Freitag, 23. Oktober 2015

Schweigen ist auch eine Aussage

Eine Demonstration des Schweigens

Eveline Widmer Schlumpf macht es spannend.
Sie verrät nicht, dass sie zurücktritt und bringt damit die missliebige SVP unter Druck.

Ich zitiere SRF:

Das beredte Schweigen der Eveline Widmer-Schlumpf


Bleibt sie oder geht sie? Die Schweiz rätselt und Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf macht es spannend. Am Mittwochabend hatte die Finanzministerin ihren ersten Auftritt nach dem Wahlsonntag. Es ging um Bundesratsentscheide zu den Banken. 
Doch im Raum stand stets die andere grosse Frage.
Widmer-Schlumpf .
Fragen zu ihrer politischen Zukunft liess die Bundesrätin bereits im Vorfeld abblocken. 
Nüchtern und sachlich wie immer. Das ist auch diesmal nicht anders. Aber ihr schelmisches Lächeln ist verschwunden, die Stimme leicht belegt. Ganz zu Beginn lässt sie Bundesratssprecher André Simonazzi klarstellen: Keine Fragen zu ihrer Zukunft. «Dazu sagen wir nichts. Basta».


Skurrile Situation

Dann referiert die Finanzministerin über die neuen Regeln fürs Eigenkapital von system-relevanten Banken: «Die Sockelanforderung für die Leverage-Ratio beträgt 4,5 Prozent.» Ein kompliziertes Thema. Es passt zu dieser Politikerin, von der man sagt, sie verbringe Stunden und Stunden mit Aktenstudium bis ins Detail. Eine Musterschülerin. Die jetzt aber unkonzentrierter ist als auch schon.
Mindestens so spannend wie das Banken-Thema ist für die meisten Journalisten im Moment das Rücktritts-Thema. Und so deuten sie die Körpersprache der Finanzministerin, klopfen Worte und Sätze auf versteckte Botschaften. Eine skurrile Situation.

Bleibt sie oder geht sie?

2:02 min, aus HeuteMorgen vom 22.10.2015

«Durst wird diesmal nicht gestillt»

Gegen Ende der Medienkonferenz gibt's die Fragerunde: Bundesratssprecher Simonazzi blockt alle persönlichen Fragen ab: «Ich werde noch einmal sagen. Der Durst wird diesmal nicht gestillt.» «So ist es», sagt die Finanzministerin.

KOMMENTAR:
Wenn wir uns vornehmen zu schweigen, müssen wir bei Befragungen auch konsequent bleiben.
Das hat die Finanzministerin geschafft. Die Körpersprache verrät zwar, dass  es ihr nicht so leicht fällt. 
Meine Prognose: Die Rücktrittsbotschaft wird dann schon noch rechtzeitig erfolgen.
Spannend fand ich, wie es Journalisten - trotz Simonazzis Hinweis, dass an der Konferenz keine Fragen zur Zukunft der Bundesrätin beantwortet werden -  trotzdem nach zu haken. Ein Journalist fragte:
"Wann erfahren wir, welchen Entscheid Sie gefällt haben?"
Mit dieser sogenannten Explorationstechnik, versuchte er - trotz des Themenstops - doch noch etwas herauszulocken.
NACHTRAG:

aus NZZ:



LOB

Medienkritik

CHAPEAU

Bildergebnis für susanne wille
Susanne Wille gebührt für ihre perfekte Marathonmoderation am Wahlsonntag nachträglich grosses Lob.
Wer Einblick hat in die Journalistenausbildung weiss: Moderieren ist eine Königsdisziplin.
Sie verlangt nicht nur höchste Konzentration und eine professionelle Fragetechnik. Eine Moderatorin muss die Materie beherrschen und mit Menschen umgehen können.
Was alles falsch gemacht wird, erleben wir tagtäglich  am Bildschirm.
Wir allen kennen sie,
die Selbstdarsteller
die Weghörer
die Unterbrecher.
Sie sind keine Seltenheit, all jene Moderatoren, die nicht gelernt haben, sich zurück zu nehmen und das Gegenüber zum Reden zu bringen.
Es ist nicht einfach, Gespräche zu lenken und intelligente Fragen zu stellen.
Susanne Willes Erfolg ist auch das Resultat einer intensiven, langen Vorbereitung. Nur so konnte sie so souverän - ohne Schwachstellen und Pannen - die 12 Stunden
dermassen perfekt meistern.

Chapeau !