Vor der Nacht der langen Messer
Gutes Stimmungsbild aus NZZ onlline:
«Nacht der langen Messer»
Plötzlich taucht Nicht-Kandidat Spuhler doch noch auf
Nach
den Fraktionssitzungen am Dienstagnachmittag ist eine eindeutige
Präferenz für die Bundesratswahl am Mittwoch noch nicht erkennbar. Die
letzten Nachrichten aus der «Nacht der langen Messer».
00 Uhr 20: Auftritt Peter Spuhler
Lange
wurde er als möglicher und chancenreicher SVP-Bundesratskandidat
gehandelt, doch er lehnte alle Avancen ab. Doch jetzt, kurz nach
Mitternacht, taucht Peter Spuhler überraschend im Hotel Bellevue auf.
Der Alt-Nationalrat und Chef von Stadler Rail ist bester Laune und
schäkert mit FDP-Ständerat Martin Schmid, SVP-Ständerat Peter Föhn und
SP-Nationalrat Corrado Pardini. Er sei am Dienstag und Mittwoch
geschäftlich in Bern und bleibe darum über Nacht, erklärt Spuhler seine
Präsenz in der "Nacht der langen Messer". Zudem möge er einfach die
Atmosphäre in den Abenden vor einer Bundesratswahl. Pardini jedoch
benutzt die Gelegenheit und lädt Spuhler flugs zum spontanen
Kandidaten-Hearing in der SP-Fraktionssitzung ein, die am frühen
Mittwochmorgen angesetzt ist. Und wer weiss: Vielleicht gibt's dann ja
doch noch ein paar Stimmen für den SVP-Mann aus dem Thurgau.
22 Uhr 40: "Gobbi in der Wüste Gobi"
Die
Wahlchancen von Norman Gobbi seien klein, sagt CVP-Präsident Christophe
Darbellay in der Live-Sendung des Westschweizer Fernsehen (RTS) aus dem
Hotel Bellevue. "Die SP hat Gobbi in die Wüste Gobi geschickt", sagt
Darbellay in Anspielung auf die SP-Fraktion, die am Nachmittag erklärt
hatte, sie werde Gobbi keine Stimme geben. Die Entscheidung werde am
Mittwoch voraussichtlich zwischen Thomas Aeschi und Guy Parmelin fallen,
sagt Darbellay.
22 Uhr 30: Letztes Werben um Stimmen
Kandidat
Thomas Aeschi schwirrt wie eine wilde Biene im Bellevue umher, lächelt
hier und schüttelt da eine Hand - ganz nach dem Motto: Jede Stimme
zählt. Auch Guy Parmelin ist im Berner Fünf-Sterne-Hotel präsent. Die
Bellevue Bar bereits verlassen hat Norman Gobbi.
22 Uhr 15: Das Interview aus der Maske
Frédéric
Borloz, Neo-Nationalrat, erlebt seine erste Bundesratswahl. Das
Westschweizer Fernsehen interviewt den Waadtländer Freisinnigen, während
er in der Maske sorgfältig für seinen TV-Auftritt zurecht gemacht wird.
Die grösste Erkenntnis aus dem Interview: Borloz findet die
Bundesratswahl wichtig. Und: "Je prends ça très au sérieux".
22 Uhr 05: Einen Bienenhaus namens Bellevue
n, Das
Berner Fünf-Sterne-Hotel Bellevue hat bei Bundesratswahlen den
legendären Ruf als der Ort, wo in der "Nacht der langen Messer"
Bundesräte gemacht werden. Heute gleicht das Hotel jedoch eher einem
Bienenhaus. Die SRG hat direkt in der Hotellobby ein Studio für ihre
Live-Sendungen aufgebaut, im grossen Speisesaal werden Moderatorinnen
und Politiker für den Auftritt geschminkt. Parlamentarier, PR-Berater,
Politiker und Schaulustige versorgen sich beim Apéro mit den neusten
Gerüchten. Auf einem tiefen Sessel sitzt CVP-Fraktionschef Filippo
Lombardi und erinnert sich an die alten Zeiten. Früher, sagt Lombardi,
habe man im Bellevue noch Politik machen können. "Doch dann hat die SRG
beschlossen aus dem Hotel ihr Studio zu machen." Seither hat es dreimal
mehr Journalisten als Politiker.
19 Uhr 30: Sprengstoff-Suchhunde im Einsatz
Im Parlamentsgebäude in Bern sind am Tag vor den Bundesratswahlen
Armeeangehörige mit Sprengstoff-Suchhunden im Einsatz. Die Hunde und ihre Führer
arbeiteten zwischen riesigen Mengen von Material, das vor allem Radio- und
TV-Stationen anliefern liessen. Am Eingang des Gebäudes war am frühen Dienstagabend
Armee-Hundeführerin Marlen Plüss mit ihrem elfjährigen Rüden «Varik» im Einsatz.
Mit dem Sprengstoff-Suchhund würden alle Gegenstände kontrolliert, die ins Haus
gebracht würden, sagte sie der Nachrichtenagentur sda. Später werde dann auch das
ganze Gebäude auf Sprengstoff abgesucht, sagte die Hundeführerin. Insgesamt
seien drei Sprengstoff-Suchhunde im Einsatz. Die Armee unterstütze im Moment den Bundessicherheitsdienst
mit Spürhunden, teilte Armeesprecher Walter Frik zum Einsatz auf Anfrage mit.
Die Hunde würden vom Kompetenzzentrum Armeetiere zur Verfügung gestellt.
19 Uhr 10: Vertrauen in die Technik
Damit morgen Mittwoch die Bundesratswahlen aus dem
Bundeshaus in alle Landesteile und –sprachen live übertragen werden können, ist
viel Technik notwendig. Das Equipment für die fernsehgerechte Umsetzung der
Wahlen wurde heute mit Sattelschleppern vor das Bundeshaus gekarrt. Bereits laufen
– auch als Testlauf für morgen - erste Interviews.
19 Uhr 05: Globi für Gobbi
Es
klingt wie ein Witz, ist aber laut dem Urheber des Tweets keiner.
"Stimmenzähler der Bundesvers. haben entschieden: Globi auf Wahlzettel
gilt für Gobbi #BRWahl15", hat Stefan Bühler auf Twitter vermeldet. Wir
glauben es dem Kollegen von der «NZZ am Sonntag» nur zu gern - und eine
Person aus dem Umfeld der Stimmenzähler bestätigt die Information.
19 Uhr 00: Ab in die «Nacht der langen Messer»
Nun
ist auch die Fraktionssitzung der SP beendet.
National- und Ständeräte verlassen das Bundeshaus und schwärmen in die
Stadt.
Vor dem Bundeshaus sagt SVP-Nationalrat Lukas Reimann in eine Kamera des
Onlineportals Newsnet, Guy Parmelin mache das Rennen. Er wird sich wie
viele
andere Parlamentarier später in einem Berner Restaurant verköstigen.
Dabei ist
davon auszugehen, dass Gabel und Messer auf dem Tisch bleiben. Den Namen
«Nacht der langen Messer» erhielt der Vorabend vor der Bundesratswahl
1983, als FDP-Nationalrat Felix Auer die Wahl von Otto Stich orchestrierte. «Opfer» war damals Lilian Uchtenhagen, die offizielle Kandidatin der
SP. Zuvor wurde der Begriff bereits im Ausland verwendet – für tatsächlich
blutige Ereignisse wie beispielsweise das Massaker an den britischen Adeligen durch
die angelsächsischen Einwanderer 450 in Salisbury.
KOMMENTAR: Vor und während der Nacht der langen Messer kocht es in der Gerüchteküche. Vermutungen, Hypothesen machen die Runde. Spannung liegt in der Luft. Seit der geglückten generalstabsmässig orchestrierten Nacht- und Nebelaktion gegen Blocher wurden in den Medien viele Optionen mit Sprengkandidaten skizziert. Ich gehe davon aus, dass das Parlament am Mittwoch keine Spielchen mitspielt. Die Störaktionen werden verpuffen und es wird ein echter SVP Kandidat gewählt.
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