Eine richtige Kommunikation im Beruf unverzichtbar.
Welche Wörter Sie dabei weglassen sollten, wenn Sie in Ihrer Karriere
vorankommen wollen, erfahren Sie hier.
Wer sich zu häufig entschuldigt, der wirkt unsicher. Besonders
Frauen neigen dazu, sich öfters zu entschuldigen. Dabei ist nicht die
Rede von Entschuldigungen, wenn man wirklich Mist gebaut hat. Diese sind
angebracht und zeugen von Anstand.
Doch häufig entschuldigen sich Menschen für etwas, für das sie
sich gar nicht entschuldigen müssen. So auch vielfach im Voraus einer
Situation: «Sorry, dass ich dich störe …» zum Beispiel. Dadurch wird
eine gute Absicht heruntergezogen. Unnötige Entschuldigungen sollte man
besser aus seinem Wortschatz verbannen und nur darauf zurückgreifen,
wenn es eine Situation auch wirklich verlangt.
Müssen
Wer etwas tun «muss», der wirkt hektisch und vermittelt das
Bild, dass er unter Strom steht. Ausserdem wirkt das Modalverb
demotivierend. Besser ist es zu sagen, dass man etwas tun «möchte» oder
«wird». Das lässt den Sprecher nicht so klein wirken und zeugt von mehr
Motivation.
Aber
Hängt man hinter einen Satz einen zweiten an und beginnt diesen
mit «aber», dann hat der Zuhörer sofort alles Vorangehende vergessen.
Auch wenn das, was vorher gesagt wurde, positiv war, wirkt die ganze
Unterhaltung plötzlich negativ und der Fokus liegt auf den hinten
angehängten Einschränkungen.
Besser sollte man auf «noch» setzen. Wie beispielsweise in «Das
habe ich noch nicht erledigt.». Das vermittelt, dass bei mehr Zeit das
Gewünschte noch gemacht werden kann, es wird aber nicht komplett
eingeschränkt.
Egal
Auf «egal» sollte nie zurückgegriffen werden. Denn mit diesem
kurzen Wort raubt man sich das eigene Mitspracherecht. «Egal» dient
meist dafür, sich aus schwierigen Entscheidungsprozessen herauszuziehen.
Man sollte aber zu allem eine Meinung haben, nur das wirkt
selbstbewusst und überzeugend. Wenn man sich nicht sicher darüber ist,
was man von etwas hält, dann sollte man wenigstens eine gute Begründung
auf den Tisch legen. Sonst wird man von den wichtigen
Entscheidungsträgern im Büro nie wahrgenommen.
Versuchen
Wenn man etwas «versucht» zu tun, dann wirkt das unsicher.
Dieses Wort impliziert, dass man sich etwas nicht zutraut. Schluss
damit! Wenn man etwas versucht zu tun, dann tut man es auch. Also besser
auf «Ich mache das» als auf «Ich versuche das» setzen.
Irgendwann, vielleicht
«Irgendwann» oder «vielleicht» sind schwammige Begriffe und
deuten auf einen unbestimmten Zeitraum hin. Besser ist, darüber
nachzudenken, wann etwas erledigt werden kann: «Sobald ich das erledigt
habe, kann ich mit dem andere beginnen.» Man sollte immer genau
ausformulieren, was es zum Erreichen des Ziels braucht.
Gut, nett
Wer etwas «gut» oder «nett» findet, der wirkt, als ob er keine
eigene Meinung hat. Diese Wörter sind schwammig und können alles
mögliche bedeuten. Besser auf prägnantere Adjektive zurückgreifen, die
mehr über die Meinung des Sprechers preisgeben.
Halt, äh, tja
Verwendet ein Sprecher ununterbrochen Füllwörter, ist beim
Zuhörer die Konzentration schnell im Keller. Es wirkt, als nehme das
Gespräch kein Ende. Unsichere Wörter, wie «Halt», «äh» oder «tja»,
sollten daher besser nicht verwendet werden, weil so ellenlange
Schachtelsätze gebildet werden, die es dem Gegenüber nicht einfach
machen, gedanklich beim Gespräch zu bleiben. Quelle: VAYAMO
Der
ehemalige Radiomann Heinrich von Grünigen ist am Freitagabend
gestorben. Nach seiner Pensionierung als Programmleiter des damaligen
Schweizer Radios DRS 1 im Jahr 2001 hatte er verschiedene Ehrenämter
inne, etwas als Präsident von Terre des hommes.
Dessen
Ehefrau Verena Speck gab von Grünigens Tod am Sonntag auf Facebook
bekannt. Von Grünigen wurde 80 Jahre alt. Der Radiomacher und Journalist
war fast 40 Jahre beim Schweizer Radio und dort unter anderem Leiter
Unterhaltung und Moderation.
1984
übernahm er die Programmleitung von DRS 1. Daneben leitete er ein Jahr
vor der Pensionierung auch das Radiostudio Zürich. Er gilt als
Radiolegende und Urgestein beim Schweizer Radio. (Quelle SRF)
KOMMENTAR: Ich lernte Heinrich von Grünigen schon während seiner aktiven Zeit als Profijournalist kennen. Er war ein Naturtalent und verstand sein Metier à fond
Dominik Knill ist neuer Präsident der Offiziersgesellschaft
Die
Schweizerische Offiziersgesellschaft wählte am Samstag mit Oberst Dominik
Knill einen Thurgauer zum Nachfolger des abtretenden Stefan Holenstein.
Dominik Knill
Dominik Knill unterrichtet Verhandlungsführung und
Konfliktmanagement. An der ETH gibt er Kurse im MAS ETH MTEC und MBA ETH
SCM. Militärisch ist Dominik Knill als Ausbildungsoffizier am
Kompetenzzentrum für internationale Einsätze (Swissint) eingeteilt. Als
UNO Militärbeobachter stand er 1997 in Georgien im Einsatz und
vermittelte 2000 als Mediator für das EDA in Aceh Konflikt (Indonesien).
2007 absolvierte Dominik Knill den MAS ETH in Sicherheitspolitik und
Krisenmanagement und in 2017 startete er den MAS ETH in ‘Mediation in
Peace Processes’.
Er arbeitet seit mehr als 35 Jahren in der Sicherheitsindustrie, in über
20 Ländern. Als regionaler Verkaufsdirektor bei Safran-Vectronix ist er
für die Region Naher Osten und Nordafrika zuständig. Dominik Knill ist
verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. Motto: „In einer
Verhandlung bekommt man nicht, was einem zusteht, sondern was verhandelt
wurde“.
Der erste westliche Staat, der sich in der Neuzeit in Afghanistan engagierte, war das Britische Empire im 19. Jahrhundert. Dies in direkter Konkurrenz zum Russischen Reich.
Die Russen wollten ihr Herrschaftsgebiet bis zum Indischen Ozean
ausdehnen, um einen eisfreien Marinehafen zu errichten. Das bedrohte die
Herrschaft der Briten in Südasien.
Um seine Vormachtstellung im zentralasiatischen Raum abzusichern, unternahm das britische Empire ab 1839 einen ersten Versuch, Afghanistan zu erobern. Im Ersten Anglo-Afghanischen Krieg gelang es der gut ausgerüsteten Armee schnell, das Land einzunehmen. Doch bereits 1842 mussten sich die Briten nach einem Aufstand der Bevölkerung wieder aus Afghanistan zurückziehen
Mitte des 19. Jahrhunderts unterwarf das Russische Reich
weitere Gebiete in Zentralasien und gründete das Generalgouvernement
Turkestan in unmittelbarer Nachbarschaft zu Afghanistan. 1878 gewann
Russland mit der Einrichtung einer Gesandtschaft in Kabul an Einfluss in Afghanistan
Als Antwort auf die russischen Erfolge marschierte ein Heer aus Briten und Indern erneut in Afghanistan ein. Im Zweiten Anglo-Afghanischen Krieg (1878-1880)
gelang es dem Empire, das Land unter seine Kontrolle zu bringen, einen
Emir einzusetzen und in der Folge für 40 Jahre die afghanische
Aussenpolitik zu bestimmen.
Trotz des britischen Siegs wurde das Land immer wieder von Aufständen der Afghanen, die sich selber Paschtunen nennen, erschüttert. London beschloss darauf, das Land zu teilen. Die südöstlichen Gebiete wurden 1893 durch die Durand-Linie
von Afghanistan abgetrennt und Britisch-Indien zugeschlagen. Bis heute
bildet die Durand-Linie die nach wie vor umstrittene – und durchlässige –
Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan.
Die Durand-Linie wurde von den Briten bewusst durch paschtunisches Gebiet
gelegt. Die Folgen sind bis heute spürbar. Die militant-islamistischen
Taliban rekrutieren ihre Mitglieder hauptsächlich aus den Reihen der
Paschtunen, die heute rund 40 Prozent der Bevölkerung Afghanistans (15 Millionen Menschen) ausmachen. Der weitaus grössere Teil der Paschtunen (23 Millionen) lebt in Pakistan.
1919 führten afghanische Unabhängigkeitsbestrebungen zum Dritten Anglo-Afghanischen Krieg. Er endete im August 1919 im Frieden von Rawalpindi. Afghanistan erlangte darin seine Unabhängigkeit, musste aber die Durand-Linie anerkennen. Afghanistan wurde so zu einer Pufferzone zwischen den Einflusssphären Russlands und des Britischen Empires.
Nach der Unabhängigkeit gründete Amanullah Khan das Königreich Afghanistan. Er reformierte das Land und stärkte unter anderem die Rechte der Frauen (Ende der Burka-Tragepflicht) und führte die Schulpflicht für Mädchen ein.
Die Reformen Amanullah Khans stiessen bei vielen Stämmen und religiösen Führern auf Widerstand, was 1928 zum Afghanischen Bürgerkrieg führte. Aus den Kriegswirren ging 1933 der 19-jährige Mohammed Zahir Shah als neuer König
hervor. Er sollte bis 1973 herrschen. Zahir Schah führte im Zuge seiner
Herrschaft demokratische Wahlen, ein Zweikammerparlament, das
Frauenwahlrecht und Pressefreiheit ein.
Während und nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Afghanistan neutral. Es profitierte aber insofern vom Kalten Krieg, als
dass sowohl die USA als auch die Sowjetunion um die Gunst Kabuls
buhlten. Beide Staaten butterten in der Nachkriegszeit viel Geld in
Infrastrukturprojekte wie Autobahnen und Flughäfen
1973 wurde Zahir Shah während eines Italienaufenthalts in einem relativ unblutigen Staatsstreich durch seinen Cousin Mohammed Daoud Khan gestürzt. Khan rief die Republik aus und wurde erster Präsident Afghanistans.
Er genoss vorerst die Unterstützung der kommunistischen Partei DVP, die
er allerdings 1977 von der Regierung ausschloss. Zudem zog er den Zorn
Moskaus auf sich, da er ab 1975 eine auf Blockfreiheit ausgerichtete
Aussenpolitik verfolgte
1978 kam es zur Saurrevolution. Die DVP tötete Daoud Khan und übernahm die Macht. Damit endete eine fast fünfzigjährige Friedenszeit und begann der bis heute andauernde Konflikt um Afghanistan. Innerhalb der DVP setzte sich der paschtunische Flügel durch
Die vom neuen Präsidenten Hafizullah Amin verfolgten Reformpläneführten zu Aufständen in der Bevölkerung und zum Bruch mit der Sowjetunion, die eine Anlehnung Afghanistans an die USA fürchteten. Im Dezember 1979 marschierte die Sowjetarmee in Afghanistan ein und tötete Amin.
Die Sowjetunion setzte einen neuen Präsidenten
ein und hoffte, sich nach einigen Monaten wieder aus Afghanistan
zurückziehen zu können. Doch in der Bevölkerung formierte sich breiter Widerstand gegen die kommunistische Regierung von Moskaus Gnaden. Der militärische Widerstand wurde von islamistischen Guerillas, den Mujahedin
In der zehnjährigen Besatzungszeit gelang es der Sowjetunion nicht,
den Widerstand der Mujahedin zu brechen. In dieser Zeit starben rund
eine Million Afghanen, vier Millionen flüchteten nach Pakistan und in
den Iran. 1988 wurde schliesslich im Genfer Abkommen der Abzug der Sowjetarmee beschlossen.
Da die Mujahedin nicht am Genfer Abkommen beteiligt waren, brach 1989 der Bürgerkrieg
aus. Zuerst kämpften die Aufständischen gegen die weiterhin von Moskau
unterstütze Zentralregierung. Nach dem Fall Kabuls 1992 kam es zu
anhaltenden Machtkämpfen verschiedener Gruppen, wodurch die Hauptstadt zu grossen Teilen zerstört wurde und es erneut zu einer Flüchtlingskrise kam.
1994 begann sich im von Paschtunen bewohnten Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan die Talibanbewegung
zu formieren. Ihre Ideologie ist von einer sehr strengen Auslegung des
islamischen Rechts und dem Rechts- und Ehrenkodex der Paschtunen
geprägt. In der südafghanische Stadt Kandahar traten die Taliban 1994 erstmals in Erscheinung.
Ende 1994 leitete Verteidigungsminister Ahmad Shah Massoud einen Prozess der Aussöhnung ein, der zu demokratischen Wahlen führen sollte. Die Taliban lehnten aus Widerstand gegen eine demokratische Staatsform eine Teilnahme ab und belagerten in der Folge zwei Jahre lang Kabul, unterstützt von Saudiarabien und Pakistan.
Im September 1996 nahmen die Taliban Kabul ein und errichteten das «Islamische Emirat Afghanistan».
Massoud zog sich mit seinen Truppen in den Nordosten Afghanistans
zurück, von wo aus er den Widerstand gegen das Taliban-Regime leitete.
In den von ihnen kontrollierten Gebieten herrschten die Taliban strikt nach ihrer Auslegung der Scharia:
Männer mussten sich Bärte wachsen lassen, Frauen die Burka tragen. Die
Taliban verboten Fernsehen, Musik und Kino und lehnten den
Schulbesuch von Mädchen ab zehn Jahren ab. Zudem begingen sie systematische Massaker gegen die Zivilbevölkerung. Hunderttausende flohen in die von Massoud beherrschten Gebiete.
Die Taliban terrorisierten nicht nur die Bevölkerung, sie boten auch dem verbündeten Terrornetzwerk al-Qaida unter Osama Bin Laden einen sicheren Hafen. Am 9. September 2001 ermordeten zwei arabische Selbstmordattentäter Massoud. Der totale Triumph der Taliban schien nahe
Am 11. September 2001 verübten Mitglieder der al-Qaida in den USA mehrere Terroranschläge, denen rund 3000 Menschen zum Opfer fielen. Als Reaktion auf die Anschläge begann eine US-geführte Koalition am 7. Oktober die Operation Enduring Freedom mit dem Ziel, das Taliban-Regime zu stürzen und den Terrorfürsten Osama Bin Laden auszuschalten.
Die Koalition konnte das Talibanregime innert weniger Monate stürzen. Die Führung der Taliban floh nach Pakistan. Am 13. Juni 2002 bestimmte eine Grosse Ratsversammlung (Loja Dshirga) Hamid Karsai zum Präsidenten Afghanistans. (Bild: Hamid Karsai mit dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush.)
Im Januar 2004 trat die neue Verfassung in Kraft. Afghanistan wurde zur Islamischen Republik. In der ersten Präsidentenwahl in der Geschichte Afghanistans wurde Karsai
im Amt bestätigt. Während in den folgenden Jahren besonders die USA die
afghanischen Sicherheitskräfte und Regierungstruppen ausbildeten und ausrüsteten, kam es immer wieder zu Anschlägen auf Staatseinrichtungen und ausländische Truppen durch die Taliban.
Der Terrorfürst Osama Bin Laden wurde am 2. Mai 2011 während einer geheimen Operation von US-Spezialkräften im pakistanischen Abbottabad getötet.
Am 29. Februar 2020 unterzeichneten die USA unter Präsident Donald Trump mit den Taliban in Doha, Katar, ein Abkommen,
das einen schrittweisen Abzug der Nato-Streitkräfte vorsah. Im Gegenzug
versicherten die Taliban, dass von Afghanistan keine Terrorgefahr mehr
ausgehe.
Der offizielle Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan begann am 1. Mai 2021.
US-Präsident Joe Biden wollte den Abzug bis zum 11. September 2021, dem
20. Jahrestag der Terroranschläge auf New York und Washington,
abgeschlossen haben. Damit trug er der Kriegsmüdigkeit weiter Teile der
US-Bevölkerung Rechnung.
Im August 2021eroberten die Taliban mit einer von den westlichen Regierungen vollkommen unterschätzten Geschwindigkeit eine Provinzhauptstadt nach der anderen. Tausende Menschen flohen in die vermeintliche Sicherheit der Hauptstadt Kabul.
Am 15. August fiel Kabul an die Taliban, nachdem Präsident Ashraf Ghani das Land verlassen hatte. Die Radikalislamisten besetzten den Präsidentenpalast und brachten innert Stunden praktisch alle wichtigen staatlichen Einrichtungen unter ihre Kontrolle.
Nach dem Einmarsch der Taliban spielten sich am Flughafen Kabulerschütternde Szenen
ab. Einheimische und Ausländer versuchten verzweifelt, noch ein
Flugzeug zu erwischen, um vor den Taliban und ihrer zu erwartenden
Schreckensherrschaft zu fliehen. Mehrere Menschen starben, darunter mindestens drei, die sich an eine US-Militärmaschine klammerten und nach dem Start aus grosser Höhe herunterfielen
Der erste westliche Staat, der sich in der Neuzeit in Afghanistan engagierte, war das Britische Empire im 19. Jahrhundert. Dies in direkter Konkurrenz zum Russischen Reich. Die Russen wollten ihr Herrschaftsgebiet bis zum Indischen Ozean ausdehnen, um einen eisfreien Marinehafen zu errichten. Das bedrohte die Herrschaft der Briten in Südasien.
Um seine Vormachtstellung im zentralasiatischen Raum abzusichern, unternahm das britische Empire ab 1839 einen ersten Versuch, Afghanistan zu erobern. Im Ersten Anglo-Afghanischen Krieg gelang es der gut ausgerüsteten Armee schnell, das Land einzunehmen. Doch bereits 1842 mussten sich die Briten nach einem Aufstand der Bevölkerung wieder aus Afghanistan zurückziehen
Mitte des 19. Jahrhunderts unterwarf das Russische Reich
weitere Gebiete in Zentralasien und gründete das Generalgouvernement
Turkestan in unmittelbarer Nachbarschaft zu Afghanistan. 1878 gewann
Russland mit der Einrichtung einer Gesandtschaft in Kabul an Einfluss in Afghanistan
Als Antwort auf die russischen Erfolge marschierte ein Heer aus Briten und Indern erneut in Afghanistan ein. Im Zweiten Anglo-Afghanischen Krieg (1878-1880)
gelang es dem Empire, das Land unter seine Kontrolle zu bringen, einen
Emir einzusetzen und in der Folge für 40 Jahre die afghanische
Aussenpolitik zu bestimmen.
Artikel von: Philip Fabian und Georg Altrogge veröffentlicht am
Das Zweite Deutsche Fernsehen achtet auf „diskriminierungsfreie“ Sprache – selbst bei frauenfeindlichen Steinzeit-Islamisten.
Afghanistan
wird von den Taliban überrollt – jener ultraradikalen islamistischen
Bewegung, die Frauen zutiefst verachtet, sie unter die Burka zwingt und
für kleinste Vergehen gegen ihre perversen Vorschriften mit brutalsten
Methoden bis hin zur Steinigung bestraft.
Trotzdem benutzt
das ZDF den Genderstern, wenn es von den Taliban berichtet. Während der
Zuschauer in einem am Dienstag (17. August) auf Instagram geposteten Video
einen schwer bewaffneten, bärtigen Islamisten-Kämpfer mittleren Alters
sieht, erklärt ein eingeblendeter Text: „Die Islamist*innen ziehen in
immer mehr afghanische Städte ein“.
Bizarr:
Offenbar geht die Redaktion nicht nur davon aus, dass Frauen und auch
Transgender an der Seite der brutalen Steinzeit-Islamisten mitkämpfen
– was bislang nicht bekannt ist und als extrem unwahrscheinlich gilt.
Sie achtet auch peinlich genau darauf, sie dennoch explizit zu
inkludieren.
Das Trio wurde 1967 gegründet. Es bestand aus dem Kaufmann und Immobilientreuhänder Guido Eugster (1936–2021), dem Klavierstimmer Alex Eugster (* 1937) und ...
Ackeret in seinem Büro. Hinter ihm ein Bild des Fotografen Alberto
Venzago, dem er seinen neuen Roman gewidmet hat. Foto: Robin Kohler.
Es
wird gespottet, er sei Blochers Stichwortgeber, dabei ist Matthias
Ackeret der vielleicht unterschätzteste Journalist der Schweiz. Und eine
Kunstfigur aus einer Zeit, die gerade verblasst.
Matthias
Ackeret ist seine eigene Karikatur. Die silbrige Mähne, die schwarzen
Brauen, das flattrige Hemd, das permanent raus will aus dem Hosenbund.
Er zelebriert das. «Meine Welt ist schwarz-weiss», sagt er und lacht.
Alle mögen Ackeret, von Christoph Blocher über Martin Walser bis zu Jean
Ziegler. Er ist sowas wie der gemeinsame Nenner. Er hat sich immer ein
schrilles Leben gewünscht – und es auch bekommen. Sein Adressbuch liest
sich wie ein Inhaltsverzeichnis der Schweizer Illustrierten,
doch der Luftibus ist seit Jahren auch ein ernsthafter Unternehmer.
Jetzt geht er gegen die 60 zu und hat seinen fünften Roman
veröffentlicht. Zeit, sich dem Unfassbaren anzunähern; in einer
Rückschau – rasend wie seine Reportagen.
*
Seinen ersten Artikel schrieb Matthias Ackeret für die Schaffhauser AZ.
Im Dezember 1981 platzte die Ballonhalle der Kantonsschule und begrub
um ein Haar ein paar Handballer. Matthias war Kantischüler und somit als
erster vor Ort. Das «Vor-Ort-sein» sollte ihn prägen. Wenn irgendwo
etwas los war, ging er hin. Nach Berlin etwa, als 1989 die Mauer fiel,
1995 nach Hong-kong bei der Übergabe an China. Er war bei Trumps
Wahlfeier, ohne angemeldet zu sein. Er ging einfach zu Trumps Hotel in
New York, bestellte etwas zu trinken und ging nicht mehr hinaus. Die
übrige Journaille sass währenddessen mit abgesägten Hosen in Washington.
Erstaunlich oft klappt, was Ackeret sich vornimmt.
*
Da
ist etwa die Geschichte mit Gorbatschow. Als der sowjetische
Generalsekretär auf Staatsbesuch in Bern war, musste Ackeret natürlich
hin. Sein Kumpel, Bundesrat Adolf Ogi, machte es möglich. Beim
Staatsempfang stellte sich Ackeret geschickt neben Gorbatschow und
veranlasste, dass man ihn dabei fotografiert. Kurze Zeit später wurde er
als Bundeshauskorrespondent zum Sender S Plus des Schweizer Fernsehens geholt. Man meinte da, Ackeret sei «ein Freund von Gorbatschow».
*
Am
besten illustriert seine Methode aber vielleicht die Episode mit dem
Schriftsteller Martin Walser. Zusammen mit seinem Freund Manfred
Klemann, den er bei Radio Munot kennengelernt hatte, jettete
Ackeret 1996 drei Wochen lang durch die Welt. Das Ziel: in jeder Stadt
eine Frau. Schliesslich war es vor allem ein «Riesenstress». Ackeret
beschloss, dem Dichterfürsten Martin Walser, den er verehrte, jeden Tag
eine Postkarte zu schicken; aus Kaptstadt, Sydney, Peking, Bora Bora.
«Lieber Martin, Las Vegas macht verrückt. Die ganze Welt als Duplikat –
nur perfekter und stilvoller als das Original. Alles vorhanden – nur der
Bodensee fehlt. Liebe Grüsse an die Familie, Siegfried und Roy
(Matthias und Manfred)» Schliesslich erschien das Buch «Die ganze Welt
ist Ballermann – Karten an Martin Walser». Doch statt diesen komischen
Ackeret zu verklagen, der mit seinem Namen ungefragt Schabernack treibt,
vermarktete Walser das Buch. Später sagte er in der Presse: «Unter den
Erfahrungen, die man als Autor macht, waren diese Postkarten
einzigartig.» Walser wurde vom Idol zum Freund.
*
Es
gibt viele, die Geschichten erlebt haben wie Martin Walser. Egon Krenz,
den zweiten Mann in der DDR hinter Erich Honecker, fuhr Ackeret in
seinem klapprigen Seat nach Schaffhausen und zeigte ihm die Gegend. Mit
dem deutschen Kanzler Gerhard Schröder fuhr er stundenlang Pedalo auf
dem Zürichsee. Es scheint, als wandle Ackeret unablässig durch die
Promiwelt und öffne allerorts die Herzen.
Anruf bei Jean Ziegler. Dieser sagt, Ackeret sei weitaus der vifste Journalist gewesen, dem er damals, in den 90ern bei Tele Züri,
begegnet sei. Er habe die tiefgründigsten Fragen gestellt, es sprudle
förmlich aus ihm heraus, aber er sei auch stets gut vorbereitet. Und er
habe die Gabe, die Menschen gern zu haben. «Diese intuitive, warmherzige
Art gibt ihm den Zugang zu den Leuten. Ich bin fasziniert von diesem
Matthias, gopferdeckel!» Man kann viele Leute zu Matthias Ackeret
befragen, oft klingt es ähnlich, ein Reigen positiver Adjektive:
neugierig, fleissig, generös, kultiviert, belesen, hilfsbereit,
zuvorkommend, uneitel. Manche sagen auch «eitel» – und meinen es ebenso
positiv.
*
Mitte Juli 2021, ein Montagvormittag in Zürich-Wiedikon. Matthias Ackeret ist allein im Büro von persönlich, dem Verlag, der das gleichnamige Fachmagazin für Werbung und Kommunikation herausgibt. 2014 kaufte er persönlich
für 1,2 Millionen Franken, nachdem er bereits seit Jahren Chefredaktor
und Geschäftsführer war. Die acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind
gerade im Homeoffice, was Ackeret offenbar gar nicht so ungelegen kommt.
Der Chef führt eine lose Leine, ist das Gegenteil von autoritär. Dafür
stehen überall Kisten, Bücher, Ordner und Bilder herum. Ackeret tigert
durch die Räume, erzählt Geschichten. Fast jede handelt von einem Promi.
Jede hat eine Pointe. Der Kauf des Verlags sei der wichtigste Entscheid
seines Lebens gewesen, sagt er. Ackeret wurde erwachsen. Plötzlich
musste er Löhne zahlen. Dass er unternehmerisch denken kann, wusste er
indes schon lange.
*
Der
erste Slogan, den Matthias Ackeret entwarf, prangte über der Tür eines
Bordells in Singen: «Ihre Träume, unsere Bühne». Es muss in den 1980ern
gewesen sein, als Freund Klemann die Idee hatte für ein Magazin im
grenznahen Deutschland, vollgepappt mit Inseraten, das in Schaffhausen
verteilt werden sollte. Jungspund Ackeret wurde Chefredaktor und
Anzeigenverkäufer in Personalunion. Mit seinem Köfferchen klapperte er
alle Apotheken und Nachtclubs in Singen und Gottmadingen ab – und
textete auch mal selber einen Slogan, wenn ein Unternehmen noch keinen
besass. «Seither weiss ich, was ein Verkäufer können muss», sagt er.
*
Eigentlich kann Ackeret vor allem eine Sache besonders gut: unterhalten. Noch bevor in der AZ der Artikel über die Ballonhalle erschien, gründete er mit drei Schulfreunden den Piratensender Tutti Frutti. Lange Zeit hatte in der Schweiz Rundfunködnis geherrscht, es gab nur zwei Sender pro Sprachregion, DRS 1 und DRS2, Altherrenradio. Bis Roger Schawinski 1979 auf dem 2948 Meter hohen Pizzo Groppera einen Sender installierte. Das illegale Radio 24 war geboren. Schawinski wurde zum Popstar. Und zum ersten Idol von Ackeret. Wenig später ging Tutti Frutti
on air. Vom Cholfirst aus sendeten die Buben Rock und Pop über den
Rhein nach Schaffhausen. Der Sender lief mit einer Autobatterie, doch
die damaligen Post-, Telefon- und Telegrafenbetriebe (PTT) kannten keine
Gnade und machten mit Peilsendern Jagd auf die Radiopiraten, es kam
sogar zu einer Hausdurchsuchung. Idol Schawinski aber sollte, wie Martin
Walser, zum Freund werden.
*
Als Reporter etablierte sich Ackeret bei Tele Züri.
Schawinski suchte 1994 Leute für den ersten privaten Fernsehsender der
Schweiz, und über eine späte Empfehlung und ein Interview mit Christoph
Blocher, das Ackeret für Tele D in Diessenhofen geführt hatte, rutschte er ins Team. Seine erste Geschichte bei Tele Züri
handelte davon, dass die Bank Sigi Michel aus seinem Haus in
Feuerthalen habe werfen wollen. «Ich habe eine Woche über den Fall
berichtet, der Trompetensigi hat eine Woche lang geweint und zur Attacke
geblasen.» Schliesslich habe die Bank einen Rückzieher gemacht, Sigi
wohne heute noch in dem Haus.
Mit seiner direkten, etwas
ungelenken aber selbstironischen Art wurde Ackeret in Zürich schnell zur
Reporter-Legende. «Ich kannte jeden Parlamentarier und jedes Bordell»,
sagt er. Der Job als Videojournalist war perfekt. Immer unterwegs, meist
allein. Weit über 1000 Beiträge hat er gefilmt. Bei der Abmoderation
seiner Beiträge stand er jeweils im 45-Grad-Winkel zur Kamera – sein
Markenzeichen. Kolleginnen und Kollegen belächelten ihn stets ein wenig.
Man neigt allgemein dazu, Ackeret zu unterschätzen. Er selber sagt:
«Lieber werde ich unterschätzt als überschätzt.»
*
Natürlich
will er kein Wort dieses Textes gegenlesen. Die Methode Ackeret
funktioniert so: Man legt die eigene Schwäche gnadenlos offen – und wird
dadurch unangreifbar. Eine höchst effektive Methode, wenn man seinen
eigenen Weg gehen will. Wer in alten Radiosendungen hört, wie Schawinski
Ackeret unsanft angeht, sich lustig macht darüber, wie dieser den
mächtigen alten Männern nachhechle, kann sich schon fragen, ob das
tatsächlich eine Freundschaft ist. Doch wenn Ackeret etwas nicht ist,
dann nachtragend.
*
Eigentlich
ist er zu harmoniebedürftig für einen Journalisten. Wer die Nähe der
Promis sucht, darf sie nicht ernsthaft in Frage stellen. Ackeret
kritisiert nicht, er bildet ab. Selbst sagt er, ihn interessierten die
Machtstrukturen, weil er selber nicht ellbögeln könne. Seine Motivation
ist simpel: «Ich wurde Journalist, weil man da am meisten erlebt.» Wenn
Ackeret irgendwo dabei sein kann, ist er glücklich. Seine Nahrung ist
die Strahlkraft der anderen.
Dass er im öffentlichen Diskurs
endgültig zum Speichellecker wurde, verdankt Ackeret einem weiteren
Idol: Christoph Blocher. Es war der ehemalige Verleger der Schaffhauser Nachrichten, Norbert Neininger, der die Idee hatte: den Blocher interviewen, immer wieder, Woche für Woche. Als Vorbild diente das Wort der Woche,
das der Schaffhauser Stadtpräsident Walther Bringolf regelmässig ans
Volk gerichtet hatte. Heute sagt Ackeret: «Nobbi Neininger hatte ein
Händchen. Teleblocher wurde 2008 zur Mutter aller
Internetsendungen.» Dass Matthias Ackeret die Sendung moderiert, war
folgerichtig. Er hatte gerade Das Blocher-Prinzip geschrieben,
einen Führungsratgeber, entstanden aus vielen Gesprächen mit Blocher
selbst. Es ist Ackerets bis heute erfolgreichstes Buch, 40 000 Mal
verkauft, gerade ist die 9. Auflage erschienen.
Als Teleblocher
zum ersten Mal on air ging, war Blocher Bundesrat. Und jetzt hatte er
eine eigene Sendung, in der er aus dem Nähkästchen plauderte, keine
abgesprochenen Fragen, kein Pressesprecher, kein Schnitt. Es war ein
Skandal. Es war ein Coup. Und irgendwie wurde damit auch ein wenig
Donald Trump vorweggenommen. Jedenfalls wurde die Fernsehsendung zur
meistzitierten der Schweiz. Der Bundesrat selber tagte drei Mal zum
Thema Teleblocher. Und über Martin Ackeret wurde Spott
ausgegossen. Der Chefredaktor des Schweizer Fernsehens Ueli Haldimann
schimpfte ihn ein «Blocher-Groupie», die NZZ fühlte sich an
DDR-Fernsehen erinnert. Der Grund: Ackeret befragte Blocher nicht
kritisch, er liess ihn schwafeln. Stundenlang, tagelang, wochenlang. Er
tut es heute noch, in der Hoffnung auf ein weiteres Skandälchen, obwohl
Blocher längst nicht mehr die Relevanz von damals hat und die
Einschaltquoten stetig sinken. Jeden Freitagmorgen um 7 Uhr gibt es
Kaffee in Herrliberg, danach 20 Minuten Aufnahme – seit 723 Wochen.
Ackeret erhält pro Sendung 500 Franken. Zu seinen Kritikern sagt er:
«Ich habe alle relevanten Fragen gestellt.» Und ja, könnte es die
Sendung so lange geben, wenn Ackeret Blocher löchern würde?
*
Ackeret
und Blocher, die Verbindung erschliesst sich auch aus den Biografien.
Ackeret ist wie Blocher in Uhwiesen aufgewachsen. Ackerets Vater war der
Dorflehrer, Blochers Vater der Dorfpfarrer. Ackeret wuchs laut eigenen
Angaben in einer «rechtschaffenen Familie ohne Probleme» auf, wurde
Jurist, doktorierte sogar, um seinen Vater zufriedenzustellen, obwohl er
nie als Jurist arbeiten wollte. Später sollte er sagen, vielleicht habe
er auch doktoriert, um zu beweisen, dass er es schon drauf habe. Man
kann nicht permanent über sich selber lachen.
*
Heute
sagt er, seine grosse Stärke sei, dass er die Dinge zu Ende bringe. Das
gilt auch für die Bücher, die er nachts schreibt, weil er, der
Getriebene, ohnehin nicht schlafen kann. Ackeret ist kein Perfektionist,
er schreibt schnell, folgt dem Pareto-Prinzip: In 20 Prozent der Arbeit
erreicht man 80 Prozent der Leistung. Seine Bücher lesen sich
entsprechend: schnell, süffig, mitunter kalauerig, intellektuellen
Tiefgang sucht man vergebens.
Über seinen Roman Elvis
sagte er einst: «Du nimmst zwei extreme Typen, dann hast du eine
Geschichte.» Die Typen in diesem Fall: Elvis Presley und Adolf Hitler.
Es gibt immer viel Brimborium in Ackerets Romanen. Der grosse Martin
Walser adelte ihn mit dem Begriff «Plotvirtuose», die Schweizer Illustrierte nannte eines seiner Bücher «Prosecco in Buchstaben», der Spiegel nannte Elvis
einen «schwungvollen Kleinstthriller». Die Romane strotzen vor
Grand-Hotels, Promis, Po-Models und Ex-Missen, in die sich die
Protagonisten zuverlässig verknallen. Die Protagonisten sind meist: der
spiessbürgerliche Zürcher Anwalt Beat Pestalozzi (Ackeret selbst) und
Marcel du Chèvre, mondäner Lebemann, Lüstling, abehalfterter
Boulevardjournalist, heimliches Vorbild von Pestalozzi – als Vorlage
dient Ackerets Freund Helmut-Maria Glogger.
Glogger revanchierte sich einst im Sonntagsblick:
Ackeret sei ein «Bücher- und Bilder-Messi, dessen Küche so jungfräulich
ist wie sein Kühlschrank leer». Er sei «unfähig, ein Spiegelei zu
braten», dafür verliebe er sich grundsätzlich «in die schönsten, aber
auch schwierigsten Damen im Grossraum Zürich». Es wäre falsch, zu
glauben, der harmoniebedürftige Ackeret scheue sich davor, sich an
anderen zu reiben. Er scheint genau zu wissen, dass Reibung Inspiration
bedeutet.
*
Die Welt, in der Ackeret lebt, wo man wohlproportionierten Frauen nachgeifert und sich in der Kronenhalle bei zu teurem Zürigschnetzeltem besäuft, erlischt gerade. Und er scheint es zu bedauern. Sein neuer Roman, SMS an Augusto Venzini, beginnt folgendermassen:
Gischt
spritzt Augusto Venzini ins Gesicht. Auf seinen Lippen spürt er Salz.
Mit der ihm eigenen Geschmeidigkeit leckt er dieses weg. Fast schon
pornografisch, denkt Augusto, schämt sich aber sogleich dafür. In
MeToo-Zeiten sind solche Gedanken tabu, das Hirn in einem Korsett. Sogar
in Italien.
Das Buch ist eigentlich ein Geburtstagsgeschenk
an seinen Freund, den jetzt 71-jährigen Starfotografen Alberto Venzago.
Im Roman erhält dieser eine SMS, die ihn auffordert, nach Venedig zu
reisen. Dort wird es blutig. Im Zentrum des Romans steht die Frage: «Wie
viel Liebe kann ein Mann ertragen, um in der Jetztzeit zu überleben?»
Wer
so schreibt, kommt ums Chauvinisten-Etikett kaum herum. Doch Ackeret
zelebriert zwar das Singleleben, gibt sich darin aber auch immer als
tragische Figur. Später, beim Mittagessen nach der Führung durch die persönlich-Redaktion, sagt er, seine Beziehungen seien wohl jeweils an seinem Drang nach Unabhängigkeit zerbrochen.
*
Die
Pizza Margarita reisst er mit dem Messer mehr, als dass er sie
schneidet. Schampar ungelenk für einen, der nach Möglichkeit in der Kronenhalle verkehrt. Doch es ist ihm egal. Ackeret biedert sich nicht an, auch nicht, wenn er schmeichelt. «Die Jahre bei der AZ werden die besten deines Berufslebens sein», prophezeit er, der selbst nie eine klassische Karriere einschlug und sich mit persönlich
in einer Nische etablierte. Vielleicht war er zu harmoniebedürftig für
eine Führungsposition in einem grossen Medienhaus, vielleicht zu
freiheitsliebend. Er selbst sagt, er sei immer froh gewesen, wenn der
Kelch an ihm vorbeigegangen sei. Die ehemaligen Kollegen, die Karriere
gemacht hätten bei SRF, die seien heute frustriert, weil sie
nicht mehr wüssten, wo es noch hingehen soll. Wie kokett das ist? Schwer
zu sagen. Vielleicht ist es wahr und unwahr zugleich. «Man darf sich
nicht zu ernst nehmen», sagt er zum Abschied. «Man ist ja immer auch
Teil der Inszenierung.»
“Airbagrhetorik” ist ein von dem Schweizer Kommunikationsexperten Marcus Knill geprägter Begriff.
Solltest Du an den Themen Rhetorik und professioneller Kommunikation Interesse haben, bietet er auf seiner Internetseite www.rhetorik.ch ein
umfangreiches (Gratis-)Angebot, um deine Kompetenz auf diesem Gebiet
weiterzuentwickeln. Einen Besuch können wir wärmstens empfehlen.
Knill definiert seine Wortschöpfung als eine defensive Art der
Kommunikation, bei der sich Worthaufen zwischen die Gesprächspartner
drängen und einen gegenseitigen Gedankenaustausch unmöglich machen.
“Er hat nichts gesagt. Es war leider nur viel heiße Luft.” Die Airbagrhetorik ist gleichsam ein “Nichtmitteilen”.
Der ausgesprochene Redeteil erreicht nicht sein Gegenüber. Der
Empfänger ist dadurch auch kein wirklicher Teilnehmer eines Dialogs. Es
ist für ihn unmöglich den “Luftteil” zu erfassen.
Wenn das Gehörte nicht gefasst werden kann, ist damit auch kein
Anteilnehmen möglich. Die Sprechteile werden nicht angenommen. Dank der
Airbagrhetorik kann der Sprechende:
ablenken
jemanden totreden
sich vor Gegenfragen schützen
Aussagen aufblähen, damit sie nicht erfasst oder hinterfragt werden können
Der “Bag”ist wie ein “Sprachpanzer” um sich vor möglichen Konfrontationen schützen und sich hinter dem Airbag verschanzen.
Airbagrhetoriker beeindrucken durch eine Wortschwallproduktion,
verzichten oft nahezu auf das Zuhören und verhindern den notwendigen
Freiraum, den jedes ersprießliche Gespräch benötigt.
Airbagrhetorik muss nicht gelernt werden. Sie wird oft ohne Training gekonnt angewandt.
Airbagrhetorik ist eine defensive Variante des Konterns. Wichtig:
Schweigen und Zuhören sind etwas anderes. Dank Schweigen und Zuhören
können heikle Gesprächssituationen abgefedert werden, was ein Schutz
sein.
Wenn Kommunikation zu deinen bevorzugten Interessengebieten zählt, lies auch was es mit der Platinregel auf sich hat und warum sie die Grundlagen eine Rolle partnerorientierten Gesprächsführung darstellt.