Freitag, 13. Februar 2009

Rätsel um verletzte Brasilianerin gelöst

Das Bild im Internet von einer Brasilianerin, mit den eingeritzten Buchstaben am Körper SVP. führte nicht nur bei uns zu einem grossen Medienwirbel. In Brasilien wurde im Fernsehen die Geschichte gross aufgemacht. Grosse Empörung, dass die Schweiz an den Aussagen der Frau zweifelten. Die Brasilianerin behauptete, sie sei schwanger gewesen und sei von Rechtextremen angegriffen worden und hätte nachher ihr Kind verloren. Die Polizei betonte immer: Wir müssen zuerst die Sachverhalte abklären. Denn es fehlten jegliche Spuren. Es gab zu viele Unklarheiten.

Heute kam die Wahrheit an den Tag:

Der Bauch von Paula O., wie sie ihn der Polizei präsentierte. (ZVG)

Rechtsmediziner gehen davon aus, dass sich Paula O. selbst geritzt hat. (ZVG)

Es gab zu viele Fragezeichen

Quelle DRS:

Verletzte Brasilianerin gibt immer mehr Rätsel auf

Die Brasilianerin, die in Zürich verletzt aufgefunden wurde, war nach Angaben der Polizei nicht schwanger. Klarer werden die Vorkommnisse am Bahnhof Stettbach damit nicht.

Die 26-jährige Brasilianerin, die am Montag am Zürcher Bahnhof Stettbach mit Schnittwunden aufgefunden wurde, ist entgegen ihren eigenen Angaben nicht schwanger. Unklar ist nach Angaben der Zürcher Stadtpolizei aber noch immer, woher die Schnittwunden der jungen Frau stammen. Die Ermittlungen laufen weiter.

Erstmals seit Montag informierten die Polizei und das Institut für Rechtsmedizin der Universität Zürich über die Ergebnisse ihrer Ermittlungen zu dem Vorfall am Bahnhof Stettbach, der immer mehr Rätsel aufgibt.

Die Frau - eine 26-jährige Juristin, die aus Brasilien stammt und mit einem Schweizer verheiratet ist - war am vergangenen Montag mit Schnittverletzungen aufgefunden worden.

Woher stammen die Verletzungen?

Der Polizei erklärte sie, dass sie von drei Männern - angeblich mit rechtsextremem Hintergrund - angegriffen und mit einem Messer verletzt worden sei. Später will sie in der Bahnhofstoilette ungeborene Zwillinge verloren haben. Die Frau hatte angegeben, im dritten Monat schwanger zu sein.

Dass die Schwangerschaft eine Lüge war, steht nun fest. Unklar ist aber nach wie vor, woher Verletzungen der Frau stammen. Sie hatte nach Angaben der Polizei am Bauch und an den Oberschenkeln «einzelne eingeritzte Buchstaben» aufgewiesen - auf Bildern war zu sehen, dass es sich um den Schriftzug «SVP» handelte.

Frau noch immer im Spital

Rechtsmediziner klären nun, ob auf Grund des Verletzungsmusters aus rechtsmedizinischer Sicht von Fremd- oder Selbstbeibringung auszugehen ist. Die junge Frau befindet sich nach wie vor in Spitalpflege. Inzwischen sind auch Angehörige aus Brasilien eingetroffen und kümmern sich um sie.

Der Fall hatte bereits diplomatische Konsequenzen.

Der erste Mitarbeiter der Schweizer Botschaft in Brasilia war am Donnerstag ins Aussenministerium zitiert worden, um über den Stand der laufenden Ermittlungen der Zürcher Behörden zu orientieren. In brasilianischen Medien war die Gewalttat aufs Schärfste verurteilt und in einen rassistischen Zusammenhang gestellt worden.

Die Polizei sucht nach wie vor Zeugen, die Angaben über die Geschehnisse am Bahnhof Stettbach machen können. (ank, AP)

Quelle Blick:

Gelogen: Sie war nicht schwanger und ritzte sich selbst

Wie die Polizei heute an einer Medienkonferenz mitteilte, war das angebliche Ritz-Opfer Paula O. nicht mit Zwillingen schwanger und erlitt folglich auch keine Fehlgeburt. Das hätten Untersuchungen des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Zürich ergeben

. Auch die Version mit den Neonazis, welche die Brasilianerin angeblich beim Zürcher Bahnhof Stettbach überfallen und geritzt haben sollen, widerlegt ein Experte.

Denn die Schnitte am Körper der Brasilianerin sind nur oberflächlich, gleichmässig tief und langgezogen. Und ausserdem nicht an empfindlichen Stellen wie Brustwarzen, Bauchnabel oder Genitalien. Zudem befinden sie sich alle an Stellen, die Paula O. selbst erreichen kann.

Das Risiko einer Fehlinterpretation bestehe. «Aber der erfahrene Rechtsmediziner wird davon ausgehen, dass eine Selbsthandlung ganz im Vordergrund steht», sagte Rechtsmediziner Walter Bär an der Medienkonferenz.

Unfassende Ermittlungen gehen weiter

Aufgrund der verbleibenden Zweifel will die Polizei nach wie vor in alle Richtungen ermitteln. «Wir ermitteln umfassend und in einem Radius von 360 Grad», sagte Polizeikommandant Philipp Hotzenköcherle.

Die Brasilianerin befindet sich weiterhin in Spitalpflege. Angehörige kümmern sich um sie. In Brasilien hatte der Fall grosses Aufsehen erregt. (num/noo)

Das Voreilige Vorpreschen Brasiliens wird zum Bumerang

Es gibt ein einfaches Prinzip, dass auch in der Kommunikation Gold wert ist:

Zuerst Sachverhalte anhören - warten - denken - Fragen stellen - klären - und nochmals warten bis der Sachverhalt geklärt ist.

Keine Vermutungen - voreiligen Schlüsse - Vorverurteilungen.

Das hat aber Brasilien gemacht!

aus Tagi:

Nachdem brasilianische Online-Leser den angeblichen Skinhead-Angriff zunächst mit Empörung kommentierten, beginnt sich offensichtlich auch im Heimatland des Opfers Skepsis breitzumachen.

Kritisiert werden ferner die vorschnellen Reaktionen von Staatspräsident Lula und Aussenminister Celso Amorim.

Dieser hatte sofort von einer rassistischen Tat gesprochen und den Schweizer Botschafter in Brasilien auf das Aussenministerium zitiert. Die Regierung kündigte gar an, den Fall möglicherweise vor das Hochkommisariat für Menschenrechte der Uno zu bringen.

Nachdem das Lügengebäude wie ein Seifenblase geplatzt ist , stehen alle dumm da, die Mutmassungen als Tatsachen gezeichnet hatten.

Experten haben bereits eine Antwort auf die Frage: Weshalb kommt jemand dazu, so zu lügen?

Ich zitiere Tag:

«Es handelt sich wohl um eine Form von Hochstapelei»

Eine Schwangerschaft vorspielen, sich selbst verstümmeln: Es sind Menschen mit einem übersteigerten Geltungsdrang, die solche Dinge inszenieren, sagt Gregor Hasler, Oberarzt und Privatdozent am Universitätsspital Zürich.

Gregor Hasler, Oberarzt und Privatdozent am Universitätsspital Zürich, erklärt im Interview, was Menschen auszeichnet, die eine Schwangerschaft vorspielen oder die sich selbst verstümmeln. Er leitet die Sprechstunde für Psychosomatik an der psychiatrischen Poliklinik.

Gregor Hasler, was lässt sich über Menschen sagen, die mit solchen Geschichten Schlagzeilen machen?

Hier kann es sich um Menschen handeln, die an einer sogenannten histrionischen Persönlichkeitsstörung leiden. Dahinter steht das lateinische Wort für Schauspieler oder Gaukler. Diese Personen wollen mit allen Mitteln die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Ein gewisses Mass an Aufmerksamkeit brauchen alle.

Ja, dieses Bedürfnis ist natürlich. Doch bei diesen Störungen handelt es sich um einen übersteigerten Geltungsdrang. Vielleicht litt die Frau darunter, als Brasilianerin in der Schweiz benachteiligt zu sein.

Deswegen hat sie die Schwangerschaft erfunden?

Hier handelt es sich wohl um eine Form von Hochstapelei. Wir kennen das von Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl. Vielleicht hatte die Frau auch einfach den starken Wunsch, schwanger zu werden.

Weshalb fügen sich Menschen selber Verletzungen zu?

Am häufigsten machen dies junge Frauen, die sich nicht mehr spüren. Durch Schnittverletzungen können sie grosse emotionale Spannungen abbauen.

Ist das nicht schmerzhaft?

Im Moment der Selbstverletzung verfügen die Personen über ein stark eingeschränktes Schmerzempfinden, das zeigen Studien.

Weshalb ritzt sich jemand Buchstaben ein?

Falls sich die Frau wirklich selber verletzt hat, wäre das extrem selten. Meistens schneiden sich die Betroffenen in die Handgelenke.

Das würde sich damit decken, dass sensible Körperstellen wie Brustwarzen oder der Bauchnabel sind im vorliegenden Fall nicht betroffen sind.

In der Regel werden keine sensiblen Körperteile verstümmelt. Wir haben hier in der Sprechstunde Patienten, die sich selbst verletzen. In der Therapie geben wir ihnen Gummibälle oder auch Eis. Damit können sie sich weh tun, ohne sich wirklich zu verletzen.

Wer tut das?

Das sind oft Menschen, die früher missbraucht worden sind.

Haben diese Patienten auch eine politische Botschaft?

Das ist ungewöhnlich. Das führt wieder an den Anfang des Gesprächs: Dass hier jemand grosse Aufmerksamkeit erregen wollte und deshalb noch zu einer politischen Botschaft griff. Das spricht eigentlich für einen Migrationskonflikt.

Was heisst das?

Es könnte sich um einen grossen psychologischen Druck durch die Migration handeln. Gut möglich, dass sich die Frau hier nicht wohl fühlt. Wer in einem fremden Land lebt, ist ständig Vorurteilen ausgesetzt. Integration bedeutet für die Betroffenen Stress.

In 20 Min lesen wir weitere Mutmassungen eines Experten:

Professor Graf, welches psychische Krankheitsbild steckt hinter dem Ritzen oder der Selbstverstümmelung mit brennenden Zigaretten oder anderen Gegenständen?

Graf: Am häufigsten das Borderline-Syndrom. Doch es gibt auch andere Varianten wie beispielsweise die Schizophrenie oder andere nichtpsychische Störungen.

Wie wird diese Störung initialisiert? Gibt es einen spezifischen Ausgangspunkt für solche Handlungen?

Zwei Ursachen nimmt man bei Borderline an: Zum einen könnte ein traumatisches Erlebnis oder Affekt diese Störung auslösen. Zum anderen könnten Probleme in der Kindheit zugrunde liegen.

Sind eher Frauen oder eher Männer betroffen?

Tendenziell eher Frauen. Wobei sich diese Erkrankung bei Männern eher schlecht diagnostizieren lässt.

Warum ist das so?

Bei Männern richtet sich die Gewalt meist gegen die Umwelt, während Frauen die Gewalt gegen sich selbst ausüben.

In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Fälle von Menschen bekannt, die sich Hakenkreuze oder ähnliches in die Haut ritzten. Wieso bedienen sich einige Betroffene ausgerechnet dieser Symbole?

Das sind Symbole, die mit starken Gefühlen verbunden sind. Diese Personen leiden unter einer Störung des Gefühlsempfindens, deshalb versuchen sie, bei anderen starke Gefühle auszulösen und orientieren sich dann an den Emotionen dieser Menschen.

Blick- So lügen Opfer drauflos - einige Fälle:

  • Als frei erfunden stellte sich etwa auch die Geschichte einer 23-jährigen Frau in Paris im Sommer 2004 heraus. Die Frau hatte der Polizei einen antisemitischen Überfall auf sie angezeigt. Ihr T-Shirt war zerrissen und auf ihren Bauch war ein Hakenkreuz gemalt. Eine Gruppe Jugendlicher habe sie im Zug angegriffen, behauptete sie. Sie hätten sie als Jüdin beschimpft und den Kinderwagen mit ihrem 13 Monate alten Baby umgeworfen. Rund 20 Leute seien in der Nähe gesessen, die alle nicht eingegriffen hätten. Politiker, Bürgerrechtsgruppen und jüdische Vereinigungen verurteilten die Attacke aufs Schärfste
  • Auch in Deutschland gaben angebliche extremistische Überfälle immer wieder zu Empörung Anlass: Eine 40-jährige Frau in Hagen gab 2003 an, sie sei von vier Skinheads vergewaltigt worden.
  • Im Jahr 2000 stellte in Sebnitz die Familie eines sechsjährigen Buben, der beim Baden tödlich verunglückt war, den Unfall als Tat von Rechtsradikalen dar.
  • 1994 ritzte sich in Halle eine 17-jährige Rollstuhlfahrerin ein Hakenkreuz in die Wange – angeblich ein Neonazi-Angriff. Frei erfundene Entführungen in der Schweiz Ohne extremistischen Hintergrund, aber ebenso frei erfunden wie die Vorfälle in Deutschland und Frankreich waren verschiedene Ereignisse in der Schweiz:
  • Im März 2008 löste ein Achtjähriger in St. Imier BE Aufregung aus mit seiner Schilderung von vier Maskierten, die versucht hätten, ihn zu entführen.
  • Im August 2005 klagte eine 17-jährige Tamilin in Ziegelbrücke GL, sie sei beim Bahnhof auf dem Weg zur Arbeit von unbekannten Landsleuten in ein Auto gezerrt, verschleppt und geschlagen worden. Erst im Februar darauf kam ans Licht, dass die Geschichte erfunden war.
  • Im September 2004 meldete die Polizei in Olten SO die Entführung einer 26-jährigen Frau. Es stellte sich auch hier heraus, dass an der Geschichte nichts wahr war.
  • Weitherum Aufsehen erregte eine brutale Entführungsgeschichte im Herbst 2001 im Kanton Appenzell AR. Eine 28-jährige Serviceangestellte war eines Tages vom Joggen nicht zurückgekehrt. Eine grosse Suchaktion verlief ergebnislos. Vier Tage später tauchte die Frau wieder auf. Sie sei von zwei unbekannten Männern entführt, in einem Keller festgehalten und sexuell genötigt worden, schilderte sie ihr Erlebnis in den Medien. In Wirklichkeit hatte sie sich von Problemen erdrückt gefühlt und war ein paar Tage bei einem Bekannten untergetaucht.
  • In Oensingen SO gab Ende 2000 ein 13-jähriges Mädchen an, sie sei von drei Männern entführt und vergewaltigt worden. Wie sich später herausstellte, war auch das eine Lüge. (SDA)

Lehrstück über Medienmanipulation

Nachtrag Tagi 14.2.09:

Der Fall der verletzten Brasilianerin ist ein Lehrstück über Medienmanipulation. Er zeigt vor allem das immense Interesse unserer Gesellschaft nach Borderline-Persönlichkeiten.

Zwischen Macht und Ohnmacht: Paula O.

Zwischen Macht und Ohnmacht: Paula O.

Es ist eine Geschichte, die Aufmerksamkeit garantiert: eine Schwangere wird von Neonazis gefoltert. Die Meldung zieht Kreise auf der ganzen Welt. Brasiliens Staatspräsident Lula fordert die Zürcher Behörden zu einer lückenlose Aufklärung des Falles. Doch erste Ermittlungen deuten darauf hin, dass das Ganze eine Inszenierung einer ausser Kontrolle geratenen Psyche sein könnte.

Weibliches Kalkül und Körpereinsatz

Bezeichnenderweise macht diese Wendung die Geschichte nicht weniger brisant. Sie zeigt nicht nur, wie einfach Mediengesellschaften sich manipulieren lassen, sondern auch, worauf sie fixiert sind: den weiblichen Körper und seine Fähigkeit zur Transformation.

Im Fall der Brasilianerin garantiert nicht nur das Gefälle zwischen Macht und Ohnmacht eine breite Berichterstattung, sondern vor allem auch, dass es um einen weiblichen Körper geht, zu allem hin noch schwanger, der missbraucht worden sein will. Dazu kommt, dass hier eine Frau ihren Körper ganz bewusst einsetzt, um eine vermeintliche Ohnmacht in mediale Aufmerksamkeit und damit Macht zu verwandeln - auch dieses Bild weiblichen Kalküls und Körpereinsatzes ist eines, mit dem die zeitgenössischen Medien uns ununterbrochen füttern.

Kulturell anerkannte Symptome

Sollte sich dieser Befund als Tatsache herausstellen, dürfte der betroffenen Frau wohl eine Borderline-Diagnose gestellt werden, zu der Symptome wie Ritzen, Geltungsdrang und Hochstapelei gehören, genau so wie Narzissmus, übersteigerte Selbsteinschätzung. Laut Andreas Heinz, Chefarzt der Psychiatrie der Berliner Charité suchen sich Borderline-Patienten «Symptome, die kulturell anerkannt sind.» Was für diesen Fall in besonderem Mass gilt.

Der deutsche Psychiater und Buchautor Borwin Bandelow charakterisiert das Borderline-Syndrom als Leitdiagnose unserer Zeit. Einerseits ist unserer heutige Internet- und Castingshow-Gesellschaft ein Nährboden für übersteigerten Narzissmus, der belohnt wird, auch wenn die Teilnehmenden meistens als Medienopfer enden. Umgekehrt hegen wir heimlich auch Bewunderung für solches Verhalten, was sich auch darin zeigt, dass die Stars, denen in den Medien gehuldigt wird, zum grossen Teil Borderline-Charakterzüge aufweisen, so Bandelow.

So ist einigermassen absehbar, welche Wendung die Berichterstattung über den Fall nehmen dürfte:

die öffentliche Empörung über den vermeintlich brutalen Akt wird sich gegen die Frau selbst richten.

Eines sollte man dabei jedoch nicht vergessen: in jedem Fall steht hinter dem Ganzen ein Missbrauch in der einen oder anderen Form. Letztlich sollten wir uns nicht so sehr für die Frau interessieren, sondern dafür, warum unsere Gesellschaft für solche Geschichten besonders empfänglich ist.

Lehrstück vorschneller Urteile

Wer nicht warten kann bis Sachverhalte geklärt sind kann auf die Nase fallen, so wei die brasilianischen Medien und die brasiliansichen Journalisten. Die vorschnellen urteile rächten sich.

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ich zitiere aus NZZ:

Brasilianische Fernsehanstalten und Zeitungen hätten sich vor Empörung aufgeblasen, Gruppen von Brasilianern hätten geplant, heute auf den Straßen von Zürich zu protestieren. Doch nun sei alles anders gekommen: «Um vexame!» - was für eine Blamage.

Brasilien, so heißt es weiter, sei von der Attacke in die Defensive gewechselt, nachdem Autoritäten, Presse und Bürger der Schweiz Widerrufe eingefordert hätten. An anderer Stelle argumentiert «Folha de Sao Paulo», die Hypothese einer rassistischen Attacke sei wahrscheinlich gewesen und habe dazu geführt, vorschnell die Version der Brasilianerin zu akzeptieren.

Weshalb Schulen nicht bewertet werden wollen

Weshalb Schulen auch bewertet werden müssten

Jede Beurteilung wird von vielen Pädagogen reflexartig abgelehnt.

Mit der Begründung:

- Durch die Ranglisten würden voreilige Schlüsse gezogen.

- Wenn es um Bildung und Erziehung geht, fehlen messbare Kriterien

- Die Ranglisten führen zu einem ungesunden Konkurrenzdenken

Schon bei den Pisa-Resultaten warnten vor Jahren Bildungsexperten vor voreiligen Schlüssen.

Beim jüngsten Ranking der Gymnasien nach dem Abschneiden ihrer Schüler an der Basisprüfung der ETH war von Katastrophe zu lesen oder Fachleute monierten "methodische Mängel". Ein paar peinliche Fehler bei der Erhebung (In der Rangliste tauchte ein Schule auf, die es gar nicht gibt) hatten jene kritisch Kritiker Aufwind, für die jedes Schulranking weder sinnvoll noch politisch nötig sind.

Es gibt Ranglisten, die aufschlussreich sind und die Schule zu noch besserer Leistung anspornen könnte:

Die Bildungsdirektion befragt seit Jahren Maturanden über die Zufriedenheit mit den Gymnasien. Doch dieses Resultat wurde nicht publiziert. Der Leiter der Bildungsplanung, Josef Hildbrand fand die Resultate zu wenig aussagekräftig. Deshalb behielt er die Befragung unter Verschluss. Ich finde, solche Stimmungsbilder genau so hilfreich wie wenn man in einem Spital die Patienten nach dem Aufenthalt befragt, üb sie mit der Betreuung zufrieden gewesen waren. Das Resultat der Befragungen können für gezielte Verbesserungen führen. Eine mit Steuerngeldern finanzierte Studie geheim zu behalten, ist unverständlich.

1998 führte die Schweizerische Universitätskonferenz (SUK) für das Medizinstudium Eignungstests durch. Der SUK standen eine grössere Datenmenge zur Verfügung als es der ETH bei ihrem Ranking. Es wäre dmals ein Leichtes gewesen, die Ergebnisse der getesteten Maturanden nach der bewuchten Schule auszuwerten. Doch die Kantone stoppten die Veröffentlichung einer Rangliste.

Die Angst schlecht dazustehen oder gewohnte Strukturen verändern zu müssen führen zu dieser Abwehrhaltung hinsichtlich Offenlegung der Rangliste.

Die Blockierung der Transparenz und Offenheit durch Bildungskreise ist nicht mehr zu rechtfertigen.

Veränderungsmanagement, Qualitätsmanagement verlangen die Offenlegung von Untersuchungsresultaten.

Für Konsumenten ist die Auskunft über die Qualität der Lebensmittel ein Selbstverständlichkeit. Die Aktionäre wollen auch Auskunft über die Bonuszahlungen an die Topmanager. Weshalb dürfen Eltern nicht wissen, welche Gymnasien wie abschneiden. Durch die Wahlfreiheit sind Rankings willkommene Entscheidungshilfen. Schulen, die nicht zielorientiert arbeiten, müssen befürchten, dass sie Schüler verlieren.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gymnasien nicht ebenfalls wissen wollen, wie gut ihre Schüler auf die Hochschule vorbereitet wurden. Nur so könnten sie allfällige Mängel nachbessern. Auch die Oberstufe (Volkschule) müsste es interessieren, warum ihre Schüler trotz guter Note keine Stelle finden. Es gibt leider in der Rezession Lehrkräfte, die aus falsch verstandener Nächstenliebe keine Tiefnoten mehr geben - weil sie den Kindern den Zugang zur Berufswelt bewusst erleichtern wollen. Doch sind sie sich nicht bewusst, dass sie den Jugendlichen damit einen Bärendienst erweisen. Diese Manipulation wird rasch durchschaut. Es gibt bereits Lehrmeister die nichts von den heutigen Zeugnisse halten. Sie prüfen die Anwärter selbst und machen eigene Wissens- und Eignungstest aufnehmen. Vor allem deshalb, weil die Schulzeugnisse nicht mehr ernst genommen werden können.

Wenn sich Bildungsinstanzen gegen flächendeckende Vergleiche wehren, müssen sie sich nicht wundern, wenn gewisse Schulen stehen bleiben und die Schüler zwangsläufig zu private Institutionen abwandern. Zu Schulen, die sich den gewünschten Herausforderungen stellen.

So wie die Volksschule die Kinder befähigen muss, eine Berufsausbildung erfolgreich zu bestehen, müsste ein Gymnasium bereit sein, die anvertrauten Jugendlichen so zu schulen, dass sie an einer Hochschule den Anschluss nicht verpassen.

Eine Ueberprüfung der Qualität müsste zur Selbstverständlichkeit werden.