Freitag, 10. Juni 2011

Was war das Ziel dieser Aktion?


Ich zitiere WELT online:


Nationalspielerinnnen schießen im "Playboy" scharf

Schweres Image: Über Fußballerinnen gibt es viele Vorurteile. Zum Beispiel, dass sie alle hässliche Mann-Weiber seien. Jetzt ist der Gegenbeweis da.
Von wegen Frauen-Fußball ist nicht sexy. Das haben wieder einmal fünf Spielerinnen in der aktuellen Ausgabe des „Playboy“ kurz vor dem Startschuss zur Fauen-WM bewiesen.


Aus salzburg 24:


Deutschlands Fußball-Nationalspielerinnen im Playboy

Deutschlands Fußball- Nationalspielerinnen im Playboy

 


Kurz vor dem Startschuss ziehen sich "Deutschlands schönste Fußball- Nationalspielerinnen" für den Playboy aus.




Wenn mir die Frage gestellt wird, ob diese PR Aktion der Frauenfussballerinnen geschickt war , so stelle ich die Gegenfrage: Was war das Ziel dieser Sexybilder-Aktion?
Bei allen Imageaktionen geht es um das ZIEL.


Ich zweifle daran, dass der Frauenfussball mit solchen Bildern aufgewertet wird. Im Gegenteil. Anstatt den Frauenfussball dem Männerfussball gleichberechtigt auszuüben, schaden diese Bilder diesem Gedanken und die Frauen reduzieren sich selbst auf das Bild Sexobjekte.


Der Berater der Mädchen hat es wahrscheinlich gut gemeint und sich vorgestellt, er könne mit diesen Aufnahmen das Image der "Mannweiber" aus der Welt schaffen (typische Frauenfussballerin!).
Es war ihm aber nicht bewusst, dass er dem Frauenfussball einen Bärendienst erweist, wenn er die Spielerinnen als Sexygirls vermarktet. Ich zweifle daran, dass mit dieser Werbeaktion dem Frauenfussball geholfen wird.


PR und Marketingprofis überlegen sich vor jeder Aktion:
Was ist das Ziel der Aktion?


Geht es nur darum, Aufmerksamkeit zu wecken?
Will ich, dass das Image "Frauenfussball" verbessert wird?
Möchte ich den Frauenfussball fördern?




Nach meinem Dafürhalten gibt es dank dieser Playboy- Aktion nicht mehr Zuschauer an den Spielen.


Im Gegenteil: Der Frauenfussball wird einmal mehr auf das Geschlecht reduziert. Die Aktion ist kontraproduktiv und wird zum Bumerang d.h. sie schadet dem Frauenfussball als Sport.
Ich zitiere Tagi - online und in der Basler Zeitung:



«So schiessen die Frauen ein Eigentor»

Von Sebastian Rieder. Aktualisiert um 12:39 Uhr
Kaum eine Kampagne in Deutschland, die kurz vor der Fussball-WM ohne Nationalspielerinnen wirbt. Fünf davon zeigen sich auch im «Playboy». Ein Fehler, findet Kommunikationsprofi Marcus Knill.
1/6 Freizügig wie noch nie: Das Fussballerinnen-Quintett auf dem Cover des deutschen «Playboy».
Bild: Keystone

   


Marcus Knill, Inhaber der Kommunikationsfirma «Knill+Knill».

Die Fussballerinnen, die für den Playboy in nassen Retro-Shirts und ohne BH posierten, wollen ihren Auftritt nutzen, um mit alten Vorurteilen aufzuräumen. «Leider herrscht das Klischee, wir seien Mannsweiber, immer noch vor. Doch auch Fussballerinnen können sexy sein – das haben wir mit diesem Shooting bewiesen», sagte Selina Wagner vom VfL Wolfsburg gegenüber der «Bild»-Zeitung. «Warum sollen wir uns verstecken? Wir wollen zeigen, was wir haben», pflichtet ihr Julia Simic vom FC Bayern bei.
Dass freizügige Fotos der richtige Weg sind, um den Frauen-Fussball langfristig populärer zu machen, glauben aber nicht alle Spielerinnen der DFB-Auswahl. Fatmire Bajramaj, die an der Fifa-Gala zu den Nominierten für die Spielerin des Jahres gehörte, erteilte dem «Playboy» eine Absage. Sie weiss aber, dass das Optische im Frauen-Fussball eine Rolle spielt: «Viele gucken sich nun mal die Spiele an und sagen: Die ist hübsch, die ist nicht hübsch. Statt zu sagen: Die spielt gut, die nicht so.»


«Frauen werden zu Sexobjekten reduziert»


Der Schweizer Kommunikationsprofi Marcus Knill geht noch einen Schritt weiter. «Mit dieser Strategie schiessen die Frauen ein Eigentor. So werben sie nicht für den Frauen-Fussball, sondern werden zu Sexobjekten reduziert.» Knill, der viele Spitzensportler mitunter auch Skisprung-Olympiasieger Simon Ammann im medialen Bereich beraten hatte, glaubt auch nicht, dass wegen der «Playboy»-Kampagne mehr Zuschauer in die Stadien strömen werden. Die taz folgt Knills Argumentation. «Die Spielerinnen im ‹Playboy› haben sich entschieden, nicht als Fussballerinnen in Erscheinung zu treten, sondern als reine Männerfantasie: halb nackt bei der gegenseitigen Massage oder fidel am Flussufer», schreibt die Zeitung.




Auch Katharina Witt und Christina Surer zogen sich für den «Playboy» aus




Die Kommunikationswissenschaftlerin Daniela Schaaf von der Sporthochschule Köln stellt sich dagegen hinter den Entscheid der Fussballerinnen, sich freizügig im Männermagazin zu präsentieren. «Bei der Vermarktung von Frauen im Sport geht es um drei Dinge: Bekanntheitsgrad, Medienpräsenz und hohe physische Attraktivität mit Sexappeal», so Schaaf im österreichischen Fussballmagazin «Ballesterer» (Artikel online nicht verfügbar). Die deutschen Nationalspielerinnen sind längst nicht die einzigen Athletinnen, die für den «Playboy» die Hüllen fallen liessen. Vor ihnen taten dies unter anderem die Schweizer Autorennfahrerin Christina Surer, die deutsche Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Katharina Witt und die US-Tennisspielerin Ashley Harkleroad.
(Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)


Kommentar: Wenn es der Kommunikationsspezialistin der Sporthochschule vor allem um Medienpräsenz geht und darum attraktiver Frauen mit Sexappeal darzustellen, so hat  diese  Kampagne das Ziel erreicht. Das allein kann es aber nicht sein.
Nach meinem Dafürhalten greift jedoch diese Botschaft allein zu kurz. Beim professionellen Botschaftenmanagement könnten sich die Sportlerinnen auch ohne Playboyfotos in Szene setzen und ohne sich auszuziehen. Sie könnten Aufmerksamkeit wecken, ohne dass die Sportlerinnen auf ein Sexobjekt reduziert werden. In der Werbung braucht es mehr Aufwand, wenn die Verpackung mit der Werbebotschaft übereinstimmen muss. Mit einem Gag allein ist es leider noch nicht getan. Meine Kritik zielt nicht gegen freizügige Aufnahmen von Frauen. Doch geht es um den Kontext dieser Aufnahmen. Es geht vor allem um die Frage: Fördert diese Kampagne das positive Image des Frauenfussballs? Hat die Bevölkerung dank dieser Bildern mehr Interesse an den Spielen?


Spannend sind die Kommentare der Kommentatoren im Tagi. Sie zeigen, dass Soziologe Kurt Imhof recht hatte mit der These: Weil Zeitprobleme oft  komplex und anspruchsvoll sind und die Bevölkerung  bei vielen anspruchsvollen Zeit - Fragen verunsichert ist, (das hat sich auch beim Fall Kachelmann gezeigt), schätzt man es angeblich, wenn man bei einfachen Fragen, bei  Schwarz-Weiss Problemen  mit diskutieren darf. Solche einfache Themen finden deshalb bei den Medien eine so grosse Beachtung. Bei Jörg Kachelmann gab es bei den Frauen zwei Pole: Die Fans und die Gegnerinnen des Fernsehmannes. Bei der Thematik "Werbung für den Frauenfussball mit Sexybildern" zeigt sich ein ähnliches Phänomen: Weil das Differenzieren beim Botschaftenmanagement schwer fällt, ist es einfacher, sich auf eine oder andere Seite zu schlagen und in Ermangelung von Argumenten - lieber mit einem Rundumschlag -  den Vertreter der Gegenmeinung persönlich anzugreifen.