Beschönigen oder die Wahrheit sagen?
Dass mit Worten Tatsachen beschönigt werden ist nicht neu. Jüngst fand ich ein neues Beispiel bei einer Arbeitserziehungsanstalt. Seit Jahren werden dort rückfällige jugendliche Kriminelle erzogen. Der Begriff Arbeitserziehungsanstalt stimmt mit den Tatsachen überein. Er wird heute beschönigt. In Schulen werden verhaltensgestörte Kinder auch nicht mehr als das bezeichnet nämlich mit einer Bezeichnung über das, was der Verhaltensgestörte tatsächlich macht. (Er stört nämlich mit seinem Verhalten den Unterricht), so heisst es heute nur noch:
"verhaltensauffällig".
Ich habe sogar schon einmal von einem Psychologen gehört, der bei einem verhaltensgestörten Jugendlichen von "verhaltensoriginell" gesprochen hat. Denn wenn ein Jugendlicher dem Kollegen ein Bleistift in den Oberschenkel stösst, so beschönigt der Begriff Auffälligkeit oder Originalität sein gestörtes Verhalten.
Eine derartige Beschönigung erlebten wir auch bei der erwähnten Arbeitserziehungsanstalt. Sie wird neu bewussst als
"Massnahmenzentrum für junge Erwachsene"
bezeichnet.
Kommentar: Wir vertreten die Meinung, dass Sachverhalte nach wie vor als das bezeichnet werden sollten, wie sie sind. Beschönigungen sind langfristig kontraproduktiv.