Der erste Eindruck des neuen Papstes
Vor dem Mikrofon im Studio des katholischen Fisherman
Radios durfte ich vor der offiziellen Aufnahme zufälligerweise die überraschende Papstwahl live mitverfolgen und aus rhetorischer Sicht mit kommentieren.
Marian meets Marcus Knill
13. März 2013 – Marian meets Marcus Knill
In der ersten Ausgabe der neuen Sendereihe "Marian meets" ist der bekannte Kommunikationsberater und Coach Marcus Knill
zu Gast. Der Schweizer Jugendbischof Eleganti und der Medienprofi Knill
duellieren sich in einem stündigen Live-Gespräch und hinterfragen sich
gegenseitig.
Internetauftritt von Marian Eleganti: www.jugendbischof.ch
Internetauftritt von Marcus Knill: www.rhetorik.ch
Live auf Fisherman.FM, 20 bis 21 Uhr
Kommentar:
Unmittelbar vor unserem festgelegten Gespräch im Studio von Radio Fisherman konnten wir unverhofft die Papstwahl mitverfolgen.
Unvorbereitet konnte ich live meinen ersten Eindruck des neuen Pontifex schildern.
Zum ersten Eindruck des neuen Papstes:
Bei der Begegnung einer Person urteilen alle Leute sehr schnell, ob jemand sympathisch ist oder nicht. Dieser Entscheid wird innerhalb weniger Sekunden gefällt. Erstaunlicherweise muss man kein Experte sein, um die Wirkung einer ersten Begegnung zu beurteilen. Auch Laien erkennen sofort, ob eine Person authentisch auftritt oder ob sie uns etwas vorgaukelt. Mein Vorgehen: Ich beschreibe jeweils zuerst immer genau das, was ich sehe und achte darauf, wie diese Person auf mich wirkt. Meine Beobachtungen beim Erscheinen des neuen Papstes vor dem Publikum: Franziskus tritt ruhig, sicher und bedacht auf dem Balkon vor der Menschenmasse auf.
Aufrecht - in weiss - steht er gut geerdet da und blickt wohlwollend zum Publikum. Eine Hand streicht er - das Volk gleichsam segnend - vor sich waagrecht hin und her. Stabil, mit offenem Blick. Die niedere Lidzahlfrequenz, welche Menschen nicht steuern können, signalisiert trotz verständlicher Spannung innere Lockerheit. Die ungewohnte Begrüssung "guten Abend" wirkt wie ein Eisbrecher. Die Brücke zum Publikum ist errichtet. Die überlange Pause strahlt für mich Sicherheit aus. Franziskus steht sehr lange ruhig da. Die Hände hängen vorerst seitlich am Körper. Kein Schwanken, kein Zittern, keine Signale von Nervosität. Wer sich so präsentiert vor einem Millionenpublikum (den 3800 Journalisten und unzähligen Radio und TV Sendern, die alle auf den neuen Pontifex fokussiert sind), der muss innerlich im Lot sein. Beim "Unser Vater" und während des Ave Marias stelle ich fest: Die Gestik ist natürlich und aussagekräftig, die Stimme auf einer ausgeglichenen Resonanzlage, die Mimik wohlwollend - ab und zu mit einem bescheidenen, sanften Lächeln. Das lange Schweigen, die Demut, die angenehme Zurückhaltung - aber ebenso die stattliche, sichere Haltung, die wohlwollende, natürliche Ausstrahlung, dies alles überzeugt mich. Es stimmt als Ganzes überein. Gesamtwirkung: So eine Person muss sympathisch wirken. Wir haben einen Menschen vor uns, der Bescheidenheit, Intelligenz und Menschennähe in sich vereint. Dieser erste Eindruck von einer schlichten Person, die auf Menschen zugehen kann, ist während den ersten Minuten noch nicht beeinflusst von den zahlreichen nachträglichen Zusatzinformationen aus der Presse, die positive oder negative Vorurteile auslösen könnten. Beispielsweise das Wissen um Herkunft, Vorlieben, Lebensgeschichte usw.
Es nimmt mich wunder, ob das Verhalten des neuen Papstes diesen geschilderten ersten Eindruck bestätigt oder ob diese Wahrnehmung später revidiert werden muss.
Fazit: Der erste Eindruck ist immer aufschlussreich. Er prägt jedenfalls die Einstellung gegenüber einer Person.
Mehrmals im Jahr duelliert sich der Schweizer Jugendbischof Marian Eleganti in einem stündigen Gespräch mit einer Person aus einem anderen Hintergrund.
"Schein oder Sein?
Wo grenzt Kommunikationstraining an Manipulation?"