Mittwoch, 6. Januar 2010

Claude Béglés Führungsqualitäten dürfen hinterfragt werden

Während Tagen drangen in den Medien laufend neue Details über Béglés Führungsqualitäten an die Oeffentlichkeit. Bundesrat Leuenberger schwieg, obschon sich am Horizont ein Gewitter zusammenbraute. Erst nach dem zweiten Rücktritt stellte er sich stramm vor Béglé und kritisierte den zweiten Abgänger. Nach dem dritten Rücktritt merkte Bundesrat Leuenberger plötzlich, dass die Situation für ihn doch brenzlig werden könnte. Er versprach der Oeffentlichkeit die Sache zu untersuchen. Nach der ersten Klärung über das Auswahlverfahren, das angeblich korrekt verlaufen war, entschloss sich Bundesrat Leuenberger für eine offensive Strategie. Er bezichtigte er die Medien, sie betrieben eine Schlammschlacht und bezeichnete die Rücktritte als inszenierte Aktion.

Der frisch ernannte Postchef Jürg Bucher (links) und sein Gebieter Claude Béglé.

Nach dem neuesten Abgang an der Post-Spitze forderten Politiker und Gewerkschafter eine rasche Klärung der Auslandstrategie von VR-Präsident Claude Béglé. Seine Führungsqualitäten gerieten immer stärker in die Kritik.

«Die Situation im Verwaltungsrat ist unhaltbar», sagte Markus Hutter (FDP/ZH), Vizepräsident der für die Post zuständigen nationalrätlichen Fernmeldekommission (KVF), am Mittwoch der Nachrichtenagentur SDA. Es sei ein schlechtes Zeugnis für ein Gremium, wenn es bei einem Meinungsunterschied so auseinanderfalle. Dies sei «ein Fehler vor allem des Präsidenten», ist Hutter überzeugt. «Der Verwaltungsratspräsident muss sein Gremium im Griff haben.» Der Nationalrat ortet das Problem im Fehlen einer «konsistenten» Kommunikationsstrategie im VR.

Dass Béglé via Medien über Strategien der Post informierte, ohne sich vorher mit dem VR abzusprechen, ärgert auch Nationalrat und SP- Präsident Christian Levrat (SP/FR). Bundesrat Moritz Leuenberger müsse ein «ernsthaftes» Gespräch führen mit dem VR-Präsidenten. «Béglé muss ihm klar aufzeigen, wie er seine Rolle versteht und wie er zu den Abgängen steht.»

Auslöser der Diskussion ist ein neuerlicher Abgang an der Spitze des gelben Riesen: Am Dienstagabend kündigte der langjährige Verwaltungsrat Wolfgang Werlé seinen sofortigen Rücktritt an - zwei Wochen nach Rudolf Hug. Beide gaben als Grund «unterschiedliche Auffassungen» mit Béglé an. Mit der gleichen Begründung hatte der VR seinerseits am 14. Dezember 2009 Konzernchef Michel Kunz abgesetzt.

Zweifel an Böglös Führungsqualitäten

Ob Béglé nach diesen Rücktritten an der Spitze des Post-VR noch tragbar ist, wollen die Politiker nicht direkt kommentieren. Zweifel lassen sie aber durchaus durchblicken. Béglé sei zwar eine faszinierende Persönlichkeit, schillernd, mit vielen Kontakten und viel Wissen, sagten Peter Bieri (CVP/ZG) und Andrea Hämmerle (SP/GR).

Er zweifle aber daran, dass er den VR richtig führen könne, sagte Hämmerle in der Sendung «Rendezvous» von Schweizer Radio DRS. Weder Béglé noch Leuenberger wollten am Mittwoch gegenüber der SDA Stellung nehmen.

Leuenbergers Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) hatte bereits am Dienstag angekündigt, die Zusammensetzung des VR grundsätzlich zu überdenken. Dabei werde Béglé genauso wie alle anderen Mitglieder unter die Lupe genommen, betonte Sprecher Daniel Bach am Mittwoch.

Klärung der Strategie nötig

Für die Politiker und die Gewerkschafter prioritär sind nun allerdings nähere Informationen über die umstrittene Auslandstrategie von Béglé. Im Dezember hatte dieser in der Sonntagspresse erklärt, die Post müsse künftig auf gewinnbringende Geschäfte im Ausland setzen.

Laut Bieri kommen diese Ideen nicht nur «unausgegoren und überfallartig» daher. Mitten in der Totalrevision des Postgesetzes kämen sie auch zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Für die Gewerkschaft transfair ist eine Klärung der Strategie gar Voraussetzung, damit der VR wieder zur Ruhe kommt.

Immerhin liess sich die Post am Mittwoch in die Karten blicken: Damit das Unternehmen auch in Zukunft «gesund» bleibe, müsse es sich auch im Ausland entwickeln, etwa durch den Kauf von Gesellschaften oder auf Basis von Partnerschaften, hiess es in einer Stellungnahme. «Das Risiko bleibe dabei immer kalkuliert.»

Für eine Expansion in Frage kommen für den gelben Riesen die Finanzdienstleistungen oder die Informationsverwaltung. Der VR erarbeite die Strategie «schrittweise und in enger Zusammenarbeit» mit der Geschäftsleitung und dem Bund, betont die Post dabei.

Klar gegen eine Expansion ins Ausland sind SP sowie SVP. Die Post habe weder das nötige Fachwissen noch die kritische Grösse oder die Mittel, um im Ausland angemessen tätig zu sein, sagte Levrat. Mit der angelaufenen Liberalisierung des Marktes sei sie in ihrem inländischen Kerngeschäft bereits genügend gefordert, heisst es bei der SVP.

Kommentar: Béglé versuchte geschickt, seine Haut zu retten, indem er bei seiner Auslandstrategie zurückkrebste.

Leuenberger wehrt sich gegen Vorwürfe

Leuenberger wehrt sich gegen Vorwürfe (Bild: EQ)

Die Krise versucht nun Bundesrat Leuenberger zu überstehen, indem er auf weitere Untersuchungen verzichtet und sich voll und ganz hinter den umstrittenen neuen gelben König stellt. Dies in der Hoffnung, dass sich das lodernde Feuer nicht mehr zu einem Flächenbrand eskalieren wird. Er gibt zwar zu, dass hinsichtlich KOMMUNIKATION nicht alles zum Besten bestellt gewesen sei.

Nach meiner Prognose ist der Brand alles andere als schon gelöscht.

Die Medienbeschimpfung -als Medienminister - wird bestimmt Folgen haben - auch in den Medien.

Dass sich Leuenberger hinter seinen Postminister stellt, ist zwar nachvollziehbar. Wenn jedoch Béglé tatsächlich gewöhnt ist, als Einzelkämpfer seine Pläne durchzupauken und einen fragwürdigen Führungsstil, dann rächt sich Leuenbergers Haltung langfristig. So - wie das Amen in der Kirche- wird es bestimmt für Leuenberger weitere unliebsame Fortsetzungsgeschichten geben.

PS Ich bin überzeugt, dass professionelle Berater zu folgendem Schluss kommen:

Nur Leuenberger hat es nun in der Hand, das Feuer zu löschen. Statt die Krise schönzureden, müsste er jetzt unverzüglich Führungsstärke beweisen. Er sollte zugeben, welche Fehler begangen worden sind. Dass Béglé früher oder später abtreten muss, ist offensichtlich.

Postminister Moritz Leuenberger sieht keinen Grund für eine Untersuchung.
(Bild: Keystone)

Wer in Krisensituation schönredet, hat bereits das Zwei am Rücken.

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