Freitag, 13. November 2015

Europa merkt allmählich: Die Aufnahmekapazität hat Grenzen

Europa erkennt heute - wie  die Schweiz: Nicht alle, die auf ein besseres Leben hoffen, können aufgenommen werden:

  • 200'000 Neuankömmlinge in einem Jahr: Stockholm ziehe die Notbremse, sagt SRF-Nordeuropa-Mitarbeiter Bruno Kaufmann.
    BLICK:

    Wegen Familiennachzug 

    Kommen 10 Mio Flüchtlinge nach Deutschland?

    Europa muss eine nie da gewesene Flüchtlingswelle aus Syrien und anderen Krisenländern bewältigen. Alle Informationen zum Thema finden Sie in unserem Ticker.


    BILD:


      1. Bundespolizei: Rund 47.000 neue Flüchtlinge in sechs Tagen




    • Flüchtlingskrise: Länder wollen Grenzen schließen: Wird Europa jetzt zur Festung?

MEDIEN-CLUB

Franz Fischlin moderiert den Medien Club

Mein Fazit:

Eine Sendung, die im Fernsehen gefehlt hat.

Medien werden als 4. Gewalt im Staat bezeichnet.

Die Frage beschäftigt mich immer wieder:

"Wer kritisiert die Kritiker".

MEDIEN CLUB darf nicht gestrichen werden.

Ueber die Auswahl der Teilnehmer könnte diskutiert werden.

Bei dieser Sendung ist eine deutliche Angst der Journalisten zu verspüren, dass die Bürger mit ihren Online- Kommentaren den Machern das Wasser abgraben könnten. 

Mit Filtern, Maulkörben und Zensur muss vorsichtig umgegangen werden.

Franz Fischlin ist ein hervorragender Moderator und 

zeichnet sich durch grosse Selbstkritikfähigkeit aus.

 


"Ein Signal, dass wir kritisch sind mit unseren Produkten"

Moderator Franz Fischlin spricht im Interview (PERSOENLICH)
vor der Sendung über seinen ersten "Medienclub".
Neues Konzept, moderneres Studio und vier anstatt sechs Gäste: Heute Abend zeigt SRF erstmals den neuen "Medienclub". Moderiert wird er von SRF-Aushängeschild Franz Fischlin. Im Interview mit persoenlich.com spricht der 52-Jährige über die neue Ausrichtung des Formats und sagt, weshalb die Sendung auch für das grosse Publikum interessant ist. Zudem erklärt er seinen Sondereffort für das Thema Medien.
Herr Fischlin, am Abend moderieren Sie den ersten "Medienclub“. Was ist anders als beim bisherigen Format?
Im “Club” sind bisher immer wieder Medienthemen aktuell diskutiert worden. Der neue “Medienclub” soll nun als eigenes Gefäss institutionalisiert werden - mit eigenem Studio und vier anstatt sechs Gästen. Hier wollen wir mit der Premiere einen Pflock einschlagen. Danach soll die Sendung vier bis sechs Mal im Jahr ausgestrahlt werden.
Die bisherigen "Medienclub"-Sendungen wurden von Karin Frei oder Mona Vetsch moderiert. Weshalb sitzen nun Sie in der Runde?
SRF will den "Medienclub" als eigenständiges Format betonen, dies auch mit einem eigenen Moderator. Da ich mich - auch ausserhalb der SRG - stark mit dem Thema Medien befasse und mich in verschiedenen Organisationen engagiere, passt das gut. Ich freue mich auf die Diskussionen.
Beim Blick in die Expertenrunde fehlen zwei Personen: "Schweiz am Sonntag“-Chefredaktor Patrik Müller und MAZ-Studiengangleiterin Alexandra Stark, die früher ständige Gäste waren. Weshalb sind die beiden nicht dabei?
Ich habe bloss vier – und nicht mehr wie früher sechs - Plätze zu vergeben. Deshalb ist es auch nicht möglich, fixe Gäste einzuladen. Dazu kommt, dass je nach Thema, andere Gäste aus der Medienbranche gefragt sind.
Sie sind Jurypräsident des CNN-Journalistenpreises, sitzen im Vorstand des Vereins Qualität im Journalismus und nun sorgen Sie dafür, dass Medienkritik beim SRF wieder mehr Gewicht erhält. Weshalb der Sondereffort?
Es ist ein bisschen wie im Sport. Eine lange Zeit spielt man einfach mit und schaut, dass man seine Leistung erbringt. Und dann plötzlich fragt man sich - und das ist wohl durchaus eine Alterserscheinung - wo man steht. Was macht eigentlich die Mannschaft und was der Sport generell? Ich liebe meinen Beruf, deshalb lohnt sich der Blick über das eigene Gärtchen hinaus.
Ihre Gäste diskutieren am Dienstagabend darüber, wie die Messbarkeit der Leserinteressen die Themensetzung in den Redaktionen beeinflusst. Weshalb dieser Auftakt?
Es ist ein aktuelles Thema, das in einer gewissen Weise auch die Zuschauer vor dem TV einbezieht. Auch sie sind es, die klicken, teilen und kommentieren. Es soll auch ein Signal fürs Publikum sein, dass wir Journalisten kritisch sind mit unseren eigenen Produkten und Abläufen. In vielen Newsrooms werden Geschichten wie Aktien gehandelt. Wenn sie nicht angeklickt werden, dann fallen sie weg. Da stellt sich natürlich schon die Frage, ob Storys nur noch nach quantitativen Kriterien beurteilt werden. Und allein das Interesse des Publikums entscheidet.
Welche weiteren Themen sehen Sie für den "Medienclub"?
In einem nächsten “Medienclub” würde ich gerne darüber sprechen, wie stark sich Medien von Terrororganisationen wie Boko Haram oder dem IS instrumentalisieren lassen. Ich denke da an Bilder und Videos, die Medien zeigen, aber auch daran, wie wir den Krieg allgemein darstellen. Auch eine Sendung über Service Public ist denkbar, wenn zum Beispiel das Parlament darüber diskutiert. Inklusive Gäste von SRF oder der SRG, die sich dann durchaus auch kritischen Fragen stellen müssen.
In den letzten Wochen diskutiert die Öffentlichkeit stark über einzelne Sendeformate und die jeweiligen Zuschauerzahlen. Machen Sie sich darüber für die neue Sendung Gedanken?
Ich hoffe, dass die Quote nicht zu stark einbricht (lacht) und die Zahlen im Rahmen des “Club”-Niveau von 15 bis 20 Prozent Marktanteil sein werden. Aber zum Glück erwartet man von uns keine hohen Einschaltquoten, da sich der "Medienclub" an ein Publikum richtet, das sich spezifisch für Medienthemen interessiert. 
Wann ist der erste "Medienclub" für Sie ein Erfolg?
Wenn eine kontroverse Diskussion entsteht. Wohin geht der Journalismus? Darüber muss gestritten werden und ich will das spüren. Zudem sollen sich die Zuschauer, wenn sie am Tag darauf eine Zeitung aufschlagen oder in ein Onlineportal klicken, an den einen oder anderen Satz vom Vorabend erinnern.
Interview: Michèle Widmer,

 

 

Ohnmächtige Vierte Gewalt, wenn das Publikum die Medien dirigiert


Ohnmächtige Vierte Gewalt, wenn das Publikum die Medien dirigiert
Online Foren von Newsportalen und soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook sind zu mächtigen Werkzeugen der Kommunikation geworden.



Dieser Goalie fängt jeden Ball: Pedro Lenz. Bild: srf

Der Moderator: Franz Fischlin. Mann der schönen Susanne Wille, Vater mehrerer Kinder, «Tagesschau»-Sprecher. Aber was macht er jetzt plötzlich? Oh! Er spricht Mundart! Komisch, nach all den Jahren «Tagesschau»-Hochdeutsch. Sehr komisch. Wieso darf er hier nicht auch Hochdeutsch sprechen? Egal, er lenkt und denkt mit, so umsichtig und geschmeidig, als wäre er ein Eiskunstläufer zwischen Eishockeyspielern. Bewundernswert. So möchte man moderieren können.
Um den Rest zu beurteilen, bin ich leider die Falsche. Denn erstens sitzt mein Chef am Tisch, zweitens redet mein Chef zwar spitzenmässig, aber drittens habe ich all das schon mehrfach gehört. Nein, etwas kenn ich nicht, nämlich, dass er die User-Kommentarspalten vom «Blick» mit einem nicht mehr betreuten Provinzbahnhofs-WC vergleicht. Sehr schöner Vergleich. Unsere Kommentarspalten sind dagegen parfümierte und geheizte Wellness-WCs.

Dieser Boss gehört uns: Hansi Voigt. Bild: srf
Die Gegner meines Chefs sind: Monica Fahmy, die schon bei sehr vielen Zeitungen war, unter anderem beim «Blick», und jetzt fernab vom Journalismus für eine Wirtschaftsdetektei arbeitet. Peter Röthlisberger, Co-Chefredaktor des «Blick»-Desk. Und Pedro Lenz. DER Pedro Lenz, den man für restlos alles einsetzen kann, auch für einen Medienschaffenden-Stammtisch im Fernsehen. Pedro Lenz ist super. Aktuell ist er Kolumnist bei der WoZ. Früher war er mal Kolumnist beim «Blick». Ich bin froh, dass mein Chef nie irgendwas beim «Blick» war. 
Frage: Schaffen es die Online-Medien, ihre User-Kommentare einigermassen im Zaum zu halten? (Wichtige Frage, aber ganz ehrlich und grundsätzlich: Wer ausser Journalisten schaut sich diese Sendung eigentlich an? Wie viele Journalisten gibt es in der Schweiz? Zehntausend? Zwanzigtausend? Das ergäbe aber keine gute Einschaltquote. Aber: Ich kann mich täuschen. Sowas von.)

Monica Fahmy fahndet jetzt nach Wirtschaftskriminellen. Bild: srf
Antwort mein Chef: Ja, natürlich, man muss einfach früh genug selbst kommentierend eingreifen, Erziehung, Erziehung, Erziehung, sonst geht alles das Bahnhofs-WC runter. Antwort Pedro Lenz: Furchtbar sei das mit diesen Kommentaren, an einem realen Stammtisch könne man den Seich vom Tubel nebenan wenigstens nach zwei Minuten vergessen, aber online feiere der Tubel halt seine Trophy. Er sage jungen Leuten immer: «Schtammtisch isch wiene Tschätt, aber du muesch di nid ilogge.» Und man müsse dem andern als Mensch begegnen, wenn man das nicht tue, würde man sich Unmenschlichkeiten erlauben. Ahhh, der Pedro!

Peter Röthlisberger vom «Blick» blickt besorgt. Bild: srf
Der Mann vom «Blick» erzählt von einem «Roboter» (mein Chef nennt das «Arschlochsoftware»), der nach Stichworten dreissig Prozent der Kommentare aussondert, und von übrig gebliebenen würden nochmals fünfzig Prozent von echten Menschen als nicht zulässig befunden. Er erzählt von einem Kleinen-Eisbären-Video, das alle Rekorde gebrochen habe. «Das Iisbäreli», sagt Pedro Lenz versonnen, habe er auch zugespielt gekriegt, aber wer würde denn überhaupt noch arbeiten, wenn alle nur Iisbäreli-Videos schauten?
Fahmy und Röthlisberger können dem Zuger-Sex-Skandal enorm viel abgewinnen. So im Shakespearschen Sinne. Und wegen der «urmenschlichen Instinkte». Mein Chef sagt, wenn mal so eine mediale Inszenierungslawine losgehe, gehen die raren Stimmen der Vernunft unter. Er sagt noch viele derartige Sachen, und das Fernsehen hat seine Fieberblase über der Oberlippe geschickt überschminkt.

Franz Fischlin: So möchte man moderieren können. Bild: srf
Alles in allem waren alle angenehm und reflektiert (obwohl ich dem «Blick» so viel Reflektiertheit nicht abnehme), aber die Frage bleibt: Für wen genau war diese Sendung? Oder fandet ihr, beste User der Schweiz, die ihr das alles ganz gewiss ohne berufliche Vorbelastung geschaut habt, das jetzt alles existenziell interessant?
Ich würd's dem Herrn Fischlin und uns anderen Medienmenschen von Herzen wünschen. Damit wir das zäh an unserem Selbstbewusstsein nagende «Du bisch nid relevant» für eine Weile vergessen und uns unbeschwert den wirklich relevanten Geschichten zuwenden könnten.

Typisch für Blick:
FISCHLINS BRILLE IST FUER BLICK DAS HAUPTTHEMA:

SRF-Star Franz FischlinNeue Sendung - neue Brille

Bildrhetorik

Flüchtlingsströme und die Analogie mit einer Lawine

Journalisten diskutieren immer wieder, welche Bilder im Zusammenhang mit den Asylanten verwendet werden dürfen und welche Bilder ein Tabu sind.
Obschon die Massen nach Europa strömen, wird 
die Verwendung von FLUT oder SCHWEMME abgelehnt.
Geschweige denn der FlüchtlingsTSUAMI.
Nun überrascht eine deutsche Politgrösse mit einem neuen Bild:

Drastische Worte wählt Wolfgang Schäuble zum Flüchtlingsansturm. Von einer «Lawine» spricht er – und fragt sich, ob diese erst gerade angebrochen ist.

Deutschland und Europa stehen vor grossen Herausforderungen: Wolfgang Schäuble (CDU).
Deutschland und Europa stehen vor grossen Herausforderungen
Wolfgang Schäuble (CDU).


Der Flüchtlingsstrom Richtung Mitteleuropa reisst nicht ab und die meisten Menschen wollen nach Deutschland. Dort herrscht zunehmend Ratlosigkeit, wie mit dem Zustrom umgegangen werden soll. In die lange Reihe der skeptisch Fragenden hat sich nun auch Finanzminister Wolfgang Schäuble gestellt. Der CDU-Politiker hat die Flüchtlingswelle mit einer Lawine verglichen.
Dabei treibt Schäuble vor allem die Frage um, «ob wir schon in dem Stadium sind, wo die Lawine im Tal unten angekommen ist, oder ob wir in dem Stadium im oberen Ende des Hanges sind.» Sollte man noch im oberen Teil sein, dann sei das eine ziemlich grosse Herausforderung, sagte er gegenüber dem «Spiegel». Eine so grosse Herausforderung, dass Deutschland sie nicht allein bewältigen könne.

KOMMENTAR: Finden Sie diesen Vergleich  fragwürdig?
Lawinen bergen Gefahren. Darf die Gefahr auf die Flüchtenden übertragen werden? Die Meinungen gehen auseinander. Schäuble wurde jedenfalls umgehend kritisiert.