Sonntag, 1. Februar 2009

Ein guter Vorschlag von Kurt Felix:

(Quelle "Sonntag")

«Der SRG sollte Werbung ab 20 Uhr verboten werden»

Der St. Galler Fernsehmann gehört in Deutschland und der Schweiz zu den populärsten Menschen überhaupt.
Sonntag: Wenn die SRG nach 20 Uhr keine Werbung mehr schalten kann, verliert sie doch massiv Geld. Es brauchte leider eine Gebührenerhöhung. Da dadurch aber eine Schweizer «ARD» ermöglicht würde, wäre sie begründbar. Bei der SRG sehe ich übrigens ein grosses Sparpotenzial. Mir ist absolut schleierhaft, was SF 2 für eine Berechtigung haben soll. Das zweite Programm ist wochentags hauptsächlich ein Abspielkanal für Spielfilme und ausländische TV-Serien. Es ist doch eigentlich egal, wo man sich diese Filme ansieht: Auf RTL, SF 2 oder irgendwo. (mz/nos)

Kurt Felix in seinem Haus in St. Gallen: (Foto: Daniel Ammann )

Kommentar: Einverstanden. Ich sehne mich schon längst nach einem Gerät, das die Werbung am Bildschirm ausblendet. Vor allem bei den Unterbrecherwerbungen während einer Beitrages.

So teuer musst das kostenlose Benzin bezahlt werden - mit dem Leben!

Ich zitiere 20 Min:

111 starben – weil sie gratis Benzin wollten

01.02.2009

MOLO – Beim Versuch kostenlos Benzin aus einem verunglückten Tankwagen zu ergattern, sind in Kenia mindestens 111 Menschen ums Leben gekommen. Die Bilder sind nichts für schwache Nerven.

Als der Tankwagen gestern nahe der Stadt Molo von der Strasse abkam und nach dem Unfall Treibstoff verlor, versammelten sich nach Angaben des Polizeichefs der Provinz mehrere hundert Menschen um den umgestürzten Lkw, um Benzin aufzufangen. Auf noch unbekannte Weise fing das Benzin Feuer.

Kommentar: Recherchen haben gezeigt, dass es noch nicht klar ist, weshalb das Benzin in Brand geraten ist. War es eine brennende Zigarette? Oder war es ein Reachakt einer Person, der verhindert worden war, Benzin zu holen? Die tragische Geschichte verdeutlicht, welche Risiken der Mensch auf sich nimmt, wenn er Not leidet. Ich gehe nicht davon aus, dass nicht in erster Linie Habgier die Triebfeder des riskanten Tuns war.

Albrecht wird von Wolfgang Koller behandelt.

Der bekannte Arzt für Schwerstverletzte mir Mehrfachverletzungen ist am Universitätsspital Innsbruck ein renommierter Spezialist.

1/8 Die schwersten Stunden für den Präsidenten des Skiverbandes: Er gibt mit dem behandeldenen Arzt, Dr. Wolfgang Koller Auskunft über den Gesundheitszustand vom schwer gestürzten Schweizer Skirennfahrer Daniel Albrecht. Bild: KEYSTONE/AP

Der behandelnde Arzt von Daniel Albrecht erklärte in der NZZ am Sonntag Therapien und Perspektiven des verletzten Skirennfahrers Daniel Albrecht. Sein Interview ist nach meinem Dafürhalten vorbildlich. Es veranschaulicht, dass es auch für Aerzte möglich ist, sich mediengerecht auszudrücken, ohne dass Mutmassungen oder voreilige Prognosen geäussert werden. Koller hat mich bei allen bisherigen Medienauftritten überzeugt.

1. Februar 2009, NZZ am Sonntag

«Jetzt reden wir von Wochen»

«Jetzt reden wir von Wochen»

Der behandelnde Arzt von Daniel Albrecht erklärt Therapien und Perspektiven

NZZ am Sonntag: Herr Koller, wie geht es Daniel Albrecht?

Wolfgang Koller: Die Verletzungen im Gehirn gehen den normalen Verlauf. Sie waren in den letzten Tagen definitiv kein Problem. Hingegen hat es mit der Lunge Komplikationen gegeben: Wir stellten kleine Blutungen fest, dann kam es rasch zu einer massiven Lungenentzündung, und zuletzt ist die Lunge im Bereich der Blutungen geschrumpft. Das ist nicht unüblich und hat derzeit für uns Priorität.

Muss man von einer Verschlechterung des Gesundheitszustands reden?

Das kann man so nicht sagen. In der Summe hat sich am Risiko nichts geändert. Wir brauchen nach wie vor einen künstlichen Tiefschlaf, aber nicht so sehr wegen der Gehirnverletzung, sondern wegen der Lunge.

Weiss man, was Albrecht in diesem Schlaf wahrnimmt?

Wir gehen davon aus, dass in sehr tiefen Phasen des Tiefschlafs keine Impulse zum Gehirn des Patienten durchdringen. In oberflächlicheren Phasen kann das sehr wohl der Fall sein. Aber genau wissen wir das nicht.

Man kann also nicht Träume und Emotionen über Gehirnströme messen?

In dieser Situation geht das nicht. Wir wissen jedoch, dass Patienten nach dem künstlichen Tiefschlaf praktisch keine Erinnerungen daran haben. Die meisten erinnern sich an die letzten ein, zwei Tage auf der Intensivstation. Das ist die Phase, in der die künstliche Beatmung beendet und der künstliche Luftweg sicher entfernt ist. Was vorher war, ist nicht präsent.

Auch nicht der Moment des Unfalls?

Manche Skifahrer erinnern sich, dass sie in der Skihütte waren – und dann an nichts mehr. Andere haben noch den Sturz im Kopf. Die Erinnerungslücke ist typisch für ein Schädel-Hirn-Trauma . Meist ist es so, dass in der Rehabilitation gewisse Erinnerungen wieder auftauchen. Das ist wie ein Mosaik, und welche Stücke man findet, ist nicht voraussagbar.

Kann ein langer Tiefschlaf das Gehirn zusätzlich schädigen?

Solange man sicherstellt, dass der Kreislauf gut funktioniert und das Gehirn mit Sauerstoff, Blut und Nährstoffen versorgt wird, rechnen wir nicht damit. Aber das ist eine künstliche Situation, die von aussen höchst aufwendig überwacht wird. Selbstverständlich ist für den wachen, lebenden Menschen der natürliche Schlaf besser.

Lässt sich aufgrund von Untersuchungen abschätzen, wie gesund Albrecht nach dem Aufwachen sein wird?

Bei einem mittelschweren Schädel-Hirn-Trauma ist das nicht exakt voraussagbar. Den Patienten geht es aber viel besser, als der Volksmund behauptet. Hier hat die Medizin in den letzten zwanzig Jahren gewaltige Fortschritte gemacht. Auch andere innere Organe wie die Lunge erholen sich normalerweise erstaunlich gut.

Wie erwacht ein Mensch nach längerer Zeit aus dem Tiefschlaf?

Das Aufwachen des Bewusstseins passiert so, dass die Funktionen allmählich wieder einsetzen. Das beginnt etwa mit der Kreislaufsteuerung und der Atmung. Es gibt eine Durchtrittsphase, die sehr stressig ist, weil der Patient zu spüren beginnt, dass da etwas passiert – aber er weiss nicht, was los ist. Später spricht er auf Berührungen an, auf Geräusche, auf Licht, kann das aber nicht zuordnen. Langsam geht es rauf, er versteht einzelne Worte. Ganz zum Schluss gibt es eine Phase, in der er kurze Sätze versteht, sie aber gleich wieder vergisst. Dann sagen wir immer wieder: Du hast einen Unfall gehabt. Du bist jetzt im Spital. Es kann dauern, bis er das im Kopf behält.

Können Sie bereits sagen, wann für Albrecht die Aufwachphase beginnt?

Das ist noch offen. Jetzt müssen wir schauen, wie wir mit diesen Lungenschrumpfungen umgehen.

Kurz nach dem Unfall sagten Sie: Wir reden von Tagen.

Jetzt reden wir von Wochen.

Wie sieht der langfristige Ablauf aus?

Wenn Daniel Albrecht das Spital verlassen kann, beginnt die Rehabilitation, die sechs bis zwölf Monate dauert.

Also ist es illusorisch zu glauben, Daniel Albrecht könne bereits in der nächsten Saison wieder Skirennen fahren?

Spitzensportler haben andere körperliche Voraussetzungen und eine andere Motivation. Unter Umständen kann bereits in der Rehabilitation der Wiederaufbau in Richtung Sport beginnen. Man geht am Anfang durch Depressionen und hat dann wieder übertriebene Hoffnungen. In dieser Phase wird sehr viel mit Psychologen gearbeitet. Wenn dieser Knackpunkt geschafft ist und der Sportler seine Motivation wieder abrufen kann, ist sehr viel möglich.

Renommierter Spezialist

Der Österreicher Wolfgang Koller hat ab Mitte der 1980er Jahre die Traumatologische Intensivstation an der Universitätsklinik Innsbruck aufgebaut. Diese ist eine von wenigen in Europa, die sich auf Schwerstverletzte mit Mehrfachverletzungen spezialisiert haben. Jeder Patient wird rund um die Uhr überwacht, wobei täglich 2000 bis 5000 Daten gesammelt werden. Die Klinik hat einen hervorragenden Ruf und behandelte immer wieder Prominente, darunter die Sportler Scott Macartney, Brian Stemmle (Ski) und Karl Wendlinger (Formel 1); die Präsidenten von Tschechien und der Slowakei, Politiker Vaclav Havel und Rudolf Schuster; und den deutschen Schauspieler Johannes Heesters. (reg.)

Keine Änderung bei Albrecht Lunge als Hauptproblem

Keine Änderung bei Albrecht Lunge als Hauptproblem

Die Lungenprobleme stehen bei der Behandlung von Daniel Albrecht weiterhin im Zentrum. Laut Wolfgang Koller, dem behandelnden Arzt, ist das bei den Verletzungen des Wallisers nicht ungewöhnlich. Überrascht habe ihn allerdings die sehr schnell und massiv aufgetretene Lungenentzündung. Es sei möglich, dass bei der Erstversorgung am Berg Keime in die Atemwege gelangt seien oder dass der Skifahrer vor dem Unfall eine leichte Erkältung gehabt habe. Zwar sei eine Lungenentzündung bei Patienten im Tiefschlaf eine häufige Komplikation, doch trete sie in der Regel später auf. Inzwischen kann die Entzündung bei Albrecht mit einem passenden Antibiotikum gezielt behandelt werden.

Die Lungenschrumpfung ist eine Folge der vielen kleinen Blutungen. Als erste Massnahme dagegen wurde der Tiefschlaf von Albrecht ganz leicht angehoben, so dass wieder eine Eigenatmung einsetzte. Diese kann dabei helfen, die geschrumpften Lungenflügel auszudehnen. Sollte die Atmung nicht richtig koordiniert erfolgen, wird der Schlaf laut Koller wieder abgesenkt und der Patient nur noch künstlich beatmet. Eine weitere Möglichkeit, gegen die Schrumpfung anzugehen, ist laut Koller, den Patienten in Bauchlage zu drehen. Dann wird quasi die Schwerkraft therapeutisch eingesetzt. Im Normalfall wird die Lunge wieder voll funktionsfähig. Dort, wo es zu Blutungen kam, bilden sich ganz kleine Narben. Diese sollten aber die Atmung nicht beeinträchtigen.

Kommentar:

Es lohnt sich, das Interview nochmals bewusst zu lesen und nach Formulierungen zu suchen, die vorbildlich sind. Antworten, die sich an Fakten halten und auf Mutmassungen und Spekulationen verzichten. Wenn Aerze nicht nicht gelernt haben, sich mediengerecht zu antworten, sprechen sie in der Regel zu kompliziert, versteigen sich in Mutmassungen oder rettet sich mit einer Minivorlesung, die gespickt ist, mit fachchinesischen Ausdrücken oder sie versuchen sich mit vagen, diffusen Formulierungen zu retten. Wolfgang Koller bleibt stets konkret, spricht einfach, klar und sagt nur, was er belegen kann. Ich habe einige der zahlreichen vorbildlichen Sequenzen herausgeschält:

Die Verletzungen im Gehirn gehen den normalen Verlauf. Sie waren in den letzten Tagen definitiv kein Problem. Hingegen hat es mit der Lunge Komplikationen gegeben: Wir stellten kleine Blutungen fest, dann kam es rasch zu einer massiven Lungenentzündung, und zuletzt ist die Lunge im Bereich der Blutungen geschrumpft. Das ist nicht unüblich und hat derzeit für uns Priorität.

Das kann man so nicht sagen. In der Summe hat sich am Risiko nichts geändert. Wir brauchen nach wie vor einen künstlichen Tiefschlaf, aber nicht so sehr wegen der Gehirnverletzung, sondern wegen der Lunge.

Aber genau wissen wir das nicht.

Wir wissen jedoch, dass Patienten nach dem künstlichen Tiefschlaf praktisch keine Erinnerungen daran haben. Die meisten erinnern sich an die letzten ein, zwei Tage auf der Intensivstation

Meist ist es so, dass in der Rehabilitation gewisse Erinnerungen wieder auftauchen. Das ist wie ein Mosaik, und welche Stücke man findet, ist nicht voraussagbar.

Meist ist es so, dass in der Rehabilitation gewisse Erinnerungen wieder auftauchen. Das ist wie ein Mosaik, und welche Stücke man findet, ist nicht voraussagbar.

Können Sie bereits sagen, wann .....?

Das ist noch offen. Jetzt müssen wir schauen, wie wir mit diesen Lungenschrumpfungen umgehen.

Also ist es illusorisch zu glauben, Daniel Albrecht könne bereits in der nächsten Saison wieder Skirennen fahren?

Spitzensportler haben andere körperliche Voraussetzungen und eine andere Motivation. Unter Umständen kann bereits in der Rehabilitation der Wiederaufbau in Richtung Sport beginnen. Man geht am Anfang durch Depressionen und hat dann wieder übertriebene Hoffnungen. In dieser Phase wird sehr viel mit Psychologen gearbeitet. Wenn dieser Knackpunkt geschafft ist und der Sportler seine Motivation wieder abrufen kann, ist sehr viel möglich.

Fazit:

Die Medien wollen Prognosen und neue Informationen. Journalisten haben auch das Recht, kritische Fragen zu stellen und möchten stellvertretend für das Publikum wissen, wie es mit dem verunfallten Sportler weitergeht:

- Kann er wieder Wettkämpfe bestreiten?

- Wie beeinflusst ein künstlicher Tiefschlaf den menschlichen Körper?

- Weshalb wird der Sportler nicht geweckt?

- Wie lange kann ein Mensch ohne gravierende Folgen im Tiefschlaf gehalten werden?

- Hat der Sportler mit langfristigen Schäden zu rechnen? (Gehirn)

- Weshalb schrumpfte die Lunge?

So wie sich die Bevölkerung wochenlang über medizinische Details plötzlich zu interessieren beginnt, ich erinnere an Zurbriggens Knie (vor Jahren) oder das Herz von Bundesrat Merz (nach der Einlieferung ins Inselspital) , versuchen dann die Medien, medizinische Sachverhalte vereinfachend zu erklären. Das ist kein einfaches Unterfangen.