Trump und der Fettnapf
Der Krug geht doch zum Brunnen bis er bricht.
Wer normalerweise ins Fettnäöpfchen tritt, muss dies in der Regel teuer bezahlen. Es kann mitunter den Job kosten.
Meist erfolgt der Tritt in den Fettnapf unabsichtlich. Bei den verbalen Entgleisungen Trumps wurde der Oeffentlichkeit bewusst: Er wollte absichtlich provozieren. Es kam zu einem überraschenden Phänomen. Statt Imageverlust, profitierte der umstrittene Präsidentschaftskandidat. Je mehr Ausrutscher, desto mehr punktete er. Beleidigungen, ungefilterte Behautungen beflügelten das "Enfant terrible". Möglicherweise schätzten viele die ungeschminkten Unkorrektheiten als Gegenreaktion zu den Spachpolizisten der politisch Korrekten. Fettnapfverhalten als Erfolgsrezept? Plötzlich wendete sich das Blatt. Trump hatte nicht erkannt, dass er den Bogen überspannt hatte. Zwei gravierende Fehltritte lösen eine Welle der Empörung aus - auch aus den eigenen Reihen. Es war vor allem der Angriff Trumps gegen die Eltern eines hochdekorierten, muslimischen Vietnamveteranan. Für die Amerikaner ein No-go. Dann der herzlose Rauswurf eines schreienden Babys während seiner Rede. Das kam in den Medien noch schlechter an, als alle Fettnapfgeschichten seiner Frau, die ebenfalls genüsslich ausgelotet wurden (Plagiatsvorwurf, gefakter Lebenslauf und ihr Einsatz als "Schwarzarbeiterin"). Wer vor Wochen noch am Wahrheitsgehalt der Redewendung zu zweifeln begann: "Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht", darf heute wieder hoffen:"Er geht doch zum Brunnen, bis er bricht."