Sonderbare sprachliche Auswüchse -
die wir ignorieren sollten
Ich zitiere SPIEGEL-online:
"Gerechte Sprache" an der Uni:
Professix im Geschlechterkampf
Heißt es StudentInnen,
Studierende oder Student_innen? An den Unis tobt ein Streit um gerechte
Sprache. Lann Hornscheidt vom Zentrum für Transdisziplinäre
Geschlechterstudien der Humboldt-Universität schlägt eine neue Form vor:
Studierx.
Zur Person
Lann Hornscheidt
Lann Hornscheidt ist je nach Schreibweise Professorin, Professorin oder Professx für Gender Studies
und skandinavistische Linguistik am Zentrum für Transdisziplinäre
Geschlechterstudien der HU Berlin. Sie und die AG Feministisch
Sprachhandeln haben einen Leitfaden entwickelt, in dem es um
antidiskriminierende Sprache geht.
SPIEGEL ONLINE: Auf
Ihrer Website
stehen Sie als Professx Lann Hornscheidt. Ich war mir unsicher, wie ich
Sie korrekt anspreche und habe es in meiner Interviewanfrage mit
"Liebex" probiert.
Hornscheidt: "Hallo Lann Hornscheidt" wäre eine Möglichkeit
gewesen. Wenn Sie mich aber ansprechen als eine Person, die eine
Professur an der Uni hat, empfinde ich Professx als die angemessene
Form. Verwenden Sie nur nicht Herr oder Frau.
SPIEGEL ONLINE: Warum nicht?
Hornscheidt: Ich möchte mich in der Anrede nicht als Frau oder Mann identifiziert finden.
SPIEGEL ONLINE: Nie?
Hornscheidt: Nicht, wenn ich es mir aussuchen kann. Natürlich
gibt es Zusammenhänge, in denen es Sinn macht, nach Frauen und Männern
zu unterscheiden. In Deutschland ist rechtlich zum Beispiel gar kein
anderer Status möglich - anders etwa als in Neuseeland. Aber ich
identifiziere mich nicht mit der Zwei-Genderung. Ich kritisiere sie für
ihre Normsetzungen und die Ausschlüsse, die dadurch geschaffen werden.
SPIEGEL ONLINE: Sie haben zusammen mit Ihrer AG einen Leitfaden verfasst, in dem es um geschlechtergerechte Sprache geht (
hier als PDF).
Als ich studiert habe, kam gerade der Gender-Unterstrich in Mode wie in
Student_in, dann gab es den dynamischen Unterstrich, der irgendwo im
Wort auftaucht wie in Stu_dentin. Sie schlagen jetzt unter anderem die
X-Form vor - Studierx. Warum?
Hornscheidt: Alle anderen Sprachformen wie das Binnen-I in
StudentInnen oder der Unterstrich in Student_innen sagen Folgendes: Es
gibt Frauen und Männer und dazwischen vielleicht noch ein paar andere
Leute. Die X-Form sagt erst mal nur: Da ist eine Person. Das könnte
sprachlich viel grundlegender das Geschlecht als wichtige Kategorie in
Frage stellen. Das X durchkreuzt herkömmliche Personenvorstellungen.
SPIEGEL ONLINE: Aber es gibt doch Frauen und Männer.
Hornscheidt: Natürlich, in vielen Zusammenhängen ist es wichtig,
sich darauf zu beziehen, dass es Frauen und Männer gibt. Das sind
wirkungsmächtige soziale Kategorien. Es brächte überhaupt nichts, alle
Texte in X-Form zu schreiben. Dann würden wir Machtverhältnisse wieder
unsichtbar machen.
SPIEGEL ONLINE: Wenn wir also über die unterschiedliche Bezahlung
von Männern und Frauen berichten, ist es okay, über Männer und Frauen
zu schreiben?
Hornscheidt: Richtig.
SPIEGEL ONLINE: Was ist mit den biologischen Unterschieden zwischen Frauen und Männern?
Hornscheidt: Auch in der Biologie können Sie keinen eindeutigen
Schnitt machen. Bei welcher körperlichen Ausprägung fängt eine Frau an?
Wo ein Mann? Das sind immer soziale Konstrukte. Aber um es ganz klar zu
sagen: Es ist vollkommen in Ordnung, wenn sich Personen als Frauen oder
Männer begreifen.
SPIEGEL ONLINE: Ich habe es noch nicht ganz verstanden: Wann benutze ich die X-Form?
Hornscheidt: Wenn sich Personen zum Beispiel nicht als männlich
oder weiblich verstehen und durch die tradierte Sprache nicht
angesprochen fühlen. In meine Sprechstunde kommen zum Beispiel Studierx,
die nicht mehr in Lehrveranstaltungen gehen, weil sie immer als Herr
oder Frau Sowieso angesprochen werden und sich diskriminiert fühlen.
SPIEGEL ONLINE: Sind das nicht nur Einzelfälle?
Hornscheidt: Nein, allein im letzten Semester haben sich zwölf
Personen bei mir gemeldet, die sich diskriminiert fühlten. Es würde
schon viel helfen, wenn zu Semesterbeginn gefragt würde, wie Personen
angesprochen werden wollen - und dies dann respektiert und nicht
hinterfragt würde.
SPIEGEL ONLINE: Ich finde die X-Form kompliziert und in Texten schwer lesbar.
Hornscheidt: Ich würde es immer wie -ix lesen, also "Professix"
sprechen. Natürlich irritieren solche Formen, darum geht es ja.
Überlieferte Normen in Frage zu stellen, das eigene Sprachhandeln zu
hinterfragen und Sprache kreativer zu benutzen. Es ist der Versuch,
etwas auszudrücken, das vorher nicht ausdrückbar war. Für Communitys,
die sich nicht in der Zweier-Genderung wiederfinden, bedeuten solche
Sprachformen eine große Erleichterung.
SPIEGEL ONLINE: Ich muss mich jetzt aber nicht Journalx nennen, der über Politikx für seine Lesx schreibt?
Hornscheidt: Nein, wir wollen niemandem etwas vorschreiben, keine
neuen Regeln aufstellen. Wir sagen nicht: So soll es sein. Wir sagen:
So kann es sein. Ich habe nichts dagegen, wenn Personen sich Frau oder
Mann nennen bzw. Professorin oder Professor. Wer sich aber in der
Zweigeschlechtlichkeit nicht wiederfindet, soll ein anderes Angebot
bekommen.
SPIEGEL ONLINE: Wir schreiben nach wie vor Studenten. Sollten wir das ändern?
Hornscheidt: Es wäre schon ein Gewinn, wenn Sie ab und zu
wenigstens eine Unterstrichform verwenden. Es gibt unzählige
Untersuchungen, die zeigen: Wer das Wort Studenten liest, denkt nur an
Männer. So verfestigen sich Vorstellungen und Machstrukturen.
SPIEGEL ONLINE: Professx Hornscheidt, danke für das Gespräch.
Eigenartig: Bis jetzt waren bei Zuschauer Frauen auch mitgemeint. Das wurde nicht geduldet und nun soll plötzlich der Mann bei Professorin automatisch mit gemeint sein. Was hat sich demnach hinsichtlich Gleichberechtigung geändert?
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setzt: Der Titel "Professorin" gilt dort nun auch für Männer. "Jetzt läuft das mal andersrum", freute sich eine Befürworterin im Interview. mehr...
LINKS:
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Feministische Sprache, Linguistik. ... Zum Gebrauch von weiblichen
Personenbezeichnungen. (Siehe auch Sexistische Feministische Rhetorik) ...
www.rhetorik.ch/Feministisch/Feministisch.html
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5. Juli 2011 ... Aktueller Beitrag rhetorik.ch. ... Rhetorik.ch Artikel zum Thema: Feministische
Rhetorik · Aktuell Jan 1, 2004 · 29.12. 2010 · 3.6. 2010 · 9.1, 2011 ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/11/07_05/
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