Botschaft fehlt
Weitere Sujets folgenHäme für «dilettantisches» Wahlplakat der Mitte Aargau
Politiker, die aus einem Emmentaler hervorschauen? Ein Wahlplakat der Mitte Aargau sorgt für Belustigung.
Durchbruch und Aufbruch»: Mit dieser Plakatbotschaft ging Die Mitte Aargau im Frühjahr auf Wählerfang. Den Passantinnen und Passanten strahlten 16 Politikerinnen und Politiker entgegen, ihre Köpfe streckten sie durch Löcher in gelbem Papier. Seit einigen Tagen sorgt das Plakat nun auf Twitter für Häme: «Die Augen schmerzen», «grausam», «Emmentaler???», spotteten die Kritikerinnen und Kritiker.
Bereits
das neue Parteilogo der Mitte, die aus einer Fusion der CVP und der BDP
hervorging und die gerade am Samstag ihr Präsidium bestellte, sorgte
letztes Jahr für Lacher im Netz. Jetzt hat es die Kantonalpartei Aargau getroffen.
«Kein Augenschmaus»
Für Kommunikationsberater Marcus Knill ist das Plakat «kein Augenschmaus». «Die ersten zwei Sekunden sind für die Betrachtenden entscheidend: Erkennt man die Botschaft nicht, ist die Sache gelaufen», sagt Knill. Dies sei beim vorliegenden Sujet offenbar passiert. Die Köpfe wirkten beliebig und die Anordnung erinnere an einen Emmentaler-Käse. «Die kritischen Kommentare bestätigen: Die Rezipienten irritiert die Kombination von Bild und Botschaft», so Knill.
Zwar würden die Köpfe, die das gelbe Papier durchbrechen, den «Durchbruch» symbolisieren. Offen bleibe aber, wie konkret dieser mit dem neuen Parteinamen Die Mitte gelingen solle. Knill, der Die Mitte-Partei als «Brückenbauerin» sieht, hätte beim Slogan vorgeschlagen: «In der Mitte schaffen wir den Durchbruch.»
«Absurd, dilettantisch, infantil»
Kein gutes Haar an den Plakaten lässt Frank Bodin. Der Präsident Art Directors Club Switzerland sagt: «In der Euphorie des Namenswechsels wollte man mit dem Plakat offensichtlich besonders kreativ sein.»
Für ihn gibt es ein offensichtliches Problem: «Für die Plakatstelle und den Druck hatte man Geld, aber für das Finden eines guten Inhalts und dessen Umsetzung nicht.» Werbung könne ja jeder wie derzeit Fussballtrainer spielen. «Das Resultat ist absurd, dilettantisch, infantil. Angesichts der bevorstehenden kantonalen Wahlen könnte das statt Durchbruch und Aufbruch zu einem Schiffbruch führen.»
Weitere Plakate folgen
Nationalrätin
Marianne Binder erklärt, wie es zur Plakat-Aktion gekommen ist. «Wir
hatten anfangs Jahr als erste Kantonalpartei den Namen geändert und dies
dann kundgetan mit ein paar wenigen Plakaten und unseren Köpfen, die
die Plakatwände durchbrechen. Mal etwas anderes.»
«Unser Budget
bei dieser Aktion war tatsächlich nicht so gross. Aber das Plakat ist
aufgefallen, wir haben eigentlich gute Rückmeldungen bekommen», so die
Aargauerin.
Zur hämischen Kritik auf Twitter sagt Binder: «Gegen
die neuerliche Aufmerksamkeit und die Gratisverbreitung habe ich
selbstverständlich keine Einwände.» Offenbar beschäftige das Plakat
nachhaltig. Weitere Plakataktionen würden folgen, so Binder. Teilweise
nur mit Schriftzügen, teilweise mit Bildern. «So viel können wir nicht
falsch gemacht haben, wenn jetzt so breit über Die Mitte Aargau
diskutiert wird», findet Binder.