paraguay führen dazu, dass 60 Millionen Menschen in Brasilien zwei bis drei Stunden einen Blackout erleben. In Paraguay ist sogar das ganze Land mit sieben Millionen Bürgern von der Stromversorgung abgeschnitten.


Januar bis Februar 2008: Durch Winterstürme stehen vier Millionen Menschen um die chinesische Stadt Xhenzhou fast zwei Wochen ohne Strom dar. Bei den Reparaturen sterben elf Techniker.


4. November 2006: Als in Deutschland ein Hochspannungskabel über einem Fluss abgeschaltet wird, um ein Kreuzfahrtschiff passieren zu lassen, geht für zehn Millionen Menschen in Europa das Licht aus.


18. August 2005: Netzschwankungen führen in Indonesien zur Abschaltung von Kraftwerken, fast 100 Millionen Menschen müssen – teils für mehr als fünf Stunden – auf Strom verzichten.


12. Juli 2004: Nur wenige Wochen vor den Olympischen Spielen erleben mindestens sieben Millionen Menschen in Griechenland einen Stromausfall. Grund sollen zu viele Klimaanlagen gewesen sein.


28. September 2003: Ein Kurzschluss in der Schweiz betrifft auch fast ganz Italien. Bis zu 18 Stunden fehlt rund 55 Millionen Menschen der Strom.


14. August 2003: Beim bislang schwersten Stromausfall in den USA führt eine Kettenreaktion dazu, dass 50 Millionen Menschen in acht US-Staaten und Kanada bis zu einem Tag keine Elektrizität haben.


11. März 1999: Ein Blitz trifft ein Umspannwerk im Brasilien. 97 Millionen Menschen sind fünf Stunden lang ohne Strom.


13. März 1989: Ein magnetischer Sturm über der kanadischen Provinz Québec führt zur Überlastung des Stromnetzes, rund sechs Millionen Menschen erleben einen neunstündigen Blackout.


13. Juli 1977: In New York fällt durch Blitzschlag für etwa acht Millionen Menschen der Strom aus, die Reparaturen dauern länger als einen Tag, es kommt zu Plünderungen.


9. November 1965: Die USA zweifeln an ihrer Energieversorgung, als beim sogenannten Grossen Blackout ein defektes Relais 25 Millionen Menschen in New York und im Nordosten für etwa 14 Stunden von der Stromversorgung abschneidet. (mw/sda/dapd/AFP)


Kommentar: Trotz 2000 Wattgesellschaft und  trotz aller Sparbemühungen: Unser Stromkonsum wird gewaltig steigen. Denken wir an die Wärmepumpen, E-bike und Elektroautos. Auch die vielen neuen technischen Geräte in Büros und Haushalt werden künftig noch mehr Strom benötigen.

Im Zusammenhang mit dem Atomausstieg wurde leider in vielen Ländern  die Folgen  dieses Stromausfalles zu wenig konkret berechnet. Wir müssten nochmals über die Bücher.