Freysingers Flagge und die Medien
Wie glaubwürdig ist Freysingers Antwort?
In der Sendung «Reporter» über SVP-Nationalrat Oskar Freysinger sah man eine Reichskriegsflagge in seinem Büro hängen. Rechtsextremismus-Experten und Oskar Freysinger klären auf.
Seit der erfolgreichen Wahl Freysingers in den Walliser Regierungsrat steht der erfolgreiche Politiker im Fokus der Medien. Im Hause der SVP Politiker wurde das Fernsehteam fündig. Sie entdeckten eine Reichskriegsflagge, die von rechtsextemen Gruppierungen getragen wird, weil sie nicht verboten werden konnte. Freysinger will diese Flagge, die aus dem wilhelminischen Deutschland stammt, aus historischen Interessen erworben. die Flagge habe ihm gefallen. Er habe nicht gewusst, dass Rechtsextreme diese Flagge verwenden, weil sie ohne Hakenkreuz toleriert wird. Für die Medien wurde verständlicherweise die Entdeckung dieser Flagge zu einer dankbaren Mediengeschichte. Ob sie Freysinger ernsthaft schaden wird?
Aus 20 min:
Die SRF-Sendung «Reporter» hat sich am Sonntagabend dem SVP-Nationalrat und neu gewählten Walliser Regierungsrat Oskar Freysinger
gewidmet. Irgendwann schwenkt die Kamera in Oskar Freysingers Büro an
die Decke, an der eine grosse Reichskriegflagge hängt. Oskar Freysinger
erklärt: Diese Fahne symbolisiere das wilhelminische Deutschland. Er
habe sie aus einer Ausstellung. «Da war ein U-Boot ausgestellt und dann
hatten sie auch die Flagge auf diesen Schiffen. Mir hat die Flagge
gefallen». Mehr hat er zu der vor sich hin staubenden Flagge nicht zu
sagen. Der Reporter fragt aber auch nicht nach.
Oskar Freysinger und die Reichskriegsflagge: «Aus historischem Interesse».
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Streitgespräch Raumplanungsgesetz
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Rechtsextremismus in Europa
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Freysinger entmannt die Linke
Doch in den sozialen Medien gibt diese Szene zu reden. Einer der meist verbreiteten Tweets:
«Neonazis schwenken sie auf Demos, bei Freysinger hängt sie im Keller:
die kaiserliche Kriegsflagge.» Oder: «Wäre der O. Freysinger in der
SVP-Hierarchie etwas weiter unten, wäre er nicht mehr lange
SVP-Mitglied.»
Die Nachrichtensendung 10vor10 hat nachgehakt. Laut Hans Stutz, Rechtsextremismus-Experte, ist die Flagge 1871 bei der Neugründung des Deutschen Reiches geschaffen worden. Sie hat die deutsche Grösse symbolisiert, erklärt der Experte. «Sie wurde nachher leicht verändert von den Nazis gebraucht. Anstelle des Adlers hat Adolf Hitler ein Hakenkreuz reingesetzt», sagte er in 10vor10.
Aus historischem Interesse
Neonazis halten die Flagge ohne Hakenkreuz hoch, denn sonst wäre die Fahne verboten. Stutz kritisiert Freysinger: «Man kann diese Flagge nicht brauchen, ohne zu wissen, was sie für Nazi-Deutschland bedeutet.» Anderer Meinung ist Rechtsextremismus-Experte Samuel Althof, der in 10vor10 erklärt, dass die Fahne von den Rechtsextremen kaum mehr verwendet werde. Doch er habe sich gewundert, dass diese Fahne in Freysingers Büro hängt. «Ich kann mir nur vorstellen, dass ihm die Fahne tatsächlich gefällt. Er hat sie wohl aufgehängt, ohne zu wissen, welche Symbolik dahinter steckt», so Althof.
Es ist bekannt, dass Oskar Freysinger Kontakte zu rechtsextremen Szenen in Europa hat. So kam er 2011 einer Einladung einer Gruppe nach, die von den französischen Behörden als rechtsextrem eingestuft wird. Die umstrittene Organisation Riposte Laïque bat ihn, in Paris zur Islamisierung zu reden.
Freysinger selber hat sich in 10vor10 zum Thema nicht geäussert. Er liess aber wissen, dass er die Fahne aus historischem Interesse aufgehängt habe. Dass sie von Rechtsextremen benutzt wird, habe er nicht gewusst.
Nachtrag 20 min und BLICK:
SRF verzichtete bewusst auf Beitrag zu Flagge
Als die Walliser Stimmberechtigten SVP-Mann Freysinger am 17. März in die Kantonsregierung wählten, wussten sie noch nichts von der Reichkriegsflagge in seinem Haus. Das heikle Detail kam erst am letzten Sonntag durch die Sendung «Reporter» ans Licht. Das Schweizer Fernsehen hatte die Aufnahmen zwar bereits Mitte Februar abgedreht, verzichtete aber bewusst auf eine Veröffentlichung, wie der «Blick» am Mittwoch berichtet. «Hätten wir die Fahnen-Geschichte kurz vor den Wahlen publiziert, hätten wir damit direkt in den Wahlkampf eingegriffen», wird SRF-Chefredaktor Diego Yanez zitiert. «Das widerspricht unseren Leitlinien.» Zudem erklärt der Autor der Sendung, Roland Huber, er habe an der Flagge nichts Anrüchiges erkannt. (hhs)
Die Nachrichtensendung 10vor10 hat nachgehakt. Laut Hans Stutz, Rechtsextremismus-Experte, ist die Flagge 1871 bei der Neugründung des Deutschen Reiches geschaffen worden. Sie hat die deutsche Grösse symbolisiert, erklärt der Experte. «Sie wurde nachher leicht verändert von den Nazis gebraucht. Anstelle des Adlers hat Adolf Hitler ein Hakenkreuz reingesetzt», sagte er in 10vor10.
Aus historischem Interesse
Neonazis halten die Flagge ohne Hakenkreuz hoch, denn sonst wäre die Fahne verboten. Stutz kritisiert Freysinger: «Man kann diese Flagge nicht brauchen, ohne zu wissen, was sie für Nazi-Deutschland bedeutet.» Anderer Meinung ist Rechtsextremismus-Experte Samuel Althof, der in 10vor10 erklärt, dass die Fahne von den Rechtsextremen kaum mehr verwendet werde. Doch er habe sich gewundert, dass diese Fahne in Freysingers Büro hängt. «Ich kann mir nur vorstellen, dass ihm die Fahne tatsächlich gefällt. Er hat sie wohl aufgehängt, ohne zu wissen, welche Symbolik dahinter steckt», so Althof.
Es ist bekannt, dass Oskar Freysinger Kontakte zu rechtsextremen Szenen in Europa hat. So kam er 2011 einer Einladung einer Gruppe nach, die von den französischen Behörden als rechtsextrem eingestuft wird. Die umstrittene Organisation Riposte Laïque bat ihn, in Paris zur Islamisierung zu reden.
Freysinger selber hat sich in 10vor10 zum Thema nicht geäussert. Er liess aber wissen, dass er die Fahne aus historischem Interesse aufgehängt habe. Dass sie von Rechtsextremen benutzt wird, habe er nicht gewusst.
(kub)
Kommentar: Wenngleich die Antworten ehrlich sein können. Ich gehe davon aus, dass er die Flagge vor den Medien entfernt hätte, wenn ihm bewusst gewesen wäre, dass sie von Rechtsextremen genutzt wird. Dennoch wird diese gross aufgemachte Geschichte Freysingers Reputation schaden.
Nachtrag 20 min und BLICK:
SRF verzichtete bewusst auf Beitrag zu Flagge
Als die Walliser Stimmberechtigten SVP-Mann Freysinger am 17. März in die Kantonsregierung wählten, wussten sie noch nichts von der Reichkriegsflagge in seinem Haus. Das heikle Detail kam erst am letzten Sonntag durch die Sendung «Reporter» ans Licht. Das Schweizer Fernsehen hatte die Aufnahmen zwar bereits Mitte Februar abgedreht, verzichtete aber bewusst auf eine Veröffentlichung, wie der «Blick» am Mittwoch berichtet. «Hätten wir die Fahnen-Geschichte kurz vor den Wahlen publiziert, hätten wir damit direkt in den Wahlkampf eingegriffen», wird SRF-Chefredaktor Diego Yanez zitiert. «Das widerspricht unseren Leitlinien.» Zudem erklärt der Autor der Sendung, Roland Huber, er habe an der Flagge nichts Anrüchiges erkannt. (hhs)