Was ist mit der VBS - Kommunikation los?
Nach den Informationspannen nach dem Jungfraudrama und dem Medienwirbel um das Keckeisbuch folgt nun die dritte Geschichte:
Beim Todesschütze in Höngg liess das VBS zuerst wissen, von den Vorstrafen sei die Armee nicht informiert gewesen, weil man nur bei Offiziersanwärtern einen Strafregisterauszug verlangen könne. Der administrative Aufwand wäre zu gross, um bei Rekruten zusätzliche Informationen einzuholen.
Nun muss Armeesprecher Endrich eingestehen, dass die Armee Kenntnis hatte vom "Sündenregister" der Täters.
Das birgt wiederum Zündstoff hinsichtlich der Informationspraxis des VBS : Ein «voraussichtliches Risiko» sei er gewesen, erklärte Armeesprecher Felix Endrich. Er, das ist Luis W., der Mann, der kaltblütig Francesca erschoss.
Damit war der Armee nun doch bekannt, dass der 21-Jährige vorbestraft war. «Wir wussten gegen welches Gesetz er verstossen hat», erklärte Endrich. Aber: Für einen Armee-Ausschluss seien die Strafen zu klein gewesen!
Unglaublich!
Ich zitiere Blick online:
Bereits vor RS-Beginn wurden «Sicherheitsabklärungen» über Luis W.s Vorleben gemacht. Recherchen von «10vor10» ergaben, dass diese am 11. Mai 2007 begonnen wurden. Wie Endrich in «10vor10» weiter sagte, lag das Ergebnis der Überprüfung bis zur Tat noch nicht vor. Die bisherigen Abklärungen hätten dann eben das «voraussichtliche Risiko» ergeben. Hat der Datenschutz also verhindert, dass der Mörder von Höngg trotzdem in die RS kam? Denn Luis W. war bei der Polizei wahrlich kein unbeschriebenes Blatt. Es sollen ganze 20 Einträge über ihn vorhanden gewesen sein. Die weitere Erklärung des VBS verwirrt mehr, als dass sie Klarheit schafft: Es sei dabei nicht um die Abklärung des Gewaltpotenzials gegangen. Vielmehr sei es darum gegangen abzuklären, ob im Umgang mit klassifizierten Daten und Anlagen ein Sicherheitsrisiko bestehen könnte.
Ende Zitat
Damit war der Armee nicht nur bekannt, dass Luis W. eine Pistole geklaut hatte. Dies wurde in den Medien zuerst vom Sprecher der Militärjustiz in Abrede gestellt. Er behauptete, der Waffendiebstahl habe mit dem Täter nchts zu tun . Später zeigte sich, dass die Sachverhalte nicht so waren, wie es zuerst kommuniziert worden war. Der Täter hatte die Pistole gestohlen. Die Fragen stehen im Raum: Weshalb handelte die Armee nicht? Die Armee hate gewusst, dass sie einen gefährlichen Mann ausbildet?
Kommentar:
Was mich erstaunt, dass der Departementschef zu diesen gravierenden Vorwürfen nichts sagen wollte.
Kommunikation ist bekanntlich Chefsache und nach so vielen Pannen hätte das Wort des Chefs die Wogen glätten können.
Nachtrag: Nach jüngten Berichten will nun Bundesrat Schmid die Thematik Waffenbesitz doch noch überprüfen lassen.
Für mich wäre es wichtiger gewesen, zu erfahren, was das VBS hinsichtlich Kommunikationsmanagement endlich ändern will. Nachtrag vom 10.12.07 Roland Nef könnte es richten
Nachdem sich der künftig Armeechef Roland Nef einem professionellen Medientraining unterzogen hatte (Quelle SonntagsZeitung 7.12.07) können wir nun hoffen, dass sich im VBS etwas in der Kommunikationslandschaft ändert. Wer den bisherigen Armeesprecher (Bereich Verteidigung) Felix Endrich oder den Stellvertretenden Chef Kommunikation der Teilstreitkräfte Heer (TSK), Daniel Reist, am Bildschirm gesehen und gehört hat, erlebte eine typische Wort- Bild Schere. Armeesprecher dürften auch das äussere Erscheinungsbild nicht ausklammern. Presseprecher müssten Glaubwürdigkeit ausstrahlen.
Ich gehe davon aus, dass nun Roland Nef die Kommunkationslandschaft in der Armee gründlich reformieren wird. Wir wünschen ihm dabei viel Erfolg und den Mut, grundsätzliche Entscheide zu treffen, damit das VBS künftig wieder zu einer professionellen Kommunikation zurückfindet.