Mittwoch, 13. März 2013

FDP Frauen werden nun doch noch abgestraft

Ich gab schon 2011 zu bedenken. (Zitat):


Marketing und Werbung: Zur Oben-ohne Foto der FDP Frauen

Marcus Knill
Aufmerksamkeit wecken darf nie Selbstzweck sein. Es geht bei der Werbung vor allem auch um die glaubwürdige Übermittlung einer Kernbotschaft. Das Image der FDP wird mit der jüngsten “oben ohne Foto” nicht aufgewertet. Es darf bezweifelt werden, dass durch diese Aktion künftig mehr Frauen in der Verwaltungsräten sitzen.

Ein Ausschnitt aus der neusten Kampagne der FDP Frauen, die ab Donnerstag auf Facebook und ab September im Kino zu sehen sein wird. Ich zitiere 20min.ch: “So sexy haben sich die Freisinnigen Frauen noch nie präsentiert: Mit nackter Brust, nur bedeckt von einem Banner «Nicht mehr oben ohne», posiert Generalsekretärin Claudine Esseiva ab heute Donnerstag auf Facebook für die neuste Kampagne der FDP Frauen. «Der Slogan zielt auf unsere Forderung, dass mehr Frauen in den oberen Etagen von Wirtschaft und Politik vertreten sein müssen», sagt die 32-jährige Generalsekretärin gegenüber 20 Minuten Online. «Mit dem Bild und dem Satz bringen wir das Thema auf den Punkt», ist Esseiva überzeugt.
«Wir wollen, dass die Leute darüber sprechen»
Esseiva ist aber klar, dass gerade ihr Auftritt einigen zu gewagt sein könnte. «Mit dem Oben-ohne-Foto provozieren wir bewusst. Wir wollen, dass die Leute darüber sprechen.» Zudem sei das Ziel der Kampagne, junge urbane Frauen anzusprechen, und dies gelinge nur mit einer frischen und frechen Kampagne. Dieser Meinung ist auch Carmen Walker-Späh, Präsidentin der FDP Frauen und betont gegenüber 20 Minuten Online: «Mit der Kampagne wollen wir weg vom feministischen Mief, hin zu einer fortschrittlichen liberalen Politik, die auch einmal lustvoll sein darf.»
Mein Kommentar: Selbstverständlich hat die Oben-ohne Foto ein Teilziel erreicht. Sie macht immerhin von sich reden. Doch müssen wir uns fragen, ob die “Pin-up-Aktion” hinsichtlich Imageförderung und Botschaftenmanagement der FDP langfristig Erfolg hat. Für mich wird dieser verzweifelte Versuch mit einer provokativen Foto, die
bewusst aneckt und der FDP das Image einer frechen, frischen Partei vermitteln soll, keine Ernte einfahren wird. Bei politischen Werbeaktionen ist die Wirkung beim Adressaten (Stimmvolk) ausschlaggebend. Ich habe 20 Personen das Bild gezeigt. Das Echo war ernüchternd: Muss dies sein? Weshalb hat sich die FDP nicht von Marketing-Profis beraten lassen?  war zu hören. Nur eine Minderheit fand die Aktion modern und frech. Niemand diskutierte über den Frauenanteil auf den Chefetagen.
Mit dem Pin-up-Girl lösen sich die FDP Frauen auch nicht vom feministischen Mief. Sie unterstreichen höchstens zusätzlich die Frau als Sexobjekt. Meine kritischen Gedanken zu der Playboyaktion der deutschen Fussballerinnen bestätigten mir, wie Themen mit Frauen als Sexobjekt polarisieren. Die einen finden solche Aktionen modern, unverkampft und gut. Andere lehnen jegliche Versuche ab, mit der Frau als Sexobjekt zu spielen. Nach meinem Dafürhalten ist immer das Resultat der Werbung ausschlaggebend. In diesem Fall bezweifle ich, dass auf Grund des “Oben – ohne Auftrittes” die Frauen der FDP im Herbst mehr Stimmen bringen werden und künftig etwas getan wird, damit  mehr Frauen in den Verwaltungsräten sitzen. Ich bin ferner davon überzeugt, dass meine Bedenken auch von vielen Marketingspezialisten geteilt werden. Der Erfolg der Kampagne zeigt erst später, ob eine Werbung gut war. On verra!


Kommentar: "In verra" schrieb ich damals am Schluss des Blogs. Nun ist es soweit. Die FDP Frauen eckten  parteiintern erneut an, weil sie sich gegen die Parteiparole bei der Fremdbetreuung stellte.  Ich zitiere 20 Min:

Die FDP hat der Frauen-Generalsekretärin Claudine Esseiva einen Maulkorb verpasst. Während die Parteispitze schweigt, stellt sich Ständerätin Christine Egerszegi hinter das Enfant terrible der Freisinnigen.

storybildGeneralsekretärin der FDP-Frauen Claudine Esseiva sorgt für Wirbel.
 
Nicht nur einmal haben sich die FDP-Frauen politisch gegen die Mutterpartei gestellt. Nun kommt die Generalsekretärin Claudine Esseiva für den eigenwilligen Kurs an die Kasse. Die FDP hat ihr kurzerhand einen Maulkorb verpasst, wie «Le Matin» berichtet. Ausserdem soll Esseiva laut dem «Sonntag» zur einfachen Sekretärin degradiert werden. Offiziell aus Spargründen. Doch hinter vorgehaltener Hand kritisiert man ihr «unmögliches Verhalten» und ärgert sich über den medialen Wirbel, den sie verursachte. Das Fass zum Überlaufen gebracht hat die Ja-Parole zum Familienartikel – entgegen dem Nein der FDP. Davor hatten die FDP-Frauen offensiv für eine Geschlechterquote beim Staat geworben. 2012 war Esseiva an der Spitze der Kampagne gegen die Initiative «Abtreibung ist Privatsache». Und unvergessen ist auch die Kampagne, in der Esseiva mit nacktem Oberkörper für mehr Frauen in der Chefetage warb.

 «Kein Kommentar», sagt  Esseiva selbst und verweist auf die Präsidentin der FDP-Frauen Carmen Walker Späh. Walker Späh sagt nur: «Die Geschäftsleitung der FDP-Frauen Schweiz steht geschlossen hinter der Generalsekretärin.»

«Esseiva ist Ausdruck von FDP-internem Spannungsfeld»

«In der Tendenz sind bürgerliche Frauen linker, feministischer, ökologischer und progressiver als ihre männlichen Kollegen», sagt Politologe Louis Perron. Der Fall Esseiva sei Ausdruck dieses Spannungsfeldes. «Die FDP-Elite ist eher konservativ und altväterlich.» Die Freiburgerin habe sehr pointiert auf Themen aufmerksam gemacht, die die FDP in den letzten Jahren verschlafen habe. «Modernisiert sich die FDP im politischen Alltag nicht bald, läuft sie Gefahr weiter Wähler an die Grünliberalen zu verlieren.»

Fazit: Es schadet jeder Partei, wenn der Spaltpilz Einsitz nimmt. Die Kommunikationsregel lautet:
Differenzen intern bereinigen! Nach aussen mit einer Stimme sprechen! Die Wäsche muss intern gewaschen werden, nicht in der Oeffentlichkeit. Insoweit hat Claudine Esseiva recht, wenn sie in dieser Situation schweigt.