Montag, 20. Juni 2011

Heftige Reaktionen auf den heftigen Schlagabtausch in der letzten ARENA zwischen Christoph Mörgeli und Daniel Jositsch.




Die Zuschauer erwarten in einer ARENA Zweikämpfe, Duelle. So gesehen kam die Arena diesem Wunsch entgegen und Moderator Widmer kam erstmals als Dompteur zum Zug. Nichts von Kuschelrhetorik.

Ich erkundigte mich nachträglich beim Publikum über die Wirkung der Akteure. Einmal mehr hat für mich das Publikum ein gutes Empfinden für  die Qualität von Kommunikationsprozessen in extremen Situationen.
Beide - Jositsch (SP) und Mörgeli (SVP) - kamen schlecht weg. Für mich war es nicht die Heftigkeit der Argumente, sondern die Unfähigkeit beider Akteure, mit Unterbrechungen und Provokationen umzugehen.
Obwohl Moderator Widmer darauf hingewiesen hatte, dass die Zuschauer nichts verstehen, wenn beide gemeinsam reden, sprachen Jositsch und Mörgeli über weite Strecken gemeinsam drauflos, als wollten sie bewusst die Gegenmeinung mit einem Tonteppich "killen".
Auch dem Fernsehen ging dieses Verhalten zu weit und kommentiert nun den Schlagabtausch selbstkritisch:




Ich zitiere Tagi-online:



Was hält das Schweizer Fernsehen vom lauten Schlagabtausch in der Politsendung, die nach dem Wunsch des Direktors Ruedi Matter sachlicher werden sollte? Auch für uns wurden in dieser Sendung Grenzen überschritten, sagt «Arena»-Produktionsleiterin Marianne Gilgen auf Anfrage von Tagesanzeiger.ch/Newsnetz. Allerdings sei man von der Vehemenz der Debatte überrascht worden. Gilgen betont, man habe die Diskussionsteilnehmer mit Bedacht gewählt. «Von diesen Vertretern, besonders von zwei Professoren, hatten wir eine differenzierte Auseinandersetzung erwartet.»
Der Moderator Urs Wiedmer, der ausser der Mahnung «Nicht so aggressiv, Herr Mörgeli» kaum eingegriffen hat, hätte dies möglicherweise tun sollen: «Vielleicht hätte der Moderator noch frühzeitiger allen Anwesenden klar machen sollen, dass wir eine sachlichere Diskussion erwarten», sagt Gilgen. 




Kommentar: Davon ausgehend, dass Kommunikation "Austausch" bedeutet, war das gleichzeitige Sprechen ein Kommunikationskillerverhalten, das nichts bringt. Ich finde das gleichzeitige Drauflosreden oder -schreien so schlimm, wie eine Gesprächsverweigerung. Ob sich die beiden unbeherrschten Akteure bewusst sind, dass man auf diese Art auch in einer Arena nicht punkten kann. Im Gegenteil: Beide haben sich nur geschadet.



Nachtrag:
Ich zitiere Tagi-online:



«Auch für uns sind in dieser Sendung Grenzen überschritten worden», sagte Redaktionsleiterin Marianne Gilgen auf Anfrage von Tagesanzeiger.ch/Newsnetz, man sei über die Vehemenz überrascht gewesen.

 
Nationalrat Daniel Vischer (Grüne/ZH) reagiert darauf verärgert: «Wenn sich Frau Gilgen über die Heftigkeit der Debatte wundert, ist das nur lächerlich», sagt er. «Das Fernsehen wusste, wie Mörgeli argumentiert, er hatte in der Sendung nichts zu suchen.» 



Kommentar: Ich teile die Meinung Fischers nicht. Es ist falsch, wenn das Fernsehen unliebsame Diskutanten einfach kalt stellt und ausklammert. Nach meinem Dafürhalten kann und darf Marianne Gilgen entscheiden, wer eingeladen wird. Wichtig ist nur, dass sie nicht nach parteipolitischen Gesichtspunkten die Teilnehmer willkürlich einlädt und sich von Kritikern wie Daniel Fischer beeinflussen lässt.  Eine ARENA hat einen Ring und die Teilnehmer dürfen darin auch mit harten Bandagen kämpfen.
Wie bei Boxkämpfen gibt es in Gottes Namen ab und zu ein Foul.  Wer übers Ziel hinausschiesst, schadet sich meist selbst. Ich würde es deshalb bedauern, wenn die ARENA zur seichten Palaverstunde verkommt. Die ARENA war noch nie eine STERNSTUNDE.