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Gehässige Geldspiel-Kampagne:
Experte liest FDP und SVP die Leviten
Beim
Geldspielgesetz gehen die Fronten mitten durch die Parteien. Bei der
gehässig geführten Abstimmungsschlacht wurde FDP-intern viel Geschirr
zerschlagen.
Das Wichtigste in Kürze
- Vor allem bei FDP und SVP knallts auch parteiintern, wenn es ums Geldspielgesetz geht.
- Kommunikationsexperte Marcus Knill benennt gleich mehrere Fehler in der Streitkultur.
- Zum Teil sei das zerschlagene Geschirr unter den Partei-«Freunden» nicht mehr zu kitten.
Als
neutraler Beobachter staunt man: Das Geldspielgesetz und die darin
vorgesehenen, umstrittenen Netzsperren sind nicht ein politisches
Top-Thema. Trotzdem eskaliert der Schlagabtausch zwischen Befürwortern
und Gegnern immer wieder. Unschöne Szenen gab es insbesondere, wenn die
Kontrahenten auch noch aus der gleichen Partei stammten.
«Haben nicht gelernt zu streiten»
Wenn
sich FDP-ler auf Facebook in Offenen Briefen angreifen oder sich
SVP-ler gegenseitig der Lüge bezichtigen, geht das eigentlich schon zu
weit. «In jeder Institution, auch in der Ehe, gibt es Dissens und
unterschiedliche Sichten», sagt Kommunikationsexperte Marcus Knill.
Aber: «Bei Parteien sollte man zuerst intern und mündlich Wäsche waschen
– nie schriftlich. Immer zuerst unter vier Augen!»
Die
Ursache dafür, dass sich die hitzigen Politiker nicht an diese
Grundregel halten, ist für Knill offensichtlich: «Solche Pannen gibt es,
wenn man nicht gelernt hat zu streiten.» Die FDP hat nach Knill auch
einen zweiten Tipp nicht beherzigt: Für die Partei als Ganzes
Stimmfreigabe zu beschliessen. Diesbezüglich hat bei der SVP Christoph
Blocher die Notbremse gezogen.
Kaum zu flickender Scherbenhaufen
Das
Problem beim schriftlichen Streit sei, dass er viel eher eskaliere,
sagt Knill. «Jedes Anführungszeichen wird wichtig, jedes Wort kann
wortwörtlich genommen werden. Nonverbale und paraverbale Signale
fehlen.»
So
geschehen als der Jungfreisinnige Andri Silberschmidt den Ständerat
Damian Müller als Partei-«Freund» bezeichnet. «Dann wird leider sehr
schnell zu viel Geschirr zerschlagen. Die Scherben können dann mit
keinem Kommunikations-Araldit mehr geflickt werden kann.»
Auf den Mann gespielt
Warum
aber bringt ausgerechnet das Randthema Geldspiel/Netzsperren die
Politiker derart in Rage? Das liege wohl daran, dass sich beide Seiten
hundertprozentig im Recht fühlen, sagt Kommunikationsexperte Marcus
Knill. «Weil aber nicht mehr in der Sache gestritten wird, wurde auf
Personen geschossen.»
Und
das macht offenbar dünnhäutig: «Wer öffentlich an den Pranger gestellt
wird, verliert das Gesicht und reagiert dann meist unbedacht.» In der
Verantwortung seien hier aber primär die Parteipräsidenten, die ihre
Chefrolle wahrnehmen sollten. «Nur wenn professionell gestritten wird,
kann man nachher wieder zusammen ein Bier trinken», mahnt Knill.
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