Mittwoch, 23. April 2008

Fertig mit "ospeln"

Ospel war König der Abzocker. Dies führte dazu, dass man von einer Person, die unverdientermassen riesige Summen absahnte - auch für schlechte Arbeit oder anlässlich eines Abganges mit einem goldenen Fallschirm belohnt wurde, sagte, diese Person "osple". "Ospeln" wurde mit dem Verb"absahnen, abzocken" gleichgesetzt. In der St. Jakobshalle konnte nun die Oeffentlichkeit das bittere Finale des ehrgeizigen UBS Chefs erleben, der 40 Milliarden in den Sand gesetzt hatte.

Ospel konnte sich nicht mehr gegen seine Aechtung wehren. An der letzen UBS- Generalversammlung konnte man das bittere Ende des einst so glorreichen Aufsteigers mitverfolgen.

- Somit ist fertig "geospelt " bei der UBS

Ospel arbeitete sich als Sohn eines Zuckerbäckers im Arbeiterviertel von Kleinbasel auf. Gezielt schaffte er es, sich an die Spitze einer der grössten Banken hochzuarbeiten. Konkurrenten schaffte er sich laufend geschickt vom Hals.

Er hatte einige Tiefs zu überwinden:

- Am 8. Dez stieg er nach der Fusion um Konzernchef der UBS auf. Er musste damals von Bodyguards bewacht werde. Die Wut fokussierte sich auf Ospel, weil der Abbau von 13000 Stellen angedroht wurde

- 2001 wurde Marcel Ospel als "Bin Ospel" beschimpft, weil er zum Schuldigen der Bankrotten Swissair gemacht wurde.

- 2006 gab es eine Welle der Empörung wegen seines Salairs von 24 Millionen Franken. Ospel mutierte zum König der Abzocker!

Alle Widerlichkeiten überstand der ehrgeizige Banker. Auch jene Probleme mit seinen Ehefrauen. Eiskalt konnte er die härteste Kritik an sich abperlen lassen. Er zeichnet sich durch eine aussergewöhnlich gute Beherrschung emotionaler Stimmungen aus. Er suchte keine Medienauftritte (war nicht meidengeil), wenn er antworten musste, verstand er es immer, Mängel zu beschönigen oder geschickt auszuweichen.

Erst in den letzten Tagen traten Signale der Unsicherheit auf. An der GV vom 23. April in Basel zeigte er erstmals Selbstkritik. Er zeigte sich zerknirscht und gab sogar Fehler zu. Er sagte zwar nicht: ICH habe Fehler gemacht, sondern: WIR haben Fehler gemacht. Ueber seine Abgangsentschädigung hüllte er sich nah wie vor in Schweigen (Obschon er der GV darnach gefragt wurde).

Kommentar: Ich habe Marcel Ospel seit Jahren in verschiedenen Beiträgen analysiert und hatte lange das Gefühl, dass er ein Könner im Einstecken ist und sich gekonnt (auch mit fragwürdigen Mitteln) gegen alle Gegner durchzusetzen verstand. In Basel erlebten wir ein bitteres Finale, mit einem verbitterten Menschen, der mum auch nonverbal die Enttäuschung nicht mehr so perfekt überspielen konnte.

Rhetorisch geschickt nutzte Ospel in seiner Schlussrede das Alinghisbild für sein Verhalten (UBS war Sponsor):

- Es ist nicht meine Art gewesen, im Sturm die Segel zu streichen.

- Wir sind nicht vom Kurs abgekommen

- Die UBS bleibt hart am Wind

Die Behauptung Ospels, dass er nun das Schiff - wie angekündigt - verlasse, war hingegen eine Beschönigung und leider eine krasse Verzerrung der Tatsachen.

Auch seinem Nachfolger gab Ospel ein nachhaltiges Bild mit, das schon für ihn gegolten hatte:

Wer den kalten Wind nicht aushält, hat auf dem Gipfel nichts zu suchen.

Marcel Ospel war lange auf dem Gipfel. Ihm wehte sehr oft ein kalter Wind (Sturm?) um die Ohren.

Ich bin überzeugt, dass der millionenschwere Marcel Ospel heute auf Vieles verzichten würde, wenn er damit den eigenen Ruf, die persönliche "Marke", die Reputation, das Ansehen aufpolieren könnte.

Zitat 20 min-online:

An der Generalversammlung der UBS ist die «Chropfleerete» im Gang. Zahlreiche Aktionäre äusserten teils herbe Kritik an der Spitze der Grossbank. Es gab jedoch auch kuriose Einlagen. Derweil befindet sich die UBS-Aktie an der Börse auf Talfahrt.

Kleinaktionär Rudolf Weber überreichte Marcel Ospel einen Kranz Würste - der gab den Senf dazu. (Bild: Keystone)

Ospel punktet mit Schlagfertigkeit (Einem Basler Fasnächtler fiel dies nicht schwer):

Als Rudolf Weber dem scheidenden UBS- Chef Marcel Ospel an der UBS-Generalversammlung in Basel eine ganze Wurstkette überreicht wurde, war klar, was der Aktionär damit ausdrücken wollte: Wer 40 Milliarden in den Sand setzt, ist eine Wurst.

Doch Ospel parierte die Kritik an seiner Arbeit auf humorvolle Weise:

Ospel zückte eine Tube Senf hervor und meinte gegenüber Weber: «Sie waren im BLICK, ich habe darum den Senf dazu mitgebracht.»

Illustration TAGI- online:

ospel

Ospel gab schlagfertig seinen Senf dazu

Quelle Kleinreport:

Vom Umgang der Medien mit Tibet und der Olympiade

Über die Frage, wie sich die Medien mit dem Thema Tibet und den Ereignissen vor und während der Olympischen Spiele in Peking befassen sollen, diskutierten am Dienstag im Wiener Rathaus verschiedene Chefredaktoren europäischer Medien. Dabei lehnte sich «Le Matin»-Chefredaktor Peter Rothenbühler ziemlich weit aus dem Fenster, als er laut dem Branchendienst Newsroom das Internationale Olympische Komitee (IOC) als «eine undemokratische, leicht korrupte und von Geld gesteuerte Organisation» abkanzelte. Er sei grundsätzlich dafür, dass die Spiele in China stattfinden, räumte er ein, weil China derzeit einer der weltweit spannendsten Schauplätze sei. «Es ist allerdings völlig falsch, politische Anliegen an China an das IOC und die Sportler zu delegieren.»

Peter Rothenbühler war mit seiner Einschätzung nicht allein: «Was wir eben erleben, ist eine riesige Heuchelei», sagte der Informationsdirektor des ORF, Elmar Oberhauser.

Das IOC habe vollkommen versagt, denn man wusste ganz genau, was in Tibet passiert.

"Herr Rogge hätte zehn Jahre lang Zeit gehabt, auf die Probleme aufmerksam zu machen, und man hätte in letzter Konsequenz die Olympischen Spiele erst gar nicht an China vergeben dürfen»

, sagte Oberhauser.

Dieser Entscheid sei sehr

wohl eine politische Entscheidung und daher könne man sich auch nicht auf Sportberichterstattung reduzieren, antwortete Uwe Vorkötter, Chefredaktor der «Frankfurter Rundschau». Man müsse sich aber ernsthaft fragen, ob die Redaktionen auf diese Situation ausreichend vorbereitet seien.

Andreas Cichowicz, Chefredaktor des NDR und bei der ARD für die China-Berichterstattung zuständig, plädierte für politische Aufmerksamkeit:

«Wir dürfen das Licht nicht ausknipsen, sondern müssen vielmehr unsere Scheinwerfer auf die dunklen Seiten in China richten.»

Kritische Fragen an die Wirtschaft und an Sponsoren, wie sie mit der aktuellen Situation umgehen, hätten dem NDR bei Volkswagen indes grossen Ärger eingebracht. Interviews der NDR-Sportberichterstatter würden derzeit konsequent von VW verweigert.

Dass die Eröffnung der Spiele 2008 in Peking eine «Eröffnung der leeren Stühle wird», träumt Rubina Möhring, Vizepräsidentin von Reporter ohne Grenzen. Auch der Europa-Gesandte des Dalai Lama, Kelsang Gyaltsen, mahnte die Regierungschefs in der Wahl ihrer Gesten.

China fürchtet den Gesichtsverlust, wenn die Chefs nicht zur Eröffnung der Spiele kommen würden.

Er selbst fürchte aber, dass nach diesem Sommer in Tibet noch alles viel schlimmer kommen wird.

«Die Chinesen werden alles unternehmen, dass es nie wieder eine Erhebung der Tibeter geben wird, so wie wir sie derzeit erleben», sagte Gyaltsen.

Kommentar: Mit der Wahl Pekings für die Olympiade war es klar, dass die Menschenrechtsfrage nicht völlig ausgeklammert werden kann. Obschon sich die Wirtschaft mit China nicht anlegen will und das IOC zuerst geglaubt hatte, dass an eine völlige Trennung von Politik und Sport durchgezogen werden könne, musste einsehen, dass dieser Trennungsstrich nicht mehr so einfach und leicht gezogen werden kann.

Gewiss werden nicht nur Vor- und Nachteile von Boykotts oder das Fernbleiben an der Eröffnungsfeier diskutiert werden. Uns interessiert es vor allem, wie sich die Sportler verhalten, denen keinen Maulkorb auferlegt werden. Aber auch und wie sich die Journalisten verhalten, denen - immerhin während der Spiele - Bewegungsfreiheit versprochen wurde.