Peinlich: Heidi Z'graggen möchte Bundesrätin werden und tappt ausgerechnet vor der Selektion bei einem wichtigen Auftritt in die Mikrofon-Falle.
Solche Pannen können gravierende Folgen haben.
In jeder professionellen Grundausbildung im Umgang mit Medien wird den Teilnehmern bewusst gemacht:
Wenn sich eine Kamera im Raum befindet, wenn man verkabelt ist oder ein Mikrofon aufgestellt ist, müssen wir stets damit rechnen, dass wir aufgenommen werden. Auch vor und nach der Sendung. Dasselbe gilt auch beim Verhalten. Wir sehen immer wieder Gesprächsteilnehmer, die glauben, wenn ein anderer spricht, könnten sie damit rechnen, nicht im Bild zu sein. Das ist auch bei Laienmoderatoren zu beobachten. Wenn das Gegenüber spricht, blättern sie in den Unterlagen, lächeln einer Person zu oder zupfen das Kleid zurecht. Wer konzentriert zuhört, benimmte sich in der Regel mediengerecht und macht keine peinlichen Patzer.
Z'graggen ist nicht die erste Politikerin, die nicht weiss, wie gefährlich es sein kann, in eine Kamera- oder Mikrophonfalle zu tappen. Auch anderen Politikern ist schon etwas Ungewolltes rausgerutscht.
- Letztes Jahr trafen sich Benjamin Netanyahu und Ungarns Ministerpräsident Orban in Budapest. Dabei wurde Netanyahu ertappt, wie er massive Kritik an der EU äusserte. Eine kleine technische Panne wurde ihm nachher zu einem grossen Problem. Vor dem Auftreten wurden beide Politiker mit Mikrofons ausgestattet. Dabei war jedoch der Ton nicht abgestellt und die ganze Welt erfuhr von dem persönlichen Gespräch, das nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt war. Ich zitiere Netanyahu. er sagte zu Orban:
"Die europäische Union ist die einzige Vereinigung von Ländern auf der Welt, die die Beziehung zu Israel - welche Technologie in allen Bereichen produziert - an politische Bedingungen knüpft. Sie sind die Einzigen! Niemand macht das! Es ist absurd. Ich meine, es ist verrückt. Ich denke es ist verrückt und ich spreche nicht von meinen Interessen, den Interessen Israels. Ich spreche von Europas Interessen."
- Moritz Leuenberger ist 2001 in die Mikrofon - Falle getappt. Er war sich nicht bewusst, dass die Kamera auch zwischen den Interviews lief. Die schlechte Laune des damaligen Bundesrates Moritz
Leuenberger bekamen die Zuhörer deutlich zu hören:
«Nei chum, das isch doch
ez en Scheiss!»
- Bei einem Gipfeltreffen zur nuklearen Sicherheit
traf sich Obama mit dem damaligen russischen Präsidenten Dimitri
Medwedew 2012 zu einem Medientermin in Seoul. Die beiden dachten wohl, dass sie
ungestört kurz ein paar Worte wechseln könnten. doch das Mikrofon war offen. Sie sprachen über
heikle Themen wie Raketenabwehrsysteme und deren Abrüstung. Barack Obama:
«Das
ist meine letzte Wahl ... nach der Wahl hab ich mehr Flexibilität.»
Medwedew antwortet: «Ich werde diese Information an Vladimir
weiterleiten.»
- Der frühere britische Premier Gordon Brown besuchte im April 2010 eine
Wahlkampf-Veranstaltung. Es waren Gespräche mit Wählern vorgesehen.
Unglücklicherweise behielt Brown das Mikro an. Nach dem Auftritt sagt er
im Auto seinem Wahlkampfleiter:
«Das war ein Desaster – die hätten
mich niemals mit dieser Frau sprechen lassen sollen.» Was sie denn
gesagt habe? «Alles, sie war einfach so eine bigotte Frau.»
- An einer Wahlkampf-Veranstaltung in Illinois im September 2000 wies
George W. Bush Jr. seinen Vize Dick Cheney auf einen Journalisten hin:
«Da ist
Adam Clymer, Major-League-Arschloch von der ‹New York Times›.»
Reporter
Clymer hatte vorher einen negativen Artikel über den damaligen
Präsidenten publiziert.
- An einem Phototermin im März 2005 sagte Prinz Charles in Klosters zu
seinen Söhnen:
«Diese verfluchten Leute. Ich kann das nicht ausstehen,
Mann. Ich meine, er ist so schrecklich, er ist es wirklich.»
Er meinte
damit den BBC-Reporter Nicholas Witchell. Er merkte nicht, dass eine Kamera das Mirofon offen hatte,
- Die Mikrofon-Panne des amtierenden amerikanischen
Präsidenten Donald Trump aus dem Jahr 2005 gemeinsam mit Moderator Billy Bush ist auch noch erwähnenswert. Auf dem Weg zur
Produktion einer Sendung von «Access Hollywood» lief bereits das Mikro vor der Sendung und nahm das «Umziehkabinen-Gespräch» der beiden
auf. Das berühmt-berüchtigte Zitat:
«Grab 'em by the pussy!
- DasoffeneMikrofon verrät 2014, was US- Aussenminister Kerry denkt. Ungewollt offen äussert er sich über Israels Angriffe in Gaza. Angesichts der zahlreichen zivielen Opfer führe Israel eine
"mordsmässig zielgenaue Operatioen gegen die Hamas aus."
Im Klartext: Israel nimmt zur Schwächung der Hamas auch ziviele palästinensische Opfer in Kauf. Kellys Bemerkung war nicht für die Oeffentlichkeit gedacht. Er hatte nicht bemerkt, dass sein Mikrofon zwischen mehreren Interviews mit US-Sendern nicht abgeschaltet war. Promp wurde er nachher vom US-Nachrichtensender Fox News mit seiner ungewollt offene Aussage konfrontiert.
«Solche Operationen sind
hart», rechtfertigte sich Kerry. «Ich habe offensichtlich auf eine Weise
reagiert, wie es jeder tut, mit Blick auf kleine Kinder und Zivilisten»,
berichtet die "Washington Post" Dann unterstrich Kerry bewusst, dass «die USA Israels Recht auf Verteidigung gegen Raketen unterstützen, die weiterhin kommen».
Folgenschwere Mikrofon Panne am Telephon:
Ein Geschäftsmann erzählte mir an einem Seminar, dass er nach einem Telephonat mit einem Kunden (Es ging um eine grössere Aquisition) versehentlich den Hörer nicht aufgehängt hatte. Er habe sich dann über den Kunden lustig gemacht, weil dieser bei Sprechen kaum zu stoppen war. Im Glauben, die Verbindung sei abgebrochen, sagte er nach dem Telephonat zum Assistenten hörbar: "Unmöglich dieser Dampfplauderer". Der Kunde rief nachher an und sagte ruhig: "Sie begreifen, dass ich kein Interesse mehr habe, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Gut, dass ich nach unserem Gespräch gehört habe, wie Sie über mich denken."
FAZIT:
Wer in eine Mikrofon- Falle tappt, kann diesen Patzer nicht mehr rückgängig machen. Er kann höchstens nachträglich
bereuen, so unbedacht gehandelt zu haben. Gesagt ist leider gesagt. Man könnte immerhin noch aus peinlichen Situationen etwas lernen. Bedenken wir:
Im Internetzeitalter werden solche Faux-pas ausgekostet und verbreitet. Diese Geschichten werden gerne gelesen. Der Mix von Schadenfreude und Unterhaltung macht die Pannen zu Medienhypes und garantieren Einschaltquoten. Wer aber im Simulator das ABC der Medienrhetorik paxisorientiert gelernt hat, ist meist später gefeit von den geschilderten irreversiblen Pannen.
US-Präsident Donald Trump hatte nach der Rückkehr von seinem
Frankreich-Besuch im Rahmen der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Ende
des Ersten Weltkriegs mit einem regelrechten Twitter-Tornado Frankreichs
Präsidenten Emmanuel Macron attackiert.
Dabei machte sich
Trump unter anderem über Frankreichs Okkupation im Zweiten Weltkrieg
lustig, griff Macron wegen schlechten Umfragewerten an und schimpfte
über angeblich unfaire Zölle beim Wein. Die Antwort aus
Paris folgte bei einer Pressekonferenz am Mittwoch von
Regierungssprecher Banjamin Griveaux: „Ich werde auf Englisch antworten:
‚Common decency‘ (dt.: allgemeiner Anstand) wäre angebracht
gewesen“. Das gelte vor allem, weil am Dienstag Frankreich trauerte: Es
war der dritte Jahrestag der Terroranschläge von Paris und Saint-Denis,
bei denen Islamisten 130 Menschen getötet hatten.
„Verbaler Durchfall“
Die meisten
Politiker stellten sich weitgehend hinter Macron. Olivier Faure,
Generalsekretär der Sozialistischen Partei, nannte Trumps Attacke einen
„verbalen Durchfall“, der Frankreich und die Franzosen beleidige und
pathologische Züge trage. Selbst für die
rechtspopulistische Partei Rassemblement National (ehemals Front
National) waren die Trump-Tweets nur teilweise ein gefundenes Fressen.
Die Tweets zu Macron seien „sehr gut“, die zum französischen Wein
dagegen „sehr schlecht“, sagte der prominente Abgeordnete Olivier
Collard. Er hätte an Macrons Stelle geantwortet: „Sei so nett, trink
deine Cola und lass uns unseren Wein.“
„Trump attackiert da, wo es richtig weh tut“
Das
Presse-Echo war ebenfalls aufgeregt, teilweise aber auch
selbstkritisch. „Trump und Macron, das ist Krieg!“, schrieb „Le Dauphiné
Libéré“. Das Kuscheln und Schmusen, das beide Männer bei ihren
vorherigen Treffen regelmäßig zur Schau gestellt hatten, sei vorbei. „Trump
behandelt Macron fortan wie seine anderen Verbündeten“, stellte die
Tageszeitung „Le Monde“ fest und verwies darauf, wie Trump auf ähnliche
Weise den kanadischen Premierminister Justin Trudeau düpiert hatte.
„Alles, was übertrieben ist, ist unbedeutend. Aber das gilt
weniger, wenn es um den Präsidenten der USA geht, selbst wenn seine
Aussage aus dem Wortregister eines Trinkers am späten Abend stammt“,
schreibt die Regionalzeitung „Le Courrier picard“ aus Amiens. Allerdings
schreibt die Zeitung auch, dass Macrons Idee einer europäischen Armee
tatsächlich nicht mehr als ein frommer Wunsch sei.
Die Wirtschaftszeitung „L’Express“ zitierte den Politologen
Jean-Eric Branaa, der zugab: „Trump greift da an, wo es sehr weh tut,
und zwar bei (Macrons) Popularität und beim Thema Arbeitslosigkeit. Kurz
gesagt, er bezeichnet den Präsidenten als unfähig.“
Der
Radiosender RTL findet, dass Trump durchaus einen Punkt hat: „Trump
drückt es vulgär aus, aber es ist eine Position, die schon Barack Obama
vertreten hatte: Der Kalte Krieg ist vorbei, die Europäer müssen ihre
Verteidigung besser finanzieren und sich nicht nur auf Amerika
verlassen.“
Hat Trump mit der Attacke auf den französischen Wein recht?
„Welche
Fliege hat ihn gestochen?“, fragt das Magazin „L’Obs“ mit Blick auf den
Trump-Tweet zu den Wein-Zöllen. Der Faktencheck der Zeitung ergibt,
dass die USA tatsächlich niedrige Importzölle auf europäischen Wein
haben, Trump also teilweise recht habe. Das bestreitet der
Nachrichtensender LCI, der von einem Importzoll von 46 Prozent für
französischen Wein in den USA spricht, aber nur von „37 Cent pro Liter“
für amerikanischen Wein in Frankreich. Unter dem Strich? Unklar. Klar
sei dagegen: Die Franzosen trinken lieber ihren heimisch produzierten
Wein als teuer importierten US-Wein, den sie nicht ernst nehmen.
Die Zeitung „Le Figaro“ schlüsselt das komplizierte Zollsystem beim Wein detailliert auf und kommt zum Ergebnis, dass Trump „nicht unrecht“ habe.
Fußball-Nationalspieler springt Macron zur Seite
Macron
deutlich zur Seite gesprungen ist ein Fußballer: Benjamin Mendy (22),
Abwehrspieler der französischen Nationalmannschaft und derzeit bei
Manchester City unter Vertrag.
Auf Trumps „Make France Great Again“ antwortete er mit
zwei Tweets. An Macron gerichtet schrieb er: „Ich kümmere mich um ihn,
mach dir keine Sorgen“, an Trump schrieb er auf Englisch: „Mach dir
darüber mal keine Sorgen, Bruder“ neben zwei Sternen – eine Anspielung
auf Frankreichs WM-Sieg im Juli.
Trumps Twitter-Tornado gegen Macron
Am
Dienstag hatte Trump unter anderem getwittert, Macron leide unter
schlechten Umfragewerten, daher habe er ablenken wollen und das Thema
einer europäischen Armee hervorgebracht. „Übrigens, es gibt kein Land,
das nationalistischer ist als Frankreich, sehr stolze Menschen, richtig
so!“, schrieb Trump weiter, und schloss in Anlehnung an seinen eigenen
Wahlkampf-Slogan mit den Worten ab: „MAKE FRANCE GREAT AGAIN!“
Die Idee einer europäischen Armee, die nach
Worten Macrons zur Verteidigung gegen Bedrohungen wie „China, Russland,
aber auch die USA“ gebraucht werde, zog Trump ins Lächerliche, indem er
auf die deutsche Okkupation Frankreichs im Zweiten Weltkrieg anspielte:
„Sie haben in Paris schon angefangen, Deutsch zu lernen, bis die USA
kamen!“
Zudem beklagte er unfaire Zollpraktiken in Bezug
auf den Weinhandel zwischen beiden Ländern, denn nicht nur Frankreich
stelle „exzellenten Wein“ her, sondern auch die USA. Das kann Trump als Anti-Alkoholiker allerdings nur von Hörensagen beurteilen …
Mit den Reportern liefert er sich heftige Wortgefechte.
Aus dem Protokoll (Trumps Antworttaktiken)
19:22
Eine Journalistin will vom Präsidenten mehr zu den Problemen in
den Stimmlokalen von Georgia wissen. Angeblich mussten die Menschen
stundenlang auf die Stimmabgabe warten. Trump antwortet: «Ich liebe den
Staat, ich liebe Georgia. Ich habe gehört, die Wahl sei sehr effizient
gewesen. Für Genaueres müssen Sie die Behörden dort fragen.»
19:11
Ein Journalist will wissen, was der Präsident gegen den
steigenden Antisemitismus macht. Trumps Antwort: «Niemand hatte so viel
Erfolg mit Israel wie Donald Trump.»
19:06
Ein Journalist fragt nach genaueren Informationen zur
Zusammenarbeit mit den Demokraten? Donald Trump antwortet: «Wir sollten
auskommen und Sachen erledigen. Aber wenn Untersuchungen laufen werden,
dann wird nichts erledigt. Was ich heute über Nancy Pelosi sagte, war
nicht sarkastisch. Sie hat lange und hart gearbeitet.»
18:58
Ein Journalist fragt, ob Trump nicht seinen Tonfall ändern wolle.
Seine Antwort: «Ich wäre gut in einem sanfteren Ton. Das wäre einfacher
für mich. Aber wenn man unfair behandelt wird, muss man das so machen.
Ich werde unfair abgebildet in den Medien.»
18:51
Ein Journalist fragt, ob das letzte Nacht wirklich ein absoluter
Sieg gewesen sei. Trump erwidert: «Es war fast ein perfekter Sieg. Wir
kommen damit klar. Ich habe Georgia gewonnen. Obama und Winfrey haben
dort hart gearbeitet. Ich hatte niemanden ausser mir selbst. Wir haben
gewonnen.»
18:44
Eine Journalistin will mehr wissen zur Zusammenarbeit mit
Russland während der Präsidentschaftswahlen. «Ich könnte in diesem
Moment jeden feuern und diese Ermittlungen beenden», so Trump. «Aber ich
lasse die Untersuchungen weiterlaufen, obwohl sie viel Geld
verschwenden.»
18:39
Der Reporter präzisiert: «Das war keine Invasion, warum sagen Sie
Invasion?» Trump erwidert: «Ich möchte, dass sie legal kommen. Menschen
dürfen legal kommen.» Der Reporter insistiert. Das sei keine Invasion
gewesen. «Das genügt», ruft Trump. «Legen Sie das Mikrofon weg. CNN
sollte sich schämen.»
18:36
Ein Journalist von CNN fragt: «Haben Sie Immigranten im Wahlkampf
dämonisiert, Herr Präsident?» Daraufhin wird Trump wütend. «Sie sind
ein sehr unhöflicher Mensch», sagt Trump zum Reporter. «Wenn Sie sich so
verhalten, dann sind Sie der Feind des Volkes.»
18:31
Jetzt stellen die Journalisten Fragen. «Sie wollen über die
Parteigrenzen hinaus zusammenarbeiten – aber glauben Sie, dass das
wirklich der Realität entspricht?» Trump antwortet: «Ja, die Demokraten
haben die Mehrheit im Repräsentantenhaus, ich erwarte gute Ideen von
ihnen, die ich unterstützen kann. Ich wäre gerne mit den Demokraten
einig. (Quelle SRF)