Medienkritik - gestern- heute und morgen
Medienkritik heute
eine Selbstverständlichkeit
Die Medien haben eine wichtige Kontrollfunktion. Sie wurden früher gerne als vierte Gewalt bezeichnet. Je nach politischer Couleur fragten sich vor Jahren Konsumentenorganisationen und Medieninteressierte: Wer kontrolliert denn eigentlich diese "Kontrolleure"?
Seit Jahren haben sich die Medien der Selbst- und Fremdkritik angenommen.
In den "Schaffhauser Nachrichten" konnte beispielsweise "ZAPPER" regelmässig seine Beurteilungen von Sendegefässen publizieren. Auch im Tagesanzeiger werden sporadisch Sendungen - wie beispielsweise die Krimis vom Sonntagabend - beurteilt. So wurde darauf hingewiesen, dass die Krimis immer mehr gesellschaftskritische Themen aufnehmen, indem Kriminalkommissarinnen zunehmend mit privaten Schwierigkeiten so dargestellt werden, dass die Zuschauer oft den roten Faden verlieren, Drehbücher überladen sind oder sich Nebengeschichten zu stark überschneiden und die Konsumenten irritieren. In zunehmendem Mass werden Kriminalbeamte gezeigt, die sich während des Jobs mit ihrer Familie auseinandersetzen müssen, die zu spät kommen, weil sie die Kinder zur Krippe bringen müssen usw.
Viele Zeitungen beleuchten heute regelmässig einzelne Medienprodukte auf einer besonderen Seite.
Aus schweizerischer Ebene haben sich hinsichtlich Medienkritik zwei Adressen etabliert.
1. Kurt Imhof und die Medienkritik
Jüngst erschien bereits die zweite Ausgabe von Imhofs «Jahrbuch Qualität der Medien». Der Wälzer ist 568 Seiten dick. 52 Fachleute haben daran gearbeitet.
Die erste Ausgabe, vor einem Jahr beschrieb die zunehmende Boulevardisierung im Gewerbe. Die jüngste zweite medienkritische Ausgabe wurde dann aber selbst von Journalisten kritisch kommentiert.
Imhof nennt vier Kriterien, an denen er die Qualität der täglichen Berichterstattung misst: Themenvielfalt, gesellschaftliche Relevanz, vertiefende Einordnung der Aktualität und Sachgerechtigkeit. Ein Raster, das aus meiner Sicht brauchbar ist.
Dann aber stülpt der Soziologe seine vier Qualitätskriterien über alle Mediengattungen, über die Tageszeitungen, über die Gratis- und Boulevardblätter, über TV, Radio und Online- Beiträge. Überall sucht er nach der gesellschaftlichen Relevanz des Journalismus. Diese Verallgemeinerung wurde in Kommentaren zu recht beanstandet.
Der Blick auf die Medien ergibt für Imhof ein «tiefes Relevanzniveau», sie personalisieren zu sehr, verbreiten zu viele "Soft News", schreiben zu viel über Fußball und zu wenig über institutionelle Strukturrevisionen, und sie berichten nur «episodisch», statt in größeren geschichtlichen Zusammenhängen.
Für Imhof liefern nur die NZZ oder das «Echo der Zeit» die «einordnende Berichterstattung». Vor allem diese These wurde in Frage gestellt.
2. Dann gibt es auf schweizerischer Ebene noch den Verein "Medienkritik Schweiz".
Diese Institution will den medienkritischen Dialog verstärken.
Medienkritik sieht der Verein als ständigen Austausch von Argumenten und Meinungen zu den vielfältigen Themen. Dieser Austausch dient auch der Medienqualität und soll von keiner Person oder Institution monopolisiert werden – auch nicht vom neugegründeten „Verein Medienkritik Schweiz“, der sich nach seinen Statuten nicht über andere Akteure der Medienkritik in Wissenschaft, bestehende Organisationen und Medien stellen will, sondern zum Dialog in einer Zeit bedrohter Medienqualität einlädt. Ideal sei eine breit abgestützte, vielfältige, nachvollziehbare und ihrerseits der Kritik ausgesetzte Medienkritik, eingebettet in eine entsprechende Dialogkultur, welche als fester Bestandteil zur Kommunikationslandschaft der Schweiz gehört. Medienkritik muss nach den Statuten den Qualitätsanforderungen genügen, welche sie an die Medien stellt.
Entsprechend wollen der Verein Medienkritik und seine Träger ihren Beitrag leisten. Man beobachtet die jeweiligen Institutionen und Positionen und will herausfinden, ob die Voraussetzungen für Medienkritik intakt sind und ob Medienkritik tatsächlich stattfindet. Der Verein ist eine Plattform für Äusserungen von Medienschaffenden, Fachleuten und Beobachtern, auf der die Quellen der Medienkritik zusammenführen und deren Entwicklung verfolgen.
Am 24. Februar 2010 wurde der Verein Medienkritik Schweiz unter reger Anteilnahme einer interessierten Öffentlichkeit gegründet. Er ist weltanschaulich und politisch in jeder Hinsicht unabhängig.
Im Vordergrund steht aktuell die Erstellung einer medienkritischen Webside.
Jährlich findet eine Tagung zur Medienkritik statt, die bei Journalisten, Medieninteressierten und Medienwissenschaftlern zu einer wichtigen Plattform geworden ist.
3. Die RFZ bildet auch eine Plattform für Medienkritiker
Heute ist die SRG Zürich Schaffhausen eine von sieben Mitgliedgesellschaften der SRG Deutschschweiz (Radio- und Fernsehgesellschaft DRS). Wie die übrigen regionalen Gesellschaften in der Westschweiz und im Tessin ist sie Mitglied der gesamtschweizerischen SRG SSR
In den Kantonen Zürich und Schaffhausen bildet die SRG Zürich Schaffhausen (RFZ) die Basisorganisation der SRG SSR und vertritt die Interessen aller Bevölkerungsgruppen gegenüber Radio und Fernsehen. Die RFZ offeriert ständig Weiterbildungsveranstaltungen und befasst sich auch kritisch mit den aktuellen Programmen.
Ein Blick zurück und einer in die Zukunft
Wahrscheinlich erinnern sich die älteren Semester noch an die medienkritische Sendung des Schweizer Fernsehens mit Hans W.Kopp.
Heute fehlt im Fernsehen ein analoges medienkritisches Sendegefäss.
Ich gehe davon aus, dass künftig in den meisten Medien der Selbstkritik grosser Platz eingeräumt wird. Ich denke auch an die Medienzeitschriften wie TELE. In den meisten Zeitungen werden dank der ausgebauten Leserbriefseiten, immer wieder auch medienkritische Beiträge aus der Bevölkerung publiziert. Ich finde es sehr wichtig, dass sich die Konsumenten mit medienkritischen Gedanken auseinandersetzen.
Persönlich betätige ich mich mit meinen Analysen auf rhetorik.ch oft auch medienkritisch und hoffe, dass die Medien weiterhin die Medienkritik zulassen.
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