USA: Bleibt das Recht auf Waffenbesitz auch künftig ein verbrieftes Bürgerrecht?
Das Land der Feuerwaffen
In kaum einem anderen Land sind große Teile der Bevölkerung so
waffenvernarrt wie in den USA. Schätzungsweise 300 Millionen
Schusswaffen sind dort im Umlauf.
Trotz des grauenhaften Anschlages mit den 20 toten Kindern wird es in den Staaten wohl kaum zu einer Verschärfung des Waffengesetzes kommen. Der Hauptgrund: Die Waffen symbolisieren in den USA Freiheit.
Obama sind im Grunde genommen die Hände gebunden
Viele in den USA hoffen zwar, dass die Waffen-Debatte nach Newtown diesmal anders verläuft, weil die Opfer so jung waren und das Verbrechen die Menschen deshalb mehr aufwühlt. Und vielleicht auch deshalb, weil Präsident Barack Obama, der vier Jahre lang nichts getan hat, um Schusswaffen einzudämmen, nun mehr Druck machen könnte. Sie sehen es als gutes Zeichen, dass Obama erklärte, es müsse jetzt ohne Rücksicht auf Parteipolitik gehandelt werden - auch wenn er das Wort Waffengesetze nicht erwähnte.
Die Frage ist aber, was es bringen würde, wenn Obama, der nicht mehr darum bangen muss, wiedergewählt zu werden, auf einmal einen Kurswechsel vollzieht? Denn die Abgeordneten und Senatoren im Kongress, deren Stimmen er braucht, die wollen nochmal wiedergewählt werden. Und das wird man in weiten Teilen Amerikas immer noch dann, wenn man die Waffengesetze nicht antastet.
Wenngleich Amerika auch aus dieser letzten grauenhaften Tat nichts lernt, wenn wieder nichts passiert, wenn nicht mal 20 tote Erstklässler die Amerikaner zum Umdenken bewegen.
Bisher war das Ritual nach allen Amokläufen das gleiche - bestenfalls ein paar Wochen lang war die Nation geschockt, diskutierte über schärfere Waffengesetze und ging dann unverrichteter Dinge zum Alltag über. Weil die politische Klasse entweder zu verbohrt oder zu feige war, zu handeln - und weil die Mehrheit der Bürger das nicht einforderte.
Natürlich, das Recht auf Waffenbesitz gehört zum amerikanischen Selbstverständnis dazu, das Recht, zu jagen und sich verteidigen zu können, wenn man angegriffen wird.
Waffen im Haushalt so selbstverständlich wie Haustiere
Die Vorstellung aus den Wildwestfilmen ist verankert: Mit der Waffe in der Hand schütze ich mich und meine Familie. Ich verteidige meine Freiheit.
Ich habe sogar die groteske These gelesen, am müsste die Schulen mit Waffen ausrüsten, damit sie sich verteidigen können.
Der Buchautor und Waffenbefürworter John Lott weist darauf hin, dass alle Amokläufe in diesem Jahr an Orten stattgefunden hätten, in denen Waffen verboten waren. Er argumentiert: Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Waffen. Wenn die Lehrer in Newtown bewaffnet gewesen wären und sich hätten wehren können, hätte der Amokläufer längst nicht so viele Menschen erschiessen können. Das ist das typische Argument der Waffenfreunde.
Foto aus TAGI:
Die mächtige Waffenlobby der National Rifle Association (NRA), die Waffen im Haushalt zur kulturellen Eigenheit der USA überhöht und jede Reform als Angriff auf bürgerliche Freiheiten brandmarkt, gab nach der jüngsten Bluttat bislang keinen Kommentar ab. Dafür äussßerte sich etwa auf dem erzkonservativen TV-Sender Fox News der frühere republikanische Präsidentschaftsbewerber Mike Huckabee. Statt strengeren Waffengesetzen solle mehr Religion ein derartiges "Blutbad" künftig verhindern, sagte er.
Nachdem ich vor wenig Jahren in Texas zur Weihnachtszeit gesehen habe, wie Waffen im Schaufenster als Weihnachtsgeschenk für den lieben Partner angepriesen wurden, schön geschmückt mit Reis und Kugeln, habe ich heute wenig Hoffnung, dass sich die Waffenlobby umstimmen lässt.
In Amerika ist die Waffenkultur etwas Normales. Bewaffnete Juden in Florida vertraten die Meinung, wenn die Bevölkerung bewaffnet gewesen wäre, hätte es keinen Holocaust gegeben.
Unglaublich: Nachdem Obama gewillt scheint, die Maschinengewehre zu verbieten, zeichnet sich in den Staaten ein Verkaufsboom für solche Waffen ab. (Quelle: Ein Bekannter von uns in NY)
MIT WAFFEN SCHULEN SCHUETZEN?!
Eine Woche lang hat die US-Waffenlobby geschwiegen - jetzt kommt sie aus der Deckung. Auf einer Pressekonferenz warb sie dafür, nach dem Amoklauf von Newtown Schulen durch Bewaffnete zu schützen. Denn das einzige Mittel gegen einen bösen Menschen mit einer Waffe sei: ein guter Mensch mit einer Waffe. mehr
Die Waffenlobby in den USA bekämpft Präsident Barack Obama mit jedem Tag heftiger. Man werde jede Einschränkung des Rechts auf das Tragen einer Waffe bekämpfen, tönten die Führer der einflussreichen National Rifle Assosiation (NRA) gestern in TV-Interviews.
Nicht die Waffen seien das Problem, sondern die Schützen, argumentierte NRA-Präsident David Keene im Sender CBS. Dabei zielte er auch auf Menschen mit psychischen Problemen.
«Ich sage nicht, dass jeder in psychischer Behandlung ein potenzieller Killer ist. Ich sage nicht, dass jeder, der Videos guckt, ein potenzieller Killer ist. Das stimmt nicht. Aber genauso wenig stimmt, dass jeder, der eine Waffe besitzt, ein potenzieller Killer ist.»
Nachtrag:
Waffenfreunde fordern die Ausweisung eines britischen Journalisten, der für den amerikanischen Sender CNN arbeitet. Tausende unterschrieben eine Petition, die sich gegen Moderator Piers Morgan (47) richtet – er hatte sich kritisch zum Waffenrecht geäußert.