Zum neuen Jahr: Was macht sie glücklich?
Der Satz: "Ich wünsche Dir ein GLUECKLICHES neues Jahr" ist gleichsam zur Hohlformel verkommen.
Doch gibt es taugliche Tipps, wie Sie glücklicher werden könnten:
(Basiert auf einem Beitrag im SoBli vom 19.12.13)
HINAUS IN DIE NATUR
Verbringen Sie regelmässig Zeit im Freien. Einmal pro Woche Wandern mit dem Anblick von Wäldern, Berge oder Seen lässt Alltagsprobleme schrumpfen!
SPENDEN SIE ZEIT
Wer sich für eine gute Sache engagiert und dafür Zeit spendet, d.h. wer für diese gute Sache gebraucht wird, ist glücklicher
UEBERRASCHUNGEN IM VERBORGENEN
Ohne es an die grosse Glocke zu hängen, stellen Sie beispielsweise dem Nachbarn einen Kuchen hin oder schenken sie der Kollegin einen Kinogutschein. Wer dies im Stillen tut, freut sich doppelt.
GLUECKSBRINGER ESSEN
Glück ist lecker. Geniessen Sie Fisch, Pasta, Obst und Gemüse oder Schokolade Nüsse und Kokusöl. sie helfen bei der Bildung des Gute-Laune-Hormons Serotonin.
SICH ZEIT NEHMEN
Es lohnt sich, jeden Tag einmal die Alltagshektik eine halbe Stunde zu unterbrechen. Beispielsweise - irgendwo allein auf einer Parkbank an der Sonne - auszuruhen. Dies entspannt und beruhigt.
VERGLEICHEN SIE SICH NACH UNTEN
Bekanntlich ärgert sich ein Bettler am Meisten, wenn es sieht, dass es einem andern Bettler besser geht. Messen Sie sich deshalb an Mitmenschen, denen es nicht so gut geht (finanziell, gesundheitlich, privat). Dies verhindert den Glückstilger NEID!
NEUES LERNEN
Wer einen neue Fertigkeit erlernt (Tanzen, Sprache, Sportart usw.) ist glücklicher. Die neue Fähigkeit stärkt und macht das Leben bunter!
ETWAS RISKIEREN
Riskieren Sie etwas, ohne sich in Gefahr zubringen. Absolute sicherhiet macht aber das Leben langweilig.
NIMM MIT GELASSENHEIT ENTGEGEN, WAS DU NICHT AENDERN KANNST
Es lohnt sich, das zu akzeptieren, was irreversibel ist: Alter, Körper, Schicksalsschläge.
Wer sich mit diesen Gedanken belastet reduziert das Glücksgefühl.
HUMOR BEWAHREN
Ein Lächeln eine lustige Geschichte kann genügen, um Krankheit, Unglück oder Missgeschick zu mildern.
BEWEGEN SIE SICH
20 Minuten pro Tag genügen (Wandern, Velofahren, Fussmarsch, Laufen) um den Körper mit Glückshormonen durchfluten zu lassen.
PERSOENLICHER EINSATZ FUER "SINNVOLLES"
Wer dich für "höhere Ziele" engagiert, ist zufriedener!
SCHREIBEN SIE EINEN MONAT LANG EIN DANKES-TAGEBUCH
Notieren Sie täglich 5 Dinge, für die sie dankbar sind.
Dankbarkeit macht froh.
SICH SELBST LOBEN
Wer sich selbst loben kann und das Lob an mit einem Schlüsselwort beispielsweise an den Badezimmerspiegel heftet, verstärkt die eigene Stärke. Wenn Sie sich daran gewöhnen, jeden Morgen mit einem Lächeln zu beginnen, so wirkt sich dies zwangsläufig auf Ihr Glücksgefühl aus.
KLEINIGKEITEN GENIESSEN
Beispielsweise statt in der Kantine den Lunch in einem hübschn Restaurant geniessen.
Sich selbst ein Buch schenken.
GUTES UNTERSTREICHEN
Nach einem Negativsatz (Kritik, Klage) sollten fünf positive Sätze folgen (Lob, Freude Begeisterung, was ihnen gefallen hat). Die Glücksbilanz muss ausgeglichen werden.
DIE STILLE SUCHEN
Täglich sollten wir mindestens 15 Minuten für uns ganz allein- ganz in Ruhe- verbringen. Ohne Handy, ohne TV, Gespräche oder Musik!
Dank der Stille können wir die innere Stimme wieder hören .
LEIDENSCHAFT PFLEGEN
Suchen Sie nach ETWAS, das sie völlig begeistert. Kann auch das Hobby oder eine private Mission sein. Leidenschaft belebt!
IN DER GEGENWART LEBEN
Lassen Sie die Vergangenheit ruhen und kümmern Sie sich nicht auf das "SPAETER".
Geniessen Sie das Glück im HEUTE.
AENDERN SIE DAS , WAS UNGLUECKLICH MACHT
Wer sich täglich über die Fahrt zur Arbeit ärgert, sollte eine neue Wohnung suchen. Wer seinen neuen Chef hasst, sollte einen neue Stelle suchen.
DENKAUFGABE:
Welchen der aufgeführten Gedanken müsste ich mir als Schwerpunkt fürs bevorstehende 2014 konkret bedenken und umsetzen? Notieren Sie das mit einem Piktogramm auf einen Zettel, den Sie auf Ihre neue Agenda kleben.
Nachtrag: Die Glücksformel im Blick - als zusätzlicher Gedankenanstoss:
Sind Sie zufrieden? Oder sogar glücklich? Wenn ja, wissen Sie weshalb? Oder warum nicht?
Es sind Fragen, die in den Tagen zwischen den Jahren beschäftigen. Für Antworten knien wir in der Kirche auf hartes Holz, legen uns aufs weiche Sofa beim Psychologen, lesen in esoterischen Büchern.
Rotwein verhilft dem einen zum Glück, andere essen viel, einige betäuben sich mit Verbotenem. Der Anfang einer Ehe hebt die Gemütslage, ebenso die Geburt der Tochter, eine Reise ans Ende der Welt.
Für Amerikaner ist Streben nach Glückseligkeit sogar ein seit 1776 festgeschriebenes Recht und so etwas wie gesellschaftliche Pflicht.
Doch was genau macht das Glück aus? Warum ist sie ein Glückspilz? Er ein Pechvogel? Weshalb fühlen wir uns erst gut, dann schlecht?
Weltweit versuchen Soziologen und Ökonomen, Biologen und Neurologen dies zu erklären. «Das Glück ist ein Schmetterling», schrieb der oft zitierte indische Jesuit Anthony de Mello (1931–1987). «Jage ihm nach und er entweicht dir, setz dich hin, und er lässt sich auf deiner Schulter nieder.»
Nun halten Glücksforscher den Falter in der Hand. Sie wissen: Glück ist zu 48 Prozent durch das Erbgut bestimmt. Ob wir zufrieden oder griesgrämig durchs Leben ziehen, hängt weiter zu 40 Prozent von Ereignissen ab, sei es ein tragischer Unfall oder der Sieg der Schweizer Fussballer, ein sinnliches Konzert oder ein Feuerwerk am 1. August. Der Rest des Wohlseins – zwölf Prozent – machen Werte aus, die wir beeinflussen.
Wirkung auf die Gemütslage haben überdies Ereignisse, die uns widerfahren. Es sind kleine wie die ersten Schritte der Tochter. Grosse wie der Kauf eines Hauses, die Auswanderung nach Amerika.
Zuweilen jagen wir den Ereignissen hinterher, verlangen mehr Lohn, hoffen, im Lotto zu gewinnen. Dabei macht uns dies auf Dauer nicht glücklicher. Positive Ereignisse, haben Forscher herausgefunden, lassen Serotonin und Dopamin zwar fliessen. Der Strom aber versiegt rasch – wie ein Feuerwerk, das verglüht, sobald die letzte Rakete verpufft. Nur sechs Monate zusätzliche Zufriedenheit bringt die Lohnerhöhung.
Bekannt ist dies seit 1978. Damals zeigten Forscher, wie Querschnittgelähmte ein halbes Jahr nach dem Unfall wieder so glücklich waren, wie als sie noch gehen konnten. Das Glück von Lottomillionären sinkt nach dem Gewinn in sechs Monaten unter das Niveau vor dem Geldsegen.
Oft ist das Streben nach Ereignissen erfüllender als das Ereignis selbst. Die Jagd nach der Wildsau bringt mehr als das Filetieren der Beute. Die Suche nach dem richtigen Paar Schuhe ist glückseliger, als es dann zu tragen. Viele Politiker sind zufriedener im Wahlkampf als im Amt.
Bleiben zwölf Prozent für Werte. Dazu gehören Familie und Liebe, der Glaube, Freundschaften – und die Arbeit, der wir nachgehen. Zwar scheint dieser Anteil gering. Aber, sagt Ökonom Arthur Brooks (49), «es ist der Bereich, auf den wir wirklichen Einfluss haben».
Gene sind uns gegeben. Ereignisse passieren. Menschen aber, mit denen wir durchs Leben gehen, wählen wir selbst aus. Frei bestimmen wir den Glauben, legen fest, ob wir uns in der Gemeinde engagieren, uns für Eltern und Kinder Zeit nehmen. Versuchen, sinniger Arbeit nachzugehen, die gefällt und fordert. Nicht der Lohn bestimmt das Glück, sondern die Erfüllung.
Forscher untersuchten jeweils zwei Männer, die denselben Job hatten und gleich erfolgreich waren. Einer erhielt weit mehr Lohn als der andere. Das Resultat: Beide waren gleich glücklich. «Sie zogen das Glück aus der erledigten Arbeit, nicht aus dem Gehalt», sagt Brooks. Treffend fasste es einst US-Präsident Franklin D. Roosevelt (1882–1945) zusammen: «Das Glück liegt nicht im blossen Geldbesitz; es liegt im Stolz auf die erreichte Leistung und in der Freude an der schöpferischen Arbeit.»
Der US-Psychologe Edward Diener untersuchte die Antworten zu Glück und Geld von 806526 Personen in 135 Ländern. Sein Schluss: Mehr Geld macht glücklicher, wenn Personen mit Geld ihre Ziele und Wünsche verwirklichen. Steigen Bedürfnisse schneller als das Einkommen, bringt mehr Geld wenig Glück. Das wusste schon der britische Philosoph Bertrand Russell (1872–1970): «Bettler beneiden nicht Millionäre, sie beneiden Bettler, die erfolgreicher sind als sie.»
Zwar sind Menschen in reichen Ländern oft glücklicher als in armen, jedoch nicht immer. Lateinamerika ist ein Mysterium für den Werte- und Glücksforscher Inglehart. «Alle lateinamerikanischen und insbesondere die karibischen Länder sind glücklicher als es ihre Vermögen erahnen lassen.» Das Wetter sei sicher ein Faktor. Wer warm hat, klagt weniger. Wichtiger: «Die Menschen haben weit mehr Freunde und sie verbringen mehr Zeit mit ihnen.»
Neben Lateinamerika leben die glücklichsten Menschen in Skandinavien. Mit der geringen Korruption in Schweden und Norwegen erklärt Inglehart diesen Befund, und mit den funktionierenden Institutionen. Höher als irgendwo sonst sei in Skandinavien die Toleranz, ebenso die Verantwortung gegenüber anderen Menschen.
Zwar gibt es eine Beziehung zwischen Glück und Demokratie, sagt Inglehart. «Demokratie führt aber nicht automatisch zu Glück.» Der Umkehrschluss treffe viel eher zu. «Wer glücklich ist, wird offener für demokratische Werte.»
Restlos zufrieden aber, wunschlos glücklich, werden Menschen nie sein. Das verhindert die Evolution. Wir würden sonst stagnieren – und bald aussterben.
Es sind Fragen, die in den Tagen zwischen den Jahren beschäftigen. Für Antworten knien wir in der Kirche auf hartes Holz, legen uns aufs weiche Sofa beim Psychologen, lesen in esoterischen Büchern.
Rotwein verhilft dem einen zum Glück, andere essen viel, einige betäuben sich mit Verbotenem. Der Anfang einer Ehe hebt die Gemütslage, ebenso die Geburt der Tochter, eine Reise ans Ende der Welt.
Für Amerikaner ist Streben nach Glückseligkeit sogar ein seit 1776 festgeschriebenes Recht und so etwas wie gesellschaftliche Pflicht.
Doch was genau macht das Glück aus? Warum ist sie ein Glückspilz? Er ein Pechvogel? Weshalb fühlen wir uns erst gut, dann schlecht?
Weltweit versuchen Soziologen und Ökonomen, Biologen und Neurologen dies zu erklären. «Das Glück ist ein Schmetterling», schrieb der oft zitierte indische Jesuit Anthony de Mello (1931–1987). «Jage ihm nach und er entweicht dir, setz dich hin, und er lässt sich auf deiner Schulter nieder.»
Nun halten Glücksforscher den Falter in der Hand. Sie wissen: Glück ist zu 48 Prozent durch das Erbgut bestimmt. Ob wir zufrieden oder griesgrämig durchs Leben ziehen, hängt weiter zu 40 Prozent von Ereignissen ab, sei es ein tragischer Unfall oder der Sieg der Schweizer Fussballer, ein sinnliches Konzert oder ein Feuerwerk am 1. August. Der Rest des Wohlseins – zwölf Prozent – machen Werte aus, die wir beeinflussen.
Die Glücksformel
Ob wir uns gut oder schlecht fühlen, bestimmen zwei Botenstoffe: Serotonin oder Dopamin. Bekannt ist, welches Gen für die Ausschüttung der «Glückshormone» im Hirn zuständig ist. Bei wem es besser funktioniert, hängt von den biologischen Eltern ab, zeigten Forscher der University of Minnesota. Sie studierten 75 eineiige Zwillingspaare, die zwischen 1935 und 1950 zur Welt kamen und getrennt aufwuchsen. Obwohl ihre Lebensumstände unterschiedlich waren, wiesen die Geschwister stets das gleiche Glücksniveau auf. Die Wissenschaftler folgerten: Knapp die Hälfte unseres emotionalen Wohlbefindens können wir nicht beeinflussen – es liegt in unseren Genen.Wirkung auf die Gemütslage haben überdies Ereignisse, die uns widerfahren. Es sind kleine wie die ersten Schritte der Tochter. Grosse wie der Kauf eines Hauses, die Auswanderung nach Amerika.
Zuweilen jagen wir den Ereignissen hinterher, verlangen mehr Lohn, hoffen, im Lotto zu gewinnen. Dabei macht uns dies auf Dauer nicht glücklicher. Positive Ereignisse, haben Forscher herausgefunden, lassen Serotonin und Dopamin zwar fliessen. Der Strom aber versiegt rasch – wie ein Feuerwerk, das verglüht, sobald die letzte Rakete verpufft. Nur sechs Monate zusätzliche Zufriedenheit bringt die Lohnerhöhung.
Bekannt ist dies seit 1978. Damals zeigten Forscher, wie Querschnittgelähmte ein halbes Jahr nach dem Unfall wieder so glücklich waren, wie als sie noch gehen konnten. Das Glück von Lottomillionären sinkt nach dem Gewinn in sechs Monaten unter das Niveau vor dem Geldsegen.
Oft ist das Streben nach Ereignissen erfüllender als das Ereignis selbst. Die Jagd nach der Wildsau bringt mehr als das Filetieren der Beute. Die Suche nach dem richtigen Paar Schuhe ist glückseliger, als es dann zu tragen. Viele Politiker sind zufriedener im Wahlkampf als im Amt.
Bleiben zwölf Prozent für Werte. Dazu gehören Familie und Liebe, der Glaube, Freundschaften – und die Arbeit, der wir nachgehen. Zwar scheint dieser Anteil gering. Aber, sagt Ökonom Arthur Brooks (49), «es ist der Bereich, auf den wir wirklichen Einfluss haben».
Gene sind uns gegeben. Ereignisse passieren. Menschen aber, mit denen wir durchs Leben gehen, wählen wir selbst aus. Frei bestimmen wir den Glauben, legen fest, ob wir uns in der Gemeinde engagieren, uns für Eltern und Kinder Zeit nehmen. Versuchen, sinniger Arbeit nachzugehen, die gefällt und fordert. Nicht der Lohn bestimmt das Glück, sondern die Erfüllung.
Forscher untersuchten jeweils zwei Männer, die denselben Job hatten und gleich erfolgreich waren. Einer erhielt weit mehr Lohn als der andere. Das Resultat: Beide waren gleich glücklich. «Sie zogen das Glück aus der erledigten Arbeit, nicht aus dem Gehalt», sagt Brooks. Treffend fasste es einst US-Präsident Franklin D. Roosevelt (1882–1945) zusammen: «Das Glück liegt nicht im blossen Geldbesitz; es liegt im Stolz auf die erreichte Leistung und in der Freude an der schöpferischen Arbeit.»
Mehr Geld, mehr Glück?
Gleichwohl zanken sich Ökonomen seit Jahren, ob Geld uns doch glücklich macht. Seien die Grundbedürfnisse einmal gedeckt, schrieb 1974 Richard Easterlin, macht mehr Geld nicht glücklicher. Seither ist sein Easterlin-Paradox Grundlage ökonomischer Glücksforschung. Kommt ein Mensch in der Mittelklasse an, so Nobelpreisträger Daniel Kahneman, sei Glückgewinn durch Geld höchst gering. «Wer sein Einkommen verdoppelt, verdoppelt nicht das Glück», sagt Politologe Ronald Inglehart (79), der seit 35 Jahren Menschen weltweit nach ihrem Glück befragt. «Bill Gates hat zehntausendmal mehr Geld als ich, aber er ist höchstens zehn Prozent glücklicher.» Deshalb seien Gates und andere Reiche philanthropisch tätig, sagt Inglehart. «Sie sind reich, ihre Arbeit hat die Welt verändert, jetzt versuchen sie, in neuen Feldern etwas zu bewirken, was sie glücklich macht.»Wo das Glück daheim ist
Letzten April zerpflückten Forscher der Brookings Institution das Easterlin-Paradox. Sie zeigten, dass mehr Geld zumindest die Reichen glücklicher macht als die Armen. Erhält jemand eine Lohnerhöhung von zehn Prozent auf einen guten Lohn, macht ihn das glücklicher als jemand, der zehn Prozent mehr auf einen tiefen Lohn erhält.Der US-Psychologe Edward Diener untersuchte die Antworten zu Glück und Geld von 806526 Personen in 135 Ländern. Sein Schluss: Mehr Geld macht glücklicher, wenn Personen mit Geld ihre Ziele und Wünsche verwirklichen. Steigen Bedürfnisse schneller als das Einkommen, bringt mehr Geld wenig Glück. Das wusste schon der britische Philosoph Bertrand Russell (1872–1970): «Bettler beneiden nicht Millionäre, sie beneiden Bettler, die erfolgreicher sind als sie.»
Zwar sind Menschen in reichen Ländern oft glücklicher als in armen, jedoch nicht immer. Lateinamerika ist ein Mysterium für den Werte- und Glücksforscher Inglehart. «Alle lateinamerikanischen und insbesondere die karibischen Länder sind glücklicher als es ihre Vermögen erahnen lassen.» Das Wetter sei sicher ein Faktor. Wer warm hat, klagt weniger. Wichtiger: «Die Menschen haben weit mehr Freunde und sie verbringen mehr Zeit mit ihnen.»
Neben Lateinamerika leben die glücklichsten Menschen in Skandinavien. Mit der geringen Korruption in Schweden und Norwegen erklärt Inglehart diesen Befund, und mit den funktionierenden Institutionen. Höher als irgendwo sonst sei in Skandinavien die Toleranz, ebenso die Verantwortung gegenüber anderen Menschen.
Zwar gibt es eine Beziehung zwischen Glück und Demokratie, sagt Inglehart. «Demokratie führt aber nicht automatisch zu Glück.» Der Umkehrschluss treffe viel eher zu. «Wer glücklich ist, wird offener für demokratische Werte.»
Restlos zufrieden aber, wunschlos glücklich, werden Menschen nie sein. Das verhindert die Evolution. Wir würden sonst stagnieren – und bald aussterben.
Zum Nachdenken über das Glück:
Das Hans-im-Glück-Prinzip
Mit einem Klumpen Gold machte er sich auf den Heimweg. Mit leeren Händen kam er zu Hause an. Aber ist Hans wirklich gescheitert?
Die Geschichte vom Hans im Glück, welche die Brüder Grimm 1818 in ihre berühmte Märchensammlung aufgenommen haben, ist eine Erfolgsstory, die den Leser vor den Kopf stößt: Ein junger Mann, der seinem Meister sieben Jahre lang treu gedient hat, wird mit einem gewaltigen Goldklumpen von der Größe des eigenen Kopfes entlohnt. Mit diesem Schatz auf der Schulter macht er sich auf den Weg nach Hause. Doch Hans hat von Anfang an keine rechte Freude am Gold, er spürt nur das Gewicht. Bald beschwert er sich: "Es drückt mir auf die Schulter." Als er einem Reiter begegnet, tauscht er den Klumpen daher freudig gegen dessen Pferd und bedauert den andern noch: "Jetzt müsst Ihr Euch damit abschleppen." Doch das muntere Ross wirft den Hans prompt ab, drum tauscht er es beim nächsten Bauern gegen eine Kuh. Diese tritt ihn kräftig vor die Stirn, als er sie mit ungeschickter Hand zu melken versucht, drum tauscht er sie weiter – gegen ein Schwein. Der nächste Wanderer redet Hans ein, das Schwein sei gestohlen, und erleichtert gibt Hans es her und nimmt dafür die Gans des Fremden. Nach jedem für ihn nachteiligen Tausch ist Hans noch besserer Stimmung und preist Fortuna, weil die es so gut mit ihm meint. "Herz, was verlangst Du mehr", ruft er oder: "Ich bin in einer Glückshaut geboren." Das Schicksal nimmt seinen Lauf, auch bei der Gans bleibt es nicht, Hans tauscht sie gegen den schadhaften Schleifstein eines Scherenschleifers. Der Stein plumpst zuletzt auch noch in einen Brunnen, und da kniet der aller Güter ledige Hans nieder und "dankte Gott mit Tränen in den Augen", dass er ihn von seiner Last befreit habe. Im wahrsten Sinne unbeschwert kehrt er heim zu seiner Mutter.
Hans im Glück ist eigentlich kein richtiges Märchen: Es gibt keine Feen, keine Hexen, keine drei Wünsche. Der Held gewinnt weder Prinzessin noch Königreich, sondern verliert bloß. Durch eigenes Zutun kommt ihm nach und nach alle Habe abhanden. Die Menschen sind richtige Menschen: tückisch und auf den eigenen Vorteil aus. Die Tiere sprechen nicht, sondern verhalten sich wie Tiere. Die einzige durch und durch märchenhafte Figur ist Hans selbst. Er allein ist nicht von dieser Welt. Was ist ihm wohl wichtig? Er investiert keine Mühe in auch nur eines seiner Güter. Versucht nicht, den drückenden Goldklumpen auf einen Karren zu laden, versucht nicht, das Pferd zu bändigen oder die Kuh zu beruhigen. Aller Besitz und alle damit verbundene Mühe sind ihm lästig. Er tauscht ohne Reue. Und auch der nächste Besitz macht ihn erst wieder froh, wenn er ihn los ist. Mit der Schrumpfung seines Eigentums wird Hansens Laune besser und besser. Obwohl er immer hemmungsloser übers Ohr gehauen wird, ist er an keiner Stelle verbittert oder enttäuscht. Hans ist einfach nicht zu betrügen.
Für den Leser erzählt Hans im Glück vom Scheitern, für den Protagonisten selbst ist es eine Erfolgsgeschichte. Aus dieser Spannung gewinnt das Märchen seinen tieferen Sinn. Der Leser lacht schadenfroh über den Dummen, er fühlt sich überlegen. Er denkt allein in ökonomischen Kategorien.
-
- Sputnik51
- gestern 8:20 Uhr
Bitte merken: "Gebrüder" bezeichnet immer eine Firma. Die Brüder Grimm sind aber kein Unternehmen!Reaktionen auf diesen Kommentar anzeigen -
- Mann-mit-Hut
- vor 5 Stunden 51 Minuten
Kurzweilig und sehr passend zum Jahresausklang, wie ich finde. -
- Seldon-X
- vor 5 Stunden 47 Minuten
Mit den Worten des großen Henry David Thoreau: "Siehe da! Die
Menschen sind die Werkzeuge ihrer Werkzeuge geworden...Den Reichtum eines Menschen kann man an den Dingen messen, die er entbehren kann, ohne seine gute Laune zu verlieren."2 Leserempfehlungen -
- Mann-mit-Hut
- vor 5 Stunden 41 Minuten
... aber ursprünglich kann das so nicht richtig sein. Bereits auf meinem Märchenbuch vor 30 Jahren stand "Gebrüder", nämlich als alter Plural zu "Bruder". Und die beiden Brüder haben sich damals offenbar selbst sowohl als "Gebrüder" als auch als "Brüder" bezeichnet.3 LeserempfehlungenAntwort auf "Grimms keine Firma" -
- dein bester alptraum
- vor 5 Stunden 20 Minuten
er kehrt zu seiner mutter heim... heute würde man meinen: ist er denn nicht selbstständig? Hat er keine eigene Wohnung? Hat er den Absprung in ein eigenes Leben nicht geschafft?Eine Leserempfehlung -
- AntonPree
- vor 4 Stunden 51 Minuten
6. Ist das"Der Leser lacht schadenfroh über den Dummen, er fühlt sich überlegen. Er denkt allein in ökonomischen Kategorien. "
eine Selbstbetrachtung? Wie Sie sicher wissen, ist gute Entlohnung kein Beweis für Fleiß, ansonsten gäbe es wohl die eklatanten Gräben in der Gesellschaft nicht.
Man könnte auch sagen: Hans ist wie jeder Mensch gesegnet. Aber anderen fehlt die Demut und die damit verbundene Dankbarkeit. -
- gotcha123
- vor 4 Stunden 29 Minuten
7. Na ja ...... ist halt als ein Märchen gedacht und nicht als Kritik an unserem Wertesystem ! -
- Simple User
- vor 3 Stunden 57 Minuten
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen