«
Es ist noch nie vorgekommen, dass Meinungen, für die Länder rationale
Argumente hatten, (...) von einer Mehrheit einfach niedergewalzt wurden,
nur weil sie nicht fähig war, einen Konsens zu finden. »
Robert Fico
Der slowakische Regierungschef Robert Fico kündigte an, er wolle
sich nicht an «dieses Diktat» der Innenminister-Konferenz halten. «Es
ist noch nie vorgekommen, dass Meinungen, für die Länder rationale
Argumente hatten, (...) von einer Mehrheit einfach niedergewalzt wurden,
nur weil sie nicht fähig war, einen Konsens zu finden», sagte er vor
dem Parlament in Bratislava.
Auch Tschechien kritisierte die Entscheidung scharf, Innenminister
Milan Chovanec sprach von einer «leeren Geste». Deutschland wird 31'000
der 120'000 Flüchtlinge aufnehmen. Deutschlands Innenminister Thomas de
Maizière betonte, dieser Anteil von 26 Prozent sei zwar nicht
unerheblich, stelle aber unter dem Strich eine Entlastung dar, da
Deutschland zurzeit fast die Hälfte der Flüchtlinge aufnehme. «Ohne
diesen Verteilschlüssel wären viel mehr zu uns gekommen.»
Heftiger Streit in der EU
Die Verteilung der 120'000 Migranten, die zunächst Griechenland und
Italien entlasten soll, hatte zu schwerem Streit unter den EU-Ländern
geführt, besonders die baltischen und mitteleuropäischen Staaten waren
bis zuletzt dagegen. Ungarn als einer der entschiedensten Gegner muss
ebenfalls mitmachen. «Auch Ungarn muss Migranten annehmen», sagte
Luxemburgs Aussenminister Jean Asselborn. Sein Land führt derzeit den
Vorsitz der EU-Staaten, deshalb leitete er das Treffen.
Den ursprünglichen Vorschlag, der zu einer Entlastung für Ungarn
geführt hätte, hatte die Budapester Regierung abgelehnt. Dem Land sollen
nun nach Angaben von Diplomaten ungefähr 2350 Personen zunächst aus
Italien und Griechenland zugeteilt werden. Polen, das ebenfalls
Bedenken gegen die Verteilung hatte, scherte aus der Visegrad-Gruppe der
Gegner aus und stimmte im Rat für das Vorhaben. Von Quoten sei in der
Erklärung der Innenminister nicht mehr die Rede, betonte Luxemburgs
Aussenminister Asselborn. Verbindlich seien die Zahlen für die Staaten
aber trotzdem.
SRF 4 News, AUS NZZ:
Ein
EU-Gipfel soll heute das weitere Vorgehen in der Flüchtlingskrise
festlegen. Die Innenminister haben die Umsiedlung von 120'000 Migranten
beschlossen – gegen den Willen Ungarns, Rumäniens Tschechiens und der
Slowakei.
DIE SITUATION VERHAERTET SICH:
Der
ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán hat sich heute mit der Spitze
der deutschen CSU über die Flüchtlingsproblematik beraten. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit CSU-Chef Horst Seehofer im
oberfränkischen Kloster Banz verteidigte er seinen knallharten Kurs
gegenüber Immigranten und forderte von der EU ein konsequenteres
Vorgehen. Unter anderem solle die Aussengrenze in Griechenland besser gesichert werden.Orbán: «Wenn Griechenland die Mitgliedstaaten der Europäischen Union auffordert,
ihre Grenzen zu sichern, könnte jedes Land freiwillig Kräfte dorthin
schicken, um die Grenzen zu sichern.» Sein Zaun an der serbischen Grenze funktioniere, betonte Orbán zudem. Die illegalen Grenzübertritte seien seit dessen Fertigstellung auf einen Bruchteil zurückgegangen.
Beim heutigen Treffen der EU-Regierungschefs in Brüssel zum Thema
Flüchtlingskrise wolle er mehrere Lösungsansätze präsentieren.
BLICK
Rumänien will ebenfalls nicht gegen die gestern beschlossenen Flüchtlingsquoten klagen,bedauert aber den Entscheid der EU-Innenminister.«Ich glaube nicht, dass verpflichtende Quoten, die durch Abstimmung festgelegt wurden, das Problem lösen. Diese mathematische Aufteilung lässt sehr wichtige Faktoren unberücksichtigt», sagte Präsident Klaus Iohannis heute in Bukarest vor dem Abflug zum Brüsseler EU-Gipfeltreffen. Auch Tschechien spart sich den Gang vor den Europäischen Gerichtshof. Die Slowakei hingegen will klagen und weigert sich sogar, die Vorgabe umzusetzen. DER KNATSCH GEHT WEITER
Die biologische Vielfalt in den Weltmeeren hat in den letzten vier
Jahrzehnten dramatisch abgenommen. Hauptursache ist laut dem WWF die
Überfischung und Naturzerstörung durch den Menschen. Die Umweltschützer
fordern Meeresschutzgebiete, nachhaltige Fischerei und mehr Klimaschutz.
Bildlegende:
Gefangene Thunfische auf den Seychellen:
Je stärker eine Population ausgedünnt wird,
desto länger dauert es, bis sich die Bestände
wieder erholen.
Reuters
Vergangenes Jahr waren im Mittelmeer ganze 93 Prozent, im Schwarzen
Meer 86 Prozent der untersuchten Bestände überfischt. Verbessert hat
sich die Situation in den Gewässern Nordeuropas. Im Nordost-Atlantik und
in der Nord- und Ostsee waren «nur» rund 50 Prozent der untersuchten
Fischbestände überfischt. 2009 waren es noch 86 Prozent gewesen.
Weniger Thunfische, Makrelen und Schildkröten: Die
Populationsgrössen vieler Meeressäuger, Seevögel und Fische haben sich
laut dem WWF-Bericht
«Living Blue Planet Report»
in den letzten 40 Jahren halbiert. Die untersuchten Populationen von
Thunfischen und Makrelen seien sogar um 74 Prozent eingebrochen. Bei
Haien und Rochen sei jede vierte Art vom Aussterben bedroht. Hauptursache
ist laut der Analyse die Überfischung. Hinzu kommt die Zerstörung von
Lebensräumen: Seegraswiesen und Mangrovenwäldern, die viele Arten an
Küsten beherbergen. Im Meer gelten derzeit drei Viertel der
Korallenriffe, die vielen Arten eine Heimat geben, als bedroht. «Unsere
Meere brauchen dringend Erholung, um nicht vor unseren Augen zu
kollabieren», sagt Karoline Schacht vom WWF. Der Verband fordert neben
Massnahmen zum Klimaschutz auch Meeresschutzgebiet und eine nachhaltige
Fischerei.
KOMMENTAR: Es ist eigentlich erstaunlich, dass sich die Fischer selbst schaden. Warum fehlt es an der Einsicht, dass man sich mit der Ueberfischung selbst schadet? Das erinnert mich an Personen, die den Ast absägen auf dem sie sitzen. Die Einstellung "Nach mir die Sintflut" scheint weit verbreitet. Vielleicht kommen die Verantwortlichen erst zur Einsicht, wenn die Meere ausgefischt sind. Mein Grossvater sagte uns einmal: "Den Kartoffeln gehen die Augen erst auf, wenn sie im Dreck sind."
Ständig neue E-Mails und Faxe, dazu Stapel von Post: Wie man die tägliche Informationsflut eindämmt.
Papierberge bewegen sich wie Wanderdünen über den Schreibtisch,
Mail-Ordner wachsen ins Monströse - viele Menschen können die
Informationsmengen, die sich an ihrem Arbeitsplatz ansammeln, nicht
bewältigen. Der Schweizer Kommunikationsberater Marcus Knill sucht
nach Abhilfe. SZ: Poststapel, Mailbox, Faxflut - wie viel Zeit verbringen Büroarbeiter täglich mit dem Sichten von Information?
Knill: Zu viel, nach unserer Erfahrung braucht man mehr als zwei Stunden, um sich aus der Lawine zu wühlen. Schließlich muss man alle Nachrichten lesen - es könnte ja etwas Wichtiges dabei sein.
SZ: Einen hohen Anteil hat die interne Firmenkommunikation. Wie lässt sich die hausgemachte Flut eindämmen?
Knill: Indem man zuerst eine Bestandsaufnahme macht. Wo
und wie wird informiert? In Sitzungen, per E-Mail, in der Hauszeitung,
auf Charts? Dann sollte man sich fragen, ob alle Informationen bei denen
landen, die sie betreffen. Man hört ja auch immer wieder von
Mitarbeitern, die sich nicht ausreichend informiert fühlen und darüber
klagen, etwa von anstehenden Veränderungen im Betrieb aus der Presse
erfahren zu haben.
SZ: Aber es geht ja eher um das Zuviel.
Knill: Und deshalb lautet die wichtigste Frage: Bei wie
vielen Adressaten landen Informationen, obwohl diese gar nichts damit
anfangen können?
SZ: Ist es denn nicht nachvollziehbar, dass eine
Assistentin E-Mails lieber an alle weiterleitet, als sie mühevoll zu
bewerten und zuzuordnen?
Knill: Information ist Chefsache. Ein gutes
Informationsmanagement muss von höchster Stelle eingeleitet werden. Ein
funktionierendes Intranet wirkt zum Beispiel Wunder. Allerdings muss man
bereit sein, jemanden zu benennen, der sich ausschließlich mit dem
Selektieren, Dosieren und Reduzieren von Nachrichten beschäftigt.
SZ: Wie luxuriös.
Knill: Rechnet sich aber, weil es Zeit spart. Wir haben
gerade eine Firma beraten, die eine Viertelstelle für
Informationsmanagement eingerichtet hat. Der neue Mitarbeiter hat das
Informationssystem so strukturiert, dass jetzt alle Kollegen die
Nachrichten, die für sie wirklich wichtig sind, selber einholen müssen.
Dazu können sie sich an Stellen bedienen, die im Intranet oder am
Schwarzen Brett eigens für ihre Bedürfnisse eingerichtet sind. So
entsteht gezielte Information anstelle von überbordender Quantität, die
auf Dauer ja sogar desinformiert, weil es für den Empfänger immer
schwieriger wird, Zusammenhänge zu erkennen.
SZ: Dass Informationsmanagement betriebswirtschaftlich
sinnvoll ist, leuchtet ein. Wie aber überzeugt man einen Mitarbeiter,
der es womöglich genießt, sich hin und wieder zu verzetteln?
Knill: Ein guter Betrieb bringt seine Leute dazu, dass sie
sich nicht langweilen wollen. Außerdem: Gute Information macht mehr
Lust als schlechte.
(SZ )