Freitag, 4. Juli 2008

Befreiung nur eine Show?

Gerüchte: Den Terroristen sollen Millionen bezahlt worden sein.

Ich zitiere Blick -online:

Nicolas Sarkozy: Ein präsidiales Küsschen zum Empfang der Ex-Geisel. (AP)

«Ich träume seit sieben Jahren von diesem Augenblick», sagte Betancourt kurz nach ihrer Ankunft.

«Ich habe so viel aus Schmerz und Erniedrigung geweint. Heute weine ich aus Freude», sagte sie mit belegter Stimme. Sie sei überglücklich, «zu leben und frei zu sein».

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy und seine Frau Carla Bruni bereiteten der 46-Jährigen auf einem Militärflughafen bei Paris einen emotionalen Empfang. «Willkommen Ingrid Betancourt, Frankreich liebt Sie», sagte der sichtlich bewegte Präsident, der sie umarmte und an den Händen hielt.

Lösegeld statt spektakuläre Befreiung?

Trotz der grossen Freude über die Ankunft der Ex-Geisel in Europa kommen jetzt böse Gerüchte auf:

Die spektakuläre Befreiung sei nur eine Inszenierung gewesen, berichtet das Westschweizer Radio RSR unter Berufung auf eine ungenannte, «glaubhafte und in den vergangenen Jahren mehrfach erprobte» Quelle.

In Wirklichkeit hätten die kolumbianischen FARC-Rebellen rund 20 Millionen Dollar für die Geiseln bekommen, die vor knapp zwei Tagen im Südosten von Kolumbien freikamen.

Hinter dem Freikauf steckten die USA. Zusammen mit Betancourt waren am Mittwoch auch drei US-Bürger freigekommen. Bei ihnen habe es sich in Wirklichkeit um FBI-Agenten gehandelt, meldete RSR weiter. Merkwürdig sei auch, dass keine Videoaufnahmen von der Aktion gezeigt worden seien.

Frankreich dementierte bereits, ein Lösegeld gezahlt zu haben. «Die Antwort lautet: Nein», sagte Eric Chevallier, Sprecher des Aussenministeriums. Frankreich sei über die Militäraktion ohnehin nicht informiert gewesen. «Das ist auch völlig normal», betonte der Sprecher. «Je weniger bei so einer Aktion eingeweiht sind, desto besser.» (SDA/noo)

Kommentar: Bei Geiselbefreiungen ist es normal, dass über die Lösegelder geschwiegen wird. Solche Verhandlungen sind immer geheim und müssen auch geheim bleiben. Früher bei der Asulieferung der Saharageiseln sagte Micheline Calmy-Rey vor den Medien nie, ob und wieviel bezahlt worden. Nachher wurde auch ein Betrag genannt, der den Erpressern bezahlt worden sei. Beim jüngsten Fall wäre es natürlich aufschlussreich zu erfahren, ob die Staatschefs, die sich so stolz ob der geglückten "Befreiungsaktion" vor den Medien brüsten - nicht schlicht und einfach den Erpressern genügend Geld überwiesen haben. Die Gerüchte werfen jedenfalls einen Schatten auf den angeblich so gut vorbereiteten Befreiungscoup.

Nachtrag:

Am 5. Juli wurde ein Video veröffentlicht, um die Gerüchte zu zerstreuen.

Mit der Filmsequenz sollte bewiesen w erden, dass die Befreiung nicht inszeniert worden war. Im Video ist jedoch die Befreiungsaktion nicht zu sehen. Die Journalisten des Westschweizer Radios präzisieren ferner: Die 20 Millionen seien nicht als Lösegeld bezahlt worden, sondern, um Mitarbeitende zu bestechen.

Tagi online:

Video von Befreiungsaktion veröffentlicht

Kolumbien hat eine Videoaufnahme von der Befreiung der 15 Farc-Geiseln veröffentlicht. Verteidigungsminister Santos will so die Vorwürfe des Westschweizer Radios RSR über Lösegeldzahlungen entkräften.

Screenshot aus dem Video der kolumbianischen Armee: Ingrid Betancourt bricht nach ihrer Befreiung in Tränen aus.

Keystone Screenshot aus dem Video der kolumbianischen Armee: Ingrid Betancourt bricht nach ihrer Befreiung in Tränen aus.

Empörung über Wachsfiguren-Kabinett in Berlin ,,Es ist geschmacklos, Hitler als Attraktion zu verkaufen!‘‘

aus Bild-online:

Nur ein paar Hundert Meter vom Holocaust-Mahnmal für die Millionen ermordeter Juden wird in Berlin der Massen-Mörder ausgestellt: Adolf Hitler in Wachs.

Hitler-Wachsfigur

Die Wachsfigur zeigt Hitler mit diabolischem Blick

Morgen eröffnet die erste deutsche Filiale von Madame Tussauds Wachsfiguren-Kabinett. Mit Beckenbauer, Merkel, Gottschalk, dem Papst, Angelina Jolie & Brad Pitt – und mit dem „Führer“ am Schreibtisch.

DARF MAN HITLER ZEIGEN WIE EINEN STAR?

Politiker, Verbände und jüdische Organisationen sind empört.

FDP-Vize Rainer Brüderle zu BILD: „Einer der größten Verbrecher aller Zeiten gehört nicht in eine Unterhaltungsausstellung neben Popstars und Sportlegenden. Es ist unsensibel und geschmacklos, in unmittelbarer Nähe zum Holocaust-Denkmal eine Hitler-Figur als Attraktion zu verkaufen.“

Hitler sitzt im Wachs-Museum an einem Schreibtisch in seinem Bunker.

Michel Friedman, Ex-Vizevorsitzender des Zentralrates der Juden, zu BILD: „Adolf Hitler im Wachsfiguren-Kabinett – das ist die Banalisierung eines der brutalsten Massenmörder der Menschheitsgeschichte. Das ist ein völlig falsches Signal einer Pseudo-Pop-Kultur, die Normalisierung des Bösen. Wäre ich dort auch ausgestellt, ich würde darauf bestehen, herausgenommen zu werden. Wer das zu verantworten hat, muss gehen.“

Grünen-Rechtsexperte und Ex-Justizsenator von Berlin Wolfgang Wieland. „Die Hitler-Wachspuppe ist obszön.“

Auf 2500 qm sind für 18,50 Euro Eintritt insgesamt 75 Wachsfiguren zu sehen. Hitler ist die 3. Figur auf dem Rundgang. Tussaud-Managerin Susanne Keller verteidigt ihren Wachs-„Führer“:

„Wir zeigen Hitler in den letzten Tagen vor seinem Selbstmord im Führerbunker als gebrochenen Mann.“ Auch sollen Besucher die Hitler-Figur weder fotografieren dürfen, noch mit ihr posieren. Kaum denkbar, wie das funktionieren soll.

Friedbert Pflüger, CDU-Fraktionschef im Berliner Abgeordnetenhaus, „Ich habe die Sorge, dass die Ausstellung zu einer Art Wallfahrtsstätte für Rechtsradikale wird. Hitler gehört nicht nach Berlin. Wir sind dankbar, dass wir in einer Demokratie leben und müssen nicht Diktatoren und Verbrecher in unserer Stadt zu neuen Ehren kommen lassen. Adolf Hitler in einer Abteilung mit Helmut Kohl und Willy Brandt – das ist unerträglich .

(Film nicht abrufbar)

Kommentar: Wenn schon ein Foto-, Film-, Berührungsverbot vorgesehen ist. Weshalb wurde es vor der Eröffnung für Journalisten kurzfristig aufgehoben? Im Spiegel- online ist auch ein ausführliches Video im Netz. Ich gehe davon aus, dass es vor allem kommerzielle Interessen waren, die zu dieser Oeffnung geführt haben. Damit sind aber die Bilder ständig im Netz.

Nachtrag 5. Juli (Bild online):

Die Figur von Adolf Hitler in den Räumen des Wachsfigurenkabinetts Madame Tussauds
Der leere Tisch nach der Attacke: Die kopflose Hitler-Figur wurde weggeräumt

Eklat bei Eröffnung des Wachsfiguren-Kabinetts Hitler-Kopf abgerissen – es war der zweite Besucher

Jetzt ermittelt der Staatsschutz

Eklat bei der Ausstellungseröffnung im Berliner Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds: Gleich der zweite Besucher des Museums hat den Kopf der Hitler-Figur abgerissen!

Samstagmorgen, kurz nach der Eröffnung um 10 Uhr. Ein Mann (41) schaut den Hitler an, berührt die Figur. Als zwei Museums-Mitarbeiter ihn davon abhalten wollen, kommt es zum Handgemenge, einer der Angestellten wird verletzt. Dann das Unfassbare:

Der Mann springt hinter den Tisch, an dem die Wachsfigur sitzt, reißt den Kopf mit einem Ruck ab!

Der Wachs-Diktator kracht auf den Boden. Der Täter war der zweite Gast überhaupt, der nach der Eröffnung das Museum betreten hatte.

Ein Augenzeuge berichtet, dass der Täter ein „normaler, unscheinbarer Typ“ gewesen sei. Dann habe er der Wachsfigur plötzlich den Kopf abgerissen und „Nie wieder Krieg“ gerufen.

Die Polizei konnte den Mann noch im Museum festnehmen. Er stammt aus Berlin-Kreuzberg und wollte gegen die Ausstellung demonstrieren. Jetzt ermittelt der Staatsschutz wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung!

Die Sprecherin des Museums, Natalie Ruoß, schockiert: „Es waren zwei Sicherheitsmänner vor Ort, die es aber nicht verhindern konnten.“ Unklar ist auch, ob die Hitler-Nachbildung wieder in die Ausstellung zurückkommt. Das hänge „vom Ausmaß des Schadens an der rund 200 000 Euro teuren Figur ab“.

Kommentar: Würde die Figur nicht mehr aufgestellt, hätte das Attentat Erfolg gehabt. Wird die Figur hinter Glas nochmals erstellt, so wird dies die Besucherzahlen bestimmt enorm beleben. So oder so: PR mässig sind die Geschichten um die Hitler Wachsfigur für das Kabinett in jedem Fall ein Erfolg.

Lesenswerter Nachtrag vom 5. Juli (Bild-online):

In Hamburg steht eine Hitler-Puppe seit 1948 unbeschädigt

Im Hamburger Panoptikum stört sich dagegen seit 60 Jahren kaum jemand an einem dort ausgestellten, wächsernen Diktator. "Die meisten Besucher haben keine Probleme damit", sagte der Chef des ältesten Wachsfigurenkabinetts Deutschlands, Hayo Faerber. Für sie sei Hitler eine Figur der Zeitgeschichte.

"Bei uns hat es noch nie Beschädigungen gegeben", versicherte der 61-jährige Faerber. Dabei steht die 1941 modellierte Figur Adolf Hitlers seit 1948 in dem Wachsfigurenkabinett an der Reeperbahn. "Ursprünglich hatte das Propaganda-Ministerium dem Panoptikum verboten, den Hitler aufzustellen. Vermutlich fürchteten sie eine Degradierung ihres Führers." So wurde die Wachspuppe zunächst eingelagert und konnte erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges präsentiert werden.

Die jährlichen Umfragen bei Besuchern zeigen, dass es kaum negative Reaktionen auf den Wachs-Diktator gibt. "Nur ein bis zwei von 1000 Gästen echauffieren sich über das Hitler-Abbild", sagte Faerber. In dem 1879 eröffneten Panoptikum sind auch Figuren anderer NS-Verbrecher wie Joseph Goebbels und Hermann Göring, aber auch von Widerstandskämpfern wie den Geschwistern Scholl zu sehen.

In London steht seit 1933 eine Hitlerfigur bei Madame Tussauds

Sie wurde schon mehrmals beschädigt. Die Puppe steht nach Angaben der BBC seit 2002 dennoch nicht mehr hinter Glas. So war sie 60 Jahre lang vor Angriffen von Besuchern geschützt worden. Viele hatten die Figur bespuckt oder auch mit Eiern beworfen.

Nach Angaben des Museums war keine andere Wachspuppe so oft Ziel von Attacken. So war der Diktator lange die meistgehasste Figur im Londoner Wachsfigurenkabinett, wie aus einer internen Umfrage des Museums hervorging. Im Jahr 2002 übernahm Osama bin Laden die Führung.

Nachtrag 12. Juli:

Die Figur von Adolf Hitler in den Räumen des Wachsfigurenkabinetts Madame Tussauds
Der leere Tisch nach der Attacke: Die kopflose Hitler-Figur wurde weggeräumt

Frank L. ist unpfändbar.

Zur Enthauptung des Wachs-Hitler:

Attentäter muss nichts zahlen!

Da hat Frank L. ja noch einmal Glück gehabt: Sein Anschlag auf die Hitler-Wachsfigur bei Madame Tussauds bleibt womöglich ohne finanzielle Folgen.

Bei ihm sei nichts zu holen, so der Sozialhilfe-Empfänger gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Focus“. Die Berliner Justizsprecherin Katrin-Elena Schönberg bestätigte dies: „Wer 985,15 Euro oder weniger im Monat erhält, ist unpfändbar.“ Das treffe auf Hartz-IV-Empfänger zu und gelte auch, wenn die Schuld festgestellt werde.

Der 41-jährige Frank L. hatte vor einer Woche kurz nach der Eröffnung der Ausstellung dem Wachs-Diktator den Kopf abgerissen. Die Tat entfachte eine öffentliche Diskussion, ob die ohnehin umstrittene Figur wieder aufgestellt werden soll.

Das Management von Madame Tussauds will den Wachs-Hitler aber zeigen. Das sei nun beschlossen!

Kommentar:

Somit hätten alle Sozialhilfeempfänger grünes Licht, sich mit einem Attentat auf irgend ein Objekt zu rächen. Sie können nicht finazaniell belangt werden, denn man kann bei ihnen nichts holen. Frage: Wenn sie nichts bezahlen müssen, gibt es dann für Sie auch keine Freiheitsstrafe?