Die Blockflöte hat leider heute bei Jugendlichen einen schlechten Ruf.
Sie erinnert uns an den Zwang zum Blockflötenspiel, obschon die Blockflöte ein vielseitiges Instrument ist und mit diesem einfachen Instrument schwierigste Konzerte gespielt werden können. Wir denken beim Flötenspiel dieser Tage vor allem an die flötenspielenden Hirten vor der Weihnachtskrippe.
Die Blockflöte gehört zur Weihnachtszeit -
EIN BEISPIEL ALS HOERPROBE:
Auch wenn "Ihr Kinderlein
kommet" manchmal quietschig klingt - die Blockflöte gehört zur
Weihnachtszeit wie Kekse, Wunschzettel und Krippenspiel. Doch die Schar
der Flötenkinder schrumpft, was ein Blick nach Deutschland in die
Statistik der Musikschulen belegt. Unangefochtene Nummer eins ist schon
lange das Klavier, bis Ende der 90er Jahre gefolgt von der Blockflöte.
Mittlerweile lernen aber schon mehr Kinder Violine.
Ist die Blockflöte uncool geworden? Liegt es an den Eltern, die sich
die hohen Frequenzen beim Üben daheim ersparen wollen und ihren
Nachwuchs eher als hippe Gitarristen sehen? Oder fehlen die Vorbilder à
la Stargeiger David Garrett?
Keine Untergangsstimmung
Ronald Haase, Geschäftsführer des größten deutschen Blockflötenbauers
Moeck, sagt: "Wir haben keine Untergangsstimmung, wir passen uns gut
an." Rund 60 Mitarbeiter kümmern sich in der Fabrik in Celle um
Entwicklung, Produktion und Vertrieb der Instrumente sowie um den
zugehörigen Verlag. Der Export sei ein solides Standbein, berichtet
Haase.
Das gesunkene Interesse habe vielfältige Gründe, sagt der Chef des
Traditionsunternehmens: "Vor 30 Jahren waren Geige und Gitarre für große
Teile der Bevölkerung unerschwinglich." In den 70ern hätten alle
Blockflöte gespielt, obwohl nicht jeder Lust darauf hatte. "Für Anfänger
ist es ein unübertroffen gutes Instrument, man muss den Atem
kontrollieren und lernt Fingerfertigkeit", ist Haase überzeugt.
Gesundschrumpfen
Dem Rückgang flötender Schüler und Studenten kann der Professor für
Blockflöte, Ulrich Thieme, sogar positive Seiten abgewinnen. "Es ist ein
Gesundschrumpfen", sagt der Wissenschafter von der Hochschule für
Musik, Theater und Medien Hannover. Mit der Jugendbewegung sei die
Blockflöte in den 1920er Jahren in Deutschland zum Massenphänomen
geworden. "Jedes Instrument, das massenhaft gespielt wird, wird oft
schlecht gespielt." Das sei ein Ursprung des schlechten Images der
Blockflöte.
Eine Werbekampagne für die Blockflöte wie vor einigen Jahren für den
Kontrabass hält der Professor für unnötig. Trotz gesunkener Schülerzahl
sei bei Wettbewerben wie "Jugend musiziert" das künstlerische Niveau
sehr hoch. "In der Spitze ist die Blockflöte in ihrer Geschichte seit
dem Mittelalter noch nie so gut gespielt worden wie heute."
Auch der Musiker Matthias Schrei sieht eine Zukunft für das
Holzblasinstrument. Anders als sein Künstlername "Blockflöte des Todes"
vermuten lässt, hat er früher selbst gern geflötet. "Niemand nimmt eine
Blockflöte mit auf Klassenfahrt, auf den großen Bühnen der Welt spielt
sie keine Rolle", klagt der Sänger, der kürzlich von Berlin in die
Provinz gezogen ist. Dabei klinge "Leise rieselt der Schnee" nach
wenigen Monaten Unterricht auf der Geige noch schiefer und grausiger.
(Von Christina Sticht, dpa)