Samstag, 10. März 2007

Geste und Gestik

Ein Geste ist eine bewusste oder unbewusste Körpergewegung, die Worte begleitet oder ersetzt und die irgend etwas bedeutet.

Man redet von Gesten auch im übertragenen Sinn, dann wenn herkömmliches Verhalten mehr signalisieren soll als das Handeln selbst - oder das Nichthandeln. Zur Zeit gibt es eine Ausstellung an der ETH über das Thema "Geste und Gestik". Auf dem Plakat ist eine Illustration von Wilhelm Tell abgebildet, auf der Tell mit verschränkten Armen vor dem Pfahl mit dem Hut steht. Als Wilhelm Tell vorm Hut auf der Stange nicht salutierte, so ist es gerade dieses Nichtstun gewesen, das als Rebellion verstanden worden war. In der grafischen Sammlung können weitere Illustrationen betrachtet werden, die sich mit der Geste oder der Gestik auseinandersetzen.

Kommentar

In der angewandten Rhetorik spielt die Gestik eine grosse Rolle:

- als Verständlichkeitshelfer

- Gestik (durch die Bewegung) baut Stress ab

- Entspannt, lockert die Muskeln

Die Gestik sollte immer mit der Aussage und der Person übereinstimmen. Einstudierte Gestik wird auch von Laien erkannt und wird nur in unprofessionellen Trainings erworben. Bei unserem individuellen Coaching sorgen wir dafür, dass Sie überzeugend auftreten können ohne, dass sie sich auf die Gestik konzentrieren müssen.

24. Januar - 30. März 2007: Geste und Gestik Eine Formelsammlung
Henri Courvoisier-Voisin (1757-1830) Tell verweigert den Gruss des Hutes auf der Stange um 1790 Aquatinta und Radierung Graphische Sammlung der ETH Zürich
Gregor Rabinovitch (1884-1958) Der Sonderling 1921 Radierung und Kaltnadel Graphische Sammlung der ETH Zürich
Ein und dieselbe Haltung, eine Gebärde, ein Lächeln oder keines können aber in verschiedenen Handlungszusammenhängen Verschiedenes und bisweilen Gegenteiliges heissen. Solche Situationen werden mit Blättern aus der Graphischen Sammlung der ETH belegt. Und die resultierende Formelsammlung vereint Hohes und Niedriges, Feierliches und Prosaisches. Das ist ja der Vorzug, den ein so reichhaltiger Fundus von 150.000 Drucken und Zeichnungen der Arbeit an einem so reichhaltigen Thema bietet. Denn die Geschichte der Kunstgeschichte überhaupt ist ja eine Geschichte von "Geste und Gestik"! Deshalb konzentriert sich die Ausstellung auf zwei Anschauungsprinzipien: erstens auf ein Alphabet, das heisst auf knappe Bildassoziationen zu nicht immer ernsthaften Stichworten in der Buchstabenfolge von A bis Z, in einem äusseren Umgang. Zweitens führt ein zentrales Arrangement eine Auslegeordnung des Gestischen vor, und zwar als Kombination von körperlichen Bedingungen und Möglichkeiten ihrer mehr oder weniger kommunikativen Bedeutungsvariationen; das kann sich beim Verhalten "mit leeren Händen" ergeben oder bei wechselnden Umgangsformen mit Gegenständen und Attributen - allein oder zu mehreren Personen. Vorgeschaltet sind der Ausstellung, in den Gangvitrinen, gewisse Sonderfälle - zunächst die Physiognomik von Lavater und seines Kritikers Georg Christoph Lichtenberg. Weiter geht es um "Gestik als Stil", also um die gestische Spur als Kunstprinzip. Der Begriff "Störgeste" wird angewendet auf einige Arbeiten, die das Gleichgewicht fragloser Auffassungen von Kunst und Kunstbetrieb entweder mit subtiler oder mit ironischer Logik der Störung demonstrativ destabilisieren.