Mittwoch, 11. Mai 2016

Aus PERSOENLICH-BLOG

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Phänomen Trump ohne Ende?

Marcus Knill

Niemand hätte es für möglich gehalten, dass sich ein Aussenseiter bei den Kandidatenkür für die amerikanischen Präsidentschaftswahlen so lange im Rennen halten kann. Trump wurde von allen Seiten lächerlich gemacht, nicht zuletzt wegen seinem Äusseren wurde er für die Medien zur Juxfigur - höchstens mit einem gewissem Unterhaltungswert.
Er galt als eine Person, die sich selbst gewaltig überschätzt und nicht ernst genommen werden darf. Niemand glaubte ernsthaft, dass Trump republikanischer Präsidentschaftskandidat werden könnte. Nun ist es aber so gekommen, wie es niemand zu prognostizieren wagte. Trump siegte und siegte und blieb im Rennen. Er wird mit grösster Sicherheit gegen Hillary Clinton um das wichtigste Amt der Welt kämpfen. Nicht nur für die Öffentlichkeit ist dies eine unerhörte Überraschung.
Als Witzfigur ging er ins Rennen und wird nun wohl einen überraschenden Etappensieg feiern können. Ich hatte diese Woche mit einem Bürger in Boston telefoniert, der es lange für unmöglich gehalten hätte, dass ein Aussenseiter jemals so weit kommen könnte. Angesprochen auf den Entscheid - wer wohl am Schluss gewählt werde: Hillary Clinton oder Ronald Trump? - sagte er mir: Alle Politologen seien sich einig: Hillary gewinne am Schluss das Rennen, es sei denn, sie mache noch einen gravierenden Fehler oder man entdecke bei ihr noch im letzten Moment eine Leiche im Keller.
Trotz dieser Sicherheit habe er aber ein ungutes Gefühl. Die kommene Wahl sei eine unberechenbare Sache. So wie Trump bislang alle überrascht habe, sei es nicht auszuschliessen, dass die Stimmberechtigten am Schluss aus unerfindlichen Gründen Trump doch noch wählen könnten. Denn die Marke Trump sei möglicherweise auch noch im Endspurt für eine Überraschung gut genug.
Psychologen versuchen schon heute das Phänomen Trump zu analysieren. Einige sind der Meinung, die Bevölkerung habe genug von der extremen «political correctness» oder vom unglaubwürdigen Establishment. Die Angst vor Überfremdung und Arbeitlosigkeit, gepaart mit der Hoffnung, es müsse jetzt unbedingt ein frischer, neuer Wind wehen, könnte am Ende zu einer unerwarteten und bösen Überraschung führen.
Persönlich kann ich mir zwar kaum vorstellen, dass die Amerikaner Donald Trump zum Präsidenten wählen werden. Doch das ist unsere europäische Sicht. Die Bedenken des Kommentators aus Boston geben zu denken.

Politberater Rickenbacher meint:

Die Gegner sollten die Service-public-Initiative ernst nehmen. Die Befürworter zielten auf die Emotionen der Stimmbürger.





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Politberater Iwan Rickenbacher kommentiert die Tamedia-Umfrage. Zur Initiative «Pro Service public» sagt er: «Sie ist ohne Zweifel sehr geschickt formuliert. Wer ist schon nicht für den Service public?»

Aus 20 Min:


Die Initiative «Pro Service public» ist auf Kurs: Laut der zweiten Welle der Tamedia-Abstimmungsumfrage wollen 59 Prozent Ja stimmen, nur 30 Prozent sind dagegen. Warum kommt das Begehren so gut an? 
 
Die Initiative ist ohne Zweifel sehr geschickt formuliert. Wer ist schon nicht für den Service public? Die Befürworter verstehen es, den Abstimmungskampf auf der emotionalen Ebene zu führen und die Gefühle der Konsumenten anzusprechen. Jeder Einzelne hat sich schon über einen verspäteten Zug oder hohe Gebühren genervt. Dagegen argumentieren die Gegner auf der rationalen Ebene mit abstrakten Begriffen wie der Investitionssicherheit.


Wie könnten die Gegner denn punkten?
 
Vielleicht müssten sie stärker darauf hinweisen, wo der Service public in den letzten Jahren verbessert wurde. Beispielsweise hat man mittlerweile auch im hintersten Bergdorf Handyempfang. Sie müssten auch aufzeigen, dass ein Ja zur Initiative aus ihrer Sicht grosse Unsicherheit bringt. Was bedeutet es, wenn Firmen nicht mehr nach Gewinn streben dürfen?


Initiant Peter Salvisberg sagt, er sei beim Service public näher beim Volk als die Politiker. Hat er recht?
 
Die Abstimmung wird zeigen, ob es diese Kluft wirklich gibt. Tatsächlich greifen Volksinitiativen oft Themen auf, welche die Politik nicht anpackt und ein Stück weit auch unterschätzt. Bis zum Abstimmungstermin wird aber noch einiges passieren. Klar ist: Wenn die Gegner die Abstimmung noch drehen wollen, müssen sie jetzt in die Hose steigen. 


Müssten die CEOs von Post, SBB und Swisscom nun nicht klar Stellung beziehen? Man hat sie bisher nicht gehört.
 
Nein. Das ist Aufgabe der Gewerkschaften und Parteien, die sich unisono gegen die Initiative ausgesprochen haben. Sie haben sich wohl in falscher Sicherheit gewiegt, nachdem in den eidgenössischen Räten kein einziger Parlamentarier zustimmte und die Vorlage auch an den Delegiertenversammlungen der Parteien durchfiel.


Die Pro-Service-public-Initiative geniesst bei den SVP-Wählern (63% Ja) genauso wie bei den SP-Anhängern (57% Ja) Sympathien. Eine unheilige Allianz?
 
Ja, indem die Initiative die Saläre der Chefs der bundesnahen Betriebe beschneiden will, wird ein Reflex gegen die Elite bedient. Thomas Minder hat mit seiner Abzockerinitiative ein ganz ähnliches Spektrum von links bis rechts angesprochen – und so den Sieg davongetragen. An den Managerlöhnen hat sich freilich nichts geändert.


Kommen wir noch zur «Milchkuh»-Initiative, zu der 51 Prozent Ja sagen. Hat sie eine Chance?
 
Die Zustimmung zu Volksinitiativen nimmt in der Regel ab, je näher die Abstimmungstermin rückt. Die Million Menschen, die täglich den öffentlichen Verkehr nutzt, wird nicht mehr Geld für die Strasse sprechen. Die Initianten haben zudem gemeint, mit dem schillernden Begriff der «Milchkuh» einen Volltreffer gelandet zu haben. Er lässt sich aber von der Gegenseite leicht umkehren und gegen die Initianten wenden. Da ist die Pro-Service-public-Initiative weitaus geschickter formuliert.


NACHTRAG Tagi:

Die linke Angst vor «Pro Service public»

Managerlöhne senken, staatliche Grundversorgung stärken: Die Anliegen der Initiative passen auf den ersten Blick perfekt ins Programm der Linken. Trotzdem sind sie dagegen. 

KOMMENTAR:
Obschon alle die Initiative für den "Service Public" ablehnen, sehe ich doch eine Chance, dass es Peter Salvisberg gelingt, die Bevölkerung zu einem Ja zu bewegen.
Ich habe es bei uns in Uhwiesen gesehen. Trotz gegenteiliger Versprechen wurde die Post gestrichen. Im Volg können zwar Pakete aufgegeben werden, aber für Einzahlungen müssen wir nach Marthalen fahren. Jeder Einzelne ist betroffen und die Initianten spechen das Publikum emotional an. Die Gegner
haben die Wirkung des Initiativtextes unterschätzt.
Anderseits wäre es ein Wunder, wenn es zu einer Annahme käme. Alle Inititiativen haben es schwer. Gibt es doch immer einen Stock von mindestens 10 % Nein-Sagern. Es wird somit spannend. An der ARENA vom nächsten Freitag wird diese Thematik eingehend diskutiert.  Ich werde diese Debatte mitverfolgen.