Auch wenn ein Journalist eine politische Meinung hat, muss er fähig sein, neutral, ausgewogen und parteiunabhängig zu arbeiten. Dass aber niemand seine Gesinnung vollständig ausblenden kann, ist für alle nachvollziehbar. Bei der Auswahl der Journalisten wäre somit eine pluralistische Zusammensetzung wichtig. Wichtig ist bei der Arbeit, dass diese Gesinnung nicht durchschlägt. Die Journalismusforscher Vinzenz Wyss
und Filip Dingerkus haben für die SonntagsZeitung eine Auswertung von
Daten vorgenommen, die im Rahmen einer internationalen
Journalismusstudie in den Jahren 2014 bis 2016 zwar erhoben, aber
bislang nicht publiziert wurden. Das Fazit zu den Schweizer Zahlen ist
deutlich: Fast 70 Prozent aller SRG-Journalisten bezeichnen sich als
links. 16 Prozent verorten sich in der politischen Mitte. Und 16 Prozent
sehen sich als rechts. Gefragt wurde nach der politischen Einstufung
auf einer Skala von 0 bis 10. Dabei steht 0 für links, 5 für Mitte und
10 für rechts. Kein Journalist der SRG verortete sich rechts aussen bei
den Werten 9 und 10; 7,4 Prozent stehen links aussen bei den Werten 0
und 1. Das ist noch nicht beänstigend. Gefährlich wird es, wenn die Moderatoren und jene Personen, die Gesprächsteilnehmende einseitig auswählen, auf einem Auge blind wären. Indem zwei medienrehtorisch überzeugende Teilnehmer auf der Seite platziert werden, welche mit der eigenen Gesinnung übereinstimmen und zwei schwache Persönlichkeiten auf der Gegenseite. Selbstverständlich kann auch ein Kameramann mit seiner Auswahl eine Person negativer oder pisitiver aufnehmen. Ueberall - ebenfalls bei der Auswahl der Bilder - könnten die Zuschauer subltil beeinflusst werden. Auch bei privaten Medien ticken Journalisten eher links (nach der Untersuchung sind es aber weniger) - das kann begründet werden. Laut
Dingerkus lässt sich aus der Differenz aber nichts herauslesen.
«Journalisten der SRG unterscheiden sich in ihrer politischen
Einstellung nicht signifikant von Journalisten der privaten Medien.» Das
heisst: Alle Journalisten ticken ähnlich – in der Mehrzahl links. Das
überrascht Professor Wyss nicht. «Der Journalismus thematisiert
gesellschaftliche Konflikte, Irritationen, und es werden herrschende
Machtverhältnisse infrage gestellt.» Vermutlich korreliere die
journalistische Kritik- und Kontrollfunktion nun mal stärker mit einem
linken gesellschaftspolitischen Gedankengut. Das Ergebnis der Untersuchung wird wohl das Abstimmungsresultat der No-Billag Initiative kaum gross beeinflussen.