Aus
journalistischer Sicht sind Jahrestage, Geburtstage und Nachrufe oft
genutzte, aber besonders einfallslose Anlässe, um sich einer Person,
einer Institution oder einer Sache zu widmen, bei denen die
Grundprinzipien der Wahrheitsfindung kommoderweise ohne jeden Skrupel
über Bord geworfen werden dürfen. Diese Erkenntnis erleichtert mir die
Aufgabe, sowohl "persönlich" als auch seinen langjährigen Chefredaktor,
meinen Freund Matthias Ackeret, über den grünen Klee zu loben. Denn
alles andere würde selbst von einem Kolumnisten, der sein Image als
altgedienter Branchenkritiker verbissen zu verteidigen versucht, zu
Recht als unziemlich empfunden.
Wenn ich meine Laudatio mit der Bemerkung beginne, dass sich wohl
noch vor wenigen Jahren kein einziger Bewohner dieses Planeten hätte
vorstellen können, dass das kleine Special-Interest-Produkt "persönlich"
bessere Überlebenschancen hat als der alles überragende Branchengigant
PubliGroupe, so ist dies wohl kein keimfreies Kompliment zum 50.
Geburtstag. Es ist jedoch der Beleg dafür, dass über Jahrzehnte
erworbene Marktmacht zum Mühlstein werden kann, wenn es nicht ausreicht,
einen Grossdampfer auf einen etwas anderen Kurs zu bringen, sondern
dass man ihn besser möglichst frühzeitig gegen windschlüpfrige Beiboote
eintauschen sollte, die den neuen Fährnissen besser gewachsen sind.
Das alte Management-Diktum, dass es schwierig ist, eine Firma zu
gründen, noch schwieriger, sie zu führen, dass es aber am
allerschwierigsten ist, sie gut und zu einem optimalen Zeitpunkt zu
verkaufen, hatte niemals mehr Berechtigung als in der heutigen
Medienwelt. So löste der frühere "persönlich" Besitzer, der clevere
Oliver Prange, beim Verkauf seiner randständigen Boutique an die
übermächtige PubliGroupe wohl einen ähnlich hohen Preis, wie ihn die
PubliGroupe beim Verhökern der einstigen Ertragsperle Publicitas nur
wenige Jahre später kassierte.
Dass der einst in hektografierter Form verbreitete Branchendienst
"persönlich" die Stürme der Zeit unbeschadet überstanden hat, ist vor
allem aber dem Engagement und der "persönlich"keit von Matthias Ackeret
zu verdanken. Der weitgehend unideologische Blocher-Apologet, der sein
Faible für mächtige Männer beim dominierenden Politiker der letzten 30
Jahre ohne jegliche Scham auslebt und sich dem damit einhergehenden
Spott vieler Branchenkollegen ungerührt und mit grosser Heiterkeit
stellt, erwies sich für "persönlich" nicht als Pferdefuss, sondern als
Beweis für die Candide’sche Unschuld seines Chefredaktors, dem jegliche
berufsbedingte Boshaftigkeit abgeht. Auf diese Weise sicherte sich der
sympathische, immer ansprechbare Matthias Ackeret bei einer grossen Zahl
von Menschen eine Vertrauensbasis, die ihm viele Türen öffnet. Seine
Fairness führte ihn nicht nur zu den hochkarätigsten, auch international
bekannten Interviewpartnern, die sich mit Freude seinem kleinen Medium
zur Verfügung stellen.
Mit seiner Frohnatur beweist er sich ebenfalls als erfolgreicher
Inseratenverkäufer sowie als Förderer und Entdecker von journalistischen
Talenten, die in seinem angstfreien Umfeld gedeihen können. Und wenn
ich dies hier mit solch klaren Lobpreisungen formuliere, glaube ich,
dass ich mich trotz Jubiläums-Brimborium kaum von einer Realität
entfernt habe, über die ich auch vor einem gestrengen Gremium in diesem
Sinne Zeugnis ablegen würde.
Also: viel Erfolg und viel Spass, Matthias! Und viel Glück für die
Zukunft von "persönlich" und persoenlich.com, und dies für alle
Beteiligten – inklusive des möglichen vierten Besitzers dieses bisher so
liebevoll betreuten Kleinods.