Wahrnehmungsverzerrungen beeinflussen unser Denken
Tagtäglich wird unsere Wahrnehmung getäuscht und verzerrt
Beispiele aus der Medienwelt:
1.
Polizei-Grosseinsatz nach «Messerstecherei» am helllichten Tag
Afghane (22) und Brasilianer (34) nach Langstrassen-Streit in Haft (Blick)
2.
Polizei-Grosseinsatz nach «Messerstecherei» am helllichten Tag
Der Schwertmörder kam als Flüchtling zu uns (Quelle Bild)
3.
Eritreer hat ein Kind vor den ICE gestossen.
Nachbarn von Habte A. zweifeln die vorbildliche Integration des Eritreers an. Der Mann, der am Montag in Frankfurt einen 8-jährigen Jungen in den Tod gestossen hat, galt als Musterbeispiel für eine gelungene Integration in der Schweiz.
Solche Meldungen in den Medien haben die Asylthematik umgehend befeuert. Die sozialen Medien spiegeln die Stimmung in der Oeffentlichkeit.
Weshalb überschätzen wir solche einzelne Vorkommnisse?
Wir kennen verschiedene Phänomene aus der Psycholgie, welche unser Denken beeinflussen.
Bei unserer Wahrnehmung werden wir nicht nur durch Fakten - sondern auch durch Emotionen beeinflusst. Folgende Phänomene aus der Psychologie helfen uns, die Ueberbewertung von Einzelvorkommnissen besser zu verstehen:
Zur Verfügbarkeitsheuristik: Wir schätzen die Wichtigkeit oder Häufigkeit von Ereignissen vor allem dann falsch ein, wenn der seltene Fall mit konkreten Details im Bewusstsein verankert wird. Dadurch überschätzen die meisten Menschen die Wahrscheinlichkeit eines Verbrechens oder eines Flugzeugabsturzes, weil sie in den Medien überproportional gut mit detaillierten Informationen über das Geschehnis versorgt werden. Obschon das Risiko beim Fliegen geringer ist als beim Autofahren, verzichten nach einem Unglück kurzfristig auf Flugreisen.
Zu den Mechanismen der Verfügbarkeitskaskade: Risiken werden vielfach überbewertet oder völlig ignoriert. Es fällt uns schwer, aussergewöhnliche Vorfälle richtig einzuordnen, deshalb kommt es oft zu einer Verfügbarkeitskaskade. Ein Vorkommnis steht allen zu Verfügung und wird tagelang in den Medien thematisiert, wiederholt, kommentiert und dadurch verstärkt.
Das gilt für alle Bereiche. Sei es bei einer Tat eines Asylbewerbers oder bei Auftritten der Person Greta. Medien wirken als Verstärker. Sie können Dimensionen von Sachverhalten in der Oeffentlichkeit verzerren.
KOMMENTAR:
Die Erkenntnis, dass Ereignisse von Medien und Oeffentlichkeit aufgeblasen werden können und dadurch unsere Wahrnehmung verzerren, darf nicht dazu führen, dass wir unliebsame Vorkommnisse zensieren oder bewusst unter den Teppich kehren. Es gilt die Balance zu finden zwischen faktentreuer, recherchierter Information und stimulierenden Geschichten. Es ist falsch, bei Verbrechen von Flüchtlingen die Herkunft der Täter zu verschweigen, nur weil Journalisten den Fremdenhass nicht schüren wollen. Die AfD profitierte von dieser "Zensur" in Deutschland und punktete nachher mit dem Begriff "Lügenpresse". Das Verschweigen war kontroproduktiv. Anderseits ist es auch gefährlich, Geschehnisse medial aufzukochen. Dies führt ebenfalls zu einer Verzerrung der Wirklichkeit.
FAZIT:
Das menschliche Gehirn ist so konstruiert, dass bei einmaligen, überraschenden Ereignissen, Verbrechen oder Unfällen, Kurzschlusshandlungen begünstigt werden. "Wir denken, dass der Verstand dazu da sei, die Wirklichkeit differenziert zu erkennen. Dies ist ein richtiges Ziel, aber die Evolution hat etwas dagegen" (Frank Urbanlok)
Das heisst: Wenn etwas Aussergewöhnliches passiert, will der Mensch rasch entscheiden, um handlungsfähig zu sein. Die Vernunft spielt in solchen Situationen keine Rolle. Das kommt gewissen Journalisten entgegen, die emotionalisieren. Die sozialen Meden veranschaulichen uns, dass dieser Mechanismus gut funktioniert. Angst und Wut sind ideale Treiber, um Menschen zu moblilisieren. Das gilt bei allen Themen: Fremdenfeindlichkeit, Umweltkatastrophen, Kernkraftwerken usw. Einzelfälle mutieren in der öffentlichen Diskussion zu einem allgemeinen Problem. Angeheizt von Medien und Blogs wird der emotionalisierte Ausnahmefall nicht mehr von der Vernunft gesteuert.
Dessen sollten wir uns ständig bewusst bleiben.
Notiert von marcus knill um 10:39