Franz Fischlin moderiert den Medien Club
Mein Fazit:
Eine Sendung, die im Fernsehen gefehlt hat.
Medien werden als 4. Gewalt im Staat bezeichnet.
Die Frage beschäftigt mich immer wieder:
"Wer kritisiert die Kritiker".
MEDIEN CLUB darf nicht gestrichen werden.
Ueber die Auswahl der Teilnehmer könnte diskutiert werden.
Bei dieser Sendung ist eine deutliche Angst der Journalisten zu verspüren, dass die Bürger mit ihren Online- Kommentaren den Machern das Wasser abgraben könnten.
Mit Filtern, Maulkörben und Zensur muss vorsichtig umgegangen werden.
Franz Fischlin ist ein hervorragender Moderator und
zeichnet sich durch grosse Selbstkritikfähigkeit aus.
"Ein Signal, dass wir kritisch sind mit unseren Produkten"
Moderator Franz Fischlin spricht im Interview (PERSOENLICH)
vor der Sendung über seinen ersten "Medienclub".
Neues
Konzept, moderneres Studio und vier anstatt sechs Gäste: Heute Abend
zeigt SRF erstmals den neuen "Medienclub". Moderiert wird er von
SRF-Aushängeschild Franz Fischlin. Im Interview mit persoenlich.com
spricht der 52-Jährige über die neue Ausrichtung des Formats und sagt,
weshalb die Sendung auch für das grosse Publikum interessant ist. Zudem
erklärt er seinen Sondereffort für das Thema Medien.
Herr Fischlin, am Abend moderieren Sie den ersten "Medienclub“. Was ist anders als beim bisherigen Format?
Im
“Club” sind bisher immer wieder Medienthemen aktuell diskutiert worden.
Der neue “Medienclub” soll nun als eigenes Gefäss institutionalisiert
werden - mit eigenem Studio und vier anstatt sechs Gästen. Hier wollen
wir mit der Premiere einen Pflock einschlagen. Danach soll die Sendung
vier bis sechs Mal im Jahr ausgestrahlt werden.
Die bisherigen "Medienclub"-Sendungen wurden von Karin Frei oder Mona Vetsch moderiert. Weshalb sitzen nun Sie in der Runde?
SRF
will den "Medienclub" als eigenständiges Format betonen, dies auch mit
einem eigenen Moderator. Da ich mich - auch ausserhalb der SRG - stark
mit dem Thema Medien befasse und mich in verschiedenen Organisationen
engagiere, passt das gut. Ich freue mich auf die Diskussionen.
Beim Blick in die Expertenrunde fehlen zwei
Personen: "Schweiz am Sonntag“-Chefredaktor Patrik Müller und
MAZ-Studiengangleiterin Alexandra Stark, die früher ständige Gäste
waren. Weshalb sind die beiden nicht dabei?
Ich habe bloss
vier – und nicht mehr wie früher sechs - Plätze zu vergeben. Deshalb ist
es auch nicht möglich, fixe Gäste einzuladen. Dazu kommt, dass je nach
Thema, andere Gäste aus der Medienbranche gefragt sind.
Sie sind Jurypräsident des CNN-Journalistenpreises,
sitzen im Vorstand des Vereins Qualität im Journalismus und nun sorgen
Sie dafür, dass Medienkritik beim SRF wieder mehr Gewicht erhält.
Weshalb der Sondereffort?
Es ist ein bisschen wie im Sport.
Eine lange Zeit spielt man einfach mit und schaut, dass man seine
Leistung erbringt. Und dann plötzlich fragt man sich - und das ist wohl
durchaus eine Alterserscheinung - wo man steht. Was macht eigentlich die
Mannschaft und was der Sport generell? Ich liebe meinen Beruf, deshalb
lohnt sich der Blick über das eigene Gärtchen hinaus.
Ihre Gäste diskutieren am Dienstagabend darüber,
wie die Messbarkeit der Leserinteressen die Themensetzung in den
Redaktionen beeinflusst. Weshalb dieser Auftakt?
Es ist ein
aktuelles Thema, das in einer gewissen Weise auch die Zuschauer vor dem
TV einbezieht. Auch sie sind es, die klicken, teilen und kommentieren.
Es soll auch ein Signal fürs Publikum sein, dass wir Journalisten
kritisch sind mit unseren eigenen Produkten und Abläufen. In vielen
Newsrooms werden Geschichten wie Aktien gehandelt. Wenn sie nicht
angeklickt werden, dann fallen sie weg. Da stellt sich natürlich schon
die Frage, ob Storys nur noch nach quantitativen Kriterien beurteilt
werden. Und allein das Interesse des Publikums entscheidet.
Welche weiteren Themen sehen Sie für den "Medienclub"?
In
einem nächsten “Medienclub” würde ich gerne darüber sprechen, wie stark
sich Medien von Terrororganisationen wie Boko Haram oder dem IS
instrumentalisieren lassen. Ich denke da an Bilder und Videos, die
Medien zeigen, aber auch daran, wie wir den Krieg allgemein darstellen.
Auch eine Sendung über Service Public ist denkbar, wenn zum Beispiel das
Parlament darüber diskutiert. Inklusive Gäste von SRF oder der SRG, die
sich dann durchaus auch kritischen Fragen stellen müssen.
In den letzten Wochen diskutiert die Öffentlichkeit
stark über einzelne Sendeformate und die jeweiligen Zuschauerzahlen.
Machen Sie sich darüber für die neue Sendung Gedanken?
Ich
hoffe, dass die Quote nicht zu stark einbricht (lacht) und die Zahlen im
Rahmen des “Club”-Niveau von 15 bis 20 Prozent Marktanteil sein werden.
Aber zum Glück erwartet man von uns keine hohen Einschaltquoten, da
sich der "Medienclub" an ein Publikum richtet, das sich spezifisch für
Medienthemen interessiert.
Wann ist der erste "Medienclub" für Sie ein Erfolg?
Wenn
eine kontroverse Diskussion entsteht. Wohin geht der Journalismus?
Darüber muss gestritten werden und ich will das spüren. Zudem sollen
sich die Zuschauer, wenn sie am Tag darauf eine Zeitung aufschlagen oder
in ein Onlineportal klicken, an den einen oder anderen Satz vom
Vorabend erinnern.
Interview: Michèle Widmer,
Ohnmächtige Vierte Gewalt, wenn das Publikum die Medien dirigiert
Online Foren von Newsportalen und soziale Netzwerke wie
Twitter und Facebook sind zu mächtigen Werkzeugen der Kommunikation
geworden.
Dieser Goalie fängt jeden Ball: Pedro Lenz. Bild: srf
Der Moderator: Franz Fischlin. Mann der schönen
Susanne Wille, Vater mehrerer Kinder, «Tagesschau»-Sprecher. Aber was
macht er jetzt plötzlich? Oh! Er spricht Mundart! Komisch, nach all den
Jahren «Tagesschau»-Hochdeutsch. Sehr komisch. Wieso darf er hier nicht
auch Hochdeutsch sprechen? Egal, er lenkt und denkt mit, so umsichtig
und geschmeidig, als wäre er ein Eiskunstläufer zwischen
Eishockeyspielern. Bewundernswert. So möchte man moderieren können.
Um
den Rest zu beurteilen, bin ich leider die Falsche. Denn erstens sitzt
mein Chef am Tisch, zweitens redet mein Chef zwar spitzenmässig, aber
drittens habe ich all das schon mehrfach gehört. Nein, etwas kenn ich
nicht, nämlich, dass er die User-Kommentarspalten vom «Blick» mit einem
nicht mehr betreuten Provinzbahnhofs-WC vergleicht. Sehr schöner
Vergleich. Unsere Kommentarspalten sind dagegen parfümierte und geheizte
Wellness-WCs.
Dieser Boss gehört uns: Hansi Voigt. Bild: srf
Die Gegner meines Chefs sind: Monica Fahmy,
die schon bei sehr vielen Zeitungen war, unter anderem beim «Blick», und
jetzt fernab vom Journalismus für eine Wirtschaftsdetektei arbeitet.
Peter Röthlisberger, Co-Chefredaktor des «Blick»-Desk. Und Pedro Lenz.
DER Pedro Lenz, den man für restlos alles einsetzen kann, auch für einen
Medienschaffenden-Stammtisch im Fernsehen. Pedro Lenz ist super.
Aktuell ist er Kolumnist bei der WoZ. Früher war er mal Kolumnist beim
«Blick». Ich bin froh, dass mein Chef nie irgendwas beim «Blick» war.
Frage:
Schaffen es die Online-Medien, ihre User-Kommentare einigermassen im
Zaum zu halten? (Wichtige Frage, aber ganz ehrlich und grundsätzlich:
Wer ausser Journalisten schaut sich diese Sendung eigentlich an? Wie
viele Journalisten gibt es in der
Schweiz? Zehntausend? Zwanzigtausend? Das ergäbe aber keine gute Einschaltquote. Aber: Ich kann mich täuschen. Sowas von.)
Monica Fahmy fahndet jetzt nach Wirtschaftskriminellen. Bild: srf
Antwort
mein Chef: Ja, natürlich, man muss einfach früh genug selbst
kommentierend eingreifen, Erziehung, Erziehung, Erziehung, sonst geht
alles das Bahnhofs-WC runter. Antwort Pedro Lenz: Furchtbar sei das mit
diesen Kommentaren, an einem realen Stammtisch könne man den Seich vom
Tubel nebenan wenigstens nach zwei Minuten vergessen, aber online feiere
der Tubel halt seine Trophy. Er sage jungen Leuten immer: «Schtammtisch
isch wiene Tschätt, aber du muesch di nid ilogge.»
Und man müsse dem andern als Mensch begegnen, wenn man das nicht tue,
würde man sich Unmenschlichkeiten erlauben. Ahhh, der Pedro!
Peter Röthlisberger vom «Blick» blickt besorgt. Bild: srf
Der
Mann vom «Blick» erzählt von einem «Roboter» (mein Chef nennt das
«Arschlochsoftware»), der nach Stichworten dreissig Prozent der
Kommentare aussondert, und von übrig gebliebenen würden nochmals fünfzig
Prozent von echten Menschen als nicht zulässig befunden. Er erzählt von
einem Kleinen-Eisbären-Video, das alle Rekorde gebrochen habe. «Das
Iisbäreli», sagt Pedro Lenz versonnen, habe er auch zugespielt gekriegt,
aber wer würde denn überhaupt noch arbeiten, wenn alle nur
Iisbäreli-Videos schauten?
Fahmy und Röthlisberger
können dem Zuger-Sex-Skandal enorm viel abgewinnen. So im
Shakespearschen Sinne. Und wegen der «urmenschlichen Instinkte». Mein
Chef sagt, wenn mal so eine mediale Inszenierungslawine losgehe, gehen
die raren Stimmen der Vernunft unter. Er sagt noch viele derartige
Sachen, und das Fernsehen hat seine Fieberblase über der Oberlippe
geschickt überschminkt.
Franz Fischlin: So möchte man moderieren können. Bild: srf
Alles
in allem waren alle angenehm und reflektiert (obwohl ich dem «Blick» so
viel Reflektiertheit nicht abnehme), aber die Frage bleibt: Für wen
genau war diese Sendung? Oder fandet ihr, beste User der Schweiz, die
ihr das alles ganz gewiss ohne berufliche Vorbelastung geschaut habt,
das jetzt alles existenziell interessant?
Ich würd's
dem Herrn Fischlin und uns anderen Medienmenschen von Herzen wünschen.
Damit wir das zäh an unserem Selbstbewusstsein nagende «Du bisch nid
relevant» für eine Weile vergessen und uns unbeschwert den wirklich
relevanten Geschichten zuwenden könnten.
Typisch für Blick:
FISCHLINS BRILLE IST FUER BLICK DAS HAUPTTHEMA:
SRF-Star Franz FischlinNeue Sendung - neue Brille