Sonntag, 6. Dezember 2009

Kommunikation und Burka

Vermummung als Kommunikationssperre

Bei den Medientrainings der Spitzensportlern vor den Olympiaden machte allen Athleten immer wieder bewusst - beispielsweise den Beachvolleyballspielern - dass das Tragen von dunklen Sonnenbrillen oder Brillen mir spiegelnder Oberfläche (Das Glas reflektiert oft farbig) bei Interviews negativ wirkt. Die Augen sehen wir bei dieser Brille verdeckt. Und die Augen sind bekanntlich die "Fenster zur Seele". Wer es nicht zulässt, dass man in seine Augen blicken kann, könnte verdächtigt werden, er wolle nicht zeigen, wo er hinblickt oder: er habe Mühe, dem Gegenüber offen in die Augen zu blicken. Die Sportler erkannten im Mediensimulator meist sehr rasch, dass sie viel sympathischer wirken, wenn sie während des Interviews ihre schillernde Brille in die Haare hinaufschieben. Sie erkannten: Wer sein Gesicht offen preisgibt, zeigt damit auch, dass er nichts zu verbergen hat. Vor der Minarettverbotabstimmung wurde auf dem Befürworterplakat eine dunkle Gestalt mit einer Burka (Ganzverhüllung) prominent ins Bild komponiert.

Ich bin sicher, dass diese Darstellung in der Bevölkerung negative Emotionen geweckt hat. Ihr Gesicht ist ganz verdeckt. Vor den Augen hat die Burka ein Netz. Man sieht die Augen nicht.

In unserem Kulturkreis ist es suspekt, wenn das Gesicht verhüllt wird. Selbst Klosterschwestern decken lediglich ihre Haartracht ab.

Persönlich hinkt für mich der Vergleich der Burka mit den Kopftüchern der Nonnen.

Bei allen ist das Gesicht stets unbedeckt. Ein gewalttätiger Demonstrant, der sich einer Strafverfolgung entziehen will, deckt das Gesicht ab. Er vermummt sich. Alle wissen, dass eine Person mit einer Maske oder Gesichtverhüllung in einer Bank verständlichweise Probleme bekommt.

Gangster, beispielsweise Bankräuber vermummen sich ebenfalls aus ähnlichen Gründen

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Keine Bukaträgerin - sondern ein echter Bankräuber von der Ueberwachungskamera aufgenommen:

Freienbach SZ: Hier nimmt ein Räuber die Kantonalbank aus

Kontrollorgane (Zoll, Polizei), setzen begreiflicherweise ein Vermummungs- oder Verhüllungsverbot durch. Wie kann ein Zöllner die Identität überprüfen, wenn das Gesicht verdeckt ist? Nur an der Fastnacht wird das Maskentragen bei uns toleriert.

Nach dem überraschenden Abstimmungsresultat erkennen allmählich Analytiker, dass viele Menschen beim Ausfüllen des Stimmzettels einen Bauchentscheid gefällt hatten. Es ging Ihnen nicht um den Bau von Minaretten.

Sie wollten vor allem gegen extreme Sitten protestieren, wie Hassprediger, Zwangsehen, Frauensteinigungen, Beschneidungen. Sie protestierten aber auch gegen Frauen aus dem extremen Lager , die in den Städten mit ihrer Burka mit ihrem verhüllten Gesicht den Unmut der Bevölkerung heraufbeschwören.

So wie bei Demonstranten ein Verhüllungsverbot gilt, darf auch bei Schweizer Muslime gefordert werden, dass sie das Gesicht nicht verdecken. Es darf erwartet werden, dass Eingewanderte sich an unsere Regeln halten, so wie wir uns in anderen Ländern deren kulturellen Spielregeln anzupassen haben (Badekleider usw.)

Als Kommunikationsberater mache ich beim Coaching immer wieder bewusst, dass wir mit dem Blickkontakt eine Brücke zum Gegenüber aufbauen und Kommunikationsprozesse beeinträchtigt werden, wenn diese Brücke abgebaut wird.

Wer nichts zu verbergen hat, darf deshalb problemlos sein Gesicht offen legen und kann auf Kommunikationsbarrieren - wie Gesichtverhüllungen - verzichten. Ich bin überzeugt, dass sich diese Forderung in den nächsten Jahren durchsetzen wird.

NACHTRAG:

Tagi 17.1.10

Frankreich

Burka-Verbot zeichnet sich ab

Noch vor dem Abschlussbericht eines Parlamentsausschusses zeichnet sich in Frankreich ein vollständiges Verbot des Ganzkörperschleiers für muslimische Frauen ab. Die Nationalversammlung bereitet eine Entschliessung vor, die die Burka untersagt.

20 Min: 26. Januar

Burka-Verbot wegen 1900 Frauen

Muslimische Frauen in Frankreich sollen nach dem Willen des Parlaments künftig von allen öffentlichen Dienstleistungen ausgeschlossen werden, wenn sie einen Ganzkörperschleier tragen.

Der Gesichtsschleier ist in Frankreich umstritten.
(Bild: AFP)

Ein Ausschuss der Nationalversammlung legte am Dienstag einen Bericht mit insgesamt 18 Empfehlungen vor. Betroffen sind schätzungsweise mehrere tausend Frauen der fünf Millionen Muslime in Frankreich. «Ganz Frankreich sagt Nein zum Ganzkörperschleier und verlangt, dass diese Praxis auf dem Gebiet der Republik verboten wird», heisst es im Vorschlag des Parlamentsausschusses für die Entschliessung. Eine Burka zu tragen widerspreche «den Werten der Republik».

Aus rechtlichen Gründen soll sich das Verbotsgesetz nicht allein auf die Burka oder andere Formen der Verschleierung muslimischer Frauen beziehen. Es soll generell jegliche Vermummung in staatlichen Einrichtungen verbieten. Geldbussen bei Zuwiderhandlungen sind nicht geplant; Burka-Trägerinnen sollen aber staatliche Dienstleistungen verweigert werden.

Weiter erlaubt wäre die Burka damit auf offener Strasse und in der Privatwirtschaft. Die Regierung will über die Reichweite des Verbots erst nach den Regionalwahlen im März entscheiden. In einer am Montag veröffentlichten Umfrage hatten sich fast zwei Drittel der Franzosen für ein Verbot der Burka in der gesamten Öffentlichkeit ausgesprochen - «sogar auf der Strasse».

Frankreich hat mit über fünf Millionen Menschen die grösste muslimische Gemeinde Europas. Nach Angaben des Innenministeriums tragen aber nur etwa 1900 muslimische Frauen die Burka. Der konservative Staatspräsident Nicolas Sarkzoy hatte im Juni gesagt, die Burka, bei der das Gesicht durch ein Stoffgitter verdeckt wird, sei «auf dem Gebiet der französischen Republik nicht willkommen».

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Frankreich könne es nicht hinnehmen, dass Frauen «Gefangene hinter einem Gitter» seien und «von jeglichem sozialen Leben abgeschnitten und jeglicher Identität beraubt» würden. Seit 2004 ist in Frankreich schon das Tragen auffälliger religiöser Zeichen in den staatlichen Schulen verboten.

Ghadhafi sagte, die Schweiz sei die «Mafia der Welt»

Ferner liess Ghadhafi verlauten: Es habe bereits «einen Boykott-Aufruf» gegen die Eidgenossenschaft gegeben. Mit dem Minarettverbot habe die Schweiz den Terroristen ein Argument geliefert um Europa anzugreifen.

Die Schweiz brauche Erdöl, Gas, Häfen, Meer, Sonnenenergie und Investitionen: Muammar al-Ghadhafi.

Die Schweiz brauche Erdöl, Gas, Häfen, Meer, Sonnenenergie und Investitionen: Muammar al-Ghadhafi. Bild: Keystone

Kommentar: Ghadhafis Rhetorik passt zu einem Machthaber, der sich über Verträge hinwegsetzt, Gerichtsurteile missachtet und Länder mit Geiseln erpresst. In der zwischenmenschlichen Kommunikation gibt es bei uns die Möglichkeit, eine Person einzuklagen, die das Gegenüber beleidigt oder dessen Persönlichkeit verletzt. Traurig, dass die "Classe politique" nichts sagt, wenn ein Beleidiger Macht, Oel und Geld hat. Anstatt den Entscheid des Volkes zu bezweifeln, müssten nun Medien und Politiker Ghadhafis verbaler Angriff gegen unser Land vehement zurückweisen. Im Interesse der Geiseln darf sich die Schweiz nicht alles bieten lassen.