Donnerstag, 20. März 2014

Bundesrat Maurer verletzt Kollegialitätsprinzip

Ein gravierender Patzer - trotz Entschuldigung

In jedem Gremium, in jedem Team gilt das Prinzip:
Wäsche wird nicht in der Oeffentlichkeit gewaschen.
Was war vorgefallen?
Der Verstoss gegen das Kollegialitätsprinzip ist keine Bagatelle - selbst, wenn die Kritik verständlich ist.
Ich zitiere Tagi:

Hat sich seine Aussagen in der «Weltwoche» über Nacht nochmals überlegt: Ueli Maurer. (Archivbild)

Hat sich seine Aussagen in der «Weltwoche» über Nacht nochmals überlegt: Ueli Maurer. (Archivbild)
Bild: Keystone

Die VBS-Stellungnahme im Wortlaut

Bundesrat Ueli Maurer bedauert einzelne Aussagen und steht zum Kollegialitätsprinzip
In einem sehr kurzfristig anberaumten Gespräch mit der «Weltwoche» sind Aussagen von Bundesrat Ueli Maurer enthalten, welche gegen das Kollegialitätsprinzip verstossen. Ueli Maurer, der sich im Bundesrat sehr wohl fühlt und die gute Zusammenarbeit sowie das kollegiale Einvernehmen schätzt, steht selbstverständlich ohne Wenn und Aber zum Kollegialitätsprinzip und bedauert das Vorgefallene ausserordentlich. Insbesondere bedauert Herr Maurer, dass der Eindruck entsteht, die Mitglieder des Bundesrates würden sich für die Interessen der Schweiz, etwa die Wahrung der Neutralität, nur unzulänglich einsetzen.
Über die VBS-Homepage entschuldigte sich Ueli Maurer am Donnerstag bei seinen Bundesratskollegen für ein Interview, dass er der «Weltwoche» gegeben hatte. Er bedauere einzelne Aussagen, die gegen das Kollegialitätsprinzip verstossen hätten.
Das schlechte Gewissen holte Ueli Maurer schon gestern Mittwoch ein. Dem Vernehmen nach hat Maurer Bundesratspräsident Didier Burkhalter am späten Mittwochnachmittag auf die bevorstehende Publikation des Interviews aufmerksam gemacht. Die beiden führten ein längeres Telefongespräch. Zurückziehen konnte Maurer das Interview nicht mehr, da die Weltwoche am Dienstagabend Redaktionsschluss hatte.
Offenbar bereute Maurer aber, was er im Interview gesagt hatte - jedenfalls nimmt man ihm im EDA das Bedauern ab: Die am Donnerstag auf der Website des VBS veröffentlichte Entschuldigung sei beispiellos und somit ein starkes Zeichen. Ueli Maurer gilt in Bundesratskreisen sonst als kollegial. Indiskretionen von seiner Seite seien äusserst selten. In Reden und Interviews gehe er aber regelmässig an die Grenzen und strapaziere die bunderätliche Zurückhaltungspflicht, um SVP-Positionen zu markieren.
Bundesrat Ueli Maurer hat sich in einem «Weltwoche«-Interview kritisch zum OSZE-Vorsitz der Schweiz während der Krimkrise geäussert. Als Vorsitzland der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa laufe sie Gefahr, dass ihre Neutralität verwedelt werde. Weiter sagte Maurer in dem am Donnerstag veröffentlichten Interview: «In der exponierten Lage an der Spitze der OSZE steigt die Gefahr, dass die offizielle Schweiz nicht mehr als neutral wahrgenommen wird.» Wenn die Schweiz Neutralitätspolitik betreiben wolle, dann dürfe sie keine solchen Bindungen eingehen.
Putins Vorgehen «inakzeptabel»
«Im Bundesrat ist man sich durchaus bewusst, dass die Doppelrolle die Schweiz in eine ungemütliche Situation bringen kann», ergänzte der Verteidigungsminister. Es stelle sich die Frage, ob die Schweiz ein unabhängiger und neutraler Kleinstaat mit Bundespräsident Burkhalter an der Spitze sei oder ob der OSZE-Präsident Burkhalter dominiere.
Maurer äusserte sich auch zur Situation auf der ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim, deren Bevölkerung am Sonntag mit grosser Mehrheit für den Anschluss an Russland stimmte. Er könne die Reaktion verstehen, denn die Mehrheit der Krimbewohner seien Russen. Putins Vorgehen allerdings bezeichnet Maurer als «inakzeptabel».
(Mit Material der sda)
KOMMENTAR: Bunderat Maurer hat insoweit richtig gehandelt, als er sich sofort entschuldigt hat. Damit hat er Druck weggenommen.  In heiklen Situationen gilt jedoch immer das Kommunikationsprinzip: WARTEN, DENKEN dann SPRECHEN. Es ist leider nicht das erste Mal, dass Bundesrat Maurer unbedachte Aeusserungen gemacht hat. Ich weiss, dass das VBS genügend Kommunikationsfachleute hat, die den Chef vor dem Interview hätten beraten können.
Ich kann mir gut  vorstellen, dass Ueli Maurer SVP in seinen Kreisen gepunktet hat. Sie sagen sich: "Er spricht wenigstens Klartext"

Fragwürdige Texte (Aeusserungen über den Bundesrat)
«Den Entscheid hat Didier Burkhalter getroffen, ohne die Kollegen zu informieren»: Streitbare Aussagen sind an mehreren Stellen im «Weltwoche»-Interview zu finden.
«Den Entscheid hat Didier Burkhalter getroffen, ohne die Kollegen zu informieren»: Streitbare Aussagen sind an mehreren Stellen im «Weltwoche»-Interview zu finden.
Bild: Keystone

Gute TEAMKOMMUNIKATION heisst: WAESCHE INTERN WASCHEN!

NACHLESE 20 Min:
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Suchergebnisse

  1. Maurers Frontalangriff: «Das ist ein gravierender Patzer»

    20 Minuten Online-vor 1 Stunde
    Ueli Maurer hat sich bei seinen Bundesratskollegen für seinen Frontalangriff entschuldigt. Laut Kommunikationsexperte Marcus Knill hat er ...
  2. «Das ist ein gravierender Patzer»

    20 Minuten Online-vor 4 Stunden
    Ueli Maurer hat sich bei seinen Bundesratskollegen für seinen Frontalangriff entschuldigt. Laut Kommunikationsexperte Marcus Knill hat er ...


Das gab es in Bern noch nie: Ueli Maurer hat in einem Interview seinen Kollegen Didier Burkhalter frontal attackiert. Jetzt hat er sich öffentlich entschuldigt. 
NACHLESE:

TAGI VERMUTET SCHLITZOHRAKTION:

Doch wenn die Aussagen in der «Weltwoche» ein Ausrutscher sind: Wieso passiert einem Politprofi wie Maurer so etwas? Das Interview zwischen Maurer und den «Weltwoche»-Journalisten war ein Gespräch unter Gleichgesinnten, sozusagen unter rechtsbürgerlichen Freunden. In dieser Atmosphäre war Maurer möglicherweise weniger achtsam als üblich. Das Interview fand am Dienstag relativ spontan statt. Weil der Redaktionsschluss nahte, blieb für Gegenlesen und Korrekturen wenig Zeit.
Eine Schlitzohraktion?
Hat Maurer das Gespräch eventuell bewusst so terminiert und damit seine Kommunikationsleute ausgetrickst? In dieser Lesart der Interviewpanne wäre der VBS-Chef das Schlitzohr, das er in anderen Fällen auch schon war. Die Aktion wäre demnach wie folgt geplant gewesen: Maurer will einen Paukenschlag zur Neutralität platzieren. Weil die «Weltwoche» eine vergleichsweise kleine Leserschaft hat, wird dafür gesorgt, dass die ganze Schweiz davon erfährt. So macht Maurer bei der SVP-Kundschaft für sich selber und gleich noch für die «Weltwoche» Werbung. Maximale Resonanz mit wenig Aufwand. Weil gleichzeitig die Regierungsarbeit weitergehen soll, entschuldigt er sich beim Bundespräsidenten auf Vorrat, also schon vor der Publikation. Und spielt den Reumütigen, ohne Reue zu empfinden.
 

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