Regula Stämpfli spricht gerne Klartext - dies mit Folgen
Wer kein Blatt vor den Mund nimmt, muss damit rechnen, dass er aneckt. Stämpfli polarisiert immer wieder durch ihre ungefilterten Aussagen. Persönlich schätze ich zwar klare, unmissverständliche Aussagen. Doch gilt es, die jeweilige Situation mit zu berücksichtigen.
Ich habe einmal die bekannte Politologin einer Institution bewusst als Referentin empfohlen, weil ich wusste: Wenn Regula Stämpfli spricht, kommt es zwangsläufig zu Reaktionen. Tatsächlich war ein Teil der Anwesenden von der Referentin begeistert, viele sagten mir jedoch unverblümt, ich hätte auf diese Referentin gut verzichten können.
Falls der nachfolgende Beitrag aus 20 Min den Tatsachen entspricht, wäre Regula Stämpfli nach dem tragischen Car-Unglück mit so vielen toten Kindern tatsächlich ins "Fettnäpfchen" getreten. Ich kann jedenfalls die publizierten Thesen nicht nachvollziehen. Hoffentlich nimmt Regula Stämpfli zu diesem Beitrag in 20 Min bald Stellung. Ihre Replik interessiert mich, da ich Regula Stämpfli als intelligente Frau kennen gelernt hatte. Ihre publizierte Aussage ist für mich in dieser Form völlig unverständlich.
Ich zitiere 20 Min:
«Typisch»
Regula Stämpfli beleidigt die Belgier
Für Politologin Regula Stämpfli ist
es «typisch», dass der Unglücks-Car aus Belgien kommt – denn Belgien sei
ein «Drittwelt-Land». Dort erntet sie nun wütende Reaktionen.
Der völlig zerstörte Bus – für Stämpfli eine Folge der belgischen Strukturen. (Bild: Keystone/Laurent Gillieron)
Die
Politologin Regula Stämpfli trieb in der Schweiz mit ihrer provokativen
Art schon manchen Gegner zur Weissglut – etwa als sie ihren
Berufskollegen Michael Hermann als «Wahlvermesser mit einem politischen
Reflexionsgrad eines Planktons» betitelte. Nun macht sich die streitbare
Bernerin, die ihren Zweitwohnsitz in Brüssel hat, auch in Belgien einen
Namen – einen schlechten. Nur wenige Stunden nach dem Busunglück in
Sierre letzte Woche postete sie unter dem Titel «Belgisation: weshalb
Unglücke auch politisch sind» einen Artikel auf der Website news.ch.
Bis der Artikel auf Französisch übersetzt wurde und den Weg in die
belgischen Medien fand, vergingen einige Tage. Doch nun rollt eine Welle
der Empörung über Stämpfli.
Regula Stämpfli zieht den Zorn der Belgier auf sich.
Belgien trauert
Eigentlich wollte sie sich vor allem dagegen wehren, dass
Verkehrsunglücke wie das in Sierre einfach «menschlichem Versagen»
zugeordnet werden. Für sie ist nicht in erster Linie der Fahrer schuld.
Vielmehr ist es das System, das «Busfahrer nicht bezahlt, deren
Ruhezeiten nicht kontrolliert und deren Gefährt je nach korrupten
Beziehungen, nie auf verkehrstechnisch gutem Stand hält». Aber diese
analytischen Töne geben die belgischen Medien nicht wieder – dafür jene
Textstellen, in denen Stämpfli mit vollen Rohren gegen ihr Gastgeberland
schiesst.
Belgien ein Drittweltland?
Zuerst bleibt
sie noch beim Thema. Es sei typisch, dass der Unglücks-Car aus Belgien
stamme: «Die Ausbildung, die Kontrolle, die Fahrtechniken, die
Ausstattung der Reisebusse sind in Belgien auf dem Niveau eines
Drittweltlandes und drunter.» Doch dann setzt Stämpfli zum Rundumschlag
an. Sie fragt sich, wie es möglich sei, dass Belgien anderthalb Jahre
keine gewählte Regierung gehabt hat. «Jeder normale Menschenverstand
schreit hier: Aua. Wie geht das?»
In Brüssel mache die
Stadtplanung alles falsch, was man falsch machen könne, schreibt die
Politologin. Und bezeichnet Belgien als Land «in welchem alles möglich
ist und nie auch nur ein einziger Verantwortlicher seine Strafe absitzen
muss» – und aus dem nichts wirklich Gutes kommen könne «ausser der
Schokolade, Moules et Frites sowie ein gewisser surrealer Humor.» Auch
einen Seitenhieb auf die Affäre des Kinderschänders Dutroux kann sich
Stämpfli nicht verkneifen.
«Schändlich, grotesk, unmoralisch
Die
Internet-Website des französischsprachigen belgischen Radios und
Fernsehens, rtbr.be, reagiert mit deutlichen Worten: «Einen tragischen
Unfall dafür zu benutzen, all seinen Hass auf ein Land abzuladen, ist
schändlich, grotesk und unmoralisch.» Es komme in Belgien auch niemand
auf die Idee, alle schlechten Nachrichten aus der Schweiz in einen Topf
zu werfen: die Bahnkatastrophen der 80er-Jahre, den Massenselbstmord der
Sonnentempler 1994, die Schwarzgeldkonten und den Aufstieg der extremen
Rechten (gemeint ist die SVP).
Auf Facebook gibt es bereits eine
rasant wachsende Anti-Stämpfli-Seite mit mehr als 300 Mitgliedern –
auch aus der Schweiz. Und es zirkuliert eine
Online-Petition,
die fordert, Stämpfli die Akkreditierung als Journalistin zu entziehen.
Wer über Google versucht, auf ihre Homepage zu gelangen, stösst auf
eine Fehlermeldung – möglicherweise ein Racheakt. Stämpfli war für 20
Minuten Online nicht zu erreichen. Aber wie sie auf Facebook schreibt,
quillt ihre Mailbox derzeit über von Reaktionen auf ihren Artikel.
Für Stämpfli: Nicht erster Skandal
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Politologin Regula Stämpfli mit
umstrittenen Äusserungen auf sich aufmerksam macht: So sah sie einst
Parallelen zwischen dem Trend zur Intimrasur und den Mechanismen der
Gleichschaltung im Nationalsozialismus. Für Schlagzeilen sorgte sie
auch, als sie eine Kolumnistin des «Magazins» mit unflätigen Worten
bedachte. Unvergessen ist, wie sie letztes Jahr ihren Kollegen Michael
Hermann attackierte und als «Wahlvermesser mit einem politischen
Reflexionsgrad eines Planktons» bezeichnete.
Kommentar: Ich habe schon beim Lesen des Beitrages in 20 Min damit gerechnet, dass Leser in den Kommentaren heftig reagieren werden. Die vernichtenden Leserrechos bestätigen mir nun, dass sich die Politologin mit ihren Aussagen langfristig geschadet hat. Hier ein paar vernichtende Echos in 20 Min:
Schäm Di Stämpfli
Was ist bloss in Sie gefahren....