Nicht nur mit 105 Jahren ist es ratsam, bei Interviews nie vorschnell zu antworten
Heester behauptet, man habe ihm in einen Interview Worte in den Mund gelegt, die er so nicht gemeint habe.
«Hitler ein netter Kerl»: Aufregung um Heesters-Interview
Heesters, der zurzeit in Hamburg Theater spielt, sei in einem Interview des TV-Senders Vara «überfallartig» mit Fragen nach Hitler und Stalin konfrontiert worden, erklärte seine Frau Simone Rethel-Heesters am Mittwoch in einem Communiqué.
Gemäss Rethel-Heesters antwortete der Schauspieler auf die Frage
«War Hitler ein netter Kerl?» (Was Hitler een aardige man?)
unter anderem:
«...für seine Soldaten war er aardig (gut), die fanden ihn gut».
Sie sei überzeugt, dass die «schreckliche Antwort» ihrem Mann «in den Mund gelegt» worden sei, erklärte Rethel-Heesters.
Sie selbst habe die «perfide Frage» des Interviewers nicht verstanden, weil sie auf Holländisch gestellt wurde. «Mein Mann hat leider versucht, die Frage nach «Hitler, dem guten Mann» zu beantworten, indem er sich immer wieder ungeschickt und für ihn entsetzlich verfänglich ausdrückte.
Interview im hohen Alter
Sie sei überzeugt davon, betonte Simone Rethel-Heesters, «dass Jopies Lebensleistung nicht durch einen einzigen unglücklichen Satz in einem Interview geschmälert wird, das er im Alter von 105 gegeben hat. Mein Mann ist im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen immer auf Distanz zu den braunen Machthabern geblieben.»
Mit der Ausstrahlung dieses Interviews, «das von einem jungen Mann geführt wurde, der gar nicht auf die Schwierigkeiten eines sehr, sehr alten, blinden Mannes einging, zynische Fragen stellte, die ein 105-Jähriger nicht mehr durchschaute, versucht man zweifellos, das Leben meines Mannes zu zerstören.»
Ärger statt Vorfreude
Für sie und ihren Mann, der sich so sehr auf die Feiern zu seinem 105. Geburtstag am Freitag gefreut habe, sei die momentane Situation «eine Katastrophe», erklärte die Ehefrau des Schauspielers.
«Er ist zurzeit praktisch nicht mehr in der Lage, seine Rolle zu spielen, und würde bei nochmalig auftretenden Bühnenschwierigkeiten aufhören müssen.» Heesters spielt noch bis zum 18. Januar in Hamburg den Kaiser Franz Joseph in der Operette «Im weissen Rössl».
Kommentar: Wer überfallartig mit Fragen konfrontiert wird, ist gut beraten, sich antizyklisch zu verhalten. Siehe www.rhetorik.ch unter dem Buchstaben A im Inhaltsverzeichnis: "Antizyklisch verhalten" . Wer nicht wartet, denkt und überlegt, bevor er spricht, läuft immer Gefahr, etwas zu sagen, das gravierende Folgen haben kann. Bei Heester geht es immerhin um seine Reputation.
Uebrigens: Wird eine Frage schlecht verstanden, darf nie geantwortet werden, bis die Frage geklärt ist.
Diese Erkenntnisse haben nichts mit dem Alter zu tun. bild-online:
Was war passiert? In der holländischen TV-Show „Die Welt dreht sich weiter“ wurde Heesters für die Satire-Rubrik „Schakale“ interviewt und hat dabei Hitler als einen „guten Kerl“ bezeichnet. BILD druckt einen Auszug aus dem Gesprächs-Protokoll:
Der Journalist fragt: „War Hitler ein netter Bursche?“
Heesters: „Adolf Hitler, ja Gott, ich kenne den Mann wenig, aber ein Kerl, weißt du, das war er, ein guter Kerl.“
Heesters’ Frau Simone Rethel: „Ja, Jopie, was redest du?“
Heesters: „Was?“
Seine Frau: „Das war doch kein guter Kerl, der Hitler.“
Heesters: „Nun ja, das war er nicht, aber für mich war er nett.“
Seine Frau: „Jopie, Hitler war der größte Verbrecher auf der ganzen Welt! Da kannst du nicht sagen, er war ein feiner Kerl! Was redest du für dumme Sachen!“
Heesters: „Na ja, ich darf nicht mehr sagen, dann ist sie böse mit mir.“
Nachtrag -- die Kritik reisst nicht ab - Ich zitiere 20 Min:
«Er ist ein alter Narr»
Entertainer Johannes Heesters steht wegen seiner jüngsten Hitler-Äusserungen weiter in der Kritik. Der 105-Jährige hatte Adolf Hitler als «netten Kerl» bezeichnet.
< Johannes Heesters bei einem Auftritt letzte Woche
Seine Aussage, wonach der NS-Diktator «ein guter Kerl» gewesen sei, sei typisch für Heesters, sagte der niederländische Bestseller-Autor Leon de Winter der «Frankfurter Rundschau». «Er relativiert die NS-Zeit ja seit 60 Jahren», warf de Winter dem Entertainer vor.
Heesters Hitler-Entgleisung sei wohl auch auf sein hohes Alter zurückzuführen: «Er ist ein Narr, inzwischen ein alter Narr», wurde der Schriftsteller weiter zitiert. «Mit 105 ist er sicher nicht mehr klar im Kopf.» Vielleicht lockere das Alter aber auch nur seine Zunge - «so wie Betrunkene und Kinder sagen, was sie wirklich denken
Nachtrag Tagi 13.12.08:
Hitler-Ausspruch: Jopie Heesters entschuldigt sich vor laufender Kamera
«Ich habe vor ein paar Tagen etwas Dummes, etwas Fürchterliches gesagt, und dafür bitte ich um Verzeihung», sagte Johannes Heesters vor Beginn seiner Vorstellung. Er erntete dafür, wie auch für seine Vorstellung, intensiven Applaus. Zu Besuch war Heesters, weil er Gastgeber Thomas Gottschalk 2003 – mit 100 Jahren – versprochen hatte, dass er 2008 vorbeikommt.