Mittwoch, 28. Mai 2014

Heidenreich nicht über alle Zweifel erhaben

Zum Eklat im Literaturclub

Es war ein Fehler, die bekannte Moderatorin vom ZDF mit dem neuen Moderator in der Sendung  mit- diskutieren zu lassen.
Dass Heidenreich und Zweifel wie Hund und Katze auf einander reagieren, war bekannt.

Eklat im „Literaturclub“ Was steht bei Heidegger?

Elke Heidenreich erfand im „Literaturclub“ des Schweizer Fernsehens ein Heidegger-Zitat, Moderator Stefan Zweifel bemerkte es. Jetzt muss er die Leitung der Sendung abgeben.
  Elke Heidenreich erfand ein Heidegger-Zitat, „Literaturclub“-Moderator Stefan Zweifel bemerkte es - und fliegt jetzt aus der Sendung.
Die Szene ist reif für Youtube: „Doch“, hält die resolute ältere Dame dem Moderator entgegen, der sie darauf hinweist, dass das von ihr vorgebrachte Zitat nicht im besprochenen Buch steht. Sie hätte es elegant relativieren können. Doch zum Beweis ihrer Kampfbereitschaft schmeißt sie das Buch ostentativ auf den Tisch. Der Diskussionsleiter kann nur noch hilflos mit den Schultern zucken.
Die Szene spielte sich vor ein paar Wochen im „Literaturclub“ des Schweizer Fernsehens ab. Bei der Kritikerin handelt es sich um Elke Heidenreich, das ominöse Zitat ordnete sie Martin Heidegger zu, der in den „Schwarzen Heften“ geschrieben haben soll: „Die verborgene Deutschheit müssen wir entbergen, und das tun wir, indem wir die Juden endlich beseitigen.“ Das Dumme ist nur - das Zitat stimmt nicht.

Rote Karte für zu viel Kompetenz

Der „Literaturclub“, auch auf 3sat zu sehen, gehört zu den traditionsreichen Sendungen des Schweizer Fernsehens. Er wurde zunächst von Daniel Cohn-Bendit, später von Roger Willemsen und Iris Radisch geleitet. Ihr ist vor zwei Jahren Stefan Zweifel gefolgt, der schon zuvor Teil der Kritikerrunde war. Dass seine neue Doppelrolle zu Problemen führen könnte, hat die Redaktion bewusst in Kauf genommen. Zweifel bekam viele Vorschusslorbeeren. Weniger Verständnis gab es dafür, dass der Neuanfang mit den zwei deutschen TV-Altstars Elke Heidenreich, die einst im ZDF die Sendung „Lesen!“ moderierte, und mit Rüdiger Safranski versucht wurde.
Mit Safranski harmoniert Zweifel bestens. Zu Elke Heidenreich hat sich ein Verhältnis wie zwischen Hund und Katze entwickelt. Der feingesponnene Zweifel ist der intellektuell Überlegene, die populäre Heidenreich gibt sich sehr viel aggressiver. Sie hat dem Moderator auch schon „unprofessionelles Verhalten“ vorgeworfen. Sie ist in jeder Sendung dabei und hat sich eine Machtposition aufgebaut. Ihr Einfluss auf die völlig überforderte Redaktion ist ganz augenscheinlich größer als jener von Zweifel. Als „rhetorische Dampfwalze“, die mit der „geballten Wucht ihrer Popularität die Debatte zu dominieren suchte“, beschreibt sie der „Tages-Anzeiger“ und bescheinigt ihr ein „Einschüchterungspotential auf die Redaktion“.
Deren Leitung fühlte sich bislang nicht verpflichtet, das Heidegger-Zitat zu überprüfen - was Zweifel verlangt hatte. Schließlich geht es hier nicht um kleine Meinungsunterschiede zweier Kritiker, sondern um ein offenbar konstruiertes Zitat in einer nicht ganz unbedeutenden Angelegenheit. An Heideggers unlängst publizierten „Schwarzen Heften“ entzündete sich eine intensive Debatte.

Es geht aber auch um die Glaubwürdigkeit des Schweizer Fernsehens. Elke Heidenreich will die ganze Aufregung nicht verstehen können und krebst zurück: Einen Teil der Formulierung habe sie der „Süddeutschen Zeitung“ entnommen, erklärte sie der „Basler Zeitung“. Was wohl auch heißen dürfte: Sie hatte die „Schwarzen Hefte“ gar nicht gelesen, dann aber ihren Ärger darüber, dass sie als Diskussionsgegenstand berücksichtigt wurden, sehr deutlich gemacht. Die „Basler Zeitung“ erinnert daran, dass Fritz J. Raddatz als Feuilletonchef der „Zeit“ abtreten musste, weil er einem gefälschten Zitat aufgesessen war. Stefan Zweifel muss gehen, weil er ein solches erkannt hat. Diskussionsteilnehmer würde er bleiben dürfen. Gerüchtehalber steht sein Nachfolger schon für den Juni fest: der Mundartschriftsteller Pedro Lenz, Autor des Bestsellers „Der Torhüter bin ich“. Aber auch Elke Heidenreichs künftige Teilnahme soll nach der Roten Karte für Stefan Zweifel zur Diskussion stehen.

KOMMENTAR: Elke Heidenreich versucht  nun im Nachhinein, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, indem sie nun behauptet, das angeblich falsche Zitat sei nicht der wirkliche Grund der Auseinandersetzung gewesen, sondern die Trennung des Fernsehens vom Moderator Zweifel. Er habe das Zitat als Vorwand genommen. Dass sie das Buch auf den Tisch geknallt habe, lediglich das gibt sie zu,  sei ihr Fehler gewesen.
Die Uneinsichtigkeit Heidenreichs hinsichtlich des eindeutigen Fehlers (Zitat) und die Weigerung der Sendeverantwortlichen, diesen Fehler beim Namen zu nennen, ist eigentlich bedenklich.
 Nachtrag:
Damit scheint klar, dass die von Stefan Zweifel geforderte Richtigstellung zum von Elke Heidenreich kolportierten Heidegger-Zitat nicht mehr erfolgen wird - obwohl sie selber gegenüber der "Basler Zeitung" bereits letzte Woche eingestand, dass das Zitat nicht so im Buch steht, wie von ihr in der Sendung behauptet.
In einer ausführlichen Erklärung behauptet Heidenreich gemäss TAGI, der Satz sei nie als wörtliches Zitat gemeint gewesen, sondern als ihre eigene Zusammenfassung von Heideggers Gedanken.
Ich zitiere Persoenlich.com:
"Unmögliches Schweigen"
Klare Worte findet Rainer Stadler in der "Neuen Zürcher Zeitung". Er versteht nicht, warum sich das SRF vor einer Stellungnahme drückt. So wäre der Fehler schon lange aus der Welt geschafft und niemand würde sich mehr darüber aufregen. Das SRF mache sich "zur Lachnummer", wenn es darauf beharre, dass es um eine Meinungsverschiedenheit zwischen Zweifel und Heidenreich gehe.
Er geht sogar einen Schritt weiter: "Zieht man das unmögliche Schweigen der Redaktion in der Zitat-Frage in Betracht, liegt die Schlussfolgerung nahe, dass sie die Angelegenheit nicht im Griff hat."
NACHTRAG Blick am Abend:

Liebe Elke Heidenreich
Nun ist es gerade in struben literarischen Zeiten immer gut, auch positive Vorschläge von aussen zu prüfen. Stefan Zweifel, der nette Moderator des «Literaturclubs» im Schweizer Fernsehen​,​ wurde ja gefeuert. Ich weiss jetzt gar nicht, ob Sie, die deutsche Ex-Kabarettistin, diesen Vorgang begrüssen. Angeblich zitierten Sie einen Philosophen falsch – was Zweifel sofort richtigstellte. Recht haben ist das eine, recht bekommen das andere. Nun könnten Sie natürlich den «Literaturclub» übernehmen – wobei zur echten «Frauenpower» Ihnen zwei Schweizer Schriftstellerinnen helfen könnten: Ich denke da an Vera Dillier («Heirate nie einen Schweizer») und Irina Beller («Hello Mr. Rich»). Um das «Literarische Quartett» vollständig zu machen, sollte (gerade zur WM) auch Fussball-Autor Pedro Lenz eine Chance bekommen: Der weiss: «Gschichte si nid wi Zähn.» Um Literatur zu Lesern zu bringen, sollten wir nichts unversucht lassen.
Helmut-Maria Glogger

Gelungener EInstand

Andrea Vetsch hat uns beim ersten Auftritt bei 10 vor 10 überzeugt

Hörbehinderte werden die neue Moderatrin schätzen. Sie artikultierte extrem gut und wird auch ohne Untertitelung gut verstanden. Es gibt unter den 10 vor 10 Konsumenten bereits über 10 % Hörbehinderte. Das sind sich viele Sprecher zu wenig bewusst.
Ich zitiere Blick:

Andrea Vetschs «10vor10»-Premiere 

Ein Farbtupfer für eine blasse Sendung

  Andrea Vetsch bringt frischen Wind in eine laue «10 vor 10»-Ausgabe.




Andrea Vetschs Premiere «10 vor 10»-Debüt
Ja, sie kann es: Souverän, locker und ohne Versprecher moderierte Andrea Vetsch (38) gestern ihr erstes «10 vor 10».
Es hat länger gedauert, bis die News-Chefs des Schweizer Fernsehens ein neues Gesicht beim Nachrichtenmagazin präsentierten. Nach dem Abgang von Christine Maier (49) letzten Herbst zum SonntagsBlick suchte man keinen dritten Anchor.
Vielmehr sollten die verbliebenen Aushängeschilder Stephan Klapproth (55) und Daniela Lager (50) entlastet werden, die seither im Grosseinsatz sind. Die Wahl fiel auf Andrea Vetsch, die bei der «Mittags-Tagesschau» und der Nachtausgabe Erfahrungen sammelte.
Frisch, klar und farbig
Nach der gelungen Premiere gestern hofft man, dass sich das bald schon ändert. Andrea Vetsch, die in letzter Zeit auch bei Wahlsendungen im Einsatz war, führt frisch und mit klarer Diktion durch das News-Format. Sie hat eine angenehme Erscheinung, moderiert wohltuend unaffektiert und unmanieriert durch das Magazin. Auch ist sie keine graue Maus. Andrea Vetsch zeigt Mut zur Farbe: Die Brombeeren-Farbe an Blazer und Lippen steht ihr gut.
Einzig bei Gesprächssituationen kann die Neue noch etwas lockerer werden. Im Gespräch mit einem Fachmann zur Europawahl klammerte sie sich etwas fest an die vorbereiteten Fragen auf ihren Zetteln, nickte dazu viel mit dem Kopf und reagierte kaum auf seine Antworten.

Andrea Vetsch steht schon heute wieder bei «10 vor 10» vor der Kamera. Sie verabschiedete sich gestern mit den Worten: «Danke fürs Interesse. Ich freue mich auf Sie!»
Wir uns auf sie auch.
Kommentar:

Schade, dass Andrea Vetsch nur ein 20 Prozent Pensum hat und dadurch nicht so oft zu sehen ist.
Auch nach meiner Analyse moderierte Andrea Vetsch professionell, sicher, natürlich mit angenehmer Stimme. Sie wirkte präsent und unverbraucht. Zwar wird wird ihr Lockerheit attestiert. Die fixierten Hände am Schreibstift haben mich jedoch gestört. Diese Haltung beeinträchtigte die angebliche Lockerheit des Moderationsstils.