Frage zur aktuellen Energiepolitik:
Weshalb wurde entschieden, bevor die Situation nicht sauber analysiert und alle Optionen sauber geprüft worden sind?
Ich zitiere Tagi:
Atomausstieg ohne Plan
Weil alternative Energien weniger bringen als
erhofft, weicht Doris Leuthard auf Gaskraftwerke aus. Dies verursacht
mehr CO2 und höhere Kosten.
Aus dieser Anlage soll ein Gaskombikraftwerk werden: Das ehemalige Ölkraftwerk in Chavalon VS.
Bild: Alessandro Della Bella/Keystone
So funktioniert ein Gas- und Dampfkombikraftwerk. (Bild: TA-Grafik ib / Quelle: Kraftwerkforschung)
Der Atomausstieg wird schwieriger als erhofft. Denn die ursprünglichen
Annahmen des Bundes haben sich teilweise als Wunschdenken
herausgestellt. So räumt das Bundesamt für Energie zum Beispiel dem
Ausbau der Wasserkraft nur noch halb so viel Potenzial ein wie vor einem
Jahr. Und die Wärme-Kraft-Koppelungsanlagen (kleine Gaskraftwerke, die
sowohl Strom als auch Fern- oder Nahwärme produzieren) geben ebenfalls
massiv weniger her als ursprünglich angenommen.
Der
Bundesrat muss
daher über die Bücher. Am Mittwoch wird er voraussichtlich ein erstes
Mal über die neue Ausgangslage diskutieren und erörtern, was dies für
die geplante Energiewende bedeutet. Zuvor möchte das Departement
Leuthard nicht über seine Vorschläge sprechen. Doch was die Zeitung
«Sonntag» als «Geheimpapier» bezeichnet, wurde gestern gleich in drei
Blättern auf der Titelseite ausgebreitet. Demnach schlägt
Energieministerin
Doris Leuthard den
Bau von Gaskraftwerken vor – wobei sich die drei Zeitungen nicht ganz
einig sind, auf wie viele Werke es hinausläuft. «Vier Gaskraftwerke
sollen die AKW ersetzen», titelt der «Sonntag». «Leuthard will fünf neue
Gaskraftwerke», schlussfolgert die «SonntagsZeitung». Und die «NZZ am
Sonntag» will wissen: «Bundesrätin Leuthard plant bereits sechs
Gaskraftwerke.» Das erste soll bis 2020 gebaut werden, vier oder fünf
könnten bis 2050 nötig werden.
Bedarf vor allem im Winter
Leuthards
Mediensprecher Dominique Bugnon mag sämtliche Angaben weder bestätigen
noch dementieren. Laut einer Präsentation der Beratungsfirma Prognos,
die der «Sonntag» publik machte, wären übers ganze Jahr betrachtet
lediglich zwei bis drei Gaskraftwerke notwendig. Im Winter hingegen
brauche es mehr Anlagen, nämlich vier bis fünf. Herrscht kein
Strommangel, sollen die Werke nicht laufen, um den CO2-Ausstoss tief zu
halten.
Die Elektrizitätskonzerne wollen sich allerdings nicht
vorschreiben lassen, wie viel Strom mit welchen Anlagen sie wann zu
produzieren haben. «Es wäre wenig sinnvoll, politisch festzulegen, wie
viele Gaskraftwerke wir brauchen», sagt BKW-Konzernleitungsmitglied
Samuel Leupold. Das müsse der Markt bestimmen. Der Bund könne aber durch
bessere Rahmenbedingungen auf Gaskraftwerke hinarbeiten – insbesondere,
wenn er eine Kompensation des CO2-Ausstosses durch internationale
Zertifikate zulasse. Darauf pochen auch Alpiq und Axpo, wobei Letztere
den Bau von Gaskraftwerken in den nächsten fünf Jahren für
unwirtschaftlich hält.
(Tages-Anzeiger)
Kommentar:
Bei wichtigen Entscheiden gilt immer der Grundsatz: Auslegeordnung (Ist- Zustand) - Alle Fakten sammeln - Vor- und Nachteile abwägen - zuerst überlegen und denken - ERST DANN--> ENTSCHEIDEN und HANDELN.
Bei der Energieversorgung unseres Landes wurde leider nach der Atomkatastrophe in Japan sofort entschieden und nun gibt es nachträglich viel mehr Probleme als beim ausstieg prognostiziert wurde. Wir erkennen heute:
Die vorgesehenen Gaskombikraftwerke sind nicht das "Gelbe vom Ei". Ist es nicht fragwürdig, wenn der schädliche CO2 Ausstoss einfach im Ausland kompensiert wird? Klingt nach Ablasshandel. Ich bin davon überzeugt, dass uns ein sinnvolles Vorgehen bei der Problemanalyse viel Aerger erspart hätte. Ein grosses Hick-Hack steht uns jetzt bevor. Es geht in unserem Land um die Unabhängigkeit der Energieversorgung. Es geht um Kosten, auch um die Umweltverträglichkeit und die Sicherstellung der wachsenden Bedürfnisse.
Dass das Sparen allein nicht genügt, ist inzwischen allen bewusst , nachdem wir bei Autos, bei Fahrrädern und Wärmepumpen usw. künftig zusätzlichen Strom benötigen.
FAZIT:
Bei allen Problemlösungsprozessen dürften wir nie übereilt, unüberlegt handeln.
Dass die kommende Stromlücke nur mit erneuerbaren Energien gedeckt werden könne, entspricht einem Wunschdenken. Fakten lassen sich mit Wünschen nicht einfach aus der Welt schaffen.
Der Vorwurf, es sei unverantwortlich gewesen, den Pfad - der mehr oder minder CO2 freien Stromversorgung - so vorschnell zu verlassen, sei unverantwortlich gewesen, dieser Vorwurf muss ernst genommen werden.
Es scheint heute erwiesen: Der kopflose Ausstieg wird uns künftig viel teurer und Klima -belastender werden als bislang angenommen worden war. Auf politischer Ebene erwarte ich weitere harte Auseinandersetzungen und zwar quer durch alle Parteien und Interessengruppen.