Donnerstag, 5. Februar 2009

Wie Du mir so ich Dir!

Oder: Friseur kontert Bohlen!

Dieter Bohlen konnte jahrelang ohne grosse Folgen junge Leute verbal exekutieren. Eltern oder Erzieher, die so mit Jugendlichen umgehen, wie es Bohlen zu tun pflegt, würden bestraft und bekämen Aerger. Doch Bohlen genoss immer Rückendeckung von Bild. Grund: Seine miesen Sprüche liessen sich stets gut verkaufen. Bekanntlich ist Schadenfreude die reinste Freude. Nun rächte sich jüngst ein Friseur, der sich vor einem Jahr abkanzlen lassen musste, indem er Bohlen mit seiner eigenen Waffe schlug. Er beleidigte und beschimpfte den Exekutionsrhetoriker auf die gleiche Art.

Bild:

Friseur Dominik bringt Bohlen zur Weißglut

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DSDS-Eklat Friseur Dominik bringt Dieter Bohlen zur Weißglut

Riesen-Knatsch bei DSDS: Friseur Dominik legt sich mit dem Pop-Titan an. Hier gibt's die Fotos des Eklats!

Foto: RTL
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Auch Pop-Titanen haben angeblich eine Schmerzgrenze – und die wurde nun bei DSDS für Bohlen überschritten!

Der glück- und talentlose Friseur Dominik – bereits im vergangenen Jahr war er beim DSDS-Casting durchgefallen. Jetzt versuchte er sein Glück erneut – und 6,44 Millionen TV-Zuschauer wurden Zeuge, wie Juror Dieter Bohlen der Kragen platzte.

Dominik hatte eigentlich schon verloren, bevor er zu singen begann. Breitbeinig und mit verschränkten Armen baut sich der Friseur vor der Jury auf. Die Körpersprache: arrogant, aggressiv. Dieters Abfuhr vor einem Jahr scheint der junge Mann noch immer nicht verkraftet zu haben. „Ich sag' zu dir Dieter, weil ich ja vor dir keinen Respekt hab'“, pflaumt Dominik in Richtung Jurypult. Anstalten zu singen macht er keine.

Das war zu viel für Platten-Millionär Bohlen!

„Du kannst sowieso nix, ich höre mir die Scheiße nicht an“, mault Bohlen die Nervensäge an und will den Raum verlassen.

Es folgt ein hitziges Wortgefecht. Wie zwei Gorillas gehen die beiden aufeinander zu. Dominik redet sich immer mehr in Rage, bis auch Volker Neumüller (39) genug hat und ihn nach draußen verweist. Doch Dominik bockt.

Erst, als sich ein stämmiger Security-Mann vor dem Unbelehrbaren aufbaut, gibt dieser nach.

Kommentar:

Wer hart austeilt, müsste eigentlich auch hart einstecken können. Doch wird Dieter Bohlen diesen Zusammenhang nicht erkannt haben. Mit Kommunikation hat dieses Duell wenig zu tun. Es veranschaulicht immerhin, wie es auf beiden Seiten nicht gemacht werden dürfte. Es macht uns ferner wieder einmal bewusst:

- Kritiker schätzen es in der Regel nicht, wenn sie kritisiert werden.

- Besserwisser lieben es gar nicht, wenn ein Anderer etwas besser weiss.

- und ein Showman kann die Nerven verlieren, wenn ihm ein Anderer die Show stiehlt.

Weshalb es für Politologe Claude Longchanp am nächsten Sonntag doch noch ein überraschendes NEIN geben könnte:

«Wer hätte einen Tag vor dem 60-Milliarden-Rettungspaket an die UBS so etwas für möglich gehalten?»: Claude Longchamp.

«Wer hätte einen Tag vor dem 60-Milliarden-Rettungspaket an die UBS so etwas für möglich gehalten?»: Claude Longchamp. Bild: Keystone

Für Claude Longchamp, Leiter des Forschungsinstituts gfs.bern, zeigt die aktuelle Kampagne zur Personenfreizügigkeit, wie immer weniger die Vorlage im Mittelpunkt steht, sondern die Parteiinteressen. Dies zeige sich nicht zuletzt bei den Plakatsujets, sagt er im Interview mit der Schweizerischen Depeschenagentur.

49 Prozent der Bevölkerung haben bei der letzten Umfrage Ja zur Personenfreizügigkeit gesagt, nur 40 Prozent waren dagegen. Sie gehen zudem davon aus, dass die Einstellungen relativ stabil sind. Ist das Rennen gelaufen?

Claude Longchamp: Im Normalfall, ja. Doch wir haben spezielle Zeiten. Wer hätte einen Tag vor dem 60-Milliarden-Rettungspaket an die UBS so etwas für möglich gehalten? Wegen der angespannten Wirtschaftslage bin ich vorsichtig in der Interpretation. Ein aussergewöhnliches Ereignis könnte das Resultat durchaus noch kippen.

Zum Beispiel?

Wenn etwa eine Grossfirma Ende Monat Tausende von Mitarbeitern entlässt.

Aber würde dies automatisch das Nein-Lager stärken? Die Befürworter argumentieren ja, dass angesichts der Krise die Beziehungen zur EU umso wichtiger sind und darum ein Ja so wichtig sei. Unsere Analyse zeigt tatsächlich, dass wirtschaftliche Argumente für beide Lager wichtig sind. Trotzdem scheint mir bei einem grösseren Einbruch die Angst vor der Arbeitslosigkeit grösser zu sein als vor möglichen Schwierigkeiten mit der EU.

Hat die Wirtschaftsseite also ein Glaubwürdigkeitsproblem?

Ja, denn die milliardenschwere Hilfe an die UBS, gepaart mit hohen Boni, hat das Volk nicht goutiert. Es ist denn auch kein Zufall, dass in der aktuellen Kampagne nicht Topmanager wie Marcel Ospel oder Daniel Vasella die Ja-Kampagne führen, sondern Patrons wie Johann Schneider-Ammann oder Otto Ineichen. Bei der Abstimmung zur Ausdehnung der Personenfreizügigkeit auf Osteuropa im Jahr 2005 war das noch anders.

Sehen sie andere Unterschiede der Befürworter-Kampagne?

Nur wenige. Das Plakatsujet des Apfelbaums ist dasselbe, auch die Argumente sind ähnlich.

Der Apfelbaum stösst nicht überall auf Gegenliebe. Ineichen und Schneider-Ammann kritisierten das Plakat als zu emotionslos und abstrakt. Sie werben nun mit dem SVP-Raben, um deren Argumente zu kontern.

Diese Kritik verstehe ich nicht. Das Sujet des Apfelbaums hat eine klare Aussage und einen grossen Wiedererkennungseffekt. Die Kampagne war 2005 erfolgreich. Zudem ist es grundsätzlich falsch, den Gegner zu kopieren. Wer Erfolg will, muss sich vom Gegner abgrenzen. Für eine Erweiterung der Kampagne mag das gehen, doch grundsätzlich gilt: Es muss eine eigene Symbolik her.

Wie schätzen Sie die Raben-Kampagne der SVP ein?

Die Aussage ist missverständlich. SVP-Präsident Toni Brunner redete von einer diebischen Elster, doch wo ist der weisse Bereich auf dem Bauch? Die Verbindung zwischen Kriminalität und dem Tier funktioniert nicht. Die Junge SVP zeigt kommunikativ klarer, was sie sagen will. Sie zeigt einen ausländischen Einbrecher, der mit seiner Beute aus dem Haus steigt. Hier ist die Botschaft klar.

Die Raben-Kampagne hat immerhin für Wirbel gesorgt. Reicht dies nicht?

Nein, bei dieser Vorlage nicht. Für noch unbekannte Themen ist Aufmerksamkeit das A und das O. Als man zum Beispiel vor 15 Jahren auf AIDS aufmerksam machen wollte, war es erst mal wichtig, dass man darüber redet. Alles andere war sekundär. Bei der Personenfreizügigkeit ist das anders: Das Thema ist bekannt. Hier müssen sachliche Argumente ins Zentrum, wenn man die Abstimmung gewinnen will.

Wieso wirbt die SVP trotzdem mit dem Raben und dem Kriminalitätsargument?

Einerseits aus argumentativer Not, andererseits weil sie Imagewerbung betreibt. Sie will sich für rechte Kreise empfehlen. Mit der Imagewerbung ist sie nicht alleine. Werbung im Sinne der Partei anstatt zum Wohle der Vorlage nimmt in der Schweiz generell zu. Schauen sie sich zum Beispiel die FDP-Plakate an!

Die FDP wirbt mit einem Güterzug auf dem Weg in die EU, dessen Schiene allerdings von Christoph Blocher und Toni Brunner sabotiert wird.

Ein absolutes Novum in der Schweiz! Das erste Mal macht eine Partei in der Schweiz in einer offiziellen Kampagne Werbung mit einer anderen Partei. Es geht der FDP dabei weniger darum, der Vorlage zum Durchbruch zu verhelfen, sondern ihr Image zu verbessern. Sie will damit sagen: Die Politik der SVP ist nicht gut für die Schweiz. Die inhaltliche Aussage dieses Plakats ist schwach.

Auffällig ist im gegenwärtigen Abstimmungskampf die Vielzahl der Komitees und Plakate. Hängt dies ebenfalls mit der Eigenprofilierung zusammen?

Absolut. Jede Partei fährt immer mehr ihre eigene Schiene. Dies muss nicht zwingend schlecht sein. Sie hilft bei der Mobilisierung gegen innen. CVP-Sympathisanten lassen sich logischerweise am besten mit einer CVP-Kampagne ansprechen. Die Gefahr besteht allerdings darin, dass man sich verzettelt und die Hauptkampagne in den Hintergrund rückt. Bei der aktuellen Vorlage ist man am Rand dazu. Früher hiess es: Getrennt marschieren, vereint schlagen. Heute dagegen zunehmend: Getrennt marschieren und getrennt schlagen.

Kommentar: Wenn es der SVP gelingen würde - als einzige Partei gegen alle anderen Parteiein, gegen den Bundesrat , das Parlament und alle Wirtschaftsverbände ( trotz der enormen JAkampagne) im Endspurt noch mehr als 40 Prozent NEIN Stimmen zu mobilisieren, so dürfte sie dies als grossen Erfolg buchen. Man rechnete zuerst mit einer deutlichen Befürwortung. Ich war an einer Veranstalung von Christoph Blocher, um seine Rhetorik zu analysieren. Dabei stellte ich unter den Anwesenden fest, dass eine seiner Trumpfkarte gestochen hat. Blocher konnte mit Zitaten aus dem Bundesrat konkret belegen, dass man dem Volk vor der letzten Abstimmung immer wieder versprochen hatte, man könnte bei jeder künftigen Aenderung künftig problemlos neu Stellung nehmen, ohne dass bei einer Ablehnung die bilateralen Abkommen gefährdet wären. In den Inseraten der Befürworter wurde jedoch ständig behauptet, man müsste jetzt unbedingt JA stimmen, um die Verträge mit der EU nicht zu gefährden. Wenn es am Sonntag überraschenderweise zu einem NEIN kommen würde, so wäre dies solchen paradoxen Argumenten zu verdanken. In erste Linie jedoch, weil das Parlament eine Vorlage, mit zwei verschiedenen Fragen in ein einziges Paket geschnürt hatte. Dies ist nach meinen Erkundigungen viele Bürgern sauer aufgestossen. Wir werden das Resultat am Sonntag erfahren. Ich persönlich rechne nicht mit einem Nein. Das wäre ein zu grosse Ueberraschung.

Kommt noch dazu (Ich zitiere Tagi-online):

Personenfreizügigkeit: Jeder Dritte begreift die Vorlage nicht

Rund 30 Prozent der Teilnehmer der Tagesanzeiger.ch/Newsnetz-Umfrage zur Abstimmung am 8. Februar glauben, dass nur über die Personenfreizügigkeit für Rumänen und Bulgaren abgestimmt wird. Damit liegen sie natürlich falsch.

Zu den Kommunikationsproblemen des Papstes

Nebelspalter:

Papst Benedikt XVI. gerät wegen der Rehabilitierung des Holocaust-Leugners Richard Williamson immer stärker unter Druck

Papst Benedikt XVI. gelang es immer noch nicht, die Wogen zu glätten. Im Kirchenvolk rumorte es. Bischöfe signalisieren Unbehagen. Die reformierte Kanzlerin Merkel (als Staatsoberhaupt) kritisierte in ungewohnt offener Art das Staatsoberhaupt des Vatikans. So etwas hat es noch nie gegeben. Die Situation entspannte sich bis heute nicht, obschon von Rom aus versucht wurde, die Geschichte auszusitzen. Ohne Eingeständnis, ohne öffentliche Klärung des Vatikans wird es keine Ruhe geben. Richard Williamson hat jedenfalls seine Holocaust - Lüge noch nicht widerrufen!

Ich zitiere kipa-apic:

Interne Kommunikation im Heiligen Stuhl

Wer berät den Papst?

Zürich, 4.2.09 (Kipa) Nach dem Debakel um die versuchte Wiederaufnahme der Traditionalisten-Bischöfe in die katholische Kirche wird immer lauter die Frage gestellt, wer den Papst berät und wie die Kommunikationswege im Vatikan verbessert werden könnten. Die letzte umfassende Neuordnung der Römischen Kurie fand 1988 unter Johannes Paul II. statt. Die Presseagentur Kipa nennt die wichtigsten Personen und Institutionen.

Die Bischöfe

Die rund 4.800 Bischöfe der Weltkirche berichten dem Papst und den Kurienbehörden etwa alle fünf Jahre bei "Ad-limina-Besuchen" im Vatikan. Die von Johannes Paul II. gepflegten Tischgespräche mit Bischöfen und Ordensleuten hat Benedikt XVI. abgeschafft, er nimmt sich aber für offizielle Gespräche mehr Zeit.

Die Nuntien

Die Diplomaten des Heiligen Stuhls in 177 Staaten berichten dem Staatssekretariat, das zugleich wie ein Kanzleramt und wie ein Aussenminister …

Kommentar: Ich frage mich ebenfalls, wie der Vatikan hinsichtlich "Umgang mit Medien", Botschaftenmanagement und strategischer Kommunikation beraten wird. Es ist unverständlich, dass ein Papst so viele gravierende Kommunikationsfehler machen kann. Geht es doch um den Ruf der katholischen Kirche. Wir haben es bei der UBS gesehen, wie rasch eine Grossbank durch fehlerhafte Kommunikation ihr Vertrauen verlieren konnte. Die Führung hatte das Kommunikationsmanagement nicht ernst genommen hat.

Man muss nicht Experte für Krisenkommunikation sein, um zu erkennen, dass gravierende Vorkommnisse weder mit Schweigen, mit Abtauchen noch mit Bagatellisieren, Beschönigen gelöst werden können. Der Versuch mit der Bezeichnung eines Sündenbockes misslang auch ein vermeintlicher Befreiungsschlag.

Der Papst wartete zu lange, im Glauben, die Sache beruhige sich von selbst. Auch ein Papst könnte Fehler zugeben (mea culpa) und hätte genügend Zeit gehabt, alle Unklarheiten zu klären.

Erst heute sah er ein, dass das Tolerieren eines Holocaust Lügners nicht länger ignoriert werden kann. Er verlangt erst jetzt, dass Williamson seine Aussage widerruft.

Spiegel-online:

Trotz der Aufforderung des Vatikans, Williamson solle seine Aussagen zum Holocaust widerrufen, steht Papst Benedikt XVI. nach Ansicht des Leiters der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, Pater Eberhard von Gemmingen, weiter unter Druck. "

Der Papst steht mit dem Rücken zur Wand", sagte von Gemmingen im Interview mit NDR Kultur. Die bisherigen Schritte des Vatikan reichten nicht aus. Aus dem Vatikan müsse noch einmal eine klare, simple Erklärung kommen, forderte er.

Einen Rücktritt des Papstes schloss von Gemmingen grundsätzlich nicht aus: "So wie ich den Papst kenne hat dieser in seinem Herzen möglicherweise schon mal gedacht: 'Irgendwann muss ich vielleicht zurücktreten, damit das Petrusamt gut wahrgenommen wird'." Allerdings werde Benedikt XVI. einen solchen Schritt nicht unternehmen, nur um einem Problem aus dem Weg zu gehen. Diese Last werde der Papst seinem Nachfolger nicht aufbürden wollen, sagte von Gemmingen.

Die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" kritisierte die Amtsführung des Papstes.

"Der Papst macht eine unglückliche Figur. Er will das Traumata der Kirchenspaltung aufheben. Aber er macht das mit sehr schlechten Beratern",

sagte der Sprecher von "Wir sind Kirche", Christian Weisner, der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse". Leider werde immer deutlicher, dass Benedikt XVI. in seiner Amtszeit einen rückwärts gewandten Kurs einschlage. Durch die Wiederannäherung an die Piusbruderschaft sei innerhalb wie außerhalb der Katholischen Kirche ein "Riesenschaden" entstanden.

Der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, hat Benedikt XVI. gegen die Kritik von Kanzlerin Angela Merkel verteidigt. Merkel hatte den Papst aufgefordert, sich deutlich von Williamson zu distanzieren. "Mich hat diese Äußerung gewundert", sagte Marx der "Süddeutschen Zeitung". "Der Papst hat deutlich Stellung genommen gegen jede Leugnung des Holocaust. Er hat klargemacht, dass Antisemitismus bei uns in der Kirche keinen Platz hat. Meiner Ansicht nach ist damit alles gesagt." Nach Meinung des Geistlichen wollte der Papst in keiner Weise Antisemitismus tolerieren. "Dies ihm zu unterstellen, ist ungeheuerlich."

Kommentar: Es genügte nicht, dass sich der Papst persönlich gegen den Antisemitismus äussert. Er muss endlich - wenn gleich verspätet - Klarheit schaffen. Ich zweifle daran, dass damit die Sache ausgestanden ist. Es wurde bereits zu viel Geschirr zerschlagen.

Indirekte Kritik an der Kommunikation des Papstes

NZZ-online:

Die Schweizerische Bischofskonferenz (SBK) begüsst die Forderung des Vatikans an den erzkonservativen Bischof Richard Williamson, seine Äusserungen zum Holocaust zu widerrufen.

(sda) Wie SBK-Sprecher Walter Müller zu Radio DRS sagte, habe der Vatikan mit seiner Erklärung «noch einmal Klarheit schaffen können über Dinge, die der Vatikan schon einmal gesagt hatte».

Der Vatikan habe offensichtlich ein Problem, eine Sprache zu sprechen, die gehört werde.

Nach tagelangem öffentlichem Druck hatte der Vatikan Bischof Williamson aufgefordert, sich «eindeutig und öffentlich» von seinen Äusserungen zu distanzieren. Wie das Staatssekretariat des Vatikans am Mittwoch mitteilte, muss er die Leugnung widerrufen, bevor er als Bischof wieder eingesetzt werden kann.

Williamson hatte in einem Interview mit dem schwedischen Fernsehen gesagt, er denke, dass «200'000 bis 300'000 Juden in den Konzentrationslagern gestorben» seien, aber «nicht ein einziger von ihnen in Gaskammern».

Ueber die Kritik Merkels kann man geteilter Meinung sein. Es sie durchaus möglich, dass sie mit ihrer unüblichen öffetnlichen Kritik von ihern internen Problemen ablenken wollte.

Dennoch finde ich die Vatikan- Taktik (Angriff ist die beste Verteidigung) ungeschickt und unklug.

Bild:

Vatikan ist „entsetzt“ über Holocaust-Streit

Ärger über Holocaust-Streit Vatikan „entsetzt“ über Kritik aus Deutschland

CDU-Politiker greifen Merkel an

Der Skandal um den ultrarechten Bischof und Holocaust-Leugner Richard Williamson sorgt weiter für eine frostige Atmosphäre zwischen dem Vatikan und der Bundesregierung.

Der Vatikan sei über die Diskussion in Deutschland „geradezu entsetzt“, so der CDU-Politiker Georg Brunnhuber nach einem persönlichen Gespräch mit Papst Benedikt XVI. gegenüber der „Financial Times Deutschland“.

Aktuell
Vatikan: Papst Benedikt Ultimatum: Holocaust-Leugner Williamson soll widerrufen

Im Vatikan sei man verwundert über die Debatte, sagte Brunnhuber, der im Rahmen einer Generalaudienz am Mittwoch in Rom mit dem Pontifex maximus gesprochen hatte. „Hier unterstellt niemand dem Papst, dass er antisemitische Äußerungen duldet.“

Es herrsche der Eindruck, dass in Deutschland jetzt alle antikatholischen Ressentiments an die Oberfläche kämen.

Nach Angaben Brunnhubers trifft Angela Merkel mit ihren Äußerungen zum Papst in den eigenen Reihen auf Widerspruch. „Viele CDU-Mitglieder halten die Einlassungen der Kanzlerin nicht für richtig“, sagte Brunnhuber, der Vorsitzender der baden-württembergischen Landesgruppe in der Unionsfraktion ist. „Öffentliche Aufforderungen an den Heiligen Vater führen garantiert ins Leere.“

Der Fall Williamson sei „keine Lappalie“ und dürfe nicht verniedlicht werden. Es gebe aber inzwischen „eine Art rhetorischen Überbietungswettbewerb, der „weder gerechtfertigt noch fair, noch in der Sache hilfreich“ sei.

Offenbar sei das Verfahren zur Aufhebung der Exkommunikation abgeschlossen gewesen, „bevor es diese berüchtigte Regensburger Äußerung von Williamson überhaupt gab“, so Lammert.

Indirekt kritisierte Lammert auch die Kanzlerin für ihre Forderung nach einer Klarstellung des Papstes. „Zweifel an der Position der katholischen Kirche und des Papstes halte ich in der Sache für völlig unbegründet“, betonte er.

Trotz der Aufforderung des Vatikans, Williamson solle seine Aussagen zum Holocaust widerrufen, steht Papst Benedikt XVI. nach Ansicht des Leiters der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, Pater Eberhard von Gemmingen, weiter unter Druck. Im Interview mit NDR Kultur sagte er:

„Der Papst steht mit dem Rücken zur Wand.“

Die bisherigen Schritte des Vatikan reichten nicht aus. Aus dem Vatikan müsse noch einmal eine klare, simple Erklärung kommen, forderte er.

Einen Rücktritt des Papstes schloss von Gemmingen grundsätzlich nicht aus.