Ist der Abbau an Moderatorenstellen einfach nur Mittel zum Sparen?
Medienprofessor Heinz Bonfadelli vermutet auch eine andere Absicht hinter
der Konzentration auf weniger Gesichter am Bildschirm. «Dies deutet auf
eine stärkere Personalisierung der einzelnen Sendegefässe hin».
Das
sieht auch Kommunikationsexperte Marcus Knill so. «Sendungen wie
‹10vor10›, Tagesschau oder Schweiz Aktuell leben von
Identifikationsfiguren.»
In vielen Ländern sind denn auch einzelne Männer und Frauen über
Jahrzehnte Aushängeschilder der Nachrichtenformate. In den USA werden
die Sendungen gar nach den Moderatoren benannt. So heissen etwa die
Abend-Nachrichten bei CSB «Evening News with Scott Pelley». Auch in
Deutschland ist der Personenkult üblich. Seit 1992 moderiert etwa Peter
Kloeppel die Sendung RTL Aktuell. «Das Ziel muss sein Glaubwürdigkeit,
Sympathie und Identifikation beim Volk zu schaffen. Dazu braucht man pro
Sendung zwei bis drei kompetente Moderatoren», kommentiert Knill.
Sparen als erwünschter Nebeneffekt
Der Zürcher Markenexperte und Chef der Agentur Jung von Matt,
Dominique von Matt, sieht SRF auf dem geplanten Weg aber vor einem
grossen Hindernis: «Wir haben in der Schweiz kaum Starkult. Es braucht
daher Mut sich auf eine bis zwei Personen zu fixieren.» Für die Marke
einer Sendung sieht er aber Vorteile: «Es gibt ein klareres Markenbild
der Sendung. Die Person wird allerdings dann Teil der Marke» und so
könne auch eine Abhängigkeit vom Moderator entstehen.
Dass dabei auch die Kosten sinken, ist ein erwünschter Nebeneffekt.
«Ich kann mir vorstellen, das auch Sparvorstellungen mit zu dieser
Ausrichtung beigetragen haben», so Dozent Bonfadelli. Denn mit nur noch
zwei Aushängeschildern pro Sendung könnten auch Abläufe einfacher
werden. «Für die Produzenten-Teams der Sendungen wird es einfacher.
Diese müssen sich nur noch auf zwei Personen einstellen und kennen diese
besser»
Der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Senders
Für den Professor der Uni Zürich ist klar, dass eine Konzentration
der Moderatoren aber auch ein Verlust der Vielfalt ist, die jetzt bei
SRF in einzelnen Formaten geboten wird. Ob dies beim Publikum Anklang
findet, stellt Bonfadelli in Frage. Auch Knill sieht heikle Punkte.
«Auch wenn die Quoten sinken und Geld eine Rolle spielt – eines ist für
eine öffentlich rechtliche TV-Station bei allen Massnahmen nicht zu
vergessen – es geht schlussendlich um den Auftrag und die Akzeptanz beim
Publikum»
Bei Schweiz Aktuell etwa sind speziell viele Moderatoren beschäftigt,
die auch eine breite Palette der Schweizer Dialekte abdecken. Eine
Konzentration würde heissen, die Vielfalt zu Gunsten eines schärferen
Profils zu opfern.
Der Weg zu mehr Personenkult dürfte für die SRF-Spitze also noch
steinig und lang werden. Es braucht zur Umsetzung vor allem eines – Mut.