Mittwoch, 31. Januar 2007

Hillarys verbale Ohrfeige gegen ihren Bill

Es ist nicht einfach für Hillary, sich vom Namen Clinton zu lösen. Sie will deshalb bewusst als Hillary gewählt werden. Auf allen Plakaten fehlt überall der Name Clinton. Sie muss damit rechnen, dass jene Wähler, die eine radikale Aenderung wünschen, nicht begeistert sind, wenn jemand gewählt wird, der schon einmal Mieter im Weissen Haus war. Deshalb musste Hillary jeden Auftritt genau planen. Die Kandidatin eröffnet den Wahlkampf bewusst bei Ranchern, die ihr nicht so nahe stehen. Beim Sprechen stieg Hillary bewusst vom Podium hinunter - gleichsam auf Augenhöhe - frei und siegessicher mit "ihrem" Publikum. Diese dialogische Aufstellung war sicherlich inszeniert - sehr geschickt inszeniert. Von uns aus ging Hillary jedoch zu weit mit folgender indirekten verbalen Ohrfeige gegen Bill anlässlich ihres Auftrittes in Iowa vor 500 Parteifreunden und Medienvertretern.

(Ich zitiere Blick online vom 31.1.07):

Frage aus dem Publikum:

«Warum glauben Sie, dass Sie in der Lage sein werden, mit bösen Männern wie Osama Bin Laden und Diktatoren im Iran und Nordkorea fertig zu werden?»

Hillary grinst, zieht ihre Augenbrauen theatralisch in die Höhe:

«Mein bisheriges Leben hat mich dafür gewappnet, mit bösen und verdorbenen Männern umgehen zu können!»

Die Menge lacht, grölt, kann sich kaum mehr erholen. Jeder hat verstanden, worauf Hillary anspielt: auf Bill und dessen Affäre im Oval Office mit Praktikantin Monica Lewinsky.

Das Publikum ist auch überrascht. Denn erstens gilt Hillary als humorlos. Und zweitens meidet sie normalerweise tunlichst jeden Hinweis auf die Lewinsky-Affäre. Amerika soll ein perfektes Paar ins Weisse Haus wählen.

So redete Hillary ihren Witz später auch mit Unschuldsmiene klein: «Ich glaube, keiner der Anwesenden hat gedacht, ich spiele auf meinen Mann an.»

(Ende Zitat)

Nach unserem Dafürhalten könnte dieser Humor kontraproduktiv sein. Während der Lewinsky Affaire stand sie immer voll und ganz hinter ihren beschuldigten Mann. Mit der jüngsten verbalen Ohrfeige profiliert sie sich nun plötzlich auf Kosten Ihres Gatten. Wählerinnen und Wähler könnten sich heute fragen: War diese Treue - Bill gegenüber - nur gespielt gewesen? War es pure Berechnung, damals zu ihm zu halten? Denn: Hätte sie Bill damals verlassen (was verständlich gewesen wär), wäre Hillary nie soweit gekommen. Hillary läuft Gefahr, das Image einer Politikerin zu bekommen, der alle Mittel recht sind, so lange sie dem Zweck dienlich sind. Obschon Hillary gute Karten hat: Der Wahlkampf wird für sie kein Sonntagsspaziergang werden. Hillary müsste darauf bedacht sein, ihre Glaubwürdigkeit zu stärken.

Dienstag, 30. Januar 2007

Doris Schröders Klage - ein Flop?

Hier das ausführliche Protokoll aus Spiegel online:

Der Vizekanzler ist als Zeuge im Fall "Schröder-Köpf gegen Gruner + Jahr" geladen, Aktenzeichen 7U 70/06. Die Vorgeschichte ist schnell erzählt: Am 23. Juni 2005 hatte der "Stern" in einem Artikel mit der Überschrift "Der Doris-Faktor" berichtet, die Idee zur Vertrauensfrage und den Neuwahlen stamme eigentlich von Gerhard Schröders Frau. Doris Schröder-Köpf habe die Idee eines Abends im März 2005 einfach so in den dichten Rauch geworfen, den ihr Mann und Müntefering im Schröderschen Reihenendhaus in der Plathnerstrasse in Hannover verbreiteten. Und "wie immer, wenn Gerhard Schröder sich etwas von Doris in den Kopf hatte setzen lassen, wurzelte das und wuchs und gedieh", dichtete die Autorin.

Der Artikel missfiel der Kanzlergattin derart, dass sie den "Stern" verklagte und eine Richtigstellung forderte. Sie gewann die erste Runde vor dem Hamburger Landgericht, doch der Verlag Gruner und Jahr ging in Berufung.

Und deshalb sitzt der SPD-Minister Müntefering an diesem Januarnachmittag am Zeugentisch mitten in dem schmucklosen Saal 145a. Breitbeinig, den Blick nach vorn auf das leere Holzregal hinter der Richterbank gerichtet. Er soll sagen, ob tatsächlich ein Dreiergespräch stattgefunden hat - mit Rauchwolken oder ohne. Knapp zwei Jahre nach der Neuwahlentscheidung wird also vor Gericht die Frage verhandelt, ob Schröders Geschichtsdeutung korrekt ist, dass er allein mit "dem Franz" damals den Neuwahl-Plan ersann. Die Richterin des Hamburger Oberlandesgerichts ist mitsamt Beisitzern extra aus der Hansestadt angereist, denn Minister müssen an ihrem Dienstsitz vernommen werden.

Der Anwalt des "Stern", ein Herr Jipp, zeigt von Anfang an, dass mit ihm nicht zu spaßen ist. Es sei "unerträglich", dass "zwei bewaffnete Personen" im Gerichtssaal säßen, beschwert er sich. Entsetzt schauen sich die Zuschauer, allesamt Journalisten, im Raum um. Der Anwalt präzisiert, er meine die Bodyguards des Vizekanzlers. Zeuge Müntefering hat nichts dagegen, dass er während seiner Aussage ungeschützt bleibt. Die Richterin versichert, es gebe auch keine Seiteneingänge, und die Bodyguards stünden ja direkt vor der Tür.

Dann wird es ernst. "Sie heißen mit Vornamen Franz", beginnt die Richterin. "Sie sind 67 Jahre alt. Sie sind von Beruf Bundesminister." Müntefering nickt zustimmend. Ob er mit einer der Parteien verwandt oder verschwägert sei, will die Richterin wissen. "Nein." Zufrieden fährt die Richterin fort, man wolle am heutigen Tage die Frage klären, ob Müntefering an einem "nicht näher definierten Tag" im März 2005 im Privathaus Schröders gewesen sei.

Müntefering hat eine ziemlich geradlinige Verteidigung aufgebaut. Nein, er könne sich nicht daran erinnern, jemals in Gegenwart von Schröder-Köpf über die Neuwahlen geredet zu haben. Zudem stehe in seinem Terminkalender für März 2005 kein Besuch bei Schröders in Hannover, also könne er auch nicht da gewesen sein. Der Terminkalender sei aus seiner Sicht "eine verlässliche Grundlage". Damit wäre die Sache für den wortkargen Müntefering eigentlich erledigt.

Nicht jedoch für Anwalt Jipp. Der hat noch Fragen, sehr viele Fragen.

Ob Müntefering vielleicht noch einen privaten Terminkalender nebenbei führe, will er wissen. Nein, sagt Müntefering, er wolle schließlich kein Buch schreiben. Jipp bohrt weiter: Was würde passieren, wenn Müntefering heute Morgen spontan entschieden hätte, nach Hannover zu fahren? Müntefering erklärt, dann würde der Terminplan aktualisiert. Und wenn das eine Privatreise wäre, fragt Jipp. Müntefering: "Ich fahre nicht privat nach Hannover". Er habe schließlich kein Auto. "Ich fahre nur nach Hannover, wenn ich es dienstlich tue, und dann wird das eingetragen."

Jipp fasst nach: Es müsse doch irgendwelche Reisen geben, die nicht im Terminkalender vermerkt sind. Antwort von Müntefering: "Wenn ich irgendwo hinfahre, dann wissen das alle. Ich fahre nicht privat irgendwohin."

Jipp sagt: "Das verstehe ich nicht." Müntefering: "Dann erkläre ich das noch mal." Wenn er irgendwohin fahre, dann immer mit dem Dienstwagen. Das bedeute, dass vorher immer schon der Fahrer und das Begleitkommando Bescheid wüssten.

Die Zuschauer glucksen während des Wortwechsels entzückt. Sie wissen nun immerhin, dass Müntefering keine Chance hat, seinem Terminkalender zu entwischen, und wahrscheinlich im März 2005 nicht in Hannover war.

Jipp hat jedoch noch eine andere Fährte: Es gebe zwei Quellen, eine im Umfeld von Schröder, eine im Umfeld von Schröder-Köpf, die beide erzählten, dass die Neuwahl-Idee von Schröder-Köpf stamme. Ob Müntefering sicher sei, dass Schröder nicht in der Morgenlage im Kanzleramt mal erwähnt habe, dass die Idee von Doris sei? "Wenn Schröder sich so geäußert hätte, würde ich mich daran erinnern", sagt Müntefering. Schließlich seien sich beide der "hohen Brisanz" der Frage bewusst gewesen und hätten deshalb immer nur unter vier Augen darüber geredet.

Ganz genau will das Gericht auch wissen, wer an so einer Morgenlage in Schröders Kanzleramt denn teilgenommen habe - einer davon soll schließlich der Informant des "Stern" gewesen sein. Müntefering zählt auf. "Steinmeier, Schwanitz, Benneter manchmal, Anda überwiegend, Krampitz nicht." Er selbst sei "ganz überwiegend" dabei gewesen. Die Richterin bleibt ernst, und Herr Jipp fragt unerschütterlich immer weiter. Doch Müntefering ist nicht zu fassen.

Insgesamt dauert die Befragung eine Dreiviertelstunde. Irgendwann fragen sich die Zuschauer, ob das Thema wirklich die Gerichte beschäftigen muss. Müntefering selbst hätte Schröder-Köpf von der Klage wohl abgeraten und das Gerücht einfach ignoriert. "Ich hätte das für nicht so wichtig erachtet", sagt er. "Man liest viel." Er selbst habe den "Stern"-Artikel erst im Dezember 2005 zur Kenntnis genommen, als das Gericht ihn zu einer schriftlichen Stellungnahme aufforderte.

Noch etwas wird klar an diesem Nachmittag: So verlockend die Idee ist, dass die Kanzlergattin die Republik erschüttert haben könnte, so wenig Belege scheinen sich für diese These finden zu lassen. Müntefering bestätigt in Saal 145a das Narrativ, das Gerhard Schröder bereits in seinen Memoiren festhielt: Dass die Vertrauensfrage der Plan zweier Männer war, die niemandem etwas davon erzählten - nicht einmal Joschka Fischer.

Aus unserer Sicht war Doris Schröder wieder einmal schlecht beraten, die Geschichte (Gerücht?) mit einer Klage aufzuwärmen. Ich hätte in diesem Fall die Sache ignoriert. Es ist nicht das erste Mal, dass sich Doris Schröder den Medien gegenüber ungeschickt verhalten hat (Lesen Sie unsere Analysen in rhetorik.ch Sie müssen nur im Suchfenster oben rechts Doris Schröder eintippen). Etwas vom schlimmsten war, als sie als Kanzelgattin Angela Merkel kritisierte.

Erster Kandidat bricht die Verschwiegenheitsklausel

Trotz Verschwiegenheitsklausel – verrät zum zum 1. Mal ein Kandidat von „Deutschland sucht den Superstar“, was sich hinter der Kulissen tatsächlich abgespielt hat. Kandidat Allan Garnelis schildert, was er beim Casting der RTL-Show erlebte.

Er singt und kämpft als einer von 120 Kandidaten um den Einzug in die nächste Runde. Am Samstag ist er unter den letzten 40 zu sehen.

Pop-Titan Dieter Bohlen -von der Boulevardpresse als markiger Sprücheklopfer gepriesen. Bild bezeichnet seine üble Exekutionsrhetorik als KULT- oder von HAMMERsprüche - überlebte bis anhin jegliche Kritik an seinen menschenverachtenden Urteilen. Vielleicht machen ihm nun die neusten Enthüllungen mehr Bauchschmerzen. Die Vorwürfe sind happig:

In Wirklichkeit war Garnelis bei der „Superstar“-Show, die schon vor Wochen aufgezeichnet wurde, längst rausgeflogen. „Die 20 Finalisten“, so Garnelis gemäss BILD, „stehen seit dieser Aufzeichnung im Dezember längst fest."

Im Internet-Magazin „Fudder“ beschreibt Garnelis (Er studierte Musikwissenschaft, singt im Gospelchor) , wie es bei der RTL-Show wirklich zu und hergeht. Als erster Kandidat packt er aus, wie getrickst, inszeniert und gemauschelt wird.

Schon beim Casting-Start in Stuttgart habe er nicht vor einer Jury, sondern vor Musik-Laien gestanden. Garnelis: „Ich musste vor Toningenieuren singen.“

Die Kandidaten wurden angeblich unter besonderen psychischen Druck gesetzt. Garnelis:

„Morgens mussten wir immer aus dem Hotel auschecken, weil ja jeder wieder rausfliegen könnte.“ So soll RTL Produktionskosten gespart haben.

Als feststand, dass er beim Casting weiterkommt, musste er mit den anderen Teilnehmern die Freude darüber spielen. Garnelis:

„Unsere Freude war zu actionlos für die Fernsehleute, deshalb mussten wir uns auf Kommando wieder freuen. Und noch mal und noch mal - dreimal! Total daneben. Da kommst du dir total blöd vor.“

Andere Szenen sollen auch nachgestellt worden sein: „Im Aufenthaltsraum hat mal einer Gitarre gespielt. Dort hat sich eine Singgruppe gebildet. Prompt kam das Kamerateam an und es hiess:

,Singt das ganze Lied noch mal, aber im Stehen‘.“ Die Kandidaten sollen sogar eingesperrt worden sein. Nachdem Garnelis von seinem Aus bei „Superstars“ erfahren hatte, musste er trotzdem bleiben:

„Eine Security-Firma hat darauf geachtet, dass kein Kontakt zur Aussenwelt zustande kommt.“ Er durfte das Theater nicht verlassen.

Auch seine Tränen blieben nicht unbeobachtet. Garnelis:

„Zum Heulen habe ich mich in eine Garderobe gesetzt, mit einem Riesenvorhang davor. Dann näherte sich ein Licht, die Kameramänner. Im ersten Moment dachte ich: ,Verpisst euch.“

RTL widerspricht: "Alles war echt!"

RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer: „Natürlich können wir verstehen, dass ausgeschiedene Kandidaten enttäuscht sind. Aber wir haben nichts zu verbergen. Bei uns ist alles echt.“

Allan Garnelis muss damit rechnen, dass seine Enthüllungen noch ein juristisches Nachspiel haben. Denn alle „Superstar“-Kandidaten hatten eine Verschwiegenheitsklausel unterschrieben.

Dass bei Produktionen arrangiert und inszeniert wird, ist nichts Neues. Wer bei Aufzeichungen in einem Studio bei einer Aufzeichnung miterleben konnte, wie das Publikum zum Klatschen aufgefordert wird und x Mal in verschiedener Lautstärke auf Befehl klatschen muss (Lob auf Kommando!), wundert sich nicht über die Enthüllungen dieses Kandidaten.

Montag, 29. Januar 2007

Gewalt im Alltag - etwas Normales?

Am Samstagabend wird auf der Bahnhofstrasse Schaffhausen ein 49 jähriger Mann von mehreren Jugendlichen umzingelt und spitalreif zusammengeschlagen.

Im Oberstufenschulhaus Matt in Littau rastete ein 14 jähriger Schüler- serbischer Abstammung - aus und bedrohte Lehrer und Mitschüler. Er wollte sogar den Lehrer töten.

Die Liste an Gewalttaten könnte auch bie uns (wir reden nicht von amerikanischen Verhältnissen) laufend ergänzt werden und viele werden einmal mehr behaupten, es gebe unter den Jugendlichen gar nicht mehr Gewalt wie früher. Die Oeffentlichkeit und die Medien wären lediglich vermehrt sensibilisiert. Früher hätte man nur nicht alles publiziert. Zu dieser Selbstschutzbehauptung setze ich berechtigte Fragezeichen.

Ich hatte gestern im Fernsehen eine längere Reportage mitverfolgt, die den Unterricht an einer deutschen Oberstufenschule über mehrere Wochen mit der Kamera verfolgt hatte. Was sich da abgespielt hatte,war weder Theater noch getürkt. Es wurde der Alltag nachgezeichnet , wie er sich an vielen Schulen abspielt.

Was uns dabei zu denken geben musste:

Die Lehrkräfte bringen es nicht mehr fertig, allein einen normalen Unterricht zu erteilen. Sozialarbeiter, Mentoren, Psychologen müssen den Lehrkräften beistehen. Jeden Tag Konflikte, Zoff, Provokationen - Schüler spielten gleichsam mit machtlosen( ohn-mächtigen) Lehrerinnen und Lehrern. Schwänzen, blau machen ist etwas Normales. Sozialarbeiter müssen Jugendliche jeden Tag zu Hause abholen. Normales Unterricht scheint nicht mehr möglich. Lehrkräfte streichen die Segel. Spielregeln sind nicht mehr durchsetzbar - können auch nicht mehr durchgesetzt werden.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Musiklehrerin oder ein Rektor noch Freude am Job haben kann, wenn

- Anweisungen einfach ignoriert werden

- sich die Schüler weigern, am zugewiesenen Ort, den Platz einzunehmen

- ständig fünf bis 10 Schüler durcheinander reden

- Anordnungen unflätig widersprochen werden

- die Klasse desinteressiert in oder auf den Bänken herumhängt

- auf Geheiss die Kopfbedeckung nicht abgenommen wird

- während der Stunde SMS geschrieben werden

- die Ohrstöpsel nicht entfernt werden (Jeder kann für sich Musik hören)

- Zuhören ein Fremdwort ist

- zugelassen wird, dass mit unwilligem Ton widersprochen werden kann

- sich Jugendliche nicht mehr beherrschen können

Kommunikation und Gewalt

Ich bin der festen Ueberzeugung, dass der Umgangston, das nonverbale Verhalten und die einfachsten Spielregeln, wie: "Ich höre dem Gegenüber zuerst zu, ohne zu unterbrechen". "Worte nehme ich ernst" jahrelang bewusst gemacht werden müssten. Das kann nicht nachträglich noch schnell eingeübt werden.

Disziplin ist eine Grundvoraussetzung um lehren und lernen zu können.

Lernen ohne positives Lernklima ist unmöglich.

Es ist ein völlig verkehrte Vorgehen, wenn Lehrkräfte die Gewalt in der Sprache, verbale Gewalt tolerieren, um erst nachträglich zu versuchen, einzugreifen. Es kann etwas nicht stimmen, wenn in schwierigen Klassen Psychologen, Lernhelfer, Mediatoren oder Supervisoren helfen müssen, die Disziplin einigermassen durchzusetzen.

Es ist für mich unvorstellbar, dass unterrichten Freude machen kann, wenn zuerst eine Viertelstunde lang diskutiert werden muss, ob Anweisungen zu befolgen sind. Wenn nach 20 Minuten die letzten Nachzügler kommentarlos Platz nehmen und jeden Tag 10 Prozent der Schüler schwänzen können. Wenn Anordnungen, Regeln laufend missachtet werden können, wenn es sich Lehrer bieten lassen müssen, beschimpft zu werden und es nicht mehr möglich ist, im normalen Umgangston miteinander zu reden.

Unsere These: Die Gewalt müsste schon im Kleinen, in der Familie, im Klassenzimmer erkannt werden und zwar zuerst im kommunikativen Verhalten (Ton, Worte, Körpersprache, Stimme). Die koikative Kompetenz müsste früh erworben werden, wie lesen und schreiben. wir gewöhnen uns an Verhaltensmuster (positive wie negative). Wenn Jugendliche nie gelernt haben, zuzuhören, Umgangsformen zu befolgen , müssen wir uns nicht wundern, wenn diese Jugendliche auf der Strasse auch nicht mehr bereit sind, sich an Spielregeln zu halten.

Sonntag, 28. Januar 2007

Nelly Wengers Verpackung war ein Flop und schadete der Cailler-Schokolade

Der Konsum von Cailler-Schokolade ist nach der Einführung der neuen Verpackung enorm zurückgegangen. Nestle setzt deshalb wieder auf Bewährtes. Die neue Verpackung war auf Initiative der früheren Generaldirektorin von Nestle Schweiz, Nelly Wenger, eingeführt worden. Die an Brustkrebs erkrankte Managerin war im vergangenen Dezember nach nur zweijähriger Tätigkeit zurückgetreten. Sie wollte die Marke Cailler neu lancieren und hatte dazu den Pariser Stararchitekten Jean Nouvel und den spanischen Spitzenkoch Ferran Adria beigezogen. Die von Nouvel konzipierte Verpackung aus PET stiess dabei in der Öffentlichkeit und bei der Konsumentenschaft auf heftige Kritik. Der Discounter Denner nahm Cailler sogar aus dem Sortiment.

Laut Oertle sind die Umsätze der Marke Cailler im vergangenen Jahr um 24 Prozent eingebrochen. Während der Weihnachtszeit sei sogar 31 Prozent weniger Cailler-Schokolade verkauft worden. Auch wenn Cailler lediglich acht Prozent des Gesamtumsatzes von Nestle Suisse generiere, habe man «etwas tun müssen», sagte Oertle auf Anfrage.

Mit Ausnahme von Frigor-Schokolade, deren Verkäufe um 15 Prozent zugenommen haben, sollen die Cailler-Produkte deshalb wieder in einer klassischeren Verpackung in den Verkauf gelangen.

KOMMENTAR:

Die Nelly Wenger Geschichte ist ein gutes Beispiel, das veranschaulicht, dass im Grunde genommen der Kunde doch König ist. Werber müssten immer zuerst bei den Kunden sondieren, wie eine Verpackung ankommt. Der Kundengeschmack ist ernst zu nehmen.

Nelly Wenger hatte uns bereits bei der EXPO geärgert, weil sie dem Publikum ihren Kunstgeschmack aufpfropfen wollte. Das Urteil des Publikums war der EXPO Leitung völlig egal. Wir kritisierten schon damals, dass Nelly Wenger bei der Kunst die Kundenwünsche in den wind schlug. Bei Nestlé tat sie das ebenfalls. Erstaunlich war, dass der zweite Flop bei Nestlé mit der Brustkrebsgeschichte PR - mässig überdeckt werden konnte. Nach Medienberichten verliess Nelly Wenger vor allem aus gesundheitlichen Gründen die Firma. Doch haben wir Informationen, die bestätigen, dass Nelly Wenger fachlich nicht mehr tragbar gewesen wäre und sich die Firma von ihr - auch ohne Brustkrebserkrankung- hätte trennen müssen.

Warum englisch Frau Bundespräsidentin?

Als Gastgeberin versuchte Michelin Calmy-Rey, in Davos- am WEF - die Weltelite in englisch zu begrüssen. Laut NZZ am Sonntag vom 28.1. in einem unbeholfenen Englisch. Die Begrüssung sei völlig missglückt. Es habe getönt wie eine Gymnasiastin, die sich für ihre Englisch- Matura einen Roman von William Faulkner vorgenommen habe. Die Bundespräsidentin wirkte völlig überfordert.

Angela Merkel überzeugte anderseits als zweite Rednerin. Sie sprach deutsch. Sie wirkte souverän und hatte einen starken Auftritt. Die Uebersetzung ist am WEF bekanntlich nie ein Problem. Alles wird simultan übersetzt. Hätte die Bundespräsidentin in Ihrer Muttersprache gesprochen, wäre ihr dieser peinliche Auftritt erspart geblieben. Mit dem falschen Entscheid erntete sie ein "Ungenügend". Dies wäre vermeidbar gewesen. Schade, dass sich Michelin Calmy-Rey falsch (oder nicht!) beraten liess.

Samstag, 27. Januar 2007

"Videosession" Fluch oder Segen?

In einem Blog eines Studenten haben wir gelesen:

Von pascal2 @ 20:03 [ Zum BSK Unterricht ] Am letzten Dientag im BSK Unterricht haben wir uns vor allem mit dem Präsentieren beschäftigt. Zu allem Übel auch noch vor Kamera.

Eigentlich hätten wir schon eine Woche vorher damit beginnen sollen. Ich war dann auch froh, dass wir nicht mehr dazu gekommen sind. Womit Ihr schon zwei Dinge über mich wisst: ich spreche nicht gern vor Publikum, erst recht nicht vor Kamera, und ich bin froh wenn ich mich davor drücken, oder es zumindest verschieben kann. Ich weiss dass das nicht gut ist, denn ich will mich dabei verbessern und Übung und Routine, wäre sehr hilfreich wenn es darum geht vor Publikum zu sprechen. Und in unserem künftigen Beruf ist es essentiell dass man die Fähigkeit besitzt problemlos vor einer grösseren Menschenmenge zu sprechen

.

Mir ist im Praktikum jedoch aufgefallen dass es mir nichts ausmacht vor den Kindern etwas vorzutragen. Für mich gibt es mehrere Faktoren die Nervosität vor bzw. während dem Präsentieren beeinflussen: - wer sind die Zuhörer? - wie vertraut bin ich mit dem Inhalt des Vorzutragenden? - wo bin ich? Den Redeangst Text von Knill - den wir erhalten haben - kann sicher sehr hilfreich sein, aber wie es auch dort steht, Übung macht den Meister. Zum Schluss muss ich sagen, dass ich es super finde, dass wir diese Übung mit dem Filmen im BSK durchgeführt haben, obwohl ich zuerst nicht wirklich Lust dazu hatte.

Es fallen einem Fehler auf, die man sonst nicht gesehen hätte und ich glaube den Videoschock habe ich auch gut überwunden. Es war gar nicht so schlimm, wie ich dachte.

Diese Erfahrung aus der Praxis verdeutlicht: 1. Das Spiegeln mit Video muss fachgerecht erfolgen. Siehe Beitrag in rhetorik.ch "Video in der Ausbildung" (Navigation über das Inhaltsverzeichnis)

2. Die Angst vor dem Spiegel Video, der "Videofrust", der "Videoschock" ist normal. Wir haben in unseren Seminaren immer wieder Leute, die videogeschädigt sind. Mein Kameramann nennt sie "Videoleichen". Er findet es sonderbar. Leute geben Geld aus für ein Videotraining , das von Laien unprofessionell erteilt wird. Dann müssen Sie bei uns wieder Geld ausgeben, um die Fehler wieder abzutainieren, die man ihnen angewöhnt hatten.

3. Wer erleben durfte, wie Video eines der hilfreichsten Lerninstrumente sein kann, merkt, dass Video im Grunde genommen ein Lernbeschleuniger ist. Er macht uns die blinden Flecken bewusst.

4. Fachgerechtes Videofeedback macht uns jedoch auch die Stärken bewusst. Wer sich bei der Videoanalyse voruteilslos betrachtet oder anhört, stellt tatsächlich fest, dass er besser ist, als er sich während des Sprechaktes gefühlt hat. Vor allem diese Erkenntnis entlastet!

PS: WIR BILDEN UEBRIGENS - IN BESONDEREN INDIVIDUELLEN LEHRGAENGEN - AUSBILDNER AUS, DAMIT SIE VIDEO N DER AUSBILDUNG PROFESSIONELLER EINSETZEN KOENNEN.

Swissair-Prozess schwappt bis ins Bundeshaus

Eine brisanten Aussage von Eric Honegger gibt Ärger für Alt Bundesrat Deiss und Verkehrsminister Leuenberger.

Ex-Swissair VR-Präsident und Chef Eric Honegger behauptete in Bülach:

Bundesräte hätten die Zahlung angeordnet.

Es geht um die Zahlung von 150 Millionen Euro Anfang 2001 an die praktisch bankrotte belgische Airline Sabena.

Für Honegger soll diese Zahlung notwendig gewesen sein, um - für die SAir-Group - grösseren Schaden zu vermeiden. Eine Weigerung hätte die Ratifizierung der bilateralen Verträge mit der EU gefährdet. Dies habe damals den Bundesrat ebenfalls «beunruhigt»).

Die brisante Behauptung:

Der damalige Aussenminister Joseph Deiss (CVP) und Verkehrsminister Moritz Leuenberger (SP) sollen Honegger empfohlen haben, die 150 Millionen Euro zu zahlen!

Diese brisante Aussage über die bundesrätliche Empfehlung sorgt verständlicherweise im Bundeshaus für rote Köpfe.

< Das wirft «verschiedene Fragen auf», meint der Urner CVP-Ständerat Hansruedi Stadler gegenüber SR DRS.

SVP-Präsident Ueli Maurer möchte unverzüglich Antworten von Deiss und Leuenberger auf Honeggers Aussage.

Guido Schommer, FDP-Generalsekretär, findet ebenfalls: Deiss und Leuenberger müssten die Fragen RASCH beantworten. Falls nicht, werde man prüfen müssen, ob man gegen die Sache «parlamentarisch vorgehen soll».

Von Alt Bundesrat Joseph Deiss und aus dem Departement Leuenberger gibts bisher keinen Kommentar. Sie schweigen mit der Begründung: Es sei ein hängiges Verfahren.

Schommer: «Sie werden sich nicht hinter der Verfahren verstecken können.» Das Schweigen aus dem Bundeshaus ist für die Boulevardpresse nicht nachvollziehbar. Kommentar: Es ist legal, die Fragen erst später zu beantworten. Dies entspicht dem Prinzip: Warten- denken - erst dann antworten. Doch kommen die Herr Deiss und Leuenberger nicht darum herum, die Oeffentlichkeit über den Vorwurf Honeggers rasch zu informieren. Auch die Medien haben ein Anrecht auf eine Antwort! Alle möchten wissen: Hat Honegger gelogen oder sagt er die Wahrheit. D.h. Hat der Bundesrat damals tatsächlich die Zahlung empfohlen (und sich damit möglicherweise mitschuldig gemacht)?

Freitag, 26. Januar 2007

Jugendliche werden immer dicker!

Ich zitiere 20 Minuten:

Mit Inseraten und Plakaten, aber auch mit Aktionen soll innerhalb von vier Jahren der Trend zu immer mehr übergewichtigen Kindern und Jugendlichen gestoppt werden. «Die Schweiz wird immer dicker», lautet die Überschrift einer Anfang Jahr gestarteten Inserate- und Plakatkampagne der Gesundheitsförderung Schweiz. Bereits heute bringe jedes fünfte Kind zu viele Kilos auf die wage, rief Stiftung am Donnerstag einer Medienkonferenz in Erinnerung. Der Anteil an Übergewichtigen unter Schweizer Kindern in den letzten 20 Jahren habe sich verdreifacht.

Dass das Problem der uebergewichtigen Kinder in erster Linie mit mehr Bewegung und gesünderen Essgewohnheiten verbessert werden könnte, ist eine Binsenwahrheit. Wir zweifeln an allen kostspieligen Werbe und Plakataktionen. Jeder Mensch - auch der Erwachsene - sucht trotz Ermahnungen zuerst den bequemeren Weg: "Fast food und herumsitzen" ist einfacher als gesund essen und sich bewegen. Es kommt wahrscheinlich zu keiner Veränderung des Verhaltens ohne konkrete Eingriffe.

Die Forderung, in der Schule täglich eine Turnstunde einzubauen und bei Jugendlichen an den gesunden Menschenverstand zu appellieren, genügt allein nicht.

Die Gewohnheit, Zucker und Fett den Früchten und dem Gemüse vorzuziehen, ist tief verankert. Gewohnheiten könnten jeodch mit entsprechenden gesunden Verpflegungsangeboten an Tagesschulen und am Esstisch zu Hause sofort gesteuert werden. (Mit dem Verzicht auf Dickmacher!) Im Alltag wird leider den Bedürfnissen der Kinder nach Fast food zu rasch nachgegeben. Dies ist verständlich. Köche und Eltern machen sich sich bei Kindern mit Cola, Schnitzeln und Pommes beliebt. Wer will nicht beliebt sein? Niemand liebt Zwänge.

Schulbehörden, Lehrkräfte oder Eltern wagen es nicht mehr, die Kinder Kind zu Fuss oder mit dem Fahrrad zur Schule zu schicken oder ein Mofaverbot einzuführen. Begründung: Der Heimweg gehört nicht mehr in den Kompetenzbereich der Schule. Die Eltern müssten somit selbst etwas tun. Die Eltern sind aber tagsüber meist nicht mehr da. Beide Elternteile arbeiten.

Nach unserem Dafürhalten geht es leider nicht mehr ohne eine externe Steuerung des Verhaltens. Wenn gewisse Eltern die Versuch unterlaufen, Kindern am Mittagstisch eine richtige Kost aufzutischen und sich sogar gegen ein Mofaverbot stark machen, ist dies bedenklich. In England bot beispielsweise Olvier - der bekannte Fernsehkoch - in Mensas nur noch gesunde Kost an. Es gab Mütter, die brachten ihren unzufriedenen Kindern mit Autos über Mittag den unverzichtbaren Hamburger ins Schulhaus.

Doch hat sich gezeigt: Bei den meisten Jugendlichen dauerte es nach der Umstellung nur einige Wochen, bis sich das Essempfinden positiv verändert hatte. Deshalb gilt es diese "Durststecke" zu überwinden. Bei allen Verönderungen geht es nicht nur um Motivation. Es benötigt auch Druck und gewisse Spielregeln, mitunter Zwangsmassmahmen. Jugendliche gewöhnen sich rasch an den Fett und Zuckerkonsum (es kommt zu einem suchtähnlichen Phänomen). Freiwillig stellt ein Kind die anerworbenen schlechten Essgewohnheit kaum um.

Zum Bewegungsmangel eine kleine Rechnung:

Ein Kind, das zu Fuss oder mit dem Fahrrad zur Schule geht, hat - ohne zusätzliche sportliche Betätigung - täglich bereits 4 mal 10 Min (40 Minuten) Bewegung. Dies entspricht einer Turnstunde! In der Woche sind dies bereits 180 Minuten oder drei Stunden (ein halber Tag)!

Der freie Nachmittag wurde in dieser Rechnung mitberücksichtigt. In zehn Wochen bedeutet dies insgesamt dreissig Stunden gesundes Intervalltraining. Dies lässt sich sehen.

Erziehende sind sich kaum bewusst, dass der Tagesablauf eines bequemen Jugendlichen wie folgt aussieht:

Nachts: Liegen

Morgenessen: Sitzend

Schulweg: Auf dem Mofa sitzend

Schule: Sitzend

Heimweg: Auf dem Mofa sitzend

Im Wohnblock: Im Lift stehend

Nachtessen, Hausaufgaben, vor dem Computer oder Fernseher: Sitzend

Nachts: Wieder liegend Der Kreislauf der Bewegungslosigkeit beginnt von Neuem! Erkenntnis:

Wir könnten sofort auf kostspielige Massnahmen verzichten, wenn wir das Problem "dicke Jugendliche" mit einfachsten Mitteln sofort selbst an die Hand nehmen: 1. Mit der unverzüglichen Aenderung der Essgewohnheiten 2. Indem wir uns dort bewegen, wo es kaum Aufwand braucht: Gehen statt fahren! Dazu könnten Eltern, Lehrkräfte, Behörden und vor allem die Betroffenen sehr viel beitragen.

Donnerstag, 25. Januar 2007

Zitate, die mich heute zum Denken angeregt haben:

"Worte sind wild, frei, unverantwortlich und nicht zu lehren. Natürlich kann man sie einfangen, einsortieren und sie in alphabetischer Reihenfolge in Wörterbücher stecken. Aber dort leben sie nicht."

Virginia Woolf (1882-1941), englische Erzählerin und Essayistin

"Die Angst vor Veränderungen ist ein zweifach schlechter Ratgeber;

- sie will niemals wissen, dass die Veränderung, die sie fürchtet, schon eingetreten sind:

- und sie beraubt den Aengstlichen der Mittel, das Neue mitzugestalten."

Autor ist mir nicht bekannt.

Mittwoch, 24. Januar 2007

Rhetorische Grundregeln beherrschen, das allein genügt nicht

Rhetorikausbildung darf sich nicht darin beschränken, selbstsicher aufzutreten, klar zu sprechen, Charts gut auszuarbeiten usw.

Wer überzeugen will, kommt mit ausgefeilten guten Argumenten allein nicht zum Ziel.

Eine Person überzeugt vor allem dann, wenn sie die Gefühle anderer lesen kann, Vertrauen aufbaut und merkt, was das Gegenüber erwartet.

Die Wirkung beruht nur zu einem kleinen Teil auf Fakten (Inhalt). Das Wie und die Gefühle, auch die Stimme und die Körpersprache spielen bei Ueberzeugsprozessen eine grossen Rolle. Die Stimme ist und bleibt ein wichtiger Ueberzeugungsfaktor. Sie beeinflusst die Stimmung, unsere Gefühlswelt, das Kommunikationsklima. Die Stimme wirkt somit gleichsam als Klimaanlage. Unsere Stimme kann die Gesprächsatmosphäre abkühlen oder erwärmen. Sie verrät, wie wir uns fühlen.

Wenn wir von der Gefühlswelt sprechen, so heisst dies nicht: Formale Regeln zu vernachlässigen. Doch nützt der perfekteste Auftritt, das beste Argument wenig, wenn die Gefühlswelt des Gegenübers nicht berührt werden kann.

Walter Jens sagte:

«Eine Rede ist dann überzeugend, wenn ich zeige: Dies bin ich, und ich meine es so, wie ich es sage».

In Abänderung dieses Zitates ergänze ich:

Eine Aussage ist dann überzeugend, wenn mich mein Gegenüber versteht, aber zugleich emotional berührt wird. Dies ist nur möglich, wenn ich ICH bin und die Emotionen echt sind. Dann stimmt auch die Stimme mit der Stimmung überein.

Dienstag, 23. Januar 2007

Politiker in Bedrängnis

Steinmeier im Erklärungsnotstand

Frank Walter Steinmeier war der wichtigte Mann im Schröders Kanzleramt- heute amtet er in der neuen Regierung als Aussenminister (Er ist Fischers Nachfolger). Derzeit holt ihn leider die Vergangenheit ein. Seine Mitwisserschaft als früherer Koordinator des deutschen Geheindienstes könnte ihm nun zum Verhängnis werden.

Angeblich soll die alte rot-grüne Bundesregierung 2005 aktiv versucht haben, die Rückkehr des seit Jahren schuldlos in Guantanamo einsitzenden Kurnaz zu verhindern. Dieser Vorwurf lastet auf Steinmeier. In den Medien wird behauptet, er hätte davon Kenntnis gehabt. Steinmeier streitet jedoch alles vehement ab und schweigt. Er begründet sein Schweigen, indem er auf den im März geplanten BND Untersuchungsausschuss verweist, wo er dann schon reden werde. Das dauert jedoch noch eine Weile.

Die Beweislast wiegt zu schwer. Immer mehr belastendes Material dringt an die Oeffentlichkeit. Obwohl Steinmeier jede Schuld bestreitet, könnte ihm (im Gegensatz zu den schweigenden Angeklagten im Swissairprozess) das Schweigen zum Fallstrick werden. Je länger er schweigt, desto wahrscheinlicher ist es, dass er keine plausiblen Antworten mehr hat.

Auch Seehofer in Not

Horst Seehofer, der nach der Stoibergeschichte als Kronfavorit gehandelt wurde, sagte nach dem überraschenden Entscheid Stoibers:

"Wir sind in der grössten Krise unserer Partei seit ihrer Gründung."

Nach den Medienechos der letzten Tage steckt jedoch Seehofer selbst in Not. Die Krise ist selbstverschuldet.

Er präsentierte sich früher als Politiker mit seiner intakten Familie. Auf den Plakaten "verkaufte" er sich immer wieder als vorbildlicher Familienvater. Nachdem jedoch die Medien publik gemacht haben, dass er eine Geliebte geschwängert hatte, wurde Seehofer zu einem - für ihn unerfreulichen - Medienthema. Weil der Seitensprung etwas mit seiner politischer Haltung zu tun hat, ist für die Medien in diesem Fall den "Schutz der Privatsphäre" nicht mehr unantastbar. Als Mann der Oeffentlichkeit dürfen jetzt die Journalisten diese Klatschgeschichte ausschlachten.

der Politiker gefallen lassen, dass sein privates Verhalten offen gelegt wird.

Wir werden diese Fälle in Bezug auf das Verhalten des Politikers in Krisensituationen (gegenüber den Medien) mit Interesse weiterverfolgen. ***************************

Gelesen:

Bundesrat Leuenberger sagte in Konstanz zur Fluglärmproblematik:

"Gut Ding will Weile haben!"

Für unsere deutschen Nachbarn wird damit das Problem der Lärmbelästigung einmal mehr auf die lange Bank geschoben. Sie finden es langweilig, wenn so lange nichts getan wird.

Sonntag, 21. Januar 2007

Calmy-Rey irritiert mit Rütlifeier für Frauen

(Basiert auf Tagesanzeigerbeiträgen vom 19. Und 20. Januar)

Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey möchte zusammen mit einem Doppelauftritt zusammen mit Nationalratspräsidentin Christine Egerzegi die 1. Augustfeier 2007 auf dem Rütli zu einem nationalen Anlass erheben. Problematisch und irritierend ist der Umstand, dass die Feier nur für Frauen geplant ist.

Mit dieser ungewöhnlichen "Frauen - Variante" soll eine rechtsextreme Unterwanderung auf dem Rütli verunmöglicht werden. So gesehen besticht diese Idee. Aus unserer Sicht ist dieses Konzept zu wenig durchdacht. Denn es birgt Zündstoff für eine unerfreuliche gesellschaftspolitsche Diskussionen. Die Initiantinnen scheinen vergessen zu haben, dass sich die Frauen jahrelang gestört hatten am Umstand, dass früher ausschliesslich Männer die politische Landschaft für sich beansprucht hatten und die Frauenbewegungen nach jahrelangem Kampf erreicht hatten, dass heute Männer und Frauen gleichberechtigt nebeneinander politisieren dürfen. So gesehen liegt das Ansinnen - plötzlich wiederum nur ein Geschlecht an einer Feier partizipieren zu dürfen - schräg in der modernen politischen Landschaft. Es ist im Grunde genommen ein Rückschritt und damit unbegreiflich.

Kommentar: Wir begrüssen bei allen Kommunikationsprozessen den dialogischen Ansatz. Zwischen Frauen und Männern müsste das "Entweder Oder"- Denken endlich überwunden sein. Bei extremen Meinungen - wenn jemand Diskussionen ablehnt oder nicht bereit ist einen andere Meinung anzuhören- finden wir selblstverständlich eine Abgrenzung zulässig. Zwischen den Geschlechtern hingegen nicht. Aus unserer Sicht müssten somit die Organisatorinnen ihre geplante Bundesfeier auf dem Rütli (nur mit Frauen) nochmals überdenken. Ein "Entweder - Oder" wäre lediglich bei der Durchführung der Feier angebracht: "Entweder" gibt es eine Feier für Männer und Frauen - "Oder", es wird auf eine Feier verzichtet. Es darf auf keinen Fall eine Feier nur für Männer oder eine Feier nur für Frauen geben.

Nachtrag:

Nach dem Sonntagsblick vom 21. Januar gab es bereits harsche Worte gegen den heimlichen Plan eines "Frauen-Rütli". Der Vorschlag, nur Frauen einzuladen, sorgte unverzüglich für heisse Köpfe (wie vermutet!) FDP Nationalrat Edi Engelberger, der in der Rütlikommission sitzt, liess verlauten:

"Ich bin überrascht. Das war nicht mit uns abgesprochen!"

Wenn der Bundesrat gesagt hat, er werde uns finanziell nicht unterstützen, warum will dann Fau Calmy-Rey plötzlich auf dem Rütli auftreten? Angeblich soll Judith Stamm den fragwürdigen "Geheimplan" ausgearbeitet haben.

Kommentar:

Wir sehen endgültig schwarz für dieses unausgereifte Projekt. So heimlich wie es gekommen ist, folgt wahrscheinlich auch das AUS. Der Slogan "Damen statt Glatzen" muss besimmt ad acta gelegt werden. Bereits habe ich eine Karrikatur gesehen - mit Rechtsextremen, die in Frauenverkleidung aufs Rütli pilgern. Für Spott muss somit auch nicht gesorgt werden.

Fazit: Es lohnt sich, auch kreative Ideen genauer zu bedenken.

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Die Macht als Droge

Gedanken zum Rücktritt Edmund Stoibers

Weshalb Spitzenpolitiker nicht gehen können

Macht macht süchtig. Politiker und Stars werden von der Substanz "Macht" verändert. Wie eine Droge deformiert sie fliessend ihre Persönlichkeit. Sehr schnell merkt der Mächtige:

Ich bin bedeutend!

Alle hören mir zu!

Die Medien interessieren sich für mich!

Bodyguards, Helikopter, Blitzlichtgewitter - all das berauscht. Die Person wird infisziert. Geht es unverhofft um die Frage: "Gehen oder bleiben?" wird es kaum noch möglich sein, die "narzistische Zufuhr" aufzugeben. Die Sucht ist stärker als die Vernunft. Es ist einem Politiker einfach nicht mehr möglich, sich vom Machtzustand zu distanzieren. Er ist sich der Entzugsschmerzen bewusst. Die Weltsicht und die Sicht auf sich selbst ist in der Regel schon deformiert. Er ahnt die Entzugsschmerzen und weiss, dass er bei einem Rückzug "in ein Loch" fallen wird. Im "vorbewussten" Stadium empfindet der Politiker den Abgang als Bedrohung. Der Abgang käme einem Absturz gleich. Für den Süchtigen ist das Wegtreten keine Entlastung, keine Befreiung. Die Person weiss genau: wenn ich gehe, bin ich ein "medialer Niemand".

Es gibt somit nur eines: Bleiben! Er will, er muss bleiben und bleibt so lange als möglich - komme was kommen mag! Er klebt am Amt und wehrt sich verbissen, selbst dann noch, wenn sich seine Freunde und Zuschauer fragen, ob sich der "Klammeraffe" noch im Besitze seiner geistigen Kräfte ist.

Macht zerstört die Selbstwahrnehmung

Es ist unbestritten, dass die Droge Macht - wie jede Droge - die Persönlichkeit verändert. Bei der Macht geht es um die eingeschränkte Selbstwahrnehmung. Ich zitiere Max Weber, der zur Problematik "Angetrieben von der Droge Macht" schreibt:

"Indem sich der narzisstisch gestörte Führer vorzugsweise mit Ja-Sagern, Bewunderern und gewitzten Manipulatoren umgibt, verschafft er sich eine Bestätigung seines Selbstbildes, untergräbt jedoch zugleich seine realistische Selbstwahrnehmung und verfestigt seinen illusionären und von Feindbildern geprägten Weltbezug."

Dazu gibt genügend Beispiele:

Jürgen Möllemann oder Heidi Simonis litten an der Droge Macht. Bei Machtmenschen geht es nicht mehr nur um das Einkommen oder politische Erfolge. Es geht um die Droge "allseits wahrgenommen zu werden". Simonis stand da und sagte beim Abgang mit weinerlicher Stimme, wie ein kleines Kind:

"Was wird jetzt aus mir?"

Sharping

, der sich nach seinen Turtelspielchen im Pool als politische Führungsperson lächerlich gemacht hatte, holte sich nachträglich die "Bedeutungszufuhr" als Radfunktionär. Die Sucht "Machtgefühl" geht in der Regel mit einem Realitätsverlust einher. Konrad Adenauer sagte beim Verlassen des Kanzleramtes immerhin ehrlich: "Ich gehe nicht leichten Herzens." Schröder hingegen wollte die Tatsache nicht wahrhaben, dass er verloren hatte und sprach nach der Niederlage noch lange so , als habe er gewonnen. Er verdrängte seine Niederlage. Heute versucht er- sei es als Autor oder mit zahlreichen Aemtern - sein Ego zu vergolden.

Fazit: Macht macht süchtig und blind. Sie ist eine Droge!

Samstag, 20. Januar 2007

Gesprächskompetenz der Aerzte optimieren

Wer sich krank fühlt, geht zum Arzt. Was kann nun der Arzt tun, wenn der Patient keine aufschlussreichen Antworten gibt. Beispielsweise: "Ich habe ständig diese Schmerzen"- auf die Bauchregion zeigt und fragt. "Bitte sagen Sie mir, was ich habe!"

In konkreten Uebungen - in simulierten Gesprächssituationen- ist es möglich, dank aktivem Zuhören, Explorations- und situationsgerechtenFragetechniken die Gesprächskompetenz bereits bei Studenten innert weniger Stunden zu verbessern.

K+K hat ein Ausbildungsmodell entwickelt, wie Arzt und Patient zusammen auf die Suche nach den Ursachen der Schmerzen gehen kann. Wir helfen Ihnen gerne weiter, falls Sie sich für dieses Modell interessieren.

Freitag, 19. Januar 2007

Quelle sda:

Bundesgericht gibt Beschwerde des Schweizer Fernsehens Recht

Das TV-Konsumentenmagazin "Kassensturz" hat mit seiner Sendung "Nutzlose Schulmedizin: Kassen zahlen Millionen für nichts" die Programmbestimmungen nicht verletzt. Das Bundesgericht hat die Beschwerde des Schweizer Fernsehens (SF) gutgeheissen und damit gegen die UBI entschieden.

In der Sendung "Kassensturz" vom 7. Juni 2005 wurde ein Beitrag über die Wirksamkeit von Leistungen der Schulmedizin ausgestrahlt. Hintergrund bildete der Entscheid des Bundesrates, Leistungen der Komplementärmedizin künftig nicht mehr durch die obligatorische Grundversicherung zu übernehmen.

Die Sendung kritisierte diesen Entscheid und vermittelte die Botschaft, dass auch mehrere schulmedizinische Leistungen überprüft werden müssten. Gegen die Sendung erhob der Generalsekretär der Interpharma, dem Verband der forschendenen Phramafirmen, Beschwerde an die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI).

Er bemängelte, dass die Pharmabranche zu den gegen sie erhobenen Vorwürfen nicht habe Stellung nehmen können. Stattdessen sei nur ein Ausschnitt aus einem alten Interview mit ihm zur Problematik von Scheininnovationen gezeigt worden, das der "Kassensturz" vor 16 Monaten bereits in anderem Zusammenhang gesendet habe.

Die UBI hiess die Beschwerde 2005 gut und stellte eine Verletzung der Programmbestimmungen fest. Das Publikum habe sich keine eigene Meinung zur Haltung der Pharmabranche und von Interpharma bilden können. Zudem verletze die Ausstrahlung einer fast 16 Monate alten Aussage die journalistische Sorgfaltspflicht.

Das Bundesgericht hat nun die Beschwerde des SF gutgeheissen. Laut dem Urteil sind die Standpunkte der Beteiligten zum Thema Scheininnovationen ersichtlich geworden. Die Pharmabranche komme genau in jenem Punkt zu Wort, wo sie angesprochen werde. Das Publikum habe sich insofern ein eigenes Bild machen können.

Dieser Fall macht deutlich, dass es nicht einfach ist, in Medienfragen eindeutig zu entscheiden, wer Recht hat. Mit diesem Urteil dürfen wir künftig mit mehr Beschwerden rechnen.

Auch beim Kommunikationstraining gilt:

Steter Tropfen höhlt den Stein!

Sie haben gewiss viele Bücher über Kommunikation gelesen und lesen vielleicht auch regelmässig in unserem kostenlosen virtuellen Buch für Führungskräfte "www.rhetorik.ch". Nichts gegen das Lesen. Bedenken Sie dennoch: Bücher funktionieren nicht, wenn Sie langfristig und dauerhaft etwas ändern möchten. Bücher sind zu statisch und überrollen Sie mit einer Fülle von Erkenntnissen und Tipps, die sie gar nicht alle miteinander umsetzen können. Sie fühlen sich deshalb schnell überfordert und am Ende passiert nichts.

Deshalb empfehlen wir Ihnen, sich in einer individuellen Standortbestimmung Ihren wichtigsten Lernpunkt in einem Coaching im Simulator bei K+K zu erkennen. Wir erarbeiten mit Ihnen Ihr wichtigstes Lernbild und zeigen Ihnen, wie Sie auf der nächsten Lernetappe selbständig weiterarbeiten können. Zwei Stunden genügen vorerst.

Dank fachgerechtem Videofeedback werden Sie sich selbst besser kennen lernen und werden an dieser Satndortbestimmung erfahren, wie Sie ihre starken Seiten stärken können - statt sich auf alle schwachen Seiten zu fokussieren. Bei Lernprozessen hat sich das Prinzip bewährt: Schritt um Schritt. Tropfen um Tropfen. Nie zuviel auf einmal.

Amerikaner vertrauen immer mehr den BLOGS

Die US-Amerikaner vertrauen bei ihrer Information über die Politik zunehmend dem Internet. Dabei spielen Studien zufolge «Blogs» genannte Online-Tagebücher eine immer wichtigere Rolle.

Die zehn grössten US-Zeitungen zogen im Dezember dreimal so viele Leser mit ihren Blogs an als noch vor einem Jahr, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Studie des Marktforschungsunternehmens Nielsen//NetRatings hervorgeht.

(Quelle HEUTE 18.1.07)

Unsere Prognose:

Auch wir stellen fest, dass jene privaten Blogs regelmässig und gerne genutzt werden, die sich auf seriöse Recherchen abstützen, kurz sind und keinen sektiererischen Ansatz haben. Viele Blogs können - wie die Presse - für die Leser eine wertvolle Orientierungshilfe sein.

Vermutlich wird es künftig auch privates Internet -TV geben. (Mit einem Projekt namens Joost wollen die mit Skype und Kazaa bekannt gewordenen Internet Unternehmer Nikas Zennström und Janus Friis schon heute das TV- Geschäft umkrempeln)

Donnerstag, 18. Januar 2007

Jugendgewalt: Nicht in den Staaten. Auch in der Schweiz eskalieren Gewalttaten von Jugendlichen.

Ein Schüler prügelt einen Mann zu Tode

Wir lesen im 20 Min:

Mutmasslicher Totschläger von Hedingen verhaftet

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Am Freitagabend (12. Januar 07) prügelten Jugendliche im Zürcherischen Hedingen einen 39-jährigen Mann tot. Heute konnte einer der Täter verhaftet werden. Der Junge ist 16 Jahre alt. In einem anderen Fall wollten Jugendliche jemanden bewusst umbringen.

Kommentar:

Wenn Kinder im Oberstufenschulalter Menschen todprügeln und - sogar mit der Absicht auf die Strasse gehen, jemanden bewusst umzubringen -, so hat dies bestimmt nichts mehr mit üblichen Rangeleien, Schlägereien unter Jugendlichen zu tun. Bereits in Gotthelf -Filmen gingen Männer im Wirtshaus auf einander los. Wenn aber Jugendliche, sogar Kinder kriminelle Gewalt zelebrieren (Sie können bekanntlich nicht bestraft werden wie die Erwachsenen. Sie unterstehen den Jugendstrafbestimmungen), müsste sich die Gesellschaft heute fragen, ob man nach den jüngsten zahlreichen Vorkommnissen von ausserwöhnlichen kriminellen Taten von Kindern, ohne Weiteres einfach zur Tagesordnung übergehen kann - mit dem Spruch: Es gab ja schon immer Gewalt und diese Auswüchse dürfen wir nicht dramatisieren.

Donnerstag, 11. Januar 2007

Bohlen ging schon früher zu weit

Bild online schreibt heute:

Jetzt dreht Bohlen durch!

Es folgt dann die Frage:

Geht Bohlen zu weit?

Dieter Bohlens vierte DSDS-Staffel ist jedoch heute nicht unausstehlicher als früher. Sie ist so unausstehlich wie je und je. Er ist immer zu weit gegangen!

Bohlen spielt seit Jahren den „Richter Gnadenlos“ über wenige talentierte oder die sogenannte Gurken-Kandidaten. Wir kommentierten verschiedentlich Bohlens unwürdige Exkutionsrhetorik . Die alten Anlysen können Sie im Suchfenster - oben rechts unter www.rhetorik.ch - finden. Sie müssen dort lediglich das Stichwort Bohlen eingeben.

Schon beim ersten Vor-Casting im Sommer auf Mallorca kündigte Bohlen an:

"Diesmal gibt von mir so harte Sprüche wie noch nie!"

Nicht verwunderlich. "Bild" spornte Bohlen ständig an - zu noch fieseren Sprüche und die Redaktion freute sich jeder Jahr, wenn Bohlen die Kandidaten in der neuen Staffel so richtig fertig machte. Die fragwürdigsten Aussagen wurden hernach online publiziert.

Bohlens Urteile haben überhaupt nichts mit Humor zu tun. Ist es ein Leistung, wenn man jungen Menschen , die ihren echten Auftritt ernst nehmen, vernichtende, beleidigende Worte an den Kopf wirft? Beispielsweise:

• „Du stehst da wie ein Schwanz in der Hochzeitsnacht. Aber am Ende kommt auch bei dir nichts raus.“

„Damit kannst du Kakerlaken ins Koma singen.“

„Du singst, als wenn du ’ne Klobürste im A... hättest.“

„Nett. Aber nett ist eben auch die kleine Schwester von Sch...“

„Nur gegen Schmerzensgeld höre ich mir das noch länger an.“

„Bei mir kommen solche Geräusche aus anderen Öffnungen.“

„Jeder Hasen-Pups hat mehr Power.“

„Warst du in der Kirche? Siehst so durchgeorgelt aus.“

„Deine Stimmbänder im Mülleimer – das wäre artgerechte Haltung.“

„Du bist wie Sprudelwasser: blubber, blubber und kein Geschmack.“

Die jüngsten Sprüche haben auch diese Jahr nichts mit Dialogik zu tun. Bohrens Killerrhetorik lebt vor allem von der Schadenfreude der Nichtbetroffenen. Wenn (naive?)Kandidaten mit fiesen Formulierungen vor einem Millionenpublikum erniedrigt werden, so kann dies Folgen haben. Die Jugendlichen wurden bestimmt nicht vorgängig auf einem Beipackzettel gewarnt: Ihre Teilnahme könnte für Sie gravierende psychische Folgen haben.

Den Kandidaten Alexander Berger und Paul Matu sagte Bohlen beispielsweise:

„Was ist der Unterschied zwischen euch und einem Eimer Sch...? Der Eimer!“

Die Schulfreunde von Alexander und Paul fanden nach der Sendung:

„Das war echt hart, wir waren geschockt. Wir wollten ja nur ein bisschen Spass machen. Irgendwo muss auch Schluss sein.“

Psychologin Dr. Gisela Rascher:

„Für die Casting-Kandidaten ist es hart. Da platzt ein Traum mit einem Satz. Mit diesem Zynismus können die Jugendlichen überhaupt nicht umgehen. Diese Szenen werden dann oft wiederholt, man ist am Boden zerstört und schämt sich.“

Sprecherin Anke Eickmeyer vom RTL:

„Einige Sprüche werden wir nicht ausstrahlen, denn im Eifer des Gefechts rutschen Dieter Bohlen und der Jury auch mal Sprüche unter der Gürtellinie raus.“

(Kommentar: Aus unserer Sicht "meist" unter der Gürtellinie)

Bohlen verteidigt zwar seine Exekutionsrhetorik mit den Worten (Quelle: BILD online):

„Es geht nicht darum, kleine Mädchen zum Heulen zu bringen, sondern die aufzuwecken, die irrtümlich glauben, singen zu können.“

(Kommentar: Bohlen kann doch nicht so dumm sein, dass er die Differenz zwischen AUFWECKEN und BELEIDIGEN nicht kennt).

Kommentar

Wir bleiben bei unserer Meinung:

Wer mit Menschen zu tun hat, vor allem, wer Menschen kritisieren muss, hat sich stets bewusst zu bleiben: Es geht um Menschen, um ihre Würde, um ihre Psyche. Bohlen scheint das Wort WERTSCHAETZUNG nicht zu kennen. Dennoch lassen ihn die Medien seit Jahren gewähren. Einen Lehrer würde man längst entlassen, würde er Jugendliche so behandeln wie Bohlen. Ich höre den Einwand: Diese Kandidaten sind doch selber schuld. Sie liefern sich freiwillig dem eigenen "Henker" freiwillig aus. Sie müssten bestens wissen, was ihnen blüht, falls.... Diese Argumentation hat bestimmt etwas für sich. Die Jugendlichen sind sich aber kaum bewusst, welche Auswirkungen das öffentliche Blossstellen und die unwürdige Erniedrigung auf die Psyche haben können. Was für zns gravierend und folgenschwer ist, bleibt der Umstand, dass Millionen von Jugendlichen die "Fertigmachsprüche" des Vorbildes Bohlen nachahmen. Sie lernen gleichsam am Bildschirm (die Sprüche werden immerhin einem Millionenpublikum zelebriert) dass Bohlens miese Exekutionsrhetorik bei den Medien gut ankommt. Die Fäkalsprache würde sonst von der Oeffentlichkeit nicht toleriert und von den Medien honeriert. Jugendliche erkennen schnell: Exekutionsrhetorik lohnt sich. Sie bringt Geld und ist cool. Sie kann auch zu Hause oder im Freundeskreis erfolgversprechend umgesetzt werden. Bohlens Sprüche werden trotz der kritischen Frage von der BILDredaktion nach wie vor geschätzt und gelobt. Verbalo-Brutalo Dieter Bohlen darf munter weiterhin vor 6,2 Mio. Zuschauern Menschen legal fertig machen. Für Bild bleibt Bohlen trotz Niveaulosigkeit der unangefochtene Sprüche-König. Seine verletzenden Sprüche sind für die Boulevardpresse immerhin Geld wert. Sie werden nämlich gelesen. Der Zweck scheint somit wieder einmal die unfairsten Mittel zu heiligen.

Mittwoch, 10. Januar 2007

Bereits am 24. September 06 hatte ich im BLOG geschrieben (Zitat):

Das war ungeschickt Ruth Dreifuss! ____________________________________________________________ Eine Ex-Bundesrätin liess sich als Galionsfigur für eine Abstimmungskampagne vor den Karren spannen, bei einer Initiative, die gegen den heutigen Bundesrat gerichtet war. Nach meinem Dafürhalten ist dieses Engagement - unabhängig von Sieg oder Niederlage - unklug gewesen. Ich kenne einen Politiker, der nach seiner Pensionierung dem Nachfolger immer wieder gute Ratschläge gab und sogar in der Presse mit Leserbriefen kund tat, dass der neue Amtsinhaber Fehler macht. Damit verlor der Ex- Politiker in der Oeffentlichkeit an Ansehen. Wenn ein Lehrer nach der Pensionierung der eigenen Schulgemeinde immer wieder öffentlich zu erkennen gibt, dass es die Nachfolger schlechter machen, so ist dies ebenso unklug, wie es das unbedachte Verhalten von Ex-Bundesrätin Ruth Dreifuss war. Das will nicht heissen, dass es Ruth Dreifuss verboten wäre, sich politisch zu betätigen oder sich für Soziales zu engagieren. Bei Sachfragen jedoch, die Entscheide des neuen Bundesrates betreffen, müsste sie unbedingt schweigen und dürfte bei diesen Geschäften nicht mehr die öffentliche Bühne betreten. Otto Stich gehörte leider auch zu jenen Magistraten, die es nicht fertiggebracht haben, sich nach dem Rücktritt in Bescheidenheit zu üben und sich in politischen Fragen der Bundesregierung konsequent zurückzuhalten. ______________________________________________________________ Die Weisheit von Amtsinhabern, die ihren Job abgeben oder zurücktreten, besteht darin, den Nachfolgern nicht mehr dreinzureden und ihnen nicht weis zu machen, dass sie auf dem falschen Weg sind. ______________________________________________________________ Das hat leider Ruth Dreifuss während der letzten Abstimmungskampagne gemacht. Auch ohne fremde Beratung hätte sie eigentlich selbst merken müssen, dass sie sich mit dem gutgemeinten Engagement nur schadet. Schade! Rebellische Alt - Bundesräte gab es glücklicherweise selten __________________________________________________________

Der erste war JAKAOB DUBS. Er schied 1872 im Streit aus dem Rat. Er gewann dann eine Kampagen gegen den Bundesrat. OTTO STICH konnte es nicht lassen, immer wieder gegen den Bundesrat zu sticheln. DOELF OGI mahnte einmal zu klaren Worten in der EU Frage. RUDOLF FRIEDRICH publizierte lediglich seine Sorgen, ohne aggressiv zu werden. RUTH DREIFUSS hingegen konnte es schon früher nicht lassen, gegen den Bundesrat anzutreten. Sie kämpfte schon einmal (erfolgreich!) gegen die AHV Revision. Blocher, gefragt, was er zu den jüngsten Attacken der Alt-Bundesrätin gegen die amtierende Regierung sage, meinte er lapidar: "Das ist eine Frage des Stils, und dazu äussere ich mich bekanntlich nicht." Obschon viele Journalisten geglaubt hatten, Ruth Dreifuss könnte die letzte Abstimmung zu Fall bringen, war nach unserem Dafürhalten das aufdringliche Engagement der Alt- Bundesrätin bei den Asyl-Vorlagen kontraproduktiv. Das Resultat bestätigt dies nun.

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NEU:

Wiederum stichelt Stich

Erneut konnte es ein Alt-Bundesrat nicht lassen, sich öffentlich gegen den jetzigen Bundesrat zu äussern. Jüngst stichelte er explizit gegen den Bundesrat. Diesmal vor allem gegen Bundesrat Blocher. Haben Ex. Bundesräte keine Hofnarren mehr, die sie davor bewahren, ins Fettnäpfchen zu treten?

Ich zitiere eine Sequenz aus E. Dewelys Gebet, welches der frühere Gouverneur in Readers Digest geschrieben hatte und Otto Stich lesen sollte:

"Allmächtiger, Du weisst es besser als ich, dass ich älter werde und eines Tages alt sein werde.... Befreie mich vor dem Streben, die Angelegenheiten anderer schlichten zu wollen!..."

Sonntag, 7. Januar 2007

Perfektionswahn als Lernbremse

Bei der Alltagsrhetorik blockiert der Perfektionswahn allzugerne den Weg zum Erfolg. Wer erkannt hat, dass auch nach dem besten Training wieder Fehler auftreten können und Fehler zum Leben gehören, wird schneller weiter kommen.

Ich kenne niemanden, der absichtlich Fehler macht. Doch treffen wir in Seminarien immer wieder Teilnehmer, die zu perfekt sein wollen. Ich hatte einamal ein Plakat mit allen Fehlern aufgelistet, die wir bei Redeprozessen machen können. Diese Seite erschlägt uns. Wenn ich diese Zusammenstellung zeige, wird allen klar, dass es unmöglich ist, alle Möglichkeiten von Fehlverhalten zu eliminieren. Es sind Hunderte! Deshalb haben wir eine Methode erarbeitet, bei der Sie punktuell lernen. Wir sanieren nicht alle "Fehler". Immer im Bewusstsein: Es ist nicht möglich, alles zu verbessern. Es ist auch nicht möglich 100%ig fehlerfrei zu reden. Meine Arbeit als Coach besteht deshalb darin, jenes Störfeld ausfindig zu machen, das am meisten stört und somit sofort saniert werden muss. (Dies ist die Hauptaufgabe jedes erfahrenen Coachs. er entscheidet, was beim Lernprozess prioritär ist). Erst wenn dieser "Fehler" saniert ist, folgt dann der nächste Lernschritt. Uebrigens: Sie haben gewiss auch festgestellt, dass sich oft - trotz fachgerechten Trainings - plötzlich alte Fehler unbemerkt einschleichen können. Das ist mit ein Grund, ständig an sich zu arbeiten mit hilfe einer externen Hilfe. So wie ein Pilot immer wieder im Simulator seine Kenntnisse überprüfen lässt, sollten wir uns ebenfalls regelmässig einer Standortbestimmung unterziehen.

Diese Methode basiert auf den modernsten Erkenntnissen der Lernpsychologie. Sie wird auch bei Profitrainern bei Spitzensportler - auf höchster Ebene - angewendet und sie hat sich in der Praxis bewährt. K+K hilft Ihnen gerne weiter und sind bereit, Sie auf Ihrem weiteren Lernweg zu begleiten.

Samstag, 6. Januar 2007

Google rekrutiert Mitarbeiter mit Interviews

Bei Google zählen nicht nur Noten und ein abgeschlossenes Hochschulstudium, sondern auch Selbständigkeit und Kreativität. Wer ein "Zoogler" werden will (So werden die Zürcher Google-Mitarbeiter genannt) muss sich im Schnitt zehn Interviews unterziehen. Für Google genügen traditionelle Auswahlmethoden nicht mehr. Keuchel von Google sagt:

"Wir wollen die richtige Mischung von Qualität,Quantität und Soft Skills."

Antworten auf ungewöhnliche Fragen werden ausgewertet. Z.B.

- Haben Sie schon einmal Hunde zum Geldverdienen gassi geführt?

- Haben Sie schon einmal eine wohltätige Organisation gegründet?

Kommentar:

Wir begrüssen lange Bewerbungsphasen. Vor allem Testläufe in der Praxis. Aus Interviews können wir sehr viel herauslesen. Wer Mitarbeitende rekrutiern will, die in wichtigen Team arbeiten müssen, darf sie nicht mehr nur auf Grund von Zeugnissen und einem Bewerbungsgespräch anstellen.

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Saddam Exekution immitiert?

Nachdem sich ein zehnjähriger Junge in Texas die Hinrichtung Saddam Husseins im TV angesehen hatte, wollte er dies nachspielen und erhängte sich.

Als der Bub Sergio Pelico mit seinem Onkel die Bilder von der Hinrichtung im Fernsehen gesehen hatte, ging er in sein Zimmer und hat ein Kleidungsstück am Hochbett befestigt, eine Schlinge geformt und diese um den Hals gezogen. Es wird vermutet, dass er das Gesehene nachspielen wollte, experimentierte und das Spiel dann ausser Kontrolle geriet.

Kommentar: Als Medienpädagoge ging ich vor Jahren immer wieder der Frage nach, wie stark Filme, Videos, Bücher, Fernsehsendungen Jugendliche beeinflussen. Eltern wollten nach Vorträgen wissen, ob ihre Kinder durch das Betrachten von Gewalt, Brutaloszenen usw. selbst auch gewalttätig werden könnten. Wenngleich diese Frage nie einfach mit Ja oder Nein beantwortet werden durfte ( weil verschiedenste Umstände mitspielen, wie psychische Stabilität, persönliche Befindlichkeit, Erziehung und Veranlagung), so macht uns der Tod des zehnjährigen Sergio immerhin darauf Aufmerksam, dass Geschichten und Bilder einen nicht zu unterschätzenden Einfluss haben. Gibt es doch auch das Lernen durch Vorzeigen und Nachahmen.

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Aehnliches führt immer zu Verwechslungen

Es besteht ein grosser Wirrwarr um die neuen Auskunftsnummern - seit es die Nr 111 nicht mehr gibt. Trotz Informationskampagnen haben viele Mühe, eine der neuen Nr 1818 oder 1811 usw. zu speichern. Seit der Umstellung gibt es täglich 200 Falschwähler, die der Feuerwehr 118 anrufen. Sie wünschten aber die Auskunft.

Das Drucheinander mit den Auskunftnummern und der Feuerwehrnummer wäre vorhersehbar gewesen. Denn: Es ist ein bekanntes Phänomen, dass Uneinheitliches, Aehnliches zu Störungen führt. Wir haben dies erlebt bei der Einführung der neuen Rechtschreibung. Durch das Hin und Her wusste niemand mehr, was eigentlich gilt. "Order et contreordre fait désordre", heisst es in Frankreich. Lernpsychologen haben längst erkannt, dass es viel schwieriger ist, zwei ähnliche Sprachen gleichzeitig zu lernen (z.B Spanisch und Portugiesisch). Schon in der Physikstunde haben wir in der Optik die Phänomene der Interferenzen kennen gelernt .

Kommentar: Es war ein gravierender Fehler, mehrere ähnliche Nummern gleichzeitig zu propagieren. Es ist zu hoffen, dass die Falschwähler die Linie zur Feuerwehr - bei einem Ernstfall - nicht blockieren. Auch bei wichtigen Telefonnummern gilt die Erfolgsformel: Zurück zur Einfachheit, zur Eindeutigkeit.

Freitag, 5. Januar 2007

Chefs führen- aber wie?

Vorgesetzten müssen wir mutig und selbstbewusst begegnen. Wir sind nicht nur Befehlsempfänger, sondern wir geben Rückmeldungen und beteiligen uns auch aktiv an Entscheidungsprozessen, wohl wissend, dass die letzte Entscheidung beim Chef liegt. Leider ist zu oft das Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern von Missverständnissen geprägt. Meist wird am Feierabend erzählt, was der Chef unsinniges angeordnet hat. Mitarbeitende fühlen sich übergangen oder sogar gemobbt (gebosst?). Es gibt Chefs, die aus Unsicherheit Rahmenbedingungn schaffen, die keine Dialoge zulassen. Sie wünschen ein Klima unwidersprochener Autorität. Wir können selbst viel dazu beitragen, das Kommunikationsklima zu verbessern. Doch gilt es, gewisse Spielregeln zu beachten

Direkt sagen was mir nicht passt

Die wenigsten Mitarbeiter haben es gelernt, freundlich und selbstsicher die eigene Meinung zu vertreten. Beides ist schlecht: Unterwürfigkeit sowie "Kritik im Plenum". Chefs wollen - wie wir auch - nicht vor anderen blossgestellt werden. Wenn ich will, dass meine Meinung, meine Anregung oder Kritik ernst genommen wird, müssen folgende Regeln beachtet werden:

1. Ich rede in einem freundlichen Umgangston (natürlich, echt)

2. Ich überlege vorher, wie ich mein Argument vortrage. Die wenigsten haben gelernt, einen Gedanken kurz und konkret auf den Punkt zu bringen

3. Ich muss den richtigen Augenblick, den richtigen Zeitpunkt finden

4. Ich kritisiere Chefs immer unter vier Augen (nie im Plenum oder im Team). Dann kann er das Gesicht nicht verlieren

Wer nicht unterwürfig auftritt, suggeriert dem Vorgesetzten, dass er die eigenen Arbeit ernst nimmt.

Wer offen, direkt und eindeutig das Anliegen (Vorschlag usw) auf den Punkt bringen kann und die Flucht nach vorn ergreift, wird zwar nicht unbedingt geliebt, aber dafür respektiert und anerkannt.

Menschen die Mut zeigen, haben den Aerger vom Tisch!

In Zeiten unsicherer Jobs fehlt vielen die Zivilcourage. Wer jedoch den Aerger schluckt, muss sich nicht wundern, wenn er sich dafür ein Magengeschwür einhandelt. Selbstverständlich lohnt es sich nicht, sich mit cholerischen Chefs anzulegen. Unser Tipp: Wenn der Vorgesetzte schreit, einfach weggehen. Bei übertriebenen Anforderungen müssen wir uns mit dem Team schützen. Dann können wir in der Gruppe auftreten und Solidarität für einen Kollegen zeigen. Nur in diesem Fall ist ein Gespräch vor versammelter Crew ratsamer als eines unter vier Augen.

Menschenkenntnis ist hilfreich

Wer erkennt, wie der Chef tickt, wer bestimmte Verhaltensweisen vorhersehen kann, besitzt gleichsam ein hilfreiches Frühwarnsystem. Dieses erleichtert der Umgang mit Vorgesetzten.

Behalten Sie die Stärken des Chefs im Auge.

Strahlen Sie selbst Motivation für die Arbeit aus. Dann überträgt sich dies auf das ganze Kommunikationsklima und die Arbeitsatmosphäre.

Chefs lassen sich nur führen und beeinflussen, wenn sie spüren, dass es Ihnen ernst ist.

Beides ist bei diesem Prozess wichtig:

Beharrlichkeit und Gelassenheit.

Ihr positiver Einfluss lohnt sich. Denn:

Nur ein mit einem erfolgreichen Chef kann ein Arbeitsteam Erfolg haben.

Fazit: Begegnen wir Chefs mit Mut und Zivilcourage. Das Wichtigste ist und bleibt jedoch die gegenseitige Wertschätzung!

Donnerstag, 4. Januar 2007

Natascha und die Medien

Im jüngsten Fernsehinterview gibt Natascha Kampusch mehr preis

Ich lag tagelang wach

«Ich habe schon meinen inneren Frieden geschlossen. Ich habe mir gedacht, jetzt gibt es dich bald nicht mehr», erzählte Natascha Kampusch über die Fahrt nach der Entführung in Priklopils weissem Kastenwagen. In ihrem Verlies blieb sie tagelang wach. «Ich wollte nicht, dass mir, während ich schlafe, etwas zustösst.»

«Man sieht nichts, man hört nur. Man hört das eigene Blut rauschen, man spürt die Enge, die Kälte, man denkt viel nach.» Thematisiert wurde in der jüngsten 50-minütigen Dokumentation auch das jetzige Leben der junge Frau und ihre Rolle in den Medien.

Jugendpsychiater Friedrich: Kompensation für Leid

«Man tut ihr wahrscheinlich etwas Gutes, wenn man sie leben lässt», riet Jugendpsychiater Max Friedrich. Man solle Natascha Kampusch die Möglichkeit einer Kompensation für das erlittene Leid geben.

Können Medien Natascha bei der Verarbeitung des Leides helfen?

Früher schon sprach das Opfer vom Wunsch, Journalistin zu werden. Natascha hat für Regisseure, Verlage und Medien einen Marktwert. Fachleute streiten sich, ob die Medienauftritte der jungen Frau dem Heilungsprozess dienlich sei oder ob die Publizität letztlich nicht schädlich sein könnte.

Jugendpsychiater Friedrich findet:

Ein Star zu sein, könne der 18-Jährigen allerdings keinen derartigen Ausgleich bieten. Auf diesem Weg würde sie nur zum Starlet werden und von den Medien fallen gelassen.

Kommentar:

Wir teilen die Meinung, dass der jungen Frau nicht geholfen ist, wenn man sie zum Star macht. Natascha braucht Ruhe und benötigt eine fachgerechte Betreuung, vor allem eine kompetente, unabhängige Beratung im Umgang mit Medien. Es besteht derzeit die Gefahr, dass verschiedene Interessengruppen aus der Geschichte Kapital schlagen wollen. Jetzt braucht es jemand, der im richtigen Augenblick Nein sagen kann.

Mittwoch, 3. Januar 2007

Deutsche in der Schweiz nicht willkommen?

Nicht alle Deutsche werden wie Gerhard Schröder in der Schweiz mit offenen Armen empfangen. Immer noch gibt es Ressentiments auf die "Sauschwaben", die uns sagen, wo's lang geht. In den Führungsetagen, in Spitälern und Universitäten besetzen immer mehr deutsche Einwanderer Schlüsselpositionen. Ob dies vielen Schweizern Angst macht?

In 20 Min lesen wir heute:

Die Deutschen sind die am schnellsten wachsende Einwanderergruppe in der Schweiz. Bei vielen Schweizern weckt das tief liegende Ängste. So haben es Deutsche oft schwer, sich in der Schweiz zu integrieren. Nicht selten stossen sie auf Ablehnung.

«Geh doch heim ins Reich»

Unternehmensberater Maximilian Fenske hat beispielsweise in St. Gallen studiert - und viel Negarives erfahren. Besonders schwer sei es am Anfang gewesen, als er noch kein Schweizerdeutsch verstand.

«Selbst wenn ich darum bat, Hochdeutsch zu sprechen, fuhren viele in Schweizerdeutsch fort.»

Auch offene Ablehnung hat Fenske erlebt. So erinnert er sich an den Spruch: «Geht doch heim ins Reich.» Gefallen ist er auf dem Fussballplatz der Uni, als es zwischen Deutschen und Schweizern um die Platzbelegung ging.

Die meisten Deutschen können sich solche Episoden nicht vorstellen. «Die Deutschen wissen nicht, wie sie in der Schweiz gesehen werden», sagt Jens Wiese. Der IT-Spezialist lebt seit sechs Jahren in der Schweiz und ist Autor eines Blogs, der sich mit den Tücken des Schweizer Alltags befasst. «Viele Schweizer betrachten die Deutschen als arrogant.» Andererseits herrsche bei den meisten Deutschen die «grosse Ahnungslosigkeit». Zumeist haben sie eine völlig falsche Vorstellung über das Land und finden die Sprechweise der Schweizer amüsant. Und sie gingen von derselben Mentalität aus. Dabei - so Wiese - sei die Schweiz quasi ein anderer Kulturkreis. «Die Schweizer haben ein starkes Harmoniebedürfnis. Sie sind weniger direkt und weniger hierarchisch.» Auf deutsche Einwanderer lauern einige Fettnäpfchen. Etwa, wenn sie laut reden oder sich mit dem für Schweizer Ohren zu saloppen «tschüss» verabschieden.

Auf die «Sauschwaben» geschimpft

«Bereits im 15. Jahrhundert schimpften die Eidgenossen auf die 'Sauschwaben'», sagt Thomas Borer, ehemaliger Botschafter in Deutschland. Während des Zweiten Weltkriegs habe die Abneigung gegen die Deutschen ihren Höhepunkt erreicht. «Das hat vor allem die ältere Generation zutiefst geprägt», meint er. Heute empfindet er den Anti-Deutschen-Reflex viel geringer. «Ich denke, dass es heute einfach um die Behauptung des Kleinen gegen das Grosse geht». Es könne jedoch sein, dass sich in letzter Zeit die Animositäten wieder verstärkten, weil viele Schweizer um ihren Arbeitsplatz fürchteten.

Kommentar:

In Neuhausen aufgewachsen, habe ich selbst erlebt, wie wir nach dem zweiten Weltkrieg gewisse neureiche Deutsche, die mit dem Mercedes an den Rheinfall fuhren, bei uns das Bild von arroganten Deutschen geprägt hatten (Es waren jene Geschäftleute, die in den Ruinenstädten sehr schnell ihr Geld machten). Dies führte dazu, dass viele Schaffhauser, Aufenthalte im "arroganten" Deutschland bis heute meiden. Ich erlebte es immer wieder, dass in unserer Grenzregion viele davon ausgingen, dass alle Deutschen arrogante, überhebliche "Ellbogentypen" sind. Später arbeitete ich mit einem deutschen Diplompsychologen jahrelang zusammen und lernte das nördliche Nachbarland vor Ort kennen, auch unzählige angenehme, interessante Menschen. Dadurch wurden bei mir die Vorurteile rasch korrigiert und ich erkannte, dass es in Deutschland wie in der Schweiz gleich viele rücksichtslose Menschen gibt. Heute haben wir in Deutschland einen grossen Freundeskreis. Nach meinem Dafürhalten hat die Ablehnung "Fremden gegenüber" immer etwas mit der entsprechenden Anzahl zu tun. Sobald die Eigenständigkeit, der eigenen Arbeitsplatz bedroht ist, kommt es zwangsläufig zu einer Ablehnung.

Dienstag, 2. Januar 2007

Krisenkommunikation:

Verwirrinformationen über den Flugzeugwrack-Fund

So kann in einer Krisensituation ein Chaos entstehen

Angeblich wurde am 2. Januar das Wrack einer indonesischen Passagiermaschine entdeckt - darüber berichteten jedenfalls schon die Medien. Wir haben bereits gehört, dass zwölf Menschen lebend aus den Trümmern gerettet worden sein sollen.

Doch jetzt heisst es überraschenderweise: Die abgestürzte Boeing sei noch gar nicht gefunden.

Die Nachrichtenagentur Reuters meldete soeben unter Berufung auf den Leiter des indonesischen Luftwaffenstützpunkts in Makassar, Eddy Suyanto, der Jet sei noch nicht entdeckt worden. Vorherige Meldungen seien falsch, er bitte um Entschuldigung. So wird jedenfalls Suyanto zitiert. (Quelle: Spiegel online)

Wir lasen heute bereits von Berichten über angebliche Überlebende. Laut Zeugen sollen zwölf Menschen gerettet worden sein, ihr Zustand sei kritisch. Verkehrsminister Hatta Radjasa wollte jedoch diese Informationen nicht bestätigen. Den ersten Berichten zufolge soll sich die Rettung der Überlebenden und Bergung der Opfer als schwierig erweisen. Die Polizei soll den Fund des Unglücksjets indirekt bestätigt haben: Nach Informationen der Behörden könnten die letzten zehn Kilometer zur Unglücksstelle angeblich nur zu Fuss oder mit Geländefahrzeugen bewältigt werden.

Zu den Fakten:

Der Kontakt zu der Boeing brach bei schlechtem Wetter auf dem Flug von der Insel Java nach Sulawesi plötzlich ab. Laut Medienberichten soll die Maschine aus noch ungeklärter Ursache ungewöhnlich niedrig geflogen sein, als der Kontakt abbrach. Es wird vermutet, dass dem Flugzeug der Treibstoff ausging. Daten eines Satelliten sowie von anderen Flugzeugen in der Region sollten noch von der Unglücksmaschine ein Notsignal erhalten haben. Der für die Luftverkehr-Kommunikation zuständige Generaldirektor beim Transportministerium, Reportern teilte mit: "Wir haben Berichte, dass der Kontakt zur Maschine gegen 15 Uhr abbrach, eine Stunde später sollte sie am Sam Ratulangi Flughafen in Manado landen", hatte der Sprecher des Such- und Rettungsdienstes Indonesiens, Dodi, der wie viele Indonesier nur einen Namen trägt, berichtet. Zu dem Zeitpunkt habe in der Region heftiger Regen und starker Wind geherrscht. Erkenntnis: Wer in Krisensituationen Vermutungen kolportiert und Informationen verbreitet, die nicht bestätigt sind, muss sich nicht wundern, wenn diese Verwirrinformationen kontraproduktiv sind.

In diesem Fall leiden unter dem anhaltenden Informationschaos vor allem die Angehörigen der Passagiere.

Fazit:

Es dürfen nur belegte Fakten weiter gegeben werden!

Alles was gesagt wird, muss wahr sein!

Falls noch Fragen offen sind, so darf dies gesagt werden. Auch: Weshalb man noch nicht mehr sagen kann. D.h. Es sollte höchstens gesagt werden werden, welche Massnahmen ergriffen worden sind und bis wann man die ersten Resultate erwartet.