Donnerstag, 29. Mai 2014

Nachlese des Jubiläums von PERSOENLICH



Heute werde ich ganz "persönlich"

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Roger Schawinski
Aus journalistischer Sicht sind Jahrestage, Geburtstage und Nachrufe oft genutzte, aber besonders einfallslose Anlässe, um sich einer Person, einer Institution oder einer Sache zu widmen, bei denen die Grundprinzipien der Wahrheitsfindung kommoderweise ohne jeden Skrupel über Bord geworfen werden dürfen. Diese Erkenntnis erleichtert mir die Aufgabe, sowohl "persönlich" als auch seinen langjährigen Chefredaktor, meinen Freund Matthias Ackeret, über den grünen Klee zu loben. Denn alles andere würde selbst von einem Kolumnisten, der sein Image als altgedienter Branchenkritiker verbissen zu verteidigen versucht, zu Recht als unziemlich empfunden.
Wenn ich meine Laudatio mit der Bemerkung beginne, dass sich wohl noch vor wenigen Jahren kein einziger Bewohner dieses Planeten hätte vorstellen können, dass das kleine Special-Interest-Produkt "persönlich" bessere Überlebenschancen hat als der alles überragende Branchengigant PubliGroupe, so ist dies wohl kein keimfreies Kompliment zum 50. Geburtstag. Es ist jedoch der Beleg dafür, dass über Jahrzehnte erworbene Marktmacht zum Mühlstein werden kann, wenn es nicht ausreicht, einen Grossdampfer auf einen etwas anderen Kurs zu bringen, sondern dass man ihn besser möglichst frühzeitig gegen windschlüpfrige Beiboote eintauschen sollte, die den neuen Fährnissen besser gewachsen sind.
Das alte Management-Diktum, dass es schwierig ist, eine Firma zu gründen, noch schwieriger, sie zu führen, dass es aber am allerschwierigsten ist, sie gut und zu einem optimalen Zeitpunkt zu verkaufen, hatte niemals mehr Berechtigung als in der heutigen Medienwelt. So löste der frühere "persönlich" Besitzer, der clevere Oliver Prange, beim Verkauf seiner randständigen Boutique an die übermächtige PubliGroupe wohl einen ähnlich hohen Preis, wie ihn die PubliGroupe beim Verhökern der einstigen Ertragsperle Publicitas nur wenige Jahre später kassierte.
Dass der einst in hektografierter Form verbreitete Branchendienst "persönlich" die Stürme der Zeit unbeschadet überstanden hat, ist vor allem aber dem Engagement und der "persönlich"keit von Matthias Ackeret zu verdanken. Der weitgehend unideologische Blocher-Apologet, der sein Faible für mächtige Männer beim dominierenden Politiker der letzten 30 Jahre ohne jegliche Scham auslebt und sich dem damit einhergehenden Spott vieler Branchenkollegen ungerührt und mit grosser Heiterkeit stellt, erwies sich für "persönlich" nicht als Pferdefuss, sondern als Beweis für die Candide’sche Unschuld seines Chefredaktors, dem jegliche berufsbedingte Boshaftigkeit abgeht. Auf diese Weise sicherte sich der sympathische, immer ansprechbare Matthias Ackeret bei einer grossen Zahl von Menschen eine Vertrauensbasis, die ihm viele Türen öffnet. Seine Fairness führte ihn nicht nur zu den hochkarätigsten, auch international bekannten Interviewpartnern, die sich mit Freude seinem kleinen Medium zur Verfügung stellen.
Mit seiner Frohnatur beweist er sich ebenfalls als erfolgreicher Inseratenverkäufer sowie als Förderer und Entdecker von journalistischen Talenten, die in seinem angstfreien Umfeld gedeihen können. Und wenn ich dies hier mit solch klaren Lobpreisungen formuliere, glaube ich, dass ich mich trotz Jubiläums-Brimborium kaum von einer Realität entfernt habe, über die ich auch vor einem gestrengen Gremium in diesem Sinne Zeugnis ablegen würde.
Also: viel Erfolg und viel Spass, Matthias! Und viel Glück für die Zukunft von "persönlich" und persoenlich.com, und dies für alle Beteiligten – inklusive des möglichen vierten Besitzers dieses bisher so liebevoll betreuten Kleinods. 

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