Donnerstag, 12. Februar 2009

Der Papst reagiert erstmals aktiv.

Papst Benedikt XVI.

Papst Benedikt XVI.

Benedikt XVI. hatte eindeutig zu lange gewartet. Nun wird er endlich etwas deutlicher. Der Befreiungsschlag ist aber noch nicht geglückt.

Ich zitiere 20 Min:

«Holocaust-Leugnung ist inakzeptabel»

So deutlich hörte man das noch nie: Papst Benedikt XVI. hat das Leugnen des Holocausts als unakzeptabel verurteilt. Das gelte insbesondere dann, wenn der millionenfache Mord der Nazis an den Juden von Geistlichen bestritten oder in seinen Ausmassen kleingeredet werde.

Der Papst will Israel zu besuchen (Bild: Keystone/Ettore Ferrari)

Nachdem Benedikt XVI. den britischen Geistlichen Williamson - einen eindeutigen Holocaust Leugner - und drei weitere Bischöfe der ultrakonservativen Pius-Bruderschaft im Januar teilweise rehabilitiert hatte, kam es nicht nur zu einem Medienwirbel. Nachdem Willamson bis heute nicht gereit ist, seine Aussage zu widerrufen, verstand niemand mehr, dass der Paps so etwas einfach hinnehmen kann.

Doch die Kirche kommt immer noch nicht zur Ruhe.

Oesterreichische Bischöfe sorgen erneut für Uruhe. Sie traten im ungünstigsten Augenblick in einen neuen Fettnapf.

Sie finden nach 20 Min: Schwule sind heilbar.

Bischof: Schwule sollen zum Arzt

Der katholischen Kirche bleibt nichts erspart. Nach der Debatte um die Holocaust-Leugnung treten jetzt zwei österreichische Bischöfe in den nächsten Fettnapf.

Beide halten Homosexualität «wie andere Krankheiten» für heilbar - der eine zumindest bis heute Morgen.

Der designierte Weihbischof Wagner will keine Mädchen als Ministranten

(Bild: EPA/RUBRA)

In Österreich beherrscht seit zwei Wochen die Ernennung Gerhard Maria Wagners zum neuen Linzer Weihbischof ebenso stark die Gemüter wie die Auseinandersetzungen rund um das Heimholen von Lefebvristen und eines Holocaust-Leugners in den Schoss der katholischen Kirche.

Wagner, ein 54 Jahre alter promovierter Geistlicher, gilt als erzkonservativ. Er lehnt Mädchen im Ministranten-Dienst ab. Zur Bischofsweihe durch Papst Benedikt XVI reichte es trotzdem. Endgültig den Vogel schoss der zukünftige Weihbischof mit der Aussage ab, dass Homosexualität heilbar sei.

«Schwule wie andere psychisch Kranke» nicht ausgrenzen

Gestern pflichtete der Feldkircher Bischof Elmar Fischer Wagner bei: Homosexualität sei — wie «andere psychische Erkrankungen» — heilbar.

Als wenig tröstlich wurde da seine Äusserung aufgenommen, dass in seiner Kirche Homosexuelle aber ebenso wenig wie andere psychisch Kranke ausgegrenzt würden. Dies hatte der Bischof, der in seiner Einschätzung «auf eigene Erfahrungen als Psychotherapeut» zurückgreifen konnte, eigens betont.

Den medialen Beschuss überstand Fischer nur einen knappen Tag. Nachdem selbst Amtskollegen wie der steirische Diözesanbischof Egon Kapellari Fischer rieten, mit dem Thema Homosexualität «intelligent umzugehen», knickte Fischer ein und entschuldigte sich.

Er habe niemand verletzen wollen, erklärte er am heutigen Donnerstag, und «sei offenbar nicht auf dem letzten Stand der Wissenschaft gewesen». Aber ganz aus dem Schneider ist die katholische Kirche mit ihren höchsten Würdenträgern in Österreich noch nicht. Vom frisch ernannten Weihbischof Wagner war jedenfalls noch kein Wort der Distanzierung zu vernehmen.

Kommentar: Der katholischen Kirche bleibt tatsächlich nichts erspart. Uns interessiert es, wie sie ihren derzeitigen Kriegsschauplätze kommunikativ begegnet.

Die zögerliche Haltung der Papstes rächt sich noch lange. Der Vatikan muss gewiss unter dem dilletantischen Kommunikationsverhalten noch lange bluten.

Vatikansprecher Frederico Lombardi hat schon vor einer Woche geschrieben:

Es muss eine "Kultur der Kommunikation" geschaffen werden. Er traf damit den wunden Punkt im Vatikan. Von einer "Kultur der Kommunikation" ist weit und breit nichts zu sehen. Ist die Unvermögen oder Uneinsichtigkeit, dass hinsichtlich Kommunikationskultur nichts geschieht?

Vorbildlich: Privatheit ist für Federer tabu

Im Gegensatz zu vielen mediengeilen Promis versteht es Tennisstar Federer immer wieder abzutauchen. Ihm gelingt es, Privatheit und Oeffentlichkeit zu trennen. Das funktioniert aber nur, weil alle in seinem Umfeld dicht halten.

Ich zitiere blick-online:

Schattenmann Roger Federer. (Romina Amato)

Das Schema ist immer das gleiche. Muss sich Roger Federer von einer grossen Anstrengung erholen oder eine Enttäuschung verarbeiten, verschwindet er in der Versenkung. Mal legt er sich in Dubai an den Strand, mal auf den Malediven. Wie nach dem Masters 2008. Vergangenes Jahr war nach den Australian Open die kalifornische Metropole Los Angeles seine geheime Feriendestination.

Doch auch in der Schweiz taucht er zwischendurch ab. Er jasst mit Kollegen in Basel, fährt auf der Lenzerheide Ski, geht an eine Grillparty am Zürichsee. Wer ihn jedoch nicht zufällig sieht oder einen Tipp erhält, findet Roger Federer so sicher wie das Bernsteinzimmer: gar nicht.

Warum das so ist?

Federer will zwischen den einzelnen Tennis-events keinen Medienrummel. Entsprechend rigoros schirmt er sich ab. Und entsprechend deutlich teilt er das auch seinen Begleitern und Bekannten mit. Wer das nicht respektiert, hat es mit dem Weltstar verscherzt.

Seine Freundin Mirka Vavrinec, seine Eltern, sein Fitness-Trainer Pierre Paganini, sein Physio Gary Hamilton, sein Coach Severin Lüthi und seine Medienassistentin Géraldine Dondit halten dicht. Und zwar zu allen Themen.

Der sympathische Paganini spricht locker darüber, wie man grundsätzlich fit wird, aber nicht wie Federer fit wird. Auch mit Lüthi lässt es sich vorzüglich plaudern. Über Gott und die Welt. Sogar über Tennis. Was Roger betrifft, ist jedoch fast alles zensiert – in absurdem Ausmass. Der Coach darf nicht einmal mitteilen, wann genau der Trainingsstart ist. Der Informationsfluss ist so spärlich, dass selbst Dutzendmeldungen wie die heisseste Ware gehandelt werden.

Seinen Begleitern wird unwohl, wenn sie über den Star Auskunft geben sollen. Sie agieren so vorsichtig, als gelte es, ein Minenfeld zu umgehen. Was Federer nicht selbst erzählen mag, muss praktisch immer mit einem Fragezeichen versehen werden. Das betrifft auch seinen Aufenthaltsort. Und so wissen kaum eine handvoll Leute, wo er sich bewegt, welchen Flug er wohin nimmt. «Manchmal sind Mirka und ich einen Monat weg, und niemand weiss, wo wir stecken», sagt Federer. «Und genau so will ich es auch!»

Das Privatleben ist Federer heilig.

Wenn kein Tennis auf dem Programm steht, werden die Rollen vertauscht. Dann hat seine Freundin Mirka Vorrang. Dann wartet er. Beim Shopping vor Umkleidekabinen, beim Zürcher Starcoiffeur Charles Aellen im Wartezimmer. Stundenlang. So schaltet er einige Gänge zurück. So zieht er sich vor allem zurück. Hinter dem Vorhang muss er nicht perfekt sein, kein mehrsprachiger Alleskönner, kein ewiger Gentleman. Dieses Réduit verteidigt er mit Vehemenz. Selbst an Turnieren ist nach den Pressekonferenzen Schluss mit Einblicken.

Kommentar:

Es gibt Promis, die behaupten, die Trennung zwischen Privatheit und Oeffentlichkeit sei unmöglich.Dies ist meist nur eine Selbstschutzbehauptung, weil sie nicht NEIN sagen können. Ich kenne ausser Roger Federer noch weitere Promis, die es ständig schaffen, einen sauberen Trennungstrich zwischen Job und Familie zu ziehen. Andererseits erleben wir es immer wieder, wie der Virus "Mediengeilheit" Persönlichkeiten dazu bringt, alles von sich Preis zu geben, nur damit man gesehen wird. Nicht nur aus Angst, Journalisten könnten sich rächen, wenn die Bereitschaft für Homestorys fehlt, lässt man sich in Unterhosen ablichten, postiert als Politiker als Kleiderständer oder singt als Bundesrätin wir ein Schlagerstar. Diese Fehltritte resultieren meist aus einem krankhaften Drang nach Medienpräsenz. Die Angst, man würde von den Medien ausgeklammert, führt dazu, dass Prominente sogar bereits sind, ihre Krankheiten, die Krampfadern, privaten Probleme usw. vor Mikrofon und Kamera öffentlich zu machen. Lesen sie meine Beiträge über "Mediengeilheit" in rhetorik.ch (Navigation über das Suchfenster). Zurück zu Federer:

Das Bild, das die meisten von ihm haben, leidet durch die Abgenzung nicht. Federer ist offen und manchmal unnahbar, charmant und knallhart. Er zieht jedoch eine klare Linie zwischen Beruf und Freizeit, zwischen öffentlich und privat, so gnadenlos wie kein anderer Prominenter im Land. Für mich verhält er sich vorbildlich.