Dienstag, 18. Dezember 2007

Angela Merkel und die Wort-Bild Schere

Die Airbagrhetorik Merkels haben wir in einer Analyse im Persönlich Beitrag (Siehe:www.rhetorik.ch aktuell vom 12. September, 2007)) bereits eingehend beleuchtet und gesehen, dass die Bundeskanzlerin mit ihrem Plausibiliätsgerede sehr gut gefahren ist. Merkels Antworten sind stets richtig, weil sie sich selten konkret festlegt und lieber vage und allgemein formuliert. Merkel redet schön, aber man könnte sich meist fragen: Was sagt sie denn? Letzthin äusserte sie sich zur positiven Wirtschaftslage mit den Worten: "Wir sind nicht am Ende!" Ein Floskel, die gut tönt, aber nicht aussagt, wer, wo in welchem Bereich ist Deutschland nicht am Ende? Wir sind nie am Ende. Ist nun das Ende positiv oder negativ gemeint? Merkel bemüht sich - mit aller Kraft - die Koalition fortsetzen. Es geht ihr in erster Line um den Machterhalt, wohl wissend, dass es es in den Balken der Koalition knarrt.

Verbal tönte es so:

"Wir werden die Arbeit gemeinsam fortsetzen und zwar entschlossen, geschlossen."

Journalisten kennen den Begriff "Wort-Bild Schere"

Wenn Angela Merkel vom guten Verhältnis mit der SPD und dem Vizekanzler und Frank-Walter Steinmeier spricht und es so tönt, als könnte alles noch besser werden, werden jedoch nonverbale Signale sichtbar, die verraten, dass das Bild und die Worte nicht übereinstimmen.

Angela Merkel hat die Gabe, Dinge lange gären zu lassen und Probleme auf die lange Bank zu schieben. Denn oft lösen sich Probleme von selbst.

Bei Angela Merkel gibt es aber auch noch die "Wort-Wort Schere"

In einem Treffen mit der Frauengruppe der Unionsfraktion vor drei Wochen sagte sie (Quelle Spiegel Nr. 49 / 07), sie habe zu Müntefering schon lange kein Vertrauen mehr gehabt. Dieser habe sie beim Thema Mindestlohn mehrmals gelinkt. Im Berliner Restaurant Fischerhütte, soll sie auch gesagt haben, über den Abschied des Arbeitsministers sei sie nicht traurig.

Als jedoch vor Wochen Müntefering seinen Rückzug aus der Politik bekannt gegeben hatte, tönte es noch völlig anders: "Es ist schade, dass wir unsere Zusammenarbeit nicht fortsetzen könne", man habe "ausgezeichnet und vertrauensvoll" zusammengearbeitet.

Diese "Wort-Wort Schere" (die Aussagen scheren auseinander) stellte man auch bei Merkels Aeusserungen über den SPD Vorsitzenden Kurt Beck fest. Zu vorgerückter Stunde habe sie über ihn gelästert. Beck tendiere dazu, bei Diskussionen in kleiner Runde irgendwann laut zu werden und sogar zu schreien. Das sei etwas unangenehm. Kein Wort mehr von der harmonischen guten Zusammenarbeit nach aussen.

Kommentar:

Selbstverständlich höre ich den Einwand, dass man in der Politik nicht immer das so sagen kann, wie man möchte und man als Politiker sogar manchmal bewusst "falsch" spielen müsse.

Ich vertrete dennoch die Meinung, dass Kommunikationsprozesse enorm beeinträchtigt werden, wenn die "Wort-Bild Schere" oder die "Wort- Wort Schere" erkannt wird oder sogar von den Medien entlarvt werden kann.

Angela Merkel müsste sich bewusst werden, dass es wichtig ist, synchron zu kommunizieren, so dass Bild und Wort - wie auch die Worte mit frührer geäusserten Worten - übereinstimmen sollten.