Glaubwürdig lügen - eine Kunst?
Der Mensch lebt seit je mit bewusstem Flunkern und hat erkannt: Lügen kann gewisse Vorteile bringen und mitunter das Zusammenleben erleichtern.
Professionelles Flunkern ist aber Schwerarbeit fürs Gehirn. Es gilt zu bedenken: Den Umgang mit dem Entstellen der Wahrheit haben wir schon seit Kindsbeinen an gelernt. Obschon moralisch verwerflich, machen wir es dennoch immer wieder: Wir drehen ständig an der Wahrheit. US. Psychologe Robert Feldmann behauptet, dass wir in einem zehnminütigen Gespräch ca. drei Mal flunkern. Die Lügenforschung hat ferner erkannt: Die Menschen sind schlecht darin, Lügen der Mitmenschen zu enttarnen. Die Trefferquote liegt lediglich bei ca. 50 %.Richter und geschulte Kriminalbeamte bringen es immerhin auf 70%, wenn es darum geht, festzustellen, was gelogen wird.
Ich hatte im Militär einen Offizier kennengelernt, der es verstanden hatte, so professionell zu lügen, dass er selbst die weinroten Untersuchungsrichter täuschen konnte. Wahrscheinlich lag es daran, dass er die Ansprüche des Lügens voll und ganz erfüllen konnte. Seine Selbstbeherrschung, sein Einfühlungsvermögen, aber auch sein gutes Gedächtnisvermögen erleichterte es ihm, so viele Mitmenschen, Vorgesetzten und höchste Offiziere hinters Licht zu führen. Vielleicht verstand er vor allem, sein Lügenkonstrukt so zu verinnerlichen, dass er persönlich an seine erfundenen Aussagen selbst geglaubt hatte.
Bekanntlich taugen Lügendetektoren dann nicht mehr, wenn der Lügner an seine Lüge glaubt. Dies stimmt mit meiner langjährigen Erkenntnis überein, dass jemand auch bei normalen Kommunikationsprozessen vor allem dann überzeugt, wenn er sich mit seiner Botschaft identifiziert. Nur wer von seiner Aussage selbst überzeugt ist, kann überzeugen!
Ich wunderte mich damals bei dem Lügen-Offizier, dass das Sprichwort nicht in Erfüllung gegangen ist: "Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht." Der Profi-Lügner konnte sich jahrelang durchmausern. Er verstand es immer wieder seine Lügengebäude auszubauen. Der Erfolg des Lügens war ernüchternd. Erst viel später - nach Jahren - stürzte alles plötzlich zusammen und es kam zu einem grossen Medienhype.
Weil alle wissen, dass die Offenlegung eines Lügendickichtes den Verlust von allen Aemtern, des Jobs und einer Aechtung in der Gesellschaft zur Folge haben kann, verfeinerten wahrscheinlich die Menschen die Strategien, damit die Lüge nicht ans Tageslicht kommt.
Menschen lernen und trainieren das Flunkern zuerst mit Notlügen. Bei Anfängern beginnt es mit Kleinigkeiten, bei denen die Wirkung der Notlüge erprobt werden kann:
Beispielsweise schwärmen wir beim Chef von der gelungenen Party, obwohl der Anlass todlangweilig war.
Nach der gekonnten Notlüge folgt dann die Geltungslüge, die auch hilfreich sein kann. Wir übertreiben, wenn es um eigene Erfolge geht und minimieren die Resultat, wenn etwas schief gelaufen ist.
Wer mit dieser Basisausbildung Erfolg hat, könnte es später mit der skrupellosen Lüge versuchen. Dazu zählen: Desinformieren, Täuschen, Anspielungen erwähnen, die dazu beitragen, eigene Vergehen zu vertuschen.
Das Erfolgsrezept der fortgeschrittenen Lügner entspricht dem Erfolgsrezept des erwähnten militärischen Vorgesetzen: Belüge Dich selbst! Je besser man sich etwas vormachen kann, desto überzeugender kann gelogen werden.
Das sich selbst belügen ist wahrscheinlich der wichtigste Baustein für eine glaubwürdige Lüge.
Selbstverständlich kann das Lügen auch zusätzlich trainiert werden, wie es Bill Clinton gemacht hat vor seinem Videoverhör. Er wurde über Wochen von fünf Kommunikationsspezialisten im Lügen trainiert. Es ging ihm darum, glaubwürdig darzulegen, dass der Oral - Sex mit Monika kein richtiger Sex gewesen sei.
Dieses Training machte uns bewusst, dass es einfacher ist, die Wahrheit zu sagen. Denn der Aufwand fürs Falschspielen steht in keinem Verhältnis zum Training, echt und authentisch aufzutreten.
In der Praxis stellen wir fest, dass jene Personen überzeugender lügen können, die sich in das Gegenüber hineinversetzen können. Ein Lügner, der eine gute Wahrnehmung hat, macht beim Lügen viel weniger Fehler. Er entdeckt allfälliges Misstrauen rascher und kann Gegensteuer halten. Er merkt, wann ein Gespräch, ein Telefonat oder eine E- Mail sinnvoller ist, um eine Lüge zu übermitteln. Wussten Sie, dass in Mails ein Drittel mehr gelogen wird als in Gesprächen?
Die erfolgreichste Strategie der Profi-Lügner ist die Selbstkontrolle.
Sie würgen Nachfragen nicht ab.
Sie reden in der "Ich - Form".
Sie sprechen nicht langsamer oder schneller als sonst.
Sie weichen dem Blickkontakt nicht aus.
Sie greifen mit den Händen nicht ins Gesicht - an die Nase oder ans Ohrläppchen.
Ein Profi-Lügner weiss: Atem, Muskeltonus, Lidschlagzahl kann kaum beeinflusst werden alles. Dies wird bekanntlich über das vegetative Nervensystem gesteuert.
Wenn jedoch der Lügner einstellungsmässig an seine Lüge glaubt, sendet er auch weniger Signale, die das Flunkern verraten.
Wer glaubwürdig lügt, wird auch nie seine Glaubwürdigkeit betonen. "Ehrlich gesagt...". Dies würde ihn erst recht unglaubwürdig machen.
Wir haben in Seminaren in Beiträgen bewusste Falschaussagen einbauen lassen und wollten nachher in der Analyse feststellen, woran man die Lügensequenzen erkennt.
Das Erstaunlich: Wenn Wahrheit und Lüge gekonnt vermischt wurden, wenn Details erwähnt wurden (Sinneseindrücke, Gerüche, Farben, Berührungen usw.) hatten die Lügner den grössten Erfolg. Solche Details fehlen in der Regel bei den üblichen Lügengeschichten.
DAS ERSTAUNLICHSTE AUS MEINER LANGJAEHRIGEN ERFAHRUNG:
Wer sich zu stark bemüht, Schwindler zu entlarven und kampfhaft nach Lügensignalen sucht, erfasst viel weniger schnell die geschwindelten Aussagen. Zahlreiche Versuche haben mir in der Praxis bestätigt, dass wir über das UNBEWUSSTE Denken Lügner besser und schneller entlarven können.
Konkret: Bei der unbewussten Wahrnehmung können wir viel mehr bewerten als bei schablonenartigen Analysen. Stimme, Sprechpausen und kleinste Signale nehmen wir ganzheitlich und unbewusst war.
Mit den rezeptartigen Signalen, auf die in vielen Büchern hingewiesen werden und mit dem gezielten Suchen nach Zeichen des Lügens, werden wir viel schlechter fündig, als wenn wir auf unser Bauchgefühl "hören". Wahrscheinlich ist der Mensch so beschaffen, dass wir zwischen Wahrheit und Lüge unbewusst unterscheiden können. Wir haben möglichweise seit dem Kleinkindalter Tausende von Erfahrungen gesammelt und die Erkenntnisse unbewusst gespreichert.
Dieses Phänomen nutze ich auch beim Coaching: Wenn ich nämlich nicht bewusst nach Sörfeldern suche in der Kommunikationslandschaft, werden mir solche Felder übers Unbewusste rasch bewusst. Das Phänomen ist in der Psyschologie bekannt. Wenn ich mich von einem Problem entferne, komme ich näher an dei gesuchte Lösung.
LINK:
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25. Dez. 2009 ... Rhetorik.ch Artikel zum Thema: Vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen · Nähe
und Distanz · Dissoziation ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/09/12_25/
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Wenn Sie persönlich angegriffen werden: Dissoziieren Sie! Persönliche Angriffe
kann man wegstecken, indem man sich bewusst von schlechten Angriffen lösen
...
www.rhetorik.ch/Dissoziation/Dissoziation.html
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Gekonntes Lügen ist aus meiner Sicht recht anspruchsvoll, denn die Inhalte müssen gespeichert und immer wieder konkret abgerufen werden können. Ein Lügner ohne ein gutes Gedächtnis hat hinsichtlich Glaubwürdigkeit kurze Beine.
Die Verfechterinnen der Frauenrhetorik mögen mir nicht nachtragen, dass ich beim Lügner stets nur die männliche Form geschrieben habe. Ich bin mir bewusst: Es gibt auch Lügnerinnen.
LINKS:
Nicht jeder ist zur Lüge geboren. Wer grosse Angst hat, erwischt zu werden,
sollte es bleiben lassen. Lügen klappt nur mit Leichtigkeit und Souveränität.
www.rhetorik.ch/Wahrheit/Luege.html
wird unablässig gelogen. Bei all den vielen Lügen hat kaum jemand ein
schlechtes Gewissen. Viele Händler täuschen Interesse oder Desinteresse vor.
www.rhetorik.ch/Wahrheit/Wahrheit1.html
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27. Jan. 2011 ... Januar 2011 beschäftigte sich DRS 1 im Treffpunkt mit dem Schwerpunktthema "
Lügen". Die Sendung wurde mit folgendem Text angekündigt:.
www.rhetorik.ch/Aktuell/11/01_27/
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Lügen erfordert viel Fantasie. Interview von Marcel Reuss mit Marcus Knill im "
Zürich Express vom 20. Februar 2003 zum Thema der Woche: "Sind wir die ...
www.rhetorik.ch/Wahrheit/Fantasie.html
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27 Jan. 2011
"Wer
nicht lügen kann, weiss nicht was Wahrheit ist" (Nietzsche) Luegen -
flunkern - täuschen - beschönigen. Alle möchten Lügner entlarven können.
Dies ist jedoch nicht so einfach. Es gibt Grenzen bei der
Lügenerkennung!
05 März 2012
rhetorik.ch
aktuell: Luegen-Flunkern-Taeuschen-Beschoenigen. 27. Jan. 2011 ...
Januar 2011 beschäftigte sich DRS 1 im Treffpunkt mit dem
Schwerpunktthema " Lügen". Die Sendung wurde mit folgendem Text
angekündigt: ...